Emerald
05.08.2005, 22:02 |
OT: Eidgenössisches zum Nationalfeier-Tag am 1. August Thread gesperrt |
-->
Ich traute meinen Augen nicht, als ich in den einschlägigen Gazetten, viele
davon mit Partei-Abhängigkeit lesen musste:
Die vom Bundespräsidenten Samuel Schmid auf der Rütli-Wiese gehaltene
Ansprache zum Bundesfeiertag wurde ganz massiv durch über 600 Rechts-
Extremisten gestört. Auf eine weitere Feier im Jahre 2006 auf diesem
geschichtlichen Platze wird definitiv verzichtet.
So weit so gut!
Es ist aber gerade die rechtspopulistische SVP in der Schweiz, welche, immer gemäss Nachrichtenbulletins, diesen Aufmarsch mit keinem Wort tadelte, und
ihren eigenen (Partei-Mitglied der SVP) Minister Samuel Schmid ins Messer
laufen liessen. Gewisse Kreise vermuten sogar, dass die SVP Verbindungen
zu den pöbelnden und störenden Stiefelkameraden hat bzw. unterhält.
Minister Blocher, (vormals Präsident der SVP) welcher seine 1. August-Rede in Winterthur mit Gehässigkeiten gegen die Linken vollzogen hat, wurde mit
Petarden und Knall-Fröschen zeitweise unterbrochen, da Arbeitslose,
Sozialisten und Linke, vor allem wegen den bekannten Floskeln dieses Herrn,
lautstarke Abneigung signalisierten.
Diese Störmanöver wurden tagsdarauf von der 'Eigen-Presse' aufs Gröbste verunglimpft und als ungeheuerlich, weil deplatzier hingestellt.
Der jetzige Chef der SVP (Schweiz. Volkspartei) hat an seiner 1.August-Rede
in Vorderthal / Schwyz gar den Austritt der Schweiz aus der UNO gefordert,
nur so könnte man dem Trauerspiel endgültig den Marsch blasen.
Emerald.
PS: Ich sehe gerade in diesen beiden Vorkommnissen eine unaufhaltsame, weil
von rechts gewollte, Konfrontation in der schweizerischen Parteien-Landschaft,
was zu einer immer gröber werdenden Abnützungs-Ausmarchung führt. Allerdings
merkt der geneigte Bürger, inklusive die Hinterher-Läufer, immer stärker, dass mit hirn-und kopflosen Schlagworten und Flegelhaftigkeiten kein Staat zu
machen ist!
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Baldur der Ketzer
05.08.2005, 22:22
@ Emerald
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Re: Schweiz und die SVP - und die restlichen Blockflöten |
-->Hallo, Emerald,
die Geschichte der Schweiz ist aus meiner von vielen kritischen Schweizern geprägten Sicht, was die letzten zehn, zwanzig Jahre betrifft, eine geradezu beschämende Veranstaltung. Die Schweiz, die man einst bewunderte, gibts nicht mehr. Das, was man vorfindet, unterscheidet sich kaum noch vom problemgeplagten EU-Umland.
Abgesehen von den ungehinderten Knallern einer Frau Dreyfus oder den Demutsbekundungen gegenüber Fagan und Eisenstad, ist die Staatsverschuldung explodiert, die Politik in ein lügenüberfrachtetes Wischiwaschi abgedriftet (das Wahlvolk wird vom Bundesrat bewußt belogen, wenn man den Kritikern folgt), es gibt ein Hin- und Her zwischen Links und Rechts, das das Land genauso lähmt, wie es in Affistan vorgemacht wird.
Jeder BRDDR-Schwachsinn wird kopiert.
Der Konsens-Bundesrat in Bern gleicht der DDR-Einigkeit aller Blockflöten. Das bildet doch nicht mehr die Stimme des Volkes ab.
Etwas mehr Ehrlichkeit und Rückgrat in der schweizer Politik würde nicht schaden. Dann brauchts halt mal etwas Geraschel, um auf den verheerenden Status Quo aufmerksam zu machen.
Meint der Baldur, der die SVP ziemlich gut findet, und grüßt bestens
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Emerald
06.08.2005, 09:53
@ Baldur der Ketzer
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Re: Schweiz und die SVP - und was wir heute in der Presse dazu lesen: |
-->Herr Blocher, bekennen Sie Farbe!
VON GEORGES WÜTHRICH
LOCARNO - Es ist ein fröhliches Filmfestival, aber die Schande vom Rütli ist auch in Locarno in aller Munde. Bei Cineasten, Politikern und all den anderen Filmnarren. Im Kreuzfeuer der Kritik: Justizminister Christoph Blocher (64). Sein Schweigen stösst immer mehr auf Unverständnis.
BILD
Schauspieler Gilles Tschudi (l.) und Mike Müller gestern am Apero des Bundesamtes für Kultur.
Remy Steinegger
Bildzoom
«Er muss Farbe bekennen!» eine klare Forderung von FDP-Nationalrätin Marianne Kleiner (58). Die Appenzellerin gehörte zu einer Schar handverlesener Politikerinnen, die von der Cineastin Ruth Waldburger (52) zu einem Dîner Politique eingeladen wurde. Duri Bezzola (FDP, 63) doppelt nach: «Alle Bundesräte haben Stellung bezogen, nur Blocher nicht, das geht auf keinen Fall.»
Am Filmfestival von Locarno gibts keinen Ort, an dem die Rütli-Schande nicht Thema ist. Am frühen Abend hatte auch das Bundesamt für Kultur auf die Terrasse des nostalgischen Grand Hotels geladen. Bundesrat Pascal Couchepin (63) sehr nachdenklich: «Nicht nur die SVP, auch die Gewerkschaften haben die Tonart in den letzten Jahren verschärft. Jetzt bewegen sich Extremisten beider Seiten auf diesem Teppich und zwar zunehmend lauter. Schade!»
Was prompt leisen Widerspruch beim Berner Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät (53) auslöste: «Diejenigen, die das ausgelöst haben, sitzen heute in Amt und Würden. Ihre Saat ist jetzt auf dem Rütli aufgegangen.» Damit kann er nur Blocher meinen.
Auch Filmemacher und Schauspieler fanden klare Worte. Paul Riniker (58): «Eine Schweinerei, was hier passiert ist.»
Andere finden leisere Töne. «Die Feuersbrunst ist noch nicht gross genug, um sie mit starkem Gegenfeuer zu bekämpfen», meint etwa Regisseur Clemens Klopfenstein (61). Je mehr man von der noch kleinen Gruppe rede, desto attraktiver werde sie.
Ähnlich argumentiert Schauspieler Gilles Tschudi (47, «Lüthy&Blanc»): «Bei aller Verachtung - sollte man sie nicht viel stärker ignorieren?»
Komiker Viktor Giacobbo (53) sagts auf seine Weise: «Das Rütli ist mir egal, aber Rassenhass und Ausländerfeindlichkeit auf keinen Fall.»
PS: Ich sage nur: 'das Feuer ist angezündet und die Streichhölzer fand man
bei Blocher!' (Emerald).
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