-->Schutzmacht der kleinen Leute
Er wird wieder Münte genannt, seit er für Recht und Ordnung auf dem deutschen Arbeitsmarkt kämpft. Die Debatte hat die Partei aus ihrer Lethargie gerissen - und die Union in eine Art Schreckstarre versetzt."Frau Merkel weiß nicht so recht, wie sie darauf antworten soll", freut sich Müntefering ein ums andere Mal. Früher oder später müsse sie sich aber äußern, sagt er, denn"keine Volkspartei kommt an dieser Wahrheit vorbei".
Immer wieder erzählt er von der Anzeige in einer ostdeutschen Zeitung, in der für eine Niedriglohnregion geworben wird. Die hat ihn aufgeregt. 173 Stunden für 800 Euro brutto, umgerechnet 4,60 Euro pro Stunde. Das sei mit der SPD nicht zu machen, sagt Müntefering. Und gleich verweist er auf die Ausweitung des Entsendegesetzes, die das Kabinett im fernen Berlin am selben Tag beschlossen hat. Das Gesetz wird am Widerstand der Union scheitern und nie in Kraft treten, doch Müntefering erzielt den gewünschten Eindruck: Die SPD erscheint als Schutzmacht der kleinen Leute.
In Attendorn redet er vor Zehntklässlern des katholischen St.-Ursula-Gymnasiums. Er hilft bei einem Multimedia-Projekt mit dem Titel"Traumjob Politiker?". Es sei kein Wahlkampfauftritt, wie der Schulleiter betont, doch es dauert nicht lange, da geht es um die Globalisierung. Ob Müntefering als Politiker denn überhaupt noch Macht habe, fragt eine Schülerin. Die sei doch längst in die Vorstandsetagen abgewandert."Das Geld ist weltweit unterwegs, aber wir können nur Gesetze für Deutschland machen", stimmt Müntefering zu,"das ist ein Problem." Eigentlich bräuchte man eine Weltregierung [img][/img].
"Die Börse ist nie mehr zu", fährt er fort und illustriert den Wandel der Zeit mit einem Beispiel aus dem Sauerland."In meiner Jugend konnte man auf der Straße Fußball spielen. Ab und zu kam ein Auto. Heute würde man platt gefahren." Das Tempo, das die Globalisierung mit sich bringt, behagt ihm nicht."Diese Kurzatmigkeit, die muss da raus", sagt er.
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