-->Insolvenzverfahren bei Phoenix
30 000 Anleger sind betroffen
Frankfurt/Main - In einem der größten deutschen Fälle von Anlagebetrug ist am Freitag das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Phoenix Kapitaldienst eröffnet worden. Das teilte der Insolvenzverwalter Frank Schmitt mit. Für den 5. Oktober sei eine Gläubigerversammlung in Frankfurt geplant. In den kommenden Tagen würden die mehr als 30 000 Geschädigten angeschrieben, damit sie ihre Forderungen anmelden könnten. Mit dem Abschluß des Verfahrens sei nicht vor 2010 zu rechnen, sagte Schmitt.
Bisher wurden auf Konten der Phoenix Kapitaldienst GmbH knapp 232 Mio. Euro sichergestellt. Anleger hätten seit 1992 aber gut 500 Mio. eingezahlt. Der Differenzbetrag sei überwiegend für die laufenden Ausgaben der Firma verwendet worden. Wie hoch der tatsächliche Schaden sei, lasse sich derzeit nicht feststellen. Voraussichtlich in einer Sammelklage müsse geklärt werden, ob nur die tatsächlichen Einlagen oder auch die fiktiven Gewinne bei den Forderungen berücksichtigt würden.
Nach bisherigen Erkenntnissen wurden"in systematischer Form" Börsengeschäfte erfunden. Der Großteil der Anlegergelder lag auf Festgeldkonten der Frankfurter Sparkasse. Von Phoenix gefälschte Kontoauszüge hätten den Eindruck hoher Gewinne erweckt."Die Fälschungen waren plump und trivial und leicht zu durchschauen", sagte der Leiter der Abteilung Kriminalinsolvenzen bei der Kanzlei Schultze & Braun, Otto Lakies. Dies hätten sowohl der Abschlußprüfer als auch ein Sonderprüfer von der Unternehmensberatung Ernst & Young bemerken können.
Der Insolvenzverwalter klärt derzeit, ob er bei den Prüfern Ansprüche geltend machen kann. Zudem werden Ansprüche gegen die Phoenix-Geschäftsführerin und den Chefhändler geprüft. Beide sitzen in Untersuchungshaft. dpa
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