Frank
27.08.2005, 09:51 |
Geldschöpfung nüchtern betrachtet Thread gesperrt |
-->In der Bundesbank-Publikation „Die Banken als Geldproduzenten“ (vielleicht kann noch mal jemand den Link setzen) wird klipp und klar beschrieben, was unter Geldschöpfung zu verstehen ist. Allerdings gibt es dabei einige kleine Unschärfen/Ungereimtheiten.
Was ist unter Geldschöpfung zu verstehen?
Von Geldschöpfung spricht man dann, wenn ein bei der Bank A aufgenommener Kredit teilweise (d. h. reduziert um die notwenige Einlage bei der ZB und eventuell um eine Barauszahlung, die nicht wieder auf einer Bank eingezahlt wird) bei der Bank B eingelegt wird. Diese Einlage kann dann von Bank B wiederum teilweise als Kredit angeboten werden, so dass ein Teil des Geldes auf Bank C eintrifft usw. Daher auch der Begriff „multiple Geldschöpfung“, doch multipliziert wird hier gar nichts. Ein- und dasselbe Geld erhöht die Bilanzsumme bei mehreren Banken, indem es diese durchläuft.
Dieser Vorgang ist vollkommen plausibel. Handelt es sich um elektronisches Geld, ist er sogar unvermeidlich, denn dieses kann sich nur in Banken aufhalten. Möglich ist sogar, dass der Kredit, vermindert um die notwendige Einlage bei der ZB, bei der selben Bank wieder eingelegt wird! Hoffentlich klar ist auch, dass dabei kein neues Geld entstanden ist. Salopp formuliert: Es gibt auf keiner Geschäftsbank einen Knopf, mit der sie - unter welchen Voraussetzungen/Bedingungen auch immer - Geld erzeugen kann.
Ein Beispiel zum besseren Verständnis: Oma O. schafft 5.000 Euro Bargeld vom Sparstrumpf zur Sparkasse auf ihr Sparbuch. Das Bargeld wandert dort zunächst in den Tresor. Handwerker H. erhält kurz darauf einen Kredit über 4.000 Euro, den er sich bar auszahlen lässt, um sich zuhause über das knisternde Geld zu freuen. All diese Scheine stammen aus Omas Sparstrumpf. Am nächsten Tag schafft H. das Geld auf sein Girokonto bei der Sparkasse. Diese kann nun davon wiederum etwa 3.000 Euro verleihen. Will H. später das Geld, ist genügend Reserve da. Sie bilanziert nun als Einlagen von den Nichtbanken O. und H. 5.000+4.000=9.000 Euro.
Liest man Postings, zeigt sich, dass der Begriff „Geldschöpfung“ (engl. fractional banking) oft missverstanden wird. Irrtümlich wird angenommen, die Geschäftsbanken könnten Geld erzeugen. Pseudowissenschaftliche Theorieansätze von intellektuellen Spinnern tragen zu diesem Mythos bei. Aber auch die BuBa-Darstellung ist völlig irreführend tituliert, recht reißerisch und obendrein nicht astrein.
Geld ist kein Wegwerf- oder Einweg-Produkt. Ein 100-Euro-Schein kann theoretisch benutzt werden, um Löhne im Wert von 100.000 Euro zu zahlen oder Waren im Wert von 100.000 Euro umzusetzen. Ebenso kann er Kredit im Wert von viel mehr als 100 Euro schaffen und die Bilanzsummen der Banken entsprechend erhöhen. Tut der Schein das, spricht man von Umlauf. Gleiches gilt für elektronisches Geld. Hier fällt es allerdings etwas schwerer, anzuerkennen, dass dieses nicht „einfach so“ geschaffen werden kann - aber es ist so. Würde dies einem EDV-Spezialisten gelingen, hätte er illegal elektronisches Falschgeld erzeugt. Keine Bank macht dies geschäftsmäßig.
Es wäre vielleicht noch anzumerken, dass bei der Geldmenge M3 gewissermaßen Äpfel und Eier addiert werden, nämlich Geld und beispielsweise der Wert von Wertpapieren, wie Aktien. Steigt der DAX, steigt auch M3! Inwieweit die Bilanzsummen der Banken hier auch erfasst werden (wird in der Broschüre behauptet), ist mir nicht bekannt, aber hier auch unerheblich. Das echte Geld in M3 erhöht sich durch Geldschöpfung nicht.
Unschärfen/Ungereimtheiten
Selbst dem Verfasser der Broschüre unterlaufen einige kleine Schnitzer bei der Beschreibung dieses doch so einfachen und keineswegs geheimnisvollen Vorgangs.
1) „... bleibt noch die Frage offen, woher denn das viele Giralgeld kommt.“
Dies ist, wie oben gezeigt, wohl nicht unbedingt „eines der interessantesten, aber auch schwierigsten Kapitel des Geld- und Kreditwesens“. Die Geldschöpfung mag vorrangig mit Giralgeld erfolgen (daher auch der Begriff „Giralgeldschöpfung“), ist aber im Prinzip auch mit M2 und M3 möglich.
2) „... wie Giralgeld durch Einzahlung von Bargeld auf Girokonten entsteht. Bei dieser ‚passiven’ Form der Giralgeldschöpfung...“
Zahle ich einen 100-Euro-Schein auf mein Girokonto ein, wandert der Schein in den Tresor der Bank, während auf meinem Konto 100 Euro verbucht werden. Mit der Einzahlung habe ich also mein Geld teilweise verleihbar gemacht (darum in Zinshoch-Zeiten auch Zinsen auf Giralgeld). Das als passive Form von Giralgeldschöpfung zu bezeichnen, ist schon sehr abenteuerlich. Auch der Begriff „aktive Geldschöpfung“ ist mithin bloße Schaumschlägerei.
3) „... deutet aber schon die Höhe des Giralgeldvolumens darauf hin, dass das Bankensystem in der Lage ist, durch Gewährung von Krediten aktiv Giralgeld entstehen zu lassen...“
s. oben und bedenke: Von Aktivität des Bankensystems kann hier nicht die Rede sein, kein Kreditnehmer, keine Geldschöpfung! Die sogenannte Geldschöpfung „geschieht“ vielmehr den Banken, sie können diese praktisch weder vermeiden noch befördern.
4) „So kann eine Giralgeldschöpfung immer dann nicht eintreten, wenn die bereitgestellten Einlagen vollständig als Bargeld abgehoben werden.“
Einlagen heißen Einlagen, weil sie eingelegt und nicht abgehoben werden. Und zudem zu kurz gedacht: Sobald das Bargeld zu irgendeiner Bank gelangt, ist die „Geldschöpfung“ perfekt, wie oben am Beispiel O. und H. gezeigt, genau wie mit elektronischem Geld.
Wer’s noch nicht glaubt...
... betrachte die Aktiva und Passiva der deutschen Kreditinstitute (Stand April 2004): Vergleicht man die Aktiva „Barreserve“ (bei der ZB) und „Kredite“ mit den Passiva „Verbindlichkeiten“ und „Inhaberschuldverschreibungen“, so ergibt sich eine Differenz von rund 254 Mio. Euro entsprechend 4 %. Diese Differenz wird jedoch nicht auf Knopfdruck bei den Banken produziert, sondern aus deren „Kapital und Rücklagen“ und „Sonstigen Passiva“ bestritten, die Banken verleihen also in bescheidenem Umfang auch eigenes Geld.
Fazit
Die kommentarlose Verwendung von beeindruckenden Schlagworten wie „aktive Geldschöpfung“ deutet auf unqualifizierte Wichtigtuer hin, von denen es in jedem Forum mehr als genug gibt. Sie wissen selbst nicht, wovon sie sprechen. Man merke sich diese Typen und sei skeptisch gegenüber ihren Postings!
F.
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thoughtful
27.08.2005, 11:28
@ Frank
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Re: Geldschöpfung nüchtern betrachtet |
-->>In der Bundesbank-Publikation „Die Banken als Geldproduzenten“ (vielleicht kann noch mal jemand den Link setzen)
Vermutlich meinen Sie diesen Link: http://www.bundesbank.de/download/bildung/geld_sec2/geld2_04.pdf
Gr. th.
wird klipp und klar beschrieben, was unter Geldschöpfung zu verstehen ist. Allerdings gibt es dabei einige kleine Unschärfen/Ungereimtheiten.
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>Was ist unter Geldschöpfung zu verstehen?
>Von Geldschöpfung spricht man dann, wenn ein bei der Bank A aufgenommener Kredit teilweise (d. h. reduziert um die notwenige Einlage bei der ZB und eventuell um eine Barauszahlung, die nicht wieder auf einer Bank eingezahlt wird) bei der Bank B eingelegt wird. Diese Einlage kann dann von Bank B wiederum teilweise als Kredit angeboten werden, so dass ein Teil des Geldes auf Bank C eintrifft usw. Daher auch der Begriff „multiple Geldschöpfung“, doch multipliziert wird hier gar nichts. Ein- und dasselbe Geld erhöht die Bilanzsumme bei mehreren Banken, indem es diese durchläuft.
>Dieser Vorgang ist vollkommen plausibel. Handelt es sich um elektronisches Geld, ist er sogar unvermeidlich, denn dieses kann sich nur in Banken aufhalten. Möglich ist sogar, dass der Kredit, vermindert um die notwendige Einlage bei der ZB, bei der selben Bank wieder eingelegt wird! Hoffentlich klar ist auch, dass dabei kein neues Geld entstanden ist. Salopp formuliert: Es gibt auf keiner Geschäftsbank einen Knopf, mit der sie - unter welchen Voraussetzungen/Bedingungen auch immer - Geld erzeugen kann.
>Ein Beispiel zum besseren Verständnis: Oma O. schafft 5.000 Euro Bargeld vom Sparstrumpf zur Sparkasse auf ihr Sparbuch. Das Bargeld wandert dort zunächst in den Tresor. Handwerker H. erhält kurz darauf einen Kredit über 4.000 Euro, den er sich bar auszahlen lässt, um sich zuhause über das knisternde Geld zu freuen. All diese Scheine stammen aus Omas Sparstrumpf. Am nächsten Tag schafft H. das Geld auf sein Girokonto bei der Sparkasse. Diese kann nun davon wiederum etwa 3.000 Euro verleihen. Will H. später das Geld, ist genügend Reserve da. Sie bilanziert nun als Einlagen von den Nichtbanken O. und H. 5.000+4.000=9.000 Euro.
>Liest man Postings, zeigt sich, dass der Begriff „Geldschöpfung“ (engl. fractional banking) oft missverstanden wird. Irrtümlich wird angenommen, die Geschäftsbanken könnten Geld erzeugen. Pseudowissenschaftliche Theorieansätze von intellektuellen Spinnern tragen zu diesem Mythos bei. Aber auch die BuBa-Darstellung ist völlig irreführend tituliert, recht reißerisch und obendrein nicht astrein.
>Geld ist kein Wegwerf- oder Einweg-Produkt. Ein 100-Euro-Schein kann theoretisch benutzt werden, um Löhne im Wert von 100.000 Euro zu zahlen oder Waren im Wert von 100.000 Euro umzusetzen. Ebenso kann er Kredit im Wert von viel mehr als 100 Euro schaffen und die Bilanzsummen der Banken entsprechend erhöhen. Tut der Schein das, spricht man von Umlauf. Gleiches gilt für elektronisches Geld. Hier fällt es allerdings etwas schwerer, anzuerkennen, dass dieses nicht „einfach so“ geschaffen werden kann - aber es ist so. Würde dies einem EDV-Spezialisten gelingen, hätte er illegal elektronisches Falschgeld erzeugt. Keine Bank macht dies geschäftsmäßig.
>Es wäre vielleicht noch anzumerken, dass bei der Geldmenge M3 gewissermaßen Äpfel und Eier addiert werden, nämlich Geld und beispielsweise der Wert von Wertpapieren, wie Aktien. Steigt der DAX, steigt auch M3! Inwieweit die Bilanzsummen der Banken hier auch erfasst werden (wird in der Broschüre behauptet), ist mir nicht bekannt, aber hier auch unerheblich. Das echte Geld in M3 erhöht sich durch Geldschöpfung nicht.
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>Unschärfen/Ungereimtheiten
>Selbst dem Verfasser der Broschüre unterlaufen einige kleine Schnitzer bei der Beschreibung dieses doch so einfachen und keineswegs geheimnisvollen Vorgangs.
>1) „... bleibt noch die Frage offen, woher denn das viele Giralgeld kommt.“
>Dies ist, wie oben gezeigt, wohl nicht unbedingt „eines der interessantesten, aber auch schwierigsten Kapitel des Geld- und Kreditwesens“. Die Geldschöpfung mag vorrangig mit Giralgeld erfolgen (daher auch der Begriff „Giralgeldschöpfung“), ist aber im Prinzip auch mit M2 und M3 möglich.
>2) „... wie Giralgeld durch Einzahlung von Bargeld auf Girokonten entsteht. Bei dieser ‚passiven’ Form der Giralgeldschöpfung...“
>Zahle ich einen 100-Euro-Schein auf mein Girokonto ein, wandert der Schein in den Tresor der Bank, während auf meinem Konto 100 Euro verbucht werden. Mit der Einzahlung habe ich also mein Geld teilweise verleihbar gemacht (darum in Zinshoch-Zeiten auch Zinsen auf Giralgeld). Das als passive Form von Giralgeldschöpfung zu bezeichnen, ist schon sehr abenteuerlich. Auch der Begriff „aktive Geldschöpfung“ ist mithin bloße Schaumschlägerei.
>3) „... deutet aber schon die Höhe des Giralgeldvolumens darauf hin, dass das Bankensystem in der Lage ist, durch Gewährung von Krediten aktiv Giralgeld entstehen zu lassen...“
>s. oben und bedenke: Von Aktivität des Bankensystems kann hier nicht die Rede sein, kein Kreditnehmer, keine Geldschöpfung! Die sogenannte Geldschöpfung „geschieht“ vielmehr den Banken, sie können diese praktisch weder vermeiden noch befördern.
>4) „So kann eine Giralgeldschöpfung immer dann nicht eintreten, wenn die bereitgestellten Einlagen vollständig als Bargeld abgehoben werden.“
>Einlagen heißen Einlagen, weil sie eingelegt und nicht abgehoben werden. Und zudem zu kurz gedacht: Sobald das Bargeld zu irgendeiner Bank gelangt, ist die „Geldschöpfung“ perfekt, wie oben am Beispiel O. und H. gezeigt, genau wie mit elektronischem Geld.
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>Wer’s noch nicht glaubt...
>... betrachte die Aktiva und Passiva der deutschen Kreditinstitute (Stand April 2004): Vergleicht man die Aktiva „Barreserve“ (bei der ZB) und „Kredite“ mit den Passiva „Verbindlichkeiten“ und „Inhaberschuldverschreibungen“, so ergibt sich eine Differenz von rund 254 Mio. Euro entsprechend 4 %. Diese Differenz wird jedoch nicht auf Knopfdruck bei den Banken produziert, sondern aus deren „Kapital und Rücklagen“ und „Sonstigen Passiva“ bestritten, die Banken verleihen also in bescheidenem Umfang auch eigenes Geld.
>
>Fazit
>Die kommentarlose Verwendung von beeindruckenden Schlagworten wie „aktive Geldschöpfung“ deutet auf unqualifizierte Wichtigtuer hin, von denen es in jedem Forum mehr als genug gibt. Sie wissen selbst nicht, wovon sie sprechen. Man merke sich diese Typen und sei skeptisch gegenüber ihren Postings!
>F.
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thoughtful
27.08.2005, 21:54
@ Frank
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Re: Geldschöpfung nüchtern betrachtet |
-->>In der Bundesbank-Publikation „Die Banken als Geldproduzenten“ (vielleicht kann noch mal jemand den Link setzen) wird klipp und klar beschrieben, was unter Geldschöpfung zu verstehen ist. Allerdings gibt es dabei einige kleine Unschärfen/Ungereimtheiten.
>
>Was ist unter Geldschöpfung zu verstehen?
>Von Geldschöpfung spricht man dann, wenn ein bei der Bank A aufgenommener Kredit teilweise (d. h. reduziert um die notwenige Einlage bei der ZB und eventuell um eine Barauszahlung, die nicht wieder auf einer Bank eingezahlt wird) bei der Bank B eingelegt wird. Diese Einlage kann dann von Bank B wiederum teilweise als Kredit angeboten werden, so dass ein Teil des Geldes auf Bank C eintrifft usw. Daher auch der Begriff „multiple Geldschöpfung“, doch multipliziert wird hier gar nichts. Ein- und dasselbe Geld erhöht die Bilanzsumme bei mehreren Banken, indem es diese durchläuft.
>Dieser Vorgang ist vollkommen plausibel. Handelt es sich um elektronisches Geld, ist er sogar unvermeidlich, denn dieses kann sich nur in Banken aufhalten. Möglich ist sogar, dass der Kredit, vermindert um die notwendige Einlage bei der ZB, bei der selben Bank wieder eingelegt wird! Hoffentlich klar ist auch, dass dabei kein neues Geld entstanden ist. Salopp formuliert: Es gibt auf keiner Geschäftsbank einen Knopf, mit der sie - unter welchen Voraussetzungen/Bedingungen auch immer - Geld erzeugen kann.
>Ein Beispiel zum besseren Verständnis: Oma O. schafft 5.000 Euro Bargeld vom Sparstrumpf zur Sparkasse auf ihr Sparbuch. Das Bargeld wandert dort zunächst in den Tresor. Handwerker H. erhält kurz darauf einen Kredit über 4.000 Euro, den er sich bar auszahlen lässt, um sich zuhause über das knisternde Geld zu freuen. All diese Scheine stammen aus Omas Sparstrumpf. Am nächsten Tag schafft H. das Geld auf sein Girokonto bei der Sparkasse. Diese kann nun davon wiederum etwa 3.000 Euro verleihen. Will H. später das Geld, ist genügend Reserve da. Sie bilanziert nun als Einlagen von den Nichtbanken O. und H. 5.000+4.000=9.000 Euro.
>Liest man Postings, zeigt sich, dass der Begriff „Geldschöpfung“ (engl. fractional banking) oft missverstanden wird. Irrtümlich wird angenommen, die Geschäftsbanken könnten Geld erzeugen. Pseudowissenschaftliche Theorieansätze von intellektuellen Spinnern tragen zu diesem Mythos bei. Aber auch die BuBa-Darstellung ist völlig irreführend tituliert, recht reißerisch und obendrein nicht astrein.
>Geld ist kein Wegwerf- oder Einweg-Produkt. Ein 100-Euro-Schein kann theoretisch benutzt werden, um Löhne im Wert von 100.000 Euro zu zahlen oder Waren im Wert von 100.000 Euro umzusetzen. Ebenso kann er Kredit im Wert von viel mehr als 100 Euro schaffen und die Bilanzsummen der Banken entsprechend erhöhen. Tut der Schein das, spricht man von Umlauf. Gleiches gilt für elektronisches Geld. Hier fällt es allerdings etwas schwerer, anzuerkennen, dass dieses nicht „einfach so“ geschaffen werden kann - aber es ist so. Würde dies einem EDV-Spezialisten gelingen, hätte er illegal elektronisches Falschgeld erzeugt. Keine Bank macht dies geschäftsmäßig.
>Es wäre vielleicht noch anzumerken, dass bei der Geldmenge M3 gewissermaßen Äpfel und Eier addiert werden, nämlich Geld und beispielsweise der Wert von Wertpapieren, wie Aktien. Steigt der DAX, steigt auch M3! Inwieweit die Bilanzsummen der Banken hier auch erfasst werden (wird in der Broschüre behauptet), ist mir nicht bekannt, aber hier auch unerheblich. Das echte Geld in M3 erhöht sich durch Geldschöpfung nicht.
>
>Unschärfen/Ungereimtheiten
>Selbst dem Verfasser der Broschüre unterlaufen einige kleine Schnitzer bei der Beschreibung dieses doch so einfachen und keineswegs geheimnisvollen Vorgangs.
>1) „... bleibt noch die Frage offen, woher denn das viele Giralgeld kommt.“
>Dies ist, wie oben gezeigt, wohl nicht unbedingt „eines der interessantesten, aber auch schwierigsten Kapitel des Geld- und Kreditwesens“. Die Geldschöpfung mag vorrangig mit Giralgeld erfolgen (daher auch der Begriff „Giralgeldschöpfung“), ist aber im Prinzip auch mit M2 und M3 möglich.
>2) „... wie Giralgeld durch Einzahlung von Bargeld auf Girokonten entsteht. Bei dieser ‚passiven’ Form der Giralgeldschöpfung...“
>Zahle ich einen 100-Euro-Schein auf mein Girokonto ein, wandert der Schein in den Tresor der Bank, während auf meinem Konto 100 Euro verbucht werden. Mit der Einzahlung habe ich also mein Geld teilweise verleihbar gemacht (darum in Zinshoch-Zeiten auch Zinsen auf Giralgeld). Das als passive Form von Giralgeldschöpfung zu bezeichnen, ist schon sehr abenteuerlich. Auch der Begriff „aktive Geldschöpfung“ ist mithin bloße Schaumschlägerei.
>3) „... deutet aber schon die Höhe des Giralgeldvolumens darauf hin, dass das Bankensystem in der Lage ist, durch Gewährung von Krediten aktiv Giralgeld entstehen zu lassen...“
>s. oben und bedenke: Von Aktivität des Bankensystems kann hier nicht die Rede sein, kein Kreditnehmer, keine Geldschöpfung! Die sogenannte Geldschöpfung „geschieht“ vielmehr den Banken, sie können diese praktisch weder vermeiden noch befördern.
>4) „So kann eine Giralgeldschöpfung immer dann nicht eintreten, wenn die bereitgestellten Einlagen vollständig als Bargeld abgehoben werden.“
>Einlagen heißen Einlagen, weil sie eingelegt und nicht abgehoben werden. Und zudem zu kurz gedacht: Sobald das Bargeld zu irgendeiner Bank gelangt, ist die „Geldschöpfung“ perfekt, wie oben am Beispiel O. und H. gezeigt, genau wie mit elektronischem Geld.
>
>Wer’s noch nicht glaubt...
>... betrachte die Aktiva und Passiva der deutschen Kreditinstitute (Stand April 2004): Vergleicht man die Aktiva „Barreserve“ (bei der ZB) und „Kredite“ mit den Passiva „Verbindlichkeiten“ und „Inhaberschuldverschreibungen“, so ergibt sich eine Differenz von rund 254 Mio. Euro entsprechend 4 %. Diese Differenz wird jedoch nicht auf Knopfdruck bei den Banken produziert, sondern aus deren „Kapital und Rücklagen“ und „Sonstigen Passiva“ bestritten, die Banken verleihen also in bescheidenem Umfang auch eigenes Geld.
>
>Fazit
>Die kommentarlose Verwendung von beeindruckenden Schlagworten wie „aktive Geldschöpfung“ deutet auf unqualifizierte Wichtigtuer hin, von denen es in jedem Forum mehr als genug gibt. Sie wissen selbst nicht, wovon sie sprechen. Man merke sich diese Typen und sei skeptisch gegenüber ihren Postings!
>F.
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Aha, Ihre volkswirtschaftlichen Kenntnisse sind also größer als diejenigen der Mitarbeiter der Deutschen Bundesbank. Im Link http://www.bundesbank.de/download/bildung/geld_sec2/geld2_04.pdf
heißt es auf Seite 11 u. a.
""Die „Überschussreserve“ im Bankensystem wird immer kleiner. Der
Prozess der Giralgeldschöpfung wird dadurch gebremst. Jede einzelne
Bank kann immer nur einen Bruchteil ihres Liquiditätszuflusses ausleihen.
Trotzdem sind am Ende die Einlagen im Bankensystem - das Giralgeld
- um ein Mehrfaches derjenigen Einlage gestiegen, die durch
die ursprüngliche Kreditgewährung entstanden ist. Man spricht deshalb
auch von der „multiplen Giralgeldschöpfung“ (multipel = vielfach).
Giralgeld entsteht nicht nur durch Kreditgewährung der Banken. Wenn
ein Kreditinstitut z. B. ein Wertpapier oder ein Grundstück von einer
Nichtbank erwirbt, entsteht ebenfalls Geld. Denn dem Veräußerer
wird als Bezahlung ein Sichtguthaben eingeräumt. Oder wenn z. B.
eine deutsche Maschinenfabrik in den USA für ein amerikanisches
Unternehmen eine Industrieanlage errichtet, wird sie zur Bezahlung
von Löhnen, Material usw. dort erhaltene Dollars an eine deutsche
Bank verkaufen. Dafür erhält sie ein Sichtguthaben bei dieser deutschen
Bank. Die Geldmenge in Deutschland wächst also.""
Hier sehen Sie auch was unter"multipler Geldschöpfung" gemeint ist.
Dringend empfehle ich Ihnen ein Studium über Geldtheorie, bevor Sie weiter hier Falschmeldungen plazieren. Z. B."Theorie und Politik des Geldes" 9. Auflage von Prof. Dr. Hans-Joachim Jarchow. Auf den Seiten 26 ff. finden Sie sehr schön bilanzielle Beispiele von Geldschöpfung (Bilanzverlängerung) und Geldvernichtung (Bilanzverkürzung) durch Geschäftsbanken im Einbankensystem und im Mehrbankensystem.
Wie kommen Sie eigentlich auf die abwegige Idee, daß in M3 Aktien enthalten seien.
Die Geldaggregate setzen sich NUR wie folgt zusammen:
Für M1 bis M3 definiert z.B. die Deutsche Bundesbank:
M1: Bargeldumlauf und Sichteinlagen (unterliegen keiner Kündigungsfrist und stehen deshalb jederzeit als Zahlungsmittel zur Verfügung);
M2: M1 plus Termineinlagen bis zu 4 Jahren Fälligkeit;
M3: M2 plus Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist.
Anders die Schweizer Nationalbank:
M1: Bargeldumlauf und Sichteinlagen;
M2: M1 plus Spareinlagen in Schweizer Franken;
M3: M2 plus Termineinlagen in Schweizer Franken.
Im Gegensatz hierzu die EZB:
M1: Bargeldumlauf der Kreditinstitute (MFIs) ohne deren Kassenbestände sowie Sichteinlagen der nicht MFIs;
M2: M1 plus Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren und Einlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist bis zu drei Monaten;
M3: M2 plus Anteile an Geldmarktfonds, Repoverbindlichkeiten, Geldmarktpapieren und Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren.
Gr.
th.
|
Frank
27.08.2005, 22:56
@ thoughtful
|
Autoritäten haben immer Recht, stimmts? Nur nicht selber denken! (o.Text) |
-->
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freeman
27.08.2005, 23:12
@ Frank
|
Re: sie sind ein kleiner Stänkerer ohne Bildung. (ot) (o.Text) |
-->
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thoughtful
28.08.2005, 00:36
@ freeman
|
Re: sie sind ein kleiner Stänkerer ohne Bildung. (ot) (o.Text) |
-->Hallo freeman
Wenn man - egal in welchen Foren - die wissenschaftliche Literatur zitiert, werden von denen, denen das Literaturstudium fehlt immer diese gleichen beiden Einwände gebracht. 1. Auroritätshörig 2. selbst denken. -
Sie hassen es, wenn man sich auf bekannte Wissenschaftler bezieht, weil sie da einfach - mangels Ausbildung - nicht mithalten können. Sie versuchen es dann mit Hinweisen auf den"gesunden Menschenverstand". Das funktioniert natürlich nur bei den normalen Dingen des Alltagslebens. Bei Volkswirtschaft geht das aber schon nicht mehr und bei Physik oder Chemie, etc. wird es vollends offenbar, daß da ohne Fachkenntnisse"Ende der Fahnenstange" ist.
Aber"man" will natürlich über alles mitreden, egal auf welcher Stufe des Wissensstandes der Einzelne steht. So ist eben unsere Zeit geprägt. Mit dieser Ignoranz und Arroganz müssen wir leben.
GRuß
Thoughtful
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freeman
28.08.2005, 14:05
@ Frank
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Re: Geldschöpfung nüchtern betrachtet |
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na ein Glück ham wir noch die Notenbank.
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