-->Das Zerstörungspotential der Tsunamis, die am zweiten Weihnachtsfeiertag innerhalb kürzester Zeit große Küstenabschnitte Südostasiens überrollten, Zigtausende in den Tod riss und Millionen von Menschen obdachlos machte, übersteigt die Vorstellungskraft vieler von uns.
Bekannte waren mit ihrer kleinen Tochter in Khao Lak und stiegen gerade in ein pick-up als die Welle 50 Meter hinter ihnen auf das Ufer zurollte. Unsere Freunde sind mittlerweile wieder unverletzt zurück, doch das ist die glückliche Ausnahme. Von Khao Lak ist praktisch nichts mehr übrig. Und die Situation unter den Ärmsten der Armen in Indien, Indonesien, Sri Lanka oder Thailand ist ja um ein Tausendfaches schlimmer als die Not unter den Touristen aus den reichen Ländern. Ganze Regionen sind auf viele Jahre hin verwüstet: ökonomisch, ökologisch, politisch(?). Die Spätfolgen dieser Naturkatastrophe sind jetzt noch kaum absehbar.
Wohl jede/r von uns kennt die kleinen und großen Katastrophen einer menschlichen Biografie: da gibt es Stress in der Beziehung, der sich häufig an Nichtigkeiten entzündet, oder aber das Leiden daran, dass es keinen Beziehungspartner gibt, da müssen aber auch Schicksalsschläge wie schlimme Krankheiten, Verletzungen oder der Verlust geliebter Menschen verkraftet, existentielle Ängste und Sorgen um die Zukunft bewältigt und gemeistert werden.
Doch wer von uns kannte an Heilig Abend schon die Bedeutung des Wortes „Tsunami“? Von der „Monsterwelle“ ist in den Medien die Rede, so als handele es sich bei dieser Zerstörung um die willentliche Zerstörungstat eines oder mehrerer Menschen, wie es zum Beispiel bei Terroranschlägen, Kriegs- oder Kapitalverbrechen der Fall ist. Wer von einer „Monsterwelle“ spricht, dämonisiert damit die Natur und fällt zurück auf eine frühkindliche, ja steinzeitliche magische Vorstellungswelt, die unserer heutigen Zeit und Situation in keiner Weise mehr entspricht. Psychologisch gesprochen ist dies eine spontane Altersregression, ein Rückfall in eine infantile Phase des Erlebens und Verhaltens, in der die Welt magisch erscheint und „Erwachsensein“ ein unbekanntes Fremdwort darstellt. Eine verständliche Haltung angesichts traumatisierender Erlebnisse, doch leider in keiner Weise weiter führend.
Wenn uns als kleines Kind ein Malheur passiert ist, wurden wir einfach zornig oder haben laut geweint, und meist kam ja auch rasch eine erwachsene Person und hat uns aus der Patsche geholfen und das Problem beseitigt. Erst nach und nach lernten wir dann, auf eigenen Beinen zu stehen und Probleme als Herausforderung zu erkennen, deren Hintergründe zu analysieren und selbst nach möglichen Lösungen zu suchen.
Wenn nun aber die Herausforderung uns zu groß erscheint und wir befürchten, an ihrer Bewältigung zu scheitern, fallen wir oft in Sekundenschnelle zurück auf kleinkindliche Verhaltensweisen, die früher ja auch in der Tat häufig mit Erfolg gekrönt waren, als wir eben noch kleine unmündige Kinder gewesen sind. Wie aber ergeht es erwachsenen Menschen, die sich verhalten wie kleine unmündige Kinder? Auch Erwachsene schimpfen manchmal über den „blöden Stuhl“, an dem sie sich gestoßen haben, wettern gegen Gott, „der das alles zulässt“, und sein „Bodenpersonal“, die bei einer Kirche beschäftigten Menschen oder die Institution Kirche oder gar gegen die Religion im Allgemeinen. Verständlich ist das, aber wenig zielführend. Die eigentliche Frage lautet doch: Was können wir denn ganz konkret tun angesichts des millionenfachen Leides, das aktuell über die Welt hereingebrochen ist?
Was die Menschen in der Krisenregion jetzt am dringendsten brauchen, ist sauberes Trinkwasser, Nahrung, medizinische Hilfe, ein Dach über dem Kopf. Wir können dies am sinnvollsten unterstützen durch Geldspenden an Hilfsorganisationen, die über die entsprechenden Kontakte und Kanäle und die notwendige langjährige Erfahrung verfügen, rasch und kompetent vor Ort dazu beizutragen, dass die betroffenen Menschen überlebensnotwendige Unterstützung bekommen. Eine Liste kirchlicher wie nichtkirchlicher Hilfsorganisationen samt Spendenkonten und Hintergrundinformation sind z. B. gelistet unter: http://portale.web.de/Schlagzeilen/Erdbeben/?msg_id=1104238607
Der „Wiederaufbau“ in einem wirklich armen Land braucht dann einen noch viel längeren Atem, als den nach der Flutkatastrophe in Ostdeutschland im August 2002. Unzählige Fischerfamilien in Indien, Sri Lanka, Indonesien und anderswo kauften ihre Boote mangels fehlender Eigenmittel auf Kredit. Viele dieser Fischer fanden jetzt nach dem Seebeben während ihrer Arbeit auf dem Meer den Tod. Die Erwerbsgrundlage dieser Familien ist zerstört, die Männer und ein Teil der Kinder sind gestorben. Zurück bleiben die Witwen mit den ihnen noch verbliebenen Kindern, die jetzt ohne Existenzgrundlage, ohne Hütte, ohne sauberes Trinkwasser, belastet mit den aufgenommenen Krediten ums nackte Überleben kämpfen.
Bereits 1988 erklärte die Generalversammlung der UN das Jahr 2005 zum Jahr der Microkredite. Hier liegt eine echte Chance, nachhaltig zu einem Wiederaufbau der zerstörten Küstenregionen auch unseren Beitrag zu leisten. Mehr darüber im Internet unter: www.oikocredit.org
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-->"Doch wer von uns kannte an Heilig Abend schon die Bedeutung des Wortes „Tsunami“?"
Auch auf die Gefahr, dass das jetzt etwas klugscheißerisch daherkommt: von Tsunamis habe ich bereits im Alter von 12 Jahren gelesen, und das ist nun weit über ein Vierteljahrhundert her. Und ich bin mir sicher, dass auch den anderen Forenmitgliedern dieses Phänomen seit langem ein Begriff ist.
Schön, dass Deine Freunde die Katastrophe überlebt haben. Weniger freue ich mich über das Überleben des deutschen Pärchens, das im TV zu sehen war.
Die beiden schlenderten einen Tag nach der Welle völlig schmerzfrei über den Strand und beklagten ihre gesunkene"Urlaubsstimmung", weil der Strand nicht sofort"saubergemacht" wird.
Ohnehin ist das Ganze wieder ein gutes Beispiel dafür, wie leichtsinnig zu Werke gegangen wird.
Da ist ein Homevideo zu sehen, in dem ein Vater seine Frau und sein kleines Kind am Strand filmt, als sich plötzlich das Meer dutzende von Metern zurückzieht - der Tsunami-Klassiker. Die Familie freut sich über das vermeintlich harmlose Naturschauspiel!
Und rennt erst los, nachdem die Schaumkrone am Horizont zu sehen ist.
Natürlich mussten die meisten Hotelanlagen auch direkt am Strand errichtet werden, damit der von Natur aus faule Touri auch keinen Meter zuviel gehen muss.
Wer liest schon gerne im Prospekt von"Strand einen Kilometer entfernt"?
Usw, usf.
Wie gesagt, vielleicht nicht passende Gedanken in der allgemeinen Betroffenheit.
Aber das, was mir zur Zeit so durch den Kopf geht.
Gruß
Nachfrager
P.S.:"Der „Wiederaufbau“ in einem wirklich armen Land braucht dann einen noch viel längeren Atem, als den nach der Flutkatastrophe in Ostdeutschland im August 2002."
Dieses Vergleich finde ich übrigens noch geschmackloser als das oben beschriebene Pärchen.
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-->>Wenn uns als kleines Kind ein Malheur passiert ist, wurden wir einfach zornig oder haben laut geweint, und meist kam ja auch rasch eine erwachsene Person und hat uns aus der Patsche geholfen und das Problem beseitigt.
Na rate mal weshalb Rot-Grün schon wieder mit der Gießkanne Geld verteilt? Meist unüberlegt, hektisch, sinnlos, nutzlos,.. einzig um die von Dir zutreffend beschriebene Illusion des"großen Problemlösers" weiter zu päppeln. Und die ersten sabbeln auch schon davon, daß"... der Tsunami eine Folge der Erderwärmung ist"
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