-->Hamburg
Senatsplan: Wohnen auf dem Wasser
Hausboote: Bis zu 1000 schwimmende Eigenheime sollen in wenigen Jahren entstehen.
Von Philip Volkmann-Schluck
Hamburg soll wachsen aber - nicht mehr nur zu Land, sondern jetzt auch auf dem Wasser. Das ist Kern eines Senatsplanes, der derzeit in der behördlichen Arbeitsgruppe"Schwimmende Häuser" ausgearbeitet wird. Einzelheiten werden noch geheimgehalten. Aber soviel sickerte schon durch: Anfang 2005 wird die Behörde eine Karte veröffentlichen, in der verzeichnet ist, wo auf Hamburgs Gewässern künftig Hausboote erlaubt sein werden. Experten rechnen damit, daß innerhalb weniger Jahre zwischen 500 und 1000 schwimmende Eigenheime geschaffen werden können.
"Besonders die Wasserflächen Harburgs, Hammerbrooks, Hamm-Süds, Wilhelmsburgs und des Bille-Reviers eignen sich als Wohnfläche. Sie sind tideunabhängig und bieten ausreichend Platz. Außen- und Binnenalster sind hingegen tabu. Stadtbild und Wassersport sollen nicht beeinträchtigt werden", sagt Hans-Christian Lied von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. CDU-Bauexperte Hans-Detlev Roock hofft, daß bereits im nächsten Jahr Hunderte Hausboote in diesen Gebieten liegen werden. Entscheidend dafür seien aber neben privater Nachfrage vor allem rechtliche Hürden für eine Genehmigung. Denn noch ist die Rechtslage unklar.
Die Hausboote, die bereits an der Billerhuder Insel oder am Spreehafen liegen, sind entweder geduldet oder auf Grundlage des Wasserrechts genehmigt. Danach muß ein Anschluß an Zu- und Abwasser, Strom und Müllentsorgung und eine Genehmigung des Eigentümers des angrenzenden Grundstücks vorhanden sein. Doch zusätzlich könnte auch das Bauplanungsrecht greifen."Dann wird es kompliziert", so Lied. Denn der Großteil der betroffenen Flächen grenzt entweder an Gebiete, die als Gewerbefläche ausgewiesen sind, oder liegt auf ihnen. Zahlreiche Bestimmungen zum Lärm- und Emissionsschutz müßten berücksichtigt werden. FDP-Bauexperte Lothar Hänsch befürchtet darüber hinaus einen Konflikt zwischen Wirtschafts- und Baubehörde."Das Amt für Strom- und Hafenbau hat sich bisher strikt geweigert, Hafenflächen für andere Nutzungen, z. B. Wohnungen, freizugeben." Ein weiteres Problem ist, daß die Stadt die Gebiete nach dem Bauplanungsrecht mit einem öffentlichen Straßennetz erschließen müßte. Die Finanzierung für ein Projekt dieser Größe sei ungewiß, so Lied.
Doch die Rostocker Firma Aqua-House ist optimistisch. Sie hat bereits eine 75 mal 100 Meter große Fläche im Harburger Binnenhafen gepachtet. Ab dem nächsten Jahr entsteht dort eine Siedlung mit sieben schwimmenden Eigenheimen."Rechtlich gesehen sind unsere Häuser Sportboote, obwohl sie über keinen eigenen Antrieb verfügen. Ob eine dauerhafte Bewohnung gestattet sein wird, bleibt abzuwarten", sagt Verkaufsberater Uli Schwartau (47). 70 Quadratmeter Nutzfläche, zwei Stockwerke, eine praktisch wartungsfreie Konstruktion aus einem Spezial-Kunststoff - und als Clou: ein biologisches Klärwerk an Bord. Je nach weiterer Ausstattung kostet ein Haus dieser Art zwischen 80 000 und 200 000 Euro.
Hausboote und schwimmende Häuser unterliegen übrigens ebenfalls baulichen Sicherheitsbestimmungen, zum Beispiel bezüglich der verwendeten Materialien, der Statik und des Feuerschutzes. Ein Unterschied zum Eigenheim auf dem Land ist jedoch, daß kein dazugehöriges Grundstück erworben werden kann:"Ã-ffentliche Gewässer bleiben öffentlich. Sie können nicht wie ein Grundstück gekauft, sondern nur per Sondernutzungsrecht bewohnt werden", so Lied.
erschienen am 9. Dezember 2004 in Hamburg
http://www.abendblatt.de/daten/2004/12/09/374284.html
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