dottore
02.05.2005, 10:02 |
Lohninflation Thread gesperrt |
-->Hi,
aus einem Landesdienst:
"Ärzte an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben am Montagvormittag mit Arbeitsniederlegungen gegen Lohnkürzungen protestiert. Zahlreiche Mediziner sind von einer Streichung des Weihnachts- und Urlaubsgelds betroffen. Zudem wollten sie bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen, teilte die MHH mit. Bei ihrer Protestaktion putzten die Ärzte an der Haupteinfahrt zum Klinikum die Scheiben einfahrender Autos.
[Und nehmen so tüchtigen Visa-Inhabern aus Kiew die Arbeit wech...]
Auch der Marburger Bund hatte bundesweit zu Arbeitsniederlegungen an Unikliniken aufgerufen."
Übrigens: Anstieg der Bruttolöhne und -gehälter (BRD):
III/04 = - 0,3 %
IV/04 = + 0,1 %.
Auch Hartz IV spült Riesen-Kaufkraft in die Kassen. Empfangene monetäre Sozialleistungen:
III/04 = - 0,6 %
IV/04 = - 0,3 %.
Der Anstieg des Masseneinkommens lag 1992 (schöne Zeit) bei 8 % gg. Vj.
In IV/04 (böse Zeit) noch bei 0,8 % gg. Vj. (Was ist bloß mit dem Komma los?)
Und je weniger Geld in den Taschen, desto mehr wird bekanntlich nachgefragt.
Gruß!
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Dieter
02.05.2005, 10:45
@ dottore
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Re: Lohninflation |
-->in unserem Ort (ein Kurort) mit mehreren Kliniken stehen manche kurz vor dem Aus. Den Arbeitnehmern wurde angeboten, wer bleibt, bekommt 30% weniger, die anderen werden entlassen.
>Und je weniger Geld in den Taschen, desto mehr wird bekanntlich nachgefragt.
Da kenne ich einige, bei denen ist dieser Spruch keine Ironie, die handeln danach. Ihr Einkommen steigt zwar mit zunehmender Ausbildung aber deren Ausgaben steigen deutlichst überproportional zum Einkommen, welches schon zuvor nicht die Ausgaben deckte. Und diese Menschen sind jung.
Gruß Dieter
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Yak
02.05.2005, 11:41
@ Dieter
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wie das? |
-->
>>Und je weniger Geld in den Taschen, desto mehr wird bekanntlich nachgefragt.
>Da kenne ich einige, bei denen ist dieser Spruch keine Ironie, die handeln danach. Ihr Einkommen steigt zwar mit zunehmender Ausbildung aber deren Ausgaben steigen deutlichst überproportional zum Einkommen, welches schon zuvor nicht die Ausgaben deckte. Und diese Menschen sind jung.
Hallo Dieter,
wenn sie mehr Ausgaben haben, dann geben sie doch logischerweise mehr aus, fragen also mehr nach?
In sehr vielen Fällen sind diese steigenden Kosten bei näherem Hinsehen gewohnheitsbedingt. Da jeder im Umfeld dreimal im Jahr in Urlaub fährt, eine Hausratsversicherung, Krankenversicherung, Auto etc. hat, meint man, dass dies ganz normal und Lebensnotwendig sei. Erst wenn die Krise groß genug ist, merkt man, auf was man alles verzichten kann. Ich habe das vor zwei Jahren selber erlebt - man glaubt kaum, an was man alles festhält in der Meinung, das sei unverzichtbar. Wenn man das Zeugs los ist, dann fühlt man sich viel freier und beweglicher.
Viele Grüße,
Yak
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Burning_Heart
02.05.2005, 15:34
@ dottore
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Sorry, kleine Enttäuschung |
-->Hi
Die Löhne sind immer noch am steigen und auch eine Verlangsamung ist noch nicht erkennbar.
Also scheinen erst Kreditvergaben zu fallen, dann die Renditen am Markt und zum Schluß die Löhne.
Die Kreditvergaben sind am fallen ( speziell im privaten Sektor ) und die Renditen am Markt stehen auf der Stelle ( einige Preise steigen bei fallenden Umsätzen, insgesamt fallen sie ), bei den Löhnen ist aber keine Schwäche erkennbar.
Die Phase fallender Löhne sollte aber unmittelbar bevor stehen.
2004/01/01 15,89
2003/01/01 15,56
2002/01/01 15,17
2001/01/01 14,86
2000/01/01 14,64
1999/01/01 14,27
1998/01/01 13,92
1997/01/01 13,63
1996/01/01 13,46
1995/01/01 13,04
1994/01/01 12,58
1993/01/01 12,20
1992/01/01 11,57
1991/01/01 10,90
1990/01/01 10,27
1989/01/01 9,73
1988/01/01 9,36
1987/01/01 8,98
1986/01/01 8,63
1985/01/01 8,32
1984/01/01 8,01
1983/01/01 7,83
1982/01/01 7,56
1981/01/01 7,21
1980/01/01 6,81
1979/01/01 6,38
1978/01/01 6,03
1977/01/01 5,73
1976/01/01 5,33
1975/01/01 5,01
1974/01/01 4,64
1973/01/01 4,18
1972/01/01 3,78
1971/01/01 3,48
1970/01/01 3,10
1969/01/01 2,74
1968/01/01 2,48
1967/01/01 2,39
1966/01/01 2,32
1965/01/01 2,17
1964/01/01 1,97
1963/01/01 1,80
1962/01/01 1,67
1961/01/01 1,50
1960/01/01 1,36
1959/01/01 1,24
1958/01/01 1,18
1957/01/01 1,10
1956/01/01 1,01
1955/01/01 0,93
1954/01/01 0,87
1953/01/01 0,84
1952/01/01 0,81
1951/01/01 0,75
1950/01/01 0,65
Quelle Destatis
Gruß
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Emerald
02.05.2005, 19:53
@ dottore
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Re: Lohninflation |
-->
< Bei ihrer Protestaktion putzten die Ärzte an der Haupteinfahrt zum Klinikum die Scheiben einfahrender Autos. >
Die Zustände im Gesundheitswesen sind im Westen über weite Strecken die
reinste Farce. Z.B. findet man in der"reichen" Schweiz kaum mehr ausge-
bildetes Personal in den Spitälern, welche zu den vertraglichen Hunger-
löhnen arbeiten wollen. Die Lücken werden bis zu 50 % und mehr aufgefüllt
durch Personen aus den neuen EU-Ländern für allgemeine Dienste und aus
Holland und Deutschland für höhere Berufs-Ausbildungen.
Die geübte Ueberstunden-Praxis (72 Wochen-Stunden und mehr) bei Aerzten,
oftmals ohne Kompensations-Möglichkeit, wegen fehlenden Assistenz-Aerzten,
sind ein Horror. Das Klima an den meisten Kliniken ist deshalb auf dem
Null-Punkt angelangt.
Ich vermute, dass in naher Zukunft die Spezialisten im Gesundheits-
Wesen nur durch Streiks ihre Rechte einfordern können. Durch Rationalisierungen und Umstruktuierungen wurden in den letzten 10 Jahren
tausende von Stellen alleine in der Schweiz gestrichen bzw. wurden nicht mehr
ersetzt.
Die Lohn-Spirale könnte u.A. dazu beitragen, dass wir in 1 - 2 Jahren
den gehegten Inflations-Aengsten Aug in Aug gegenüberstehen. Gegenwärtig wird
allgemein noch verniedlicht, aber der Zug ist unaufhaltbar, wenn die Lohntüte nicht länger als ausgepresste Citrone daherkommen kann.
Auch das Beschaffen von Arbeitswilligen aus dem Ausland nimmt irgendwann ein
Ende! In allen Pflege-Berufen dürfte die Schmerz-Grenze geldmässig
längstens unterschritten sein. Das Two-Tier-System zwischen Staat- und Privat-
Kliniken ist mittlerweile am Zusammenbrechen, haben doch die bis kurzem beinahe bankrotten Krankenkassen eine nach der andern sämtliche Priviligien, wofür
überproportional durch den Versicherten bezahlt wurde, still und leise
abgeschafft bzw. verwässert!
Emerald.
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Burning_Heart
03.05.2005, 03:56
@ Burning_Heart
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Nachtrag - Die Skala zeigt durchschnittliche Bruttostundenlöhne. |
-->Und die steigen merkwürdigerweise trotz schlechter Wirtschaftslage.
http://www.destatis.de/indicators/d/lrver07ad.htm
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Euklid
03.05.2005, 09:11
@ Burning_Heart
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Re: Nachtrag - Die Skala zeigt durchschnittliche Bruttostundenlöhne. |
-->Hallo Burning guten Morgen
da gibt es m.E. keine Merkwürdigkeit zu bestaunen.
In die Statistik können nur bezahlte Stunden einfließen.
Unbezahlte Stunden können den Weg dahin nicht finden.
Das statistische Bundesamt ist nicht in der Lage auf Zahlen für effektiv und wirklich gearbeitete Stunden zurückzugreifen,da gearbeitete und nicht bezahlte Stunden auch nicht einfließen können.
Es ist die Flexibilität der Arbeitszeit die der Statistik hier einen Streich spielt.
Auch gearbeitete und angesparte (Lohnkonto) aber nicht ausgezahlte Stunden finden den Weg in die Statistik nicht.
Der nächste Effekt der sich auch bald zeigen wird ist folgender:
Da hauptsächlich niedriger qualifizierte Bereiche von höherer Arbeitslosigkeit durchdrungen sind wird der Lohn auf dem Papier (Statistik) erst fallen können wenn niedriger Qualifizierte wieder vermehrt Jobs finden.
Kurioserweise fällt der Lohn auf dem Papier genau dann wenn die Wirtschaft schon längst wieder anzieht.
Es ist halt ein Kreuz mit der Statistik und dem Lesen von Statistiken.
Uwe ist hier ja ein Meister des Fachs wie er vor kurzem mit seiner graphischen Darstellung wieder einmal unter Beweis gestellt hat.
Gruß Euklid
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Burning_Heart
03.05.2005, 13:48
@ Euklid
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Re: Nachtrag - Die Skala zeigt durchschnittliche Bruttostundenlöhne. |
-->Hi
Ja, die Stundenlöhne sind als sauberer Indikator weniger gut zu gebrauchen.
Aber die hier:
Arbeitslosigkeit von 7,3 auf 11,7%( ca. 70% ) in 13 Jahren gestiegen.
http://www.destatis.de/indicators/d/lrarb01ad.htm
Und hier erst. Selbst ohne Plan von Wirtschaft, weiß man, daß das nicht viel länger so weiter gehen kann.
http://www.destatis.de/indicators/d/lrfin02ad.htm
http://www.destatis.de/indicators/d/lrfin03ad.htm
Gruß
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Sorrento
03.05.2005, 13:59
@ Burning_Heart
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In dem Zusammenhang |
-->Hallo,
>Ja, die Stundenlöhne sind als sauberer Indikator weniger gut zu gebrauchen.
>Aber die hier:
>Arbeitslosigkeit von 7,3 auf 11,7%( ca. 70% ) in 13 Jahren gestiegen.
mich würde mal interessieren, wie dies zusammenpasst:
<pre>
Erwerbspersonen2) Erwerbstätige3)
insgesamt männlich weiblich insgesamt männlich weiblich
2004 40 601 22 523 18 078 35 659 19 681 15 978
2003 40 792 22 625 18 167 36 172 19 996 16 176
2002 40 607 22 625 17 982 36 536 20 336 16 200
2001 40 550 22 683 17 866 36 816 20 629 16 187
2000 40 326 22 677 17 649 36 604 20 680 15 924
1999 40 508 22 879 17 630 36 402 20 659 15 744
1998 40 262 22 864 17 399 35 860 20 509 15 351
1997 40 280 22 930 17 350 35 805 20 549 15 256
1996 39 985 22 832 17 153 35 982 20 706 15 276
1995 40 083 22 929 17 154 36 048 20 939 15 109
1994 40 236 23 038 17 198 36 076 20 988 15 088
1993 40 179 23 088 17 091 36 380 21 296 15 084
1992 40 126 23 045 17 080 36 940 21 623 15 317
1991 40 088 23 125 16 962 37 445 21 875 15 570
1990 31 305 18 528 12 777 29 334 17 585 11 749
1989 29 889 17 994 11 895 27 742 16 948 10 795
1988 29 681 17 904 11 777 27 366 16 759 10 607
1987 29 442 17 814 11 627 27 083 16 578 10 505
1986 29 230 17 692 11 539 26 940 16 564 10 376
1985 29 012 17 578 11 433 26 626 16 402 10 225
1984 28 815 17 546 11 269 26 608 16 436 10 171
1983 28 542 17 450 11 092 26 477 16 351 10 126
1982 28 335 17 421 10 914 26 774 16 592 10 182
1981 27 992 17 294 10 698 26 947 16 773 10 174
1980 27 640 17 161 10 478 26 874 16 782 10 092
1979 27 199 16 884 10 315 26 347 16 487 9 860
1978 26 952 16 793 10 159 26 021 16 326 9 695
1977 26 855 16 749 10 106 25 884 16 246 9 638
1976 26 696 16 691 10 005 25 752 16 172 9 580
1975 26 878 16 876 10 002 25 960 16 321 9 639
1974 27 234 17 178 10 056 26 853 16 960 9 893
1973 27 257 17 191 10 065 27 066 17 093 9 974
1972 27 068 17 169 9 899 26 861 17 054 9 806
1971 26 308 16 655 9 654 26 102 16 556 9 547
1970 26 116 16 526 9 591 25 951 16 441 9 510
1969 26 382 16 751 9 631 26 169 16 635 9 534
1968 26 282 16 672 9 609 25 870 16 443 9 426
1967 26 196 16 642 9 555 25 906 16 441 9 465
1966 26 679 16 882 9 797 26 630 16 851 9 779
1965 26 686 16 827 9 859 26 629 16 796 9 834
1964 26 487 16 681 9 806 26 390 16 630 9 760
1963 26 574 16 752 9 822 26 489 16 709 9 780
1962 26 373 16 542 9 831 26 271 16 493 9 778
1961 26 623 16 686 9 936 26 532 16 640 9 891
1960 26 346 16 409 9 937 26 194 16 340 9 854
1959 26 163 16 305 9 858 25 949 16 200 9 749
1958 26 128 16 277 9 851 25 786 16 123 9 663
1957 25 954 16 182 9 772 25 523 15 994 9 529
</pre>
Seit 1991 ist also die Zahl der Erwerbstätigen um 1,8 Mio zurückgegangen, während die Zahl der Erwerbspersonen insgesamt um 400.000 gestiegen ist[img][/img] - d.h. doch, daß die Zahl der Selbständigen zugenommen hat?
Liegt dies bei gleichzeitiger Erhöhung der AL-Quote daran, daß die Erwerbsneigung zugenommen hat oder daran, daß es heute mehr Personen im erwerbsfähigen Alter gibt? Oder arbeiten heute mehr Rentner als früher?
Also irgendwie passen diese Zahlen IMHO doch nicht so ganz zusammen....
Sorrento
<ul> ~ Quelle: Destatis</ul>
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Euklid
03.05.2005, 14:46
@ Burning_Heart
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Ja das ist ein Kreuz mit den Statistiken;-)) |
-->Hallo Burning guten Tag
aber das pauschale Betrachten dieser Zahlen hilft nicht viel weiter in der Diagnose.
Die Arbeitslosigkeit ist im wesentlichen durch die Übernahme der ehemaligen DDR und der dabei gemachten wirtschaftlichen Fehlentwicklungen zustande gekommen.
Wer 60%ige und 80% ige Salzsäure mischt kann keine 100%ige und keine 80%ige im Ergebnis erhalten.
Der Satz von 1990 im Überschwang der Gefühle"keinem wird es schlechter gehen" fordert jetzt einschneidende Maßnahmen.
Die Massenarbeitslosigkeit wurde im Westen auch dadurch erhöht daß gut ausgebildete und billigere Arbeitskräfte aus dem Osten im Westen integriert wurden.
Der Zuwachs in Gesamtdeutschland besteht in summa aus der Honeckerschen Pauschalübernahme und aus dem Aufbrechen in Yugoslawien.
Hier arbeiten zahlreiche Albaner,Kroaten,Slowenen usw.
Da jetzt vermehrt niedrig qualifizierte in die Lohnstatistik integriert werden,sei es als Hartz-Fachkraft oder als offizieller Fensterputzer werden die zukünftigen Löhne statistisch fallen.
Bessere Grundlagen zur Beurteilung einer Wirtschaft liefert da schon die absolute Lohnsumme.
Die könnte nämlich steigen obwohl der statistische Durchschnittslohn sinkt.
Gruß Euklid
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- Elli -
05.05.2005, 00:57
@ Burning_Heart
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Re: Und Euklid ignoriert´s wieder ;-) |
-->>Und hier erst. Selbst ohne Plan von Wirtschaft, weiß man, daß das nicht viel länger so weiter gehen kann.
>http://www.destatis.de/indicators/d/lrfin02ad.htm
>http://www.destatis.de/indicators/d/lrfin03ad.htm
>Gruß
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Euklid
05.05.2005, 08:23
@ - Elli -
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Der hat nichts ignoriert |
-->Ich habe dazu etwas geschrieben was ignoriert wurde.
Glatte Selbstverständlichkeiten die man eben nur sieht wenn man sie sehen möchte.
Vielleicht hast Du eine bessere Antwort auf die Feststellung von burning warum die Löhne in der Statistik nicht fallen;-))
Wäre zumindest besser als Polemik.
Gruß Euklid
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