EM-financial
24.12.2004, 13:03 |
@Popeye - Frage bzgl. der Mausefallen Exporte - Und Frohe Weihnachten @ALL Thread gesperrt |
-->Hallo Popeye,
ich habe mir in einer ruhigen Minute Dein Beispiel bezüglich der Geldmengenentwicklung und der Mausefallen durchgelesen und stimme soweit auch damit überein.
Dennoch sollten wir die Diskussion nicht einzig und allein auf dieses G-W-G beschränken, denn schließlich haben Japan und China und Asien insgesamt in den letzten Jahren höhere US-Dollar Reserven aufgebaut, als sie Aussenhandelsüberschüsse hatten...
Die Lösung des ganzen kann also nur in der US-Regierung zu finden sein, die ja ebenfalls über ihre eigene, zumeist Binnennachfrage nach US-Food, US-Armor, US-Rockets, usw. neues Kreditgeld in Umlauf bringen kann, weil US-Government als sicherer Kunde gilt. Die Frage lautet also tatsächlich, wenn US-Government aus China finanziert wird und keine entsprechenden Warenlieferungen damit verbunden sind, dann ist doch in den USA tatsächlich neues Geld entstanden, welches an China weitergereicht wurde... Oder wo mache ich hier einen Denkfehler?
Über den Zeitraum WANN das Geld geschaffen wurde gibt es wohl ebenfalls ein kleines Problem, denn das Geld war ja schon da, bevor es an die Chinesen weitergereicht wurde, dass bestreite ich auch gar nicht. Nur meine Frage geht nun dahingehend, ob das Geld ohne China geschaffen worden wäre, bzw. ob es möglich wäre ein US-Staatsdefizit zu fahren, ohne die Erklärung der weltweiten ZB's Dollartitel aufs eigene Buch zu nehmen?
Viele Grüße und allen im Forum ein frohes Weihnachtsfest!
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Popeye
24.12.2004, 16:51
@ EM-financial
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Re: @Popeye - Frage bzgl. der Mausefallen Exporte - Und Frohe Weihnachten @ALL |
-->Hallo, @EM-financial,
Du schreibst:
Dennoch sollten wir die Diskussion nicht einzig und allein auf dieses G-W-G beschränken, denn schließlich haben Japan und China und Asien insgesamt in den letzten Jahren höhere US-Dollar Reserven aufgebaut, als sie Aussenhandelsüberschüsse hatten...
Richtig! Japan ist grundsätzlich ein „Floater“-Land, hat aber heftig und regelwidrig interveniert. China hat einen festen Wechselkurs zum USD ist also eine „Fixer“. In dem Umfang in dem Japan an den Devisenmärkten interveniert hat sind die Reserven höher als der Leibi-Überschuss.
Die Lösung des ganzen kann also nur in der US-Regierung zu finden sein, die ja ebenfalls über ihre eigene, zumeist Binnennachfrage nach US-Food, US-Armor, US-Rockets, usw. neues Kreditgeld in Umlauf bringen kann, weil US-Government als sicherer Kunde gilt. Die Frage lautet also tatsächlich, wenn US-Government aus China finanziert wird und keine entsprechenden Warenlieferungen damit verbunden sind, dann ist doch in den USA tatsächlich neues Geld entstanden, welches an China weitergereicht wurde... Oder wo mache ich hier einen Denkfehler?
Zunächst würde ich China und Japan aus vielerlei Gründen nicht in einen Topf werfen. Zweitens, das Bild, das entsteht wenn Du sagst: „… wenn US-Government aus China finanziert wird….“ Liegt (gleichgültig wie China oder Japan in Besitz der USD gekommen ist) am Ende und nicht am Anfang der Kausalkette. Auf USD lautende Zahlungsmittel können nicht in China oder Japan entstehen, sie müssen in den USA entstehen und landen auf dem einen (Leibi-Überschuss) oder anderen Weg (Intervention) bei einer ausländischen Zentralbank.
Und hier wird nun der zentrale Fehler des Systems erkennbar, den der berühmte französische Ã-konom (und Berater de Gaulles) Jacques Rueff (1896-1978) einmal in folgendes Bonmot gekleidet hat:
Let me be more positive: if I had an agreement with my tailor that whatever money I pay him
returns to me the very same day as a loan, I would have no objection at all to ordering more suits
from him.
Die alles entscheidende Fehlkonstruktion des Währungssystems beim „dirty floating“ (Japan) oder bei einem „pegged system“ (China) ist genau dieser Umstand: Die monetären Fremdwährungsüberschüsse, die sich durch den Leistungsbilanzüberschuss oder Interventionen bei ausländischen Zentralbanken ansammeln, fließen in die USA zurück (Kauf von Staatsanleihen). Durch diesen fehlerhaften Mechanismus werden die USA nicht zu dem theoretisch notwendigen Anpassungsmechanismus eines Leibi-Defizit-Landes gezwungen. Vielmehr wird so verhindert, dass die Geldmenge schrumpft und die Zinsen ansteigen und der Wechselkurs fällt.
Man kann sich das sehr deutlich vorstellen, wenn man den oben geschilderten Mechanismus mit dem einer Goldwährung vergleicht. Das Leibi-Defizit der USA müsste durch Gold-Transfer nach China oder Japan ausgeglichen werden. Der Wechselkurs würde fallen, die US-Geldmenge würde schrumpfen, die Zinsen ansteigen und umgekehrt in den Überschuss-Ländern.
Theoretisch richtig müssten also alle USD, die sich bei den Zentralbanken in Japan und China angesammelt haben „stillgelegt“ werden. Sie dürften nicht wieder in den USA angelegt werden.
Das aber verhindern liebe und weitsichtige Politiker wie Herr Eichel: „Gold bringt keine Zinsen“.
Was theoretisch richtig ist, hat aber leider einen Haken. Wiewohl privatwirtschaftlich alle Importe aus China und Japan von den US-Importeuren „bezahlt“ wurden, hängt das internationale Währungssystem immer noch in der leistungswirtschaftlichen Gedankenwelt des „Warengeldes“. Und solange Japan und China diese USD-Forderungen halten, sind die US-Importe zwar „bezahlt“, es ist aber eben nicht „geleistet“ worden.
All dies hat jedoch gar nichts mit „neuem“ oder „altem“ Geld/Kredit zu tun. Es ist ein krasser Systemfehler in einem Kreditgeldsystem mit flexiblen Wechselkursen Devisenmarktinterventionen und/oder „pegging“ zu erlauben.
Gruß
und fröhlichen Weihnachten an alle!
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R.Deutsch
25.12.2004, 09:09
@ EM-financial
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Re: @EM-fincial - Mausefallen - Und Frohe Weihnachten @ALL |
-->Hi EM,
Du schreibst:
Die Frage lautet also tatsächlich, wenn US-Government aus China finanziert wird und keine entsprechenden Warenlieferungen damit verbunden sind, dann ist doch in den USA tatsächlich neues Geld entstanden, welches an China weitergereicht wurde... Oder wo mache ich hier einen Denkfehler?
Nicht in USA sondern in China ist neues Geld entstanden nämlich die Yuan, mit denen die chinesische ZB die 100.000 Dollar angekauft hat.
Popeye hat sich da mit einem bösen Trick rausgemogelt, indem er unterstellt, die 100.000 Dollar würden im Keller der chinesischen ZB vor sich hin schimmeln und an ihrer Stelle nun die Yuan umlaufen, um so zu dem verblüffenden Ergebnis zu kommen:
„Ist nun neues Geld entstanden? Klar, laut und deutlich: NEIN“
Mal abgesehen davon, dass die 100.000 Dollar im Keller der chin. ZB ja nach wie vor Geld sind (anders als die Yuan im Keller), und 100.000 im Keller plus die entsprechenden Yuan im Umlauf eben bedeutet, dass nun 200.000 statt vorher 100.000 in der Welt sind, so lässt die ZB die 100.000 Dollar ja nicht im Keller verschimmeln, sondern kauft US Anleihen dafür und damit sind eben 200.000 im Umlauf.
Also Klar, laut und deutlich: NEIN
Frohes Fest an Alle
R.Deutsch
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Firmian
25.12.2004, 10:05
@ R.Deutsch
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Re: @RD pöse dricks |
-->
>Popeye hat sich da mit einem bösen Trick rausgemogelt, indem er unterstellt, die 100.000 Dollar würden im Keller der chinesischen ZB vor sich hin schimmeln und an ihrer Stelle nun die Yuan umlaufen, um so zu dem verblüffenden Ergebnis zu kommen:
>„Ist nun neues Geld entstanden? Klar, laut und deutlich: NEIN“
>Mal abgesehen davon, dass die 100.000 Dollar im Keller der chin. ZB ja nach wie vor Geld sind (anders als die Yuan im Keller), und 100.000 im Keller plus die entsprechenden Yuan im Umlauf eben bedeutet, dass nun 200.000 statt vorher 100.000 in der Welt sind, so lässt die ZB die 100.000 Dollar ja nicht im Keller verschimmeln, sondern kauft US Anleihen dafür und damit sind eben 200.000 im Umlauf.
>Also Klar, laut und deutlich: NEIN
Also Klar, laut und deutlich: NEIN, zu dem was Du da verargumentierst!
Langsam bleibt nur noch die Wahl zwischen Altersstarrsinn und und Unverstand, denn Böswilligkeit mag ich bei Dir nicht finden.
Bedenklich scheint mir vor allem, Popeye böse Tricks zu unterstellen.
Und daß da keine Dollarnoten im Keller der ZB liegen, weißt Du auch.
Unerfreulich das Ganze!
Besinnliche Tage
und hübsche Unzen in Gold und Silber
wünscht Dir und allen hier
Firmian
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R.Deutsch
25.12.2004, 10:43
@ Firmian
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Re: Altersstarrsinn:-) |
-->Hallo Firmian,
Du schreibst:
Und daß da keine Dollarnoten im Keller der ZB liegen, weißt Du auch.
Popeye schreibt:
Am Fälligkeitstag fehlen unserer anonymen US-Bank die nämlichen USD 100.000, die im Tresor der chinesischen Zentralbank Staub ansammeln
Wie soll ich das verstehen?
Gruß
RD
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R.Deutsch
25.12.2004, 10:51
@ Firmian
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Re: War eigentlich kein böser Trick |
-->sondern ein eleganter Trick, indem er einfach die 100.000 im Keller liegen lässt und sie so natürlich nicht"in der Welt" sind.
Gruß
RD
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Popeye
25.12.2004, 10:52
@ R.Deutsch
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Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten |
-->
Lieber @R.D.,
Deine Ursprüngliche Frage lautete:
Es geht um die Frage, ob durch einen z.B. japanischen Außenhandelsüberschuss mit Amerika (Außenhandelsdefizit von Amerika) neues Geld (Kreditgeld) entsteht oder nicht.
Mein Kommentar, auf den Du Dich vermutlich beziehst, lautete:
Logisch schlüssig ist nur eine Folgerung erlaubt: Solange die chinesische Zentralbank ihre angekauften USD-Noten im Bestand behält „fehlen“ sie jemandem in den USA - und dies in exakt der gleichen Höhe in der in China vermeintlich „neues Geld“ (siehe dazu auch @Dimis Posting) entstanden zu sein scheint, oder in meiner Terminologie: - neues Geld altes Geld ersetzt hat (G-W-G).
Wie anderen Ortes beschrieben, liegt das Problem, das Du mit Deiner Frage vermutlich ansprechen wolltest, beim Recycling der USD der asiatischen Zentralbankguthaben. Wie dort ebenfalls ausgeführt (und von EM-financial richtig erkannt) muss dies keineswegs etwas mit Exportüberschüssen zu tun haben.
Ich empfehle dringend folgende Alternativen:
- Deine Fragen präziser zu formulieren
- Über den Unterschied zwischen „bezahlen“ und „leisten“ im Kontext des internationalen Währungssystems nachzudenken.
- Die Lektüre des von Dir (und mir) so geschätzten Buches von Wolfram Engels: Notenbanktechnik, Instrumente und Verfahren der monetären Stabilitätspolitik, Frankfurt, 1979
Grüße von Haus zu Haus
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Dimi
25.12.2004, 12:11
@ Firmian
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Re: Du unterstellst implizit, daß die Währungskurse unbeachtlich seien. |
-->Das ist aber nicht der Fall.
Die asiatische ZB hält Forderungen in USD und schuldet den gleichen Betrag in einheimischer Währung. Dieser Fall ist klar zu scheiden vom Fall nur einer Währung, der sofort glattstellbar wäre, und der zudem keine (Export-)Subvention darstellte.
Dadurch wird die implizite Annahme für Dein Modell, die Unterschiedlichkeit der Währungen sei unbeachtlich, unzulässig.
Gruß, Dimi
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