Balduin
01.08.2005, 15:29 |
Ab welchem Ã-lpreis... Thread gesperrt |
-->drohen uns Zustände wie z.Z. der Ã-lkrise in den Siebziegern?
(Hab damals noch nicht gelebt:-)...)
Grüße
B.
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Toby0909
01.08.2005, 18:05
@ Balduin
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die Frage ist falsch formuliert |
-->In der"Ã-lkrise" gab es lediglich eine Androhung / Panik / Vermutung, daß man das Angebot verknappt. Es gab gar keine Ã-lkrise. Nur aufgrund der Androhung / Vermutung / Panik ist dann der Preis explodiert. Das war alles.
Im MOment haben wir aber ein Angebotsproblem. Diese Problem dürft sich im 4. Quartal so richtig zeigen (gut, die Pros wissen das schon längst und das ist auch mit ein Grund für den bereits lange steigenden Preis).
Im 4. Quartal treffen rund 82 Mio. Faß Angebot auf rund 86 Mio. Faß Nachfrage täglich. Wie gesagt - das Problem ist schon längst bekannt und somit bin ich mir nicht sicher, ob dann im Herbst deswegen nochmal ein Anstieg folgt - wenn, dann wahrscheinlich schon früher - zum Beispiel heute, morgen, übermorgen.
Und sollte die Weltwirtschaft noch weiter wachsen - und so sieht es zumindest aus - dann wird das Problem nächstes Jahr größer. Nicht nur, daß das Angebot mangels Kapazitäten nicht mehr erhöht werden kann (siehe IEA-Auslastungen - zwischen 99,9 und 100 %), sondern zusätzlich wird das Angebot an sich auch geringer. Norwegen, England und Mexico werden voraussichtlich jeweils 5 bis 10 % weniger Ã-l fördern (das ist zumindest der Trend in den letzten Monaten gewesen - außer in Mexico - aber das Feld dort ist nach dessen CEO jetzt am Peak und ab jetzt wird es mit 10 - 15 % p.a. fallen).
Dazu kommt, daß OPEC Länder selbst immer mehr Ã-l brauchen (Indonesien ist inzwischen Netto-Importeur), Bevölkerungswachstum im Nahen Osten (Saudis haben Geburtenraten von 6,1 (!!!!!)). Russland kann mit viel Glück vielleicht noch 200.000 Faß mehr rausholen pro Tag - aber das war es dann.
Es wurden seit Ewigkeiten keine neuen großen Felder mehr entdeckt. Die großen in Saudiarabien mit mehr als 500.000 Faß pro Tag sind alle schon über 50 Jahre alt.....
....lies mal das Buch von Simmons wenn dich das Thema interessiert.....
Die Frage sollte also eher lauten: Wie hoch wird der Ã-lpreis steigen, wenn wir eine echte Ã-lkrise bekommen - und darauf deuten alle Fakten hin. Ab welchem Preis wird"der Markt" für eine"natürliche Gegenreaktion" sorgen? Diese Gegenreaktion können sein: Kein weiteres Wirtschaftswachstum, weil Ã-l unbezahlbar. Massives vorantreiben alternativer Energien auch in anderen Ländern (tropfen auf heissen stein), massives Ausbauen von Kernkraft (wie massiv noch? China und Russland bauen eh schon wie bekloppt), massives Einführen / Erweitern von Energiesparen (in meinen augen das wahrscheinlichste und die Aktion mit dem meisten Potential) - neue Bestimmungen, Besteuerungen usw. für KFZ´s weltweit, neue Technologien dazu (gäbe es ja schon einiges), Produktionsumstellungen wo es möglich ist (Energie ist in einigen Bereichen einfach noch zu billig anscheinend).
Toby
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TESLA
01.08.2005, 18:10
@ Balduin
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Re: Ab welchem Ã-lpreis... |
-->Damals hatten wir vor allem eine Lohn-Preis-Spirale.
Im Augenblick verstehen die Kapitalmärkte den Ã-lpreis als Ausdruck der Wachstumsdynamik in Asien (Infrastrukturinvestitionen)...
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sensortimecom
01.08.2005, 18:29
@ Balduin
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Re: Ab welchem Ã-lpreis... |
-->>drohen uns Zustände wie z.Z. der Ã-lkrise in den Siebziegern?
>(Hab damals noch nicht gelebt:-)...)
>Grüße
>B.
Hallo.
Der jetzige Zustand ist grundverschieden von damals. Nach dem sog."Oktoberkrieg" 1973 kam es sehr rasch zu einer Vervierfachung des Rohölpreises, der die Weltwirtschaft in einer starken Expansionsphase traf und einen"Schock" auslöste. Folge: Es kam zu einem enormen Inflationsschub, da sich alle Rohstoffe verteuerten (in der Erwartung, dass alle Branchen weiter expandieren und die gestiegenen Rohstoffpreise auf den Preis für das Endprodukt überwälzen können).
Die Reaktion auf den Ã-lschock war falsch, und überzogen. Man verdonnerte den Verbraucher zum Sparen und führte Fahrverbote ein. Die Wirtschaft reagierte mit der ersten Entlassungswelle nach dem sog."Wirtschaftswunder" (jener Epoche, die Anfang der 50er-J. begann und bis 1973 andauerte). Der Staat reagierte nochmals falsch: Anstatt langsames"down-sizing" bei den Staatsausgaben gab man Vollgas (Keynes lässt grüßen), und die internationale Verschuldungswelle setzte ein, von der wir uns bis heute nicht erholt haben.
Zusammen mit der zweiten Katastrophe (der Aufhebung des GOLDSTANDARDS für den US-Dollar 1971) begann gleichzeitig damals das Auseinanderdriften zwischen realer und virtueller Wirtschaft, das heute ungeheure Ausmaße angenommen hat.
In der derzeitigen"Ã-l-Krise" (sie ist es bereits tatsächlich!) macht wieder einen neuartigen Fehler. Man negiert die Situation einfach, und wartet drauf, dass die Hausse an den Ã-lmärkten von selber zusammenbricht. Deshalb auch der Anstieg der Aktienkurse. So verrückt es auch ist: die warten alle, dass sie sich, sobald der Ã-lpreis wieder auf 30 Dollar fällt, BESTÄTIGT fühlen - dann wird wieder verkauft... Man muss diesen psychologischen Unsinn sogar so weit weiterdenken, dass man sagen kann: die Kurse steigen weiter, je länger der Ã-lpreis steigt - ja sogar die Kurse der Autohersteller. Zwischendurch wird der Benzinpreis mal lustig gegen 2 Dollar steigen, aber auch das wird verkraftet, denn: nachher fällt er ja wieder runter auf die Hälfte, weil: das weiß man ja von jedem bisherigen Ã-lschock, das war schon immer so, und das ist diesmal nicht anders, ja, und überhaupt kann nicht sein was nicht sein darf..;-)) Es gibt nichts, was es derzeit nicht gibt. Jedes normale Denken an der Börse hat sich aufgehört.
Erich B.
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