-->Karl Polanyi (1886-1964) hat in seinen Hauptwerken
The great transformation: The political and economic origins of our time, Boston: Beacon Press: 1944/1957. [Zweite Ausgabe, mit einem Vorwort von Joseph E. Stiglitz und einer EinfĂŒhrung von Fred Block, veröffentlicht von Beacon Press in 2001.]
Trade and market in early empires: Economies in history and theory, edited with C. M. Arensburg and H.W. Pearson. Glencoe, Ill.: Free Press, 1957. [Diese Ausgabe enthÀlt auch"Aristotle discovers the economy" und"Economy as an instituted process."]
Primitive, archaic and modern economies: Essays of Karl Polanyi,â herausgegeben von George Dalton. Garden City, NY: Anchor Books, 1968.
wesentliche Impulse fĂŒr die Sicht und Interpretation von âancient economiesâ gegeben, die zwei oder drei Forschergenerationen nachhaltig beeinflusst haben.
Auch @dottore scheint diesem - eher marktfeindlichen Ansatz - prinzipielle GĂŒltigkeit zuzumessen.
z. B. hier.
Was hier vor allem interessiert ist die Sicht Polanyis, dass MĂ€rkte in den âancient economiesâ (etwa bis 600 BC - dann erst in Griechenland) keine, oder keine groĂe Rolle gespielt haben können, weil der GĂŒteraustausch durch Prinzipien der ReziprozitĂ€t und Redistribution dominiert wurden - Zitat:
âWhat is to be done, though, when it appears that some economies have operated on altogether different principles, showing a widespread use of money, and far-flung trading activities, yet no evidence of markets or gain made on buying or selling? It is then that we must re-examine our notions of the economy. (Polanyi, 1957, xvii).
Es ist vor allem diese marktfeindliche und marktferne Sicht Polanyis, die in der jĂŒngeren Literatur vermehrten Angriffen ausgesetzt ist - wobei interessant ist, dass Polanyis Frau seine marktfeindliche Sicht wie folgt kommentiert:
â'It is given to the best among men somewhere to let down the roots of a sacred hate in the course of their lives. This happened to Polanyi in England. At later stages, in the United States it merely grew in intensity. His hatred was directed against market society and its effects, which divested man of his human shape.â(Polanyi - posthum in: The Livelihood of Man, 1977, xvi).
Eigentlich sollte nun ein lÀngerer Scan aus: Moris Silver, Economic Structures of Antiquity, London 1995, aus Kapitel 5: The Existence of Markets, Seite 97 -152, folgen, aber das ist schlicht zu lang.
Wer Interesse an dieser kritischen Auseinandersetzung Silvers mit den 7 Kernthesen von Polanyi zu âancient marketsâ hat, möge sich bitte bei mir unter KUB.Popeye@gmx.de melden dann erhĂ€lt er/sie den Scan (nicht redigiert) per eMail zugeschickt.
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-->Hi Popeye,
also die nÀchste battle royal. Nach Geld, Zins, Eigentum usw. also jetzt die MÀrkte.
Das interessiert mich vor allem sehr. Ich war in aller Wolle gefĂ€rbter lupenreiner Marktwirtschaftler und ĂŒber"meinen" Mises lieĂ ich wirklich nichts kommen. Alles"Ă-sterreichische" ist auf den ersten Blick auch so bestechend, dass man niederknieen musste.
Tja, tempi passati.
Von Leuten wie Polanyi hatte ich lange Zeit weder was gehört noch eine Ahnung. Seine"Transformation" flog noch 2001 sofort in die Ecke - als Zumutung fĂŒr jeden"echten" Marktwirtschaftler. Dazu noch garniert mit dem Weinerlich-LinksauĂen Stiglitz als Vorwort-Fuzzi! Das vorweg.
Inzwischen völlig neue Lage, jedenfalls fĂŒr mich. Zur"Marktfeindlichkeit" darf ich gleich mal sagen: Das stimmt so nicht. FĂŒr mich sind"MĂ€rkte" und damit Marktwirtschaft ein Derivat von Abgaben- und Zwangssystemen.
Marktsysteme gingen nicht etwa Abgabensystemen voraus, das waren vielmehr Subsistenzsysteme, wie bis heute noch in Stammesgesellschaften zu beobachten, die nirgends von sich aus MĂ€rkte entwickelt haben. Dass sie heute mit dem bekannten "Cargo" (nochmals der schöne Eingangsdialog zu Guns, Germs, and Steel) operieren (Walkman im Ohr und TV in der HĂŒtt'n) ist kein Ergebnis ihres autochthonen Treibens, sondern jener Strkturen, die sich bereits anderswo auf Erden ex Abgabenwirtschaft, ergo ex Kapitalismus, ergo ex"Privat"-Eigentum, Geld, Zins usw. entwickelt hatten.
Der Markt, dein kleiner Freund & Helfer, um sich in der pöhsen Welt der Macht besser behaupten (= leichter an GZ/STZM kommen) zu können. Der Markt ist eine Enklave (auf Wunsch auch gern Exklave) im Macht-Areal. Weshalb MĂ€rkte nie im Machtzentrum liegen (oder dort entstanden sind - auf dem Burghof unterm Bellfried gab's nichts zu handeln oder zu ver-handeln, dort wurde ge-horcht und abgelegt), sondern auĂerhalb (Forum = Markt von foris = drauĂen).
Deshalb war dies hier:
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auch kein"Handelszentrum", sondern ein Stronghold der Macht (man beachte die schönen sog."Stallungen"), die nicht etwa auf Handels- und Gewerbefleià basierte, deren"ErtrÀge" dann den Gesamtkomplex finanzierten (oder waren es gar doch freiwillige BeitrÀge der Handelnden und Wandelnden?), sondern vom Umland per Zwangsabgaben nÀhrte und die UmlÀnder zum wackeren Mauer- usw. -Bau anhielt.
Wie dort also haben wir es querbeet nach Osten, SĂŒden, Norden, Westen zu betrachten - von Uruk ("L'explosion urbaine" 4000-3000 BC, schön in Michaels Roafs Atlas dargestellt) bis Theben, von Hatussa bis zu den akropoleis (akro!) der Griechen und dem Kapitol in Rom, das auch nicht gerade"um einen Markt herum", sondern fortissimo auf dem bekannten HĂŒgel liegt.
Nun steht davon nichts bei Polanyi und auch der ihm geistesverwandte Moses Finley hat dazu nichts beizutragen, wiewohl der durchaus breite Schneisen schlug und ein Besprecher seiner"Ancient Economy" jubelt:
"A splendid contribution to the economic history of classical antiquity. It compels the reader to recognize the depth of the transformation [ah, Polanyi, hör dir trapsen] from the ancient consumer economy based on slave and serf labor to the modern capitalist, investment, production, profit economy."
Aber angeblich soll's ja umgekehrt gelaufen sein: Zuerst sei der Markt gekommen, auf dem sich das per"Investment" allenthalben"Produzierte" dann von"Kapitalisten" in"Profit" verwandeln lieĂ. Und dann -"irgendwie" - als schlimmes Beiprodukt: der Knecht, der Sklave und damit all die anderen Erscheinungen, die den fromm in seiner Studierstube hockenden Historiker immer wieder zum Erstaunen bringen. Wie ist der Mensch bloĂ jemals auf die Idee gekommen, andere zu zwingen - statt sich mit ihnen von Anbeginn bis heute friedlich-schiedlich aus-zu-tauschen, auf"MĂ€rkten" halt?
Doch weiter:
>Auch @dottore scheint diesem - eher marktfeindlichen Ansatz - prinzipielle GĂŒltigkeit zuzumessen.
> z. B. hier.
Nicht"prinzipielle" GĂŒltigkeit, sondern geltend ex principio, also,"womit" es halt begann - das Wirtschaften (nicht Produzieren). Das trĂ€fe besser.
>Was hier vor allem interessiert ist die Sicht Polanyis, dass MĂ€rkte in den âancient economiesâ (etwa bis 600 BC - dann erst in Griechenland) keine, oder keine groĂe Rolle gespielt haben können, weil der GĂŒteraustausch durch Prinzipien der ReziprozitĂ€t und Redistribution dominiert wurden - Zitat:
>âWhat is to be done, though, when it appears that some economies have operated on altogether different principles, showing a widespread use of money, and far-flung trading activities, yet no evidence of markets or gain made on buying or selling? It is then that we must re-examine our notions of the economy. (Polanyi, 1957, xvii).
Ein Punktschuss. Die Frage in der Tat: Warum gibt's Geld und Handel? Handel, um an dieses"Geld" zu kommen, da man es doch leider schuldig ist; wer kĂ€me sonst auf die Idee, bepackt mit irgendwelchen Sachen loszuziehen, statt daheim in gemĂŒtlicher Runde zu hocken und ein SchwĂ€tzchen zu machen?
Ich stelle mir gerade vor, was in den von mir jĂŒngst - nicht ohne kugelsicheres Wams - beehrten Sikilo-StĂ€dtchen Corleone und Prizzi, wo so ziemlich jeder mit jedem tagsĂŒber schwatzt und plaudert und die Zeit still steht, geschehen wĂŒrde, kĂ€men dunkle Limousinen vorgefahren, und die Aussteigenden (alles schwarz, Brillenfassung inklusive) wĂŒrden kundtun:"Amici carissimi - am nĂ€chsten Ersten sind wir wieder bei euch! Macht bis dahin 10 Millionen Euro locker! Und vergesst die Polizei... Grazie!"
WAS wĂŒrden die höchst ehrenwerten Corleone- und Prizzianer tun? Weiter schwatzen?
>Es ist vor allem diese marktfeindliche und marktferne Sicht Polanyis, die in der jĂŒngeren Literatur vermehrten Angriffen ausgesetzt ist - wobei interessant ist, dass Polanyis Frau seine marktfeindliche Sicht wie folgt kommentiert:
>â'It is given to the best among men somewhere to let down the roots of a sacred hate in the course of their lives. This happened to Polanyi in England. At later stages, in the United States it merely grew in intensity. His hatred was directed against market society and its effects, which divested man of his human shape.â(Polanyi - posthum in: The Livelihood of Man, 1977, xvi).
Ein treffliches argumentum ad hominem - noch dazu ĂŒber Bande! Und der arme P. (posthum!) konnte sich noch nicht mal wehren.
"Markt-Hass" - das ist es wirklich. Aber vielleicht hat ihn seine verehrte Gattin zu oft zum Einkaufen in den Super-"Markt" geschickt und der arme Tölpel wurde anschlieĂend immer ausgemeckert, weil er (geht doch allen MĂ€nnern so) genau das Falsche mitgebracht hatte und von dem Richtigen immer nur die HĂ€lfte oder gleich das Zehnfache des Bestellten?
Aber es wird ihm ein RĂ€cher einst erwachsen...
>Eigentlich sollte nun ein lÀngerer Scan aus: Moris Silver, Economic Structures of Antiquity, London 1995, aus Kapitel 5: The Existence of Markets, Seite 97 -152, folgen, aber das ist schlicht zu lang.
>Wer Interesse an dieser kritischen Auseinandersetzung Silvers mit den 7 Kernthesen von Polanyi zu âancient marketsâ hat, möge sich bitte bei mir unter KUB.Popeye@gmx.de melden dann erhĂ€lt er/sie den Scan (nicht redigiert) per eMail zugeschickt.
Darum darf sehr herzlich gebeten werden. Morris Silver ist ein so begnadeter Market-Maker, dass er nicht ungeprĂŒft entkommen darf.
In Vorfreude + mit bestem GruĂ!
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-->>>Popeye: [i]... >>Es ist vor allem diese marktfeindliche und marktferne Sicht Polanyis, die in der jĂŒngeren Literatur vermehrten Angriffen ausgesetzt ist - wobei interessant ist, dass Polanyis Frau seine marktfeindliche Sicht wie folgt kommentiert:
>>â'It is given to the best among men somewhere to let down the roots of a sacred hate in the course of their lives. This happened to Polanyi in England. At later stages, in the United States it merely grew in intensity. His hatred was directed against market society and its effects, which divested man of his human shape.â(Polanyi - posthum in: The Livelihood of Man, 1977, xvi).
>>dottore: [i]... Ein treffliches argumentum ad hominem - noch dazu ĂŒber Bande! Und der arme P. (posthum!) konnte sich noch nicht mal wehren.
>Aber es wird ihm ein RĂ€cher einst erwachsen...[/i][/i]
... und, ist bereits in der Ferne schon etwas von diesem"RĂ€cher" zu sehen? Ich meine in dem mehr als nur eine Phantasie herauszulesen, so etwas wie eine sichere Vorahnung. Gibt es Vorstellungen davon, wie und wann der"RĂ€cher" denn zuschlagen wird?
>>Popeye: [i]... Eigentlich sollte nun ein lÀngerer Scan aus: Moris Silver, Economic Structures of Antiquity, London 1995, aus Kapitel 5: The Existence of Markets, Seite 97 -152, folgen, aber das ist schlicht zu lang.
>>Wer Interesse an dieser kritischen Auseinandersetzung Silvers mit den 7 Kernthesen von Polanyi zu âancient marketsâ hat, möge sich bitte bei mir unter [i]KUB.Popeye@gmx.de melden dann erhĂ€lt er/sie den Scan (nicht redigiert) per eMail zugeschickt.[/i][/i]
Herzlich gern nehme ich Dein Angebot an, Popeye.
GruĂ,
Uwe
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