Frank
03.08.2005, 16:59 |
Schutzzölle - wer diskutiert mit? Thread gesperrt |
-->Auf Grundlage von Textauszügen aus dem Makro-Strategie-Börsenbrief möchte ich eine Diskussion über Schutzzölle anregen:
Japan ist nun in einen kleinen Wirtschaftskrieg mit der USA eingetreten: Insgesamt 15 US-Produkte werde bei der Einfuhr nach Japan künftig mit Strafzöllen belegt, darunter auch Stahl. Ab September dieses Jahres müssen die Amerikaner 15 Prozent Zoll zahlen.
ICH FRAGE: Wieso die Amis? Schutzzölle machen das Produkt doch im importierenden Land teurer!
Heute weiß man übrigens, dass die Strafzölle der USA, die zur Arbeitsplatzsicherung dienen sollten, letzten Endes sogar mehr Arbeitsplätze gekostet haben. Da der Stahlpreis in den USA durch die Zölle deutlich teurer als auf dem Weltmarkt wurde,
RICHTIG, s. oben
verteuerten sich die Produktionskosten in den USA.
WIE DAS DENN? Eigenes Produkt A wird doch nicht automatisch teuerer, wenn analoges Importprodukt mit Zoll belegt wird.
Das wurde durch Rationalisierung von Arbeitsplätzen ausgeglichen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie wenig Sinn protektionistische Maßnahmen machen und wie kurzsichtig sie sind.
????
By the way zum Gold:
Es ist unsinnig Geld zu lange bei niedrigen Renditen zu binden. Aus diesem Grund werden wir verkaufen, wenn Gold bis dahin nicht eindeutige bullishe Signale ausgebildet hat. Das heißt, es muss mindestens die 450 Dollar Marke gebrochen werden und sich ein dynamischer Aufwärtstrend ausgebildet haben.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
SELBER! ;-)
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SchlauFuchs
03.08.2005, 17:33
@ Frank
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Re: Schutzzölle - wer diskutiert mit? |
-->>Auf Grundlage von Textauszügen aus dem Makro-Strategie-Börsenbrief möchte ich eine Diskussion über Schutzzölle anregen: >
>Japan ist nun in einen kleinen Wirtschaftskrieg mit der USA eingetreten: Insgesamt 15 US-Produkte werde bei der Einfuhr nach Japan künftig mit Strafzöllen belegt, darunter auch Stahl. Ab September dieses Jahres müssen die Amerikaner 15 Prozent Zoll zahlen.
>ICH FRAGE: Wieso die Amis? Schutzzölle machen das Produkt doch im importierenden Land teurer!
Gute Frage. Möglicherweise ein Flüchtigkeitsfehler.
>Heute weiß man übrigens, dass die Strafzölle der USA, die zur Arbeitsplatzsicherung dienen sollten, letzten Endes sogar mehr Arbeitsplätze gekostet haben. Da der Stahlpreis in den USA durch die Zölle deutlich teurer als auf dem Weltmarkt wurde,
>RICHTIG, s. oben
>verteuerten sich die Produktionskosten in den USA.
>WIE DAS DENN? Eigenes Produkt A wird doch nicht automatisch teuerer, wenn analoges Importprodukt mit Zoll belegt wird.
Doch, da sich die Nachfrage nach dem inländischen Produkt durch den Preisunterschied erhöht - und die inländischen können natürlich außerdem ihre Marge erhöhen, da die Konkurrenz ja dann 15% teurer ist...
>Das wurde durch Rationalisierung von Arbeitsplätzen ausgeglichen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie wenig Sinn protektionistische Maßnahmen machen und wie kurzsichtig sie sind.
>????
Bei den Firmen eben, die den Stahl verbrauchen.
Ciao!
SF
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Toby0909
03.08.2005, 18:17
@ Frank
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genz einfach |
-->Dem importierenden Schutzzoll-Erheber geht es nicht darum billige Produkte zu kaufen, sondern darum die heimische Produktion durch diese Maßnahme zu schützen und den Wirtschaftszweig zu erhalten.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Die heimische Industrie - die sowieso schon wettbewerbsunfähig ist - wird weiterhin am Leben gehalten. Die unproduktiven Bereiche werden nicht verbessert, warum auch - in der Regel werden sogar noch mehr Bereiche unproduktiv. Das führt dann entweder zur vollkommenen Pleite der Branche oder eben zu weiteren Schutzzöllen.
2. Da die (Teil)Produkte im Ausland billiger sind, aber der Staat sie künstlich verteuert werden zunächst die Arbeitsplätze im Inland geschützt. Die Käufer dieser Produkte sind aber auch nicht dumm. Sie verlagern dann eben einfach die Produktion in das Ausland, wo sie die (Teil)Produkte dann billiger bekommen. Somit werden im"geschützten" Inland Arbeitsplätze nicht nur in der"geschützten" Branche frei, sondern auch in anderen Branchen....
In beiden Fällen ist die Situation schlimmer als ohne Schutzzoll.
Nehmt einfach die Lebensmittel.
Der Durchschnittsbauer kostet uns 50.000 Euro. Einen Durchschnittsarbeitslosen können wir weitaus billiger haben. Selbst mit Verwaltungskosten können wir einen Hartz VI-Empfänger für unter 10.000 Euro im Jahr durchfüttern.
Für den Konsumenten in der EU sind Lebensmittel abartig teuer.
--> Die produzierenden Länder, die oftmals nur einen Bruchteil der Kosten haben, wie die EU Bauern, können nun ihr Zeug aber nicht in die EU exportieren, weil hier ja aufgrund unserer Subventionen (in diesem Fall nichts anderes als ein"unlimitierter" Schutzzoll) sowieso ein Überangebot herrscht.
Jetzt gehen unsere EUrokraten her und subventionieren die Butterberge, Milchseen, Fleischberge und was wir alles haben ein zweites mal, um den Dreck unter dem Weltmarktpreis auf dem Weltmarkt zu verschleudern. Und nicht einmal das reicht. Der Rest wird in den Müll oder ins Meer gekippt oder verbrannt.
--> Die eigentlich profitablen Bauern in den anderen Ländern gehen pleite.
---> An Weihnachten werden wir dann von den EUrokraten zu mehr Menschlichkeit aufgerufen und sollen unser Geld an NGO´s spenden, die mit hundernden Kindern werben, die wir selbst durch dieses Vorgehen erschaffen haben. Die NGO´s wiederrum verbrauchen für ihre mitleidigen Mitarbeiter natürlich auch Geld, weil man muss ja im Benz nach Somalia fahren, weil man sonst nicht sicher ist und jeden Kriegsfürsten in Afrika erstmal ein paar Euronen hinlegen damit man irgendwo hin darf. Wenn man dann bei den Hungernden ankommt, dann hat man vom Spendengeld aber nichts mehr übrig. Mit der neuen NGO-Digitalkamera kann man dann wenigstens Bilder machen, um im nächsten Jahr wieder eine tolle Werbekampagne für das Überleben der NGO machen....
Toby
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Toni
03.08.2005, 19:25
@ Frank
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Re: Schutzzölle - ''Erfolgsmodell'' der Zukunft |
-->Entgegen der neulich hier irgendwo vertretenen Meinung, dass die EU-Länder ihre (Geld-) Probleme um eine Abstraktionsstufe erhöhen = nach Brüssel verlagern/delegieren werden, halte ich es für wahrscheinlicher, dass sie sich im Krisenfall auf ihre"inneren Werte" besinnen und logisch absolut einsehbar darlegen, dass"das Volk" etc. Schutzzölle sind ein naheliegendes Mittel, das zum Trendmodell werden, d.h. viele Nachahmer finden dürfte.
Freihandelsabkommen sind gut und recht, aber wenn der andere plötzlich mehr profitiert - - - sorry guys, so war das natürlich nicht gemeint.
Typischerweise ist in schwierigen Situationen das Stammhirn dem Grosshirn trotz kulturell minderer Qualitäten weit überlegen.
Dies eine weiter nicht begründbare Meinung von
Toni
wo herzlich grüsst
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LenzHannover
03.08.2005, 19:43
@ Toby0909
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Hi Toby, das mit den 10.000 für den Hartz IV stimmt so nicht ganz, |
-->und unsererm hin und her quersubventionierten System, bekommt der Hartz'er und seine Familie z.B. die Krankenversicherung quasi"geschenkt". Wenn man von der Kopfpauschale ausgeht, sind das pro Nase rund 2-3000 Euro pro Jahr.
Ich kenn z.B. jemanden, der ist stinkefaul und ist durch einen Scheinarbeitsvertrag (meine Meinung, voll legaler Mini-Job) für 50 Euro im Monat krankenversichert.
Ich darf bald für meine Frau während der Erziehungszeit 200 Euro an die private Krankenversicherung bezahlen .
Bei dem Bauern findes ich es genauso nervig, letzlich zahlen wir Preise wie im Biomarkt und bekommen teilweise zweifelhafte Qualität [img][/img].
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Frank
03.08.2005, 21:38
@ Toni
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Genau so denke ich auch |
-->>Entgegen der neulich hier irgendwo vertretenen Meinung, dass die EU-Länder ihre (Geld-) Probleme um eine Abstraktionsstufe erhöhen = nach Brüssel verlagern/delegieren werden, halte ich es für wahrscheinlicher, dass sie sich im Krisenfall auf ihre"inneren Werte" besinnen und logisch absolut einsehbar darlegen, dass"das Volk" etc. Schutzzölle sind ein naheliegendes Mittel, das zum Trendmodell werden, d.h. viele Nachahmer finden dürfte.
>Freihandelsabkommen sind gut und recht, aber wenn der andere plötzlich mehr profitiert - - - sorry guys, so war das natürlich nicht gemeint.
>Typischerweise ist in schwierigen Situationen das Stammhirn dem Grosshirn trotz kulturell minderer Qualitäten weit überlegen.
>Dies eine weiter nicht begründbare Meinung von
>Toni
>wo herzlich grüsst
Unten leider Denkfehler - wie soll sich denn etwa ein Land mit Hartz-IV-Empfängern teils auch aus ehemaligen Bauern langfristig über Wasser halten. Daa Hartz-IV-Geld wird uns China nicht überwiesen, das muss im Inland erwirtschaftet werden. Das gelingt am besten, wenn Billigprodukte aus dem Ausland - konkurrenzlos billig hergestellt, da Lohnkosten ohne Blick auf Sozialsicherung, Rente etc. erhoben bzw. verlangt werden, schon in Polen gehts da los! - mit Schutzzoll abgeblockt werden. Der Käufer zahlt jetzt mehr, richtig. Allerdings bleibt das Geld für Produkt und Zoll in der eigenen Volkswirtschaft! Ohne diese Maßnahme wird sukzessive der Schlechteste/Billigste das gesamte Niveau beeinträchtigen, ebenso wie ein besoffener Ruderer den anderen im Boot alles zunichte macht. Hier die gleiche Lösung: über Bord!
F.
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Ecki1
04.08.2005, 11:32
@ Frank
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Falsche Anreizwirkung: Schutzzölle zerstören die einheimische Industrie |
-->Wichtiges Beispiel: US-Schutzzölle gegen Schweizer Uhren im 19. Jh. zum Schutz der US-Uhrenindustrie.
Ergebnis: Die US-Uhrenindustrie hörte auf, ihre Produkte weiterzuentwickeln, die Schweizer Uhrenindustrie musste dementsprechend für gute Uhren weltweit neue Abnehmer finden.
Folge: Die US-Uhrenindustrie hat quasi aufgehört zu existieren, während Schweizer Uhren nach wie vor im weltweiten Qualitätssegment ihren angestammten Platz einnehmen.
Interpretation: Schutzzölle schützen kurzfristig die Bequemlichkeit, zerstören aber langfristig die Existenzgrundlage.
Gruss!Ecki[img][/img]
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LenzHannover
06.08.2005, 00:41
@ Frank
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Schutzzölle - Selbst Fiat manager erkennt: Unfug! |
-->"Für Fiat gibt es keine Hoffnung mehr. Das Problem ist die Protektion. Wer übertrieben behütet wird, erliegt immer der ersten Infektion."
Carlo de Benedetti, ehemaliger Fiat-Manager
auch schön:
"Die notorische Schlechtmacherei des Standorts Deutschland durch Unternehmer und Manager im Ausland ist eine deutsche Unart und würde keinem Franzosen oder Engländer einfallen."
Wendelin Wiedeking, Vorstandsvorsitzender von Porsche
Quelle: www.manager-magazin.de
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