dottore
05.01.2005, 16:35 |
Back to the EW-roots: Remember Hamilton Bolton? Thread gesperrt |
-->Hi,
nicht dass ich schon jetzt die schöne 05er-Laune verderben möchte. Aber gelegentlich sollte man auch wieder in älteren Schriften stöbern.
Hier in dem, was der"Analyst" (damals noch nicht unbedingt ein Schimpfwort) Hamilton Bolton vor einem halben Jahrhundert so von sich gegeben hat (er war Elliotter und eine Sammlung seiner Schriften & Briefe wurde von Bob Prechter herausgegeben):
[img][/img]
Bolton hat seine Hausaufgaben gemacht, die Kredittheorie der österreichischen Schule verinnerlicht und die Geschichte der Deflationen und Depressionen durchflöht.
Dabei stieß er u.a. auf diese Kennzeichen:
1. Der Starter ist immer eine Kreditkontraktion.
2. Diese folgt einer Phase exzessiven Kreditierens.
3. Diese Phase kann Jahre anhalten.
4. Das Ende kommt überraschend.
5. Der Ablauf bis zum Ende variiert von Ereignis zu Ereignis.
6. Dadurch lässt sich das Publikum täuschen ("diesmal ist es anders").
7. Die Spitze wird durch ein ungewöhnliches Ereignis markiert (outside event), das schwer zu deuten ist und erst rückblickend"verstanden" wird.
8. Dass sich die Chose auf die Spitze zubewegt, ist viele Monate, manchmal Jahre im Voraus zu erkennen.
9. Sog."warnende Stimmen" werden mit zunehmender Abneigung gehört und schließlich als"lächerlich" bezeichnet, da sie sich erst dann bewahrheiten können, nachdem die Spitze überschritten wurde.
10. Kennzeichen nahender Spitzen, sind plötzliche,"ansatzlose" Einbrüche an allen möglichen Märkten.
11. Diese werden aber schnell wieder vergessen, da sich der wirkliche Absturz nicht ereignet.
12. Kennzeichen dieses ist dann die Panik.
13. Diese kann sich in allen möglichen"Umfeldern" ereignen, sogar bei Budgetüberschüssen (Boltons Beispiel: 1837 in den USA).
14. Die Panik ist erst dann eine, wenn es um die Angst um und die folgende Liquidierung von Kredite(n) geht.
15. Dann allerdings breitet sie sich rasend schnell aus.
16. Die Gefahr einer solchen Entwicklung nimmt durch die prolongierende und insofern das Publikum beruhigende Kreditierung ("lender of last resort" usw.) nicht etwa ab, sondern zu.
17. Diese Kreditierungen federn die einbrechende Krise anschließend ebenfalls nicht etwa ab, sondern verschärfen sie.
Nun kann gern eingewendet werden: Alles olle Kamellen und überdies aus der Zeit des letzten Rests des Golddevisen-Standards.
Andererseits bleibt Kredit Kredit - egal, worauf er lautet. Und Exzesskredit bleibt Exzesskredit - auch wenn
a) der Begriff"Exzess" dehnbar und inoperational ist und sich außerdem weltweit auf Einzelmärkte dergestalt verteilt, dass sie"regionalisierbar" sind, obwohl der Kredit heute ein Global-Phänomen darstellt.
b) der"Exzess" bei"normalen" Krediten, auf die Bolton abhebt ("self-liquidating", also solche, die in klassischer Manier aufgebaut und mit Hilfe von vermarktetem BIP wieder abgetragen werden) durch die weltweit schleichende Sozialisierung sämtlicher Kredite, die also gleitend und fast unmerklich via"Garantien" und/oder Prolongationen usw. ins Große Buch der Staaten rutschen, tatsächlich eine "Neue Welt" entstehen lassen.
Dann hätten wir eine Staatswirtschaft ganz neuer Art. Nämlich eine solche im monetär-kreditären und nicht - wie bisher through the ages - eine solche im realwirtschaftlichen Bereich.
Wer weiß? Ich weiß es nicht.
Gruß!
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Trithemius
05.01.2005, 18:34
@ dottore
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Re: Weiß es ein Inder? |
-->Aus einem Artikel, der auf KITCO-Seite steht:
"If the technical picture is correct, stock may lose 40% of its current value in the next six months. The head and shoulder pattern formed and stocks decisively broke the channel after forming a solid straight moving average convergence and divergence line for more than seven weeks.
The Gold market is showing even worse signs. Gold can test $300 an oz in next six months also.
In Radio talk shows in America, I could not find a single bear on stocks and Gold.
What really surprises many experts is something that violates all text book theories of economics.
If the charts are correctly predicting future we are seeing something that the world has not seen in seventy-five years since the last depression in America. Stocks and Gold crashing down with long term bond yields at thirty years low - points to coming deflation and economic depression.
The shortage and higher price of oil and other commodities will make companies look for more ways to cut cost. Outsourcing and lay offs will intensify. This will just fire up a deflationary scenario, which already exist under the rug.
Once the Jeannie called deflation is out, debt overloaded the consumers and households will start paying off loans instead of buying goodies from cars to new homes.
The social security reform will further make them nervous and fearing they will have nothing to retire upon, consumers will start saving at 10% per year instead of virtually zero as of today. This will really take pricing power out from the companies.
As in the auto market, every market will have to provide huge incentives for bringing people in buy any item. This will provide the way for the hard word D - yes depression. The unemployment can reach 20% and this depression can continue for decades as families, individuals, corporations and the Governments focus on paying debt off instead of expanding or doing anything that needs expendable cash.
The dollar as a matter of fact will strengthen - exactly opposite to what every one has taken for granted. Currently it takes 133 dollars to buy 100 euro. In a few years it will be 133 euros that gets converted to 100 US dollars.
This is because, as the biggest market of the world collapse in debt and anxiety, the Europe and Japan will also tumble into deeper recession. The Asian, Russian and Brazilian economies will explode on the up side primarily because of their domestic strength. Their export markets will collapse too."
Bißchen viel auf einmal - wie kommt ein Inder ("India Daily") zu derart extremen Aussagen?
MfG - Trit
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BillyGoatGruff
05.01.2005, 18:36
@ dottore
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I don't remember, aber danke für die spannende Recherche! (o.Text) |
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Josef
05.01.2005, 20:22
@ Trithemius
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Re: Weiß es ein Inder? Wahrscheinlich hat er die Gabe des"Remote Viewing" (o.Text) |
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- Elli -
05.01.2005, 21:12
@ Trithemius
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Re: Das lesen die meisten hier nicht gerne, daher: Danke (o.Text) |
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x Thomas
05.01.2005, 23:18
@ dottore
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Re: Back to the EW-roots: Remember Hamilton Bolton? |
-->Hmm, im Prinzip dürfte nahezu jeder wissen, dass es irgendwann krachen muss.
Was hilft dieses Wissen aber, wenn sich der Zeitraum nicht festmachen lässt?
- Manche warten schon ziemlich lange.
- Es spricht vieles dafür, dass San Fran. kurz vor einem Megabeben steht. Wäre es da nicht logisch, auf gute Miete zu verzichten, und sein Häuschen zu verkaufen, solange es noch etwas zu verkaufen gibt? - Allerdings könnte es auch weitere 100 Jahre gut gehen, und man bekommt eventuell Miete wie sonst nirgends?
Klar kommt es überraschend, und vor allem anders als man denkt. Ich bin sicher auch Sie werden überrascht sein. Meist ist es dann so, dass der so sorgfältig ausgearbeitete Notfall-Plan, der schon Jahre in der Schublade liegt, schlicht nicht funktioniert, weil ein paar Spielverderber die Regeln vorher geringfügig abändern. - Und schon relativiert sich das ganze Wissen in den Geschischtsbüchern. Wie es richtig gewesen wäre, lesen wir dann im nächsten Geschichtsbuch.
Ansonsten sehr interessant.
Gruss
Thomas
>Hi,
>nicht dass ich schon jetzt die schöne 05er-Laune verderben möchte. Aber gelegentlich sollte man auch wieder in älteren Schriften stöbern.
>Hier in dem, was der"Analyst" (damals noch nicht unbedingt ein Schimpfwort) Hamilton Bolton vor einem halben Jahrhundert so von sich gegeben hat (er war Elliotter und eine Sammlung seiner Schriften & Briefe wurde von Bob Prechter herausgegeben):
>[img][/img]
>Bolton hat seine Hausaufgaben gemacht, die Kredittheorie der österreichischen Schule verinnerlicht und die Geschichte der Deflationen und Depressionen durchflöht.
>Dabei stieß er u.a. auf diese Kennzeichen:
>1. Der Starter ist immer eine Kreditkontraktion.
>2. Diese folgt einer Phase exzessiven Kreditierens.
>3. Diese Phase kann Jahre anhalten.
>4. Das Ende kommt überraschend.
>5. Der Ablauf bis zum Ende variiert von Ereignis zu Ereignis.
>6. Dadurch lässt sich das Publikum täuschen ("diesmal ist es anders").
>7. Die Spitze wird durch ein ungewöhnliches Ereignis markiert (outside event), das schwer zu deuten ist und erst rückblickend"verstanden" wird.
>8. Dass sich die Chose auf die Spitze zubewegt, ist viele Monate, manchmal Jahre im Voraus zu erkennen.
>9. Sog."warnende Stimmen" werden mit zunehmender Abneigung gehört und schließlich als"lächerlich" bezeichnet, da sie sich erst dann bewahrheiten können, nachdem die Spitze überschritten wurde.
>10. Kennzeichen nahender Spitzen, sind plötzliche,"ansatzlose" Einbrüche an allen möglichen Märkten.
>11. Diese werden aber schnell wieder vergessen, da sich der wirkliche Absturz nicht ereignet.
>12. Kennzeichen dieses ist dann die Panik.
>13. Diese kann sich in allen möglichen"Umfeldern" ereignen, sogar bei Budgetüberschüssen (Boltons Beispiel: 1837 in den USA).
>14. Die Panik ist erst dann eine, wenn es um die Angst um und die folgende Liquidierung von Kredite(n) geht.
>15. Dann allerdings breitet sie sich rasend schnell aus.
>16. Die Gefahr einer solchen Entwicklung nimmt durch die prolongierende und insofern das Publikum beruhigende Kreditierung ("lender of last resort" usw.) nicht etwa ab, sondern zu.
>17. Diese Kreditierungen federn die einbrechende Krise anschließend ebenfalls nicht etwa ab, sondern verschärfen sie.
>Nun kann gern eingewendet werden: Alles olle Kamellen und überdies aus der Zeit des letzten Rests des Golddevisen-Standards.
>Andererseits bleibt Kredit Kredit - egal, worauf er lautet. Und Exzesskredit bleibt Exzesskredit - auch wenn
>a) der Begriff"Exzess" dehnbar und inoperational ist und sich außerdem weltweit auf Einzelmärkte dergestalt verteilt, dass sie"regionalisierbar" sind, obwohl der Kredit heute ein Global-Phänomen darstellt.
>b) der"Exzess" bei"normalen" Krediten, auf die Bolton abhebt ("self-liquidating", also solche, die in klassischer Manier aufgebaut und mit Hilfe von vermarktetem BIP wieder abgetragen werden) durch die weltweit schleichende Sozialisierung sämtlicher Kredite, die also gleitend und fast unmerklich via"Garantien" und/oder Prolongationen usw. ins Große Buch der Staaten rutschen, tatsächlich eine "Neue Welt" entstehen lassen.
>Dann hätten wir eine Staatswirtschaft ganz neuer Art. Nämlich eine solche im monetär-kreditären und nicht - wie bisher through the ages - eine solche im realwirtschaftlichen Bereich.
>Wer weiß? Ich weiß es nicht.
>Gruß!
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CRASH_GURU
06.01.2005, 07:08
@ Trithemius
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Re: Weiß es ein Inder? |
-->- wie kommt ein Inder ("India Daily") zu derart extremen Aussagen?
Sehr einfach, er hat Prechter´s Conquer the Crash gelesen und ist jetzt Experte in Sachen Gold und Deflation...
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bernor
07.01.2005, 01:27
@ dottore
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Staatswirtschaft |
-->Hi Dottore,
... durch die weltweit schleichende Sozialisierung sämtlicher Kredite, die also gleitend und fast unmerklich via"Garantien" und/oder Prolongationen usw. ins Große Buch der Staaten rutschen, tatsächlich eine "Neue Welt" entstehen lassen.
Dann hätten wir eine Staatswirtschaft ganz neuer Art. Nämlich eine solche im monetär-kreditären und nicht - wie bisher through the ages - eine solche im realwirtschaftlichen Bereich.
Wer weiß? Ich weiß es nicht.
Wissen tut's wohl keiner so genau - ich"weiß", sprich: sehe derzeit nur, daß die Grenzen zwischen dem Staat und den (großen) Privaten immer mehr verwischt werden:
1) die großen Unternehmen ("Global Players") benehmen sich immer mehr wie Staaten, siehe"strategische Operationen","Logistik" u.a. (alles Begriffe aus der Militärsprache - auch das"Controlling" = Steuerung von Truppen, Nachschub usw. mußte ein fähiger Armeechef beherrschen) - einschließlich der"Unterwerfung" echter Staaten, indem auf die dortige Politik mehr oder weniger erfolgreich Einfluß genommen wird.
2) im Gegenzug verwandeln sich Behörden, zunächst beim Image, immer mehr in"Unternehmen": sprechen den Untertan früherer Zeiten nur noch als"Bürger" an, führen Elemente privaten Wirtschaftens bei sich ein und rüsten technologisch auf - was heutzutage z.B. ein Betriebsprüfer für Möglichkeiten hat (Stichwort"elektronische Betriebsprüfung"), ist kein Vergleich mit dem, was vor 10-15 Jahren noch Standard war: wo nur das Geräusch der Wählscheibe, das Klappern auf der alten Schreibmaschine (nix elektrisch) und das Rattern der Rechenmaschine vom Nonplusultra der damaligen Bürotechnik kündeten...
Auch unsere Politiker werden immer mehr zu"Info-/Entertainern", während der Privatsektor derzeit noch für das"Tittitainment" sorgt.
Vielleicht verwischen sich auch hier, wie bei vielem anderen, bald die Grenzen - so wie auf Orwells"Animal Farm", wo die Tiere zuletzt von den Schweinen zu Menschen schauten und von den Menschen zu den Schweinen und nicht mehr wußten, wer was war...
So kann der Staat noch die ganz große Schleife fahren, bevor er irgendwann doch wieder in den Privatsektor zurück muß - er kommt ja nicht umhin, alles vormals Zedierte wieder einzusammeln (nach dem Lofi-Prinzip: last out, first in).
Die große klassische Verstaatlichung à la Realsozialismus wird's allerdings wohl nicht mehr werden, da die Produktion zwischenzeitlich weitgehend ausgelagert bzw. auf Minima"optimiert" wurde - da wird der Staat sich auf die"Distribution", (wer kriegt was?) beschränken, siehe die WiSiV und andere Notverordnungen.
Bis dahin dauert's hoffentlich noch ein Weilchen - die gute Laune, die wir hoffentlich alle noch haben, wollen wir uns dadurch bestimmt nicht vermiesen lassen .
In diesem Sinne alles Gute für 2005 + Gruß!
bernor
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Fremdwort
08.01.2005, 11:23
@ dottore
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Re: Back to the EW-roots: Remember Hamilton Bolton? |
-->Hi,
ist doch einfach. Mit Krediten kann nur Eigentum unterlegt werden. Dadurch verteilt es sich aber - erstmal egal in welcher Richtung - um. Letztlich ergibt sich ein Attraktor, an welchem es sich ansammelt.
Da die Haupteigenschaft von Eigentum ist, dass es einerseits für den einzelnen bewahrt und andererseits die Masse ausgrenzt, wird dadurch mehr Ausgrenzung erzeugt. Die Kredite verfaulen also, da sie ihre eigene Basis auffressen.
Ohne Aufhebung des Eigentums ist eine freie Wirtschasft unmöglich stabil.
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