dottore
29.08.2005, 10:30 |
Machttheorie: Herrschen oder handeln? Thread gesperrt |
-->Hi,
ausnahmesweise darf ich es mit eine neuen Take versuchen. Auf den vorherigen wird gern weiter diskutiert. Also jetzt mal sub rubrum Herrschen oder handeln:
Eine der wichtigsten Korrespondenzen des 2. Jt. BC sind die Amarna-Briefe. Gefunden 1887, umfassend ca. 350 Tontafeln. Sie geben einen guten Einblick in das, was uns umtreibt: die Frage, wie es um zwischenstaatlichen Handel und Wandel stand, was hin- und hergeschickt wurde, von wem, zu welchem Zweck, wozu Edelmetall dienten, und vor allem: Wer waren die berühmten „Händler“? Reisten da Herrschaften auf eigene Rechnung oder im Auftrag ihrer Machthalter?
Fundort:
Tontafeln. Die Schrift ist akkadisch, die einzige Sprache, die damals im gesamten Nahen Osten verstanden wurde. Sozusagen die lingua franca der damaligen Zeit. Akkadisch kommt aus dem Sumerischen und das Reich von Akkad ist das des bekannten Gewaltherrschers Sargon und seiner Nachfolger. Akkad (wo genau bis heute unklar) geht dann unter - nach einem „Fluch“, den der berühmte Sumer- und Ur-Forscher Sam Kramer übersetzt hat:
„In those days the dwellings of Agade were filled with gold,
Its bright-shining houses were filled with silber,
Into its granaries were brought copper, tin, and slabs of lapis lazuli,
its silos bulged at the sides...“
Die klassische Zentralverwaltungswirtschaft mit den bekannten Abgaben, die der Herrscher Herz erfreut.
Nun geht es nicht um die berühmten Städte-Verfluchungen und Städte-Klagen (andere Baustelle), sondern um die Händler. Wie schon Oppenheim über die „seafaring merchants of Ur“ 1954 einen schönen Aufsatz geschrieben hat, finden wir beim Akkad-Fluch auch diesen Passus:
„Its quay where the boats docked were all abustle...“
Waren es Boote von „freien“ privaten Händlern?
Nein. Denn wir lesen weiter:
„He [der Akkad-Eroberer] docked large boats at the quay by the house,
Docked large boats at the quay by the house of Enlil,
Carried off the possessions of the city...“ [des Stadtstaates, nicht privater Händler].
Die Vorstellung von privatem Händler-Eigentum widerlegt auch die Zeremonie, welche diese Königs-Agenten vollführen mussten, sobald sie in einem anderen Machtbereich auftraten, hier schön eine Darstellung aus Ägypten:
Lassen wir einige davon Revue passieren (jeweils gekürzt, die wichtigen Stellen herausgehoben):
Der Chef von Babylon an den Pharao:
„As to the gold about which I wrote you, send me now quickly during this summer [.... ] before your messenger reach me, gold in abundance, as much as is available. I could thus achieve the task I have undertaken. If you send me this summer [...] the gold concerning which I've written to you, I shall give you my daughter in marriage. Therefore, send gold, willingly, as much as you please. But if you do not send me gold [...] so I can achieve the task I have undertaken, why haven't you sent me any earlier willingly? After I have finished the task I have undertaken, why would I wish for gold? Even if you sent me 3000 talents of gold I would not accept them. I would return them and would not give you my daughter in marriage.“
Frage: Warum hat er nicht freie Händler mit der Beschaffung des Goldes für seine „task undertaken“ (es handelt sich um einen Feldzug - Sommer! - gegen weiter östlich lauernde Potentaten, die - siehe Herodot - als einzige Satrapie Gold als Tribut liefern mussten) beauftragt und dieses von ihnen gekauft?
Der nächste König von Babylon:
„And now, my merchants who travelled with Ahutabu [biblischer Kanaan-König, vgl. a. Moses 5: „Könige kamen und stritten; damals stritten die Könige Kanaans zu Taanach am Wasser Megiddos, aber Silber gewannen sie dabei nicht“] delayed in Canaan for business. After Ahutabu set out on his way to my brother and in the town of Hanatun which is in Canaan Shumda [Simon] Son of Baluma and Shutatna Son of Shartum from Akko sent their men there. They beat my merchants and stole their money. Ahutabu, whom I sent to you, is before you. Ask him and he will tell you. Canaan is your country and its kings are your slaves, in your country I [!] was robbed. Bind them and return the money they robbed. And the men who murdered my slaves, kill them and avenge their blood. Because if you do not kill these men, they will again murder my caravans and even my ambassadors...“
Misslungene Silber(= Geld)-Beschaffungsaktion.
Nächster Mecker-Brief an den Ägypter:
„As one has said that in the land of my brother there is everything, and that my brother lacks nothing, of everything there is also in my land, and I lack nothing. [Wozu also Handel?]
For a long time we have had good relations between us kings, and we exchange greetings. These relations between us must remain...
Only, four mines [ca. 4 kg] of beautiful lapis lazuli have I sent to my brother as a gift, and also five teams of horses. When the times are good, I will send with my future messengers many beautiful gifts, and anything that my brother wishes, he can write...
... as far as the previous gold is concerned, which my brother did not inspect personally, but which was sealed and sent by an official of my brother, of the 40 mines which I put in the furnace, there was barely anything of value left.“
Herrscher-Geschenke, keine privaten Händler involviert. Außerdem dumm gelaufen. Das Gold wird bei ca. 20 % Cu-Gehalt zu „Eutektikum“, da der Schmelzpunkt des Gemisches fast 200 Grad unter den Schmelzpunkten der reinen Komponenten liegt (Au = 1063, Cu = 1083). Und das war’s dann. Er hätte dann nur unter Zugabe von Silber die Farbe etwas aufhellen, als „goldiger“ machen können, aber damit hätte er wieder das Silber-Problem, wie besprochen, am Hals gehabt. Aus dieser immer wieder übersehenen Falle fand erst die römische Schmelz- und (danach) Prägetechnik heraus.
Hätte der Babylonier wirklich reines Gold haben wollen, was er offenbar dringend brauchte, hätte er es von „freien Händlern“ kaufen müssen. Doch die hatte er leider nicht zur Verfügung.
Ein Assyrer-Herrscher schreibt (Zahlen = Zeilen):
„To your house, to your country, 5 to your war chariotry and to your army 6 well-being!
[your = Eigentümer]
7 I have sent you my envoy 8 to visit you and to see your country. 9 That my forefathers until now 10 have not sent, 11 I have sent you today: 12 one fine chariot, two horses, 13 (and) a jewel from precious stone, a date shaped bead from genuine lapis lazuli 14 as a good-wish present, 15 (I) have directed unto you.
16 My envoy, whom I have sent you 17 (only) to visit (you), 18 do not hold him back! 19 May he visit and leave! 20 Your opinion and the situation of 21 your country may he observe, 22 then may he leave!“
Der Botschafter (envoy) war schon in Gefahr (daher die Bettelei) - was wäre da mit „Händlern“ geschehen? Die Waren-Liste (ex seinen Werkstätten/Stallungen) hatte er nicht auf einem seiner „Märkte“ zusammenstellen bzw. -kaufen lassen. Solche Märkte gab es eben nicht.
Ein Kleinkönig aus Kanaan schreibt winselnd (die Fußnoten sind von besonderer Delikatesse):
„To the king, my lord, my god, my sun, the sun in the sky. Thus says Yapahu, the amelu [1] of Gazru [2], your servant, the dust of your two feet, the stable-man of your horse: At the two feet of the king, my lord, the sun in the sky, seven times and seven times I prostrate myself both upon the belly and back [die schon bekannte siebenfache „Rolle“, siehe oben]. And to all that the king, my lord, has told me I have paid close attention. I am the king's servant and the dust of your two feet.
Let the king, my lord, be aware that my younger brother, has rebelled against me and has entered Muhhazu, and he has given over his two hands [4] to the leader of the 'Apiru [5]. And since [..]anna [6] is at war with me, take care of your land. May my lord write to his rabisu [7] about this matter.
[1] amelu, the Man, ruler
[2] Gazru, Gezer in the Judean foothills
[3] Muhhazu, town the location of which is unknown
[4] 'He has given over his two hands' compare this with the ancient Egyptian grasping the hand where a debtor pledges his body as security, which could lead to enslavement.
[5] Hapiru, brigands [sehr interessant: Die „Hapiru“ werden vielfach mit den Hebräern gleichgesetzt - also waren die „jüdischen“ Herrschaften auch nicht so ohne]
[6] [..]anna, town, possibly Tianna
[7] rabitsu, representative of the pharaoh
Der Pharao wiederum zu einem anderen seiner herrschaftlichen Unterhunde, wobei wir dieses Gelände haben:
und zu weiteren nicht unerheblichen Hinterlassenschaften wie hier dem Bad in ihrem Augsburger Haus:
[img][/img]
Your service!
Und in eine schöne neue Woche grüßend!
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Amstrand
29.08.2005, 12:03
@ dottore
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Re: Machttheorie: Hochachten oder zweifeln? |
-->Hochachtung, super interessant und aussagekräftig!
die Frage ist für mich nur, ob die Vorgehensweise über die Frage Aufschluss geben kann.
Klar gibt es in einer feudalistischen Hochkultur nur Belege für die Taten des Feudalherrschers und seiner Beamten. Wir wissen nicht wirklich etwas darüber, was vorher war. Wir wissen nicht, was woanders war. Es kann Händler gegeben haben, die ihre Bestellungen auf vergänglichem Medium übermittelt haben. Es wurde ja früher viel mehr memoriert.
Aber du hast natürlich insofern Recht, als dass es schön wäre, die Existenz von Märkten und Händlern, die mit"Geld" hantierten, irgendwie zu belegen.
Ebenfalls eine schöne Woche!
Amstrand
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Zandow
29.08.2005, 19:50
@ dottore
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Bibliothek Assurbanipals? |
-->Hallo dottore,
Suuuper posting!
Die Tauschtheorie erledigt sich immer mehr. Man darf gespannt sein, wann dies endlich Eingang in die VWL-Fakultäten findet.
Kurze Frage:
>Eine der wichtigsten Korrespondenzen des 2. Jt. BC sind die Amarna-Briefe. Gefunden 1887, umfassend ca. 350 Tontafeln.
Handelt es sich dabei um die Bibliothek Assurbanipals, Fundort Ninive? Oder war dieser Fund etwas früher?
Was mir noch grad so einfällt:
In einem Ihrer postings von vor einigen Wochen (find's grad nicht) hatten Sie leicht angedeutet, daß die Spießchen (Obelos) kein Symbol für das Fleisch seien, sondern für die Waffe. Damit stellen Sie sich gegen die These von Laum.
Können Sie das etwas weiter ausführen?
Noch dies:
Da sich der Wert des Geldes als Abgabenmittel, wie auch immer es im Laufe der Zeit beschaffen sein mag, aus der Sanktion bei dessen Nichtablieferung zum Termin ergibt, muß es zu jeder Abgabeschuld eine Androhung eben jener Sanktion gegeben haben. Hier scheint das Menschenopfer als Gottesopfer am Anfang zu stehen. Mit der Entstehung des semitischen Monotheismus und der Abschaffung des Menschenopfers (Heinsohn) war den Herrschern/Priestern diese Sanktion genommen. Durch welche Sanktion wurde das Menschenopfer ersetzt??
M.E. bedarf die Macht- und Gewaltteorie einer genaueren Beschreibung der Sanktion. Insbesondere im Zusammenhang mit den Edelmetallgeldern muß gezeigt werden, woher der Wert des Edelmetalls rührt. Von daher stellt die genaue Darstellung der Sanktionen eine unverzichtbare Grundlage der Macht- und Gewalttheorie dar.
Dieser Punkt scheint mit bisher etwas zu kurz gekommen zu sein.
Herzliche Grüße, <font color=#008000>Zandow</font>
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bernor
30.08.2005, 11:59
@ Zandow
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Re: Bibliothek Assurbanipals? |
-->Hi Zandow,
>Eine der wichtigsten Korrespondenzen des 2. Jt. BC sind die Amarna-Briefe. Gefunden 1887, umfassend ca. 350 Tontafeln.
Handelt es sich dabei um die Bibliothek Assurbanipals, Fundort Ninive? Oder war dieser Fund etwas früher?
diesen Punkt darf ich schon mal klären: Amarma (~ -14.Jh., konv. datiert) hat nichts mit Ninive (-7.Jh.) zu tun, siehe:
http://www.mein-altaegypten.de/internet/Alt_Aegypten_2/Amarnaframe.html
Das einzige Gemeinsamkeit ist, wie von Dottore schon erwähnt, das Akkadische als die"lingua franca" des damaligen Orients - dazu ist korrigierend noch anzumerken, daß Akkadisch keine sumerische, sondern eine semitische Sprache war, wenngleich auch die Sprache der Eroberer durch die der unterworfenen Sumerer beeinflußt wurde, von denen die Akkader auch das Keilschriftsystem übernahmen.
Die sog. Amarna-Korrespondenz enthält nur die Briefe (Tontafeln) der mesopotamischen Herrscher - die Briefe des jeweiligen Pharaos (im wesentlichen wohl die Echnatons) dagegen sind noch nirgendwo aufgetaucht bzw. als solche erkannt worden.
Gruß bernor
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dottore
30.08.2005, 13:32
@ bernor
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Re: Es gibt auch Pharaonen-Briefe |
-->Hi bernor,
>Die sog. Amarna-Korrespondenz enthält nur die Briefe (Tontafeln) der mesopotamischen Herrscher - die Briefe des jeweiligen Pharaos (im wesentlichen wohl die Echnatons) dagegen sind noch nirgendwo aufgetaucht bzw. als solche erkannt worden.
Doch, z.B. EA 367:
"To Endaruta [1], the ruler of Akshapa [2] say: Thus says the king (Pharao): He sends this tablet to you, saying to you, Be on your guard; guard the place of the king where you are.
Behold, the king (Pharao) sends you Hanni, the son of Maireya, the akil tarbasi [3] of the king (Unterkönig) in Canaan. Pay close attention to what he tells you so that the king does not find fault in you. Everything he tells you, pay careful attention and carefully carry it out. And be on guard! Be on guard! Do not be negligent. [Drohung]
And prepare for the archers [4] a great deal of food, and wine, and a great deal of everything else. Indeed, he will reach you very quickly, and he will behead the enemies of the king. And know that the king is strong like the sun [5] in the sky. For his soldiers and his chariots are numerous and in good condition [Weitere Gewaltandrohung]."
[1] Endaruta supported Shuwardata.
[2] Akshapa, biblical Achshaph, near Acco (Syrien)
[3] akil tarbasi, official
[4] archers, the Egyptian army relied heavily on archery, both on foot and on chariot.
[5] sun: this is the period of ascendency of Aten.
Oder:
Letter from Amenhotep III to Milkilu of Gezer
To Milkilu, prince of Gezer [1]
"Thus speaks the king (Pharao, 18. Dynastie, ca. 1405 - 1367). I am sending you this tablet to tell you: Behold, I have sent you Hanya, the commissioner of the archers [2], with merchandise in order to have beautiful concubines, i.e. weavers; silver, gold, garments turquoises, all sorts of precious stones, chairs of ebony, as well as all good things, worth 160 deben [3].
In total: forty concubines - the price of every concubine is forty of silver [4]. Therefore, send very beautiful concubines without blemish. And the king, your lord [Herrscher über Kanaan], says to you: This is good. For your life has been decreed [= verfügt, klassische Sanktionsandrohung: Dein Leben, falls nicht...].
Know that the king is well, just as the sun god. His troops, his chariots, his horses are very well [Nochmals wird gedroht]. Behold, the god Amen [5] has placed the Upper Land, the Lower Land, the rising sun and the setting sun under the two feet of the king (Pharao) [der sah sich als Obereigentümer fest im Sattel]."
[1] Gezer: Town in southern Canaan near Askalon
[2] Archers: The Egyptian constabulary
[3] Deben: weight, about 90 grammes. There was no coined money until the Late Period.
[4] Forty of silver: Forty kits of silver, i.e. four deben
[5] Amen: Still the state god under Amenhotep III.
Das klassische Staats- bzw. Herrscher-Getausche in militärischer Formation. Die Waren (merchandise) stammen aus des Pharaos Magazinen bzw. Werkstätten. Pharao hat sie gewiss nicht zuvor"am freien Markt gekauft". Die Wertangabe (nach Gewicht, amtlich genormt) erfolgt zweifelsfrei nach offiziellen Silber-Paritäten für Abgaben wie wir sie auch in Mesopot kennen gelernt haben (frühere Postings). Private Händler oder Transporteure sind nicht mit der Transaktion befasst.
Danke für die Datierungs-Klärung + Gruß!
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dottore
30.08.2005, 14:22
@ Zandow
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Re: Holzgeld? Endlich! Oder gar Holzpulvergeld? |
-->Hi Zandow,
zum ersten hatte @bernor dankenswerterweise schon geschrieben.
Jetzt dazu:
>In einem Ihrer postings von vor einigen Wochen (find's grad nicht) hatten Sie leicht angedeutet, daß die Spießchen (Obelos) kein Symbol für das Fleisch seien, sondern für die Waffe. Damit stellen Sie sich gegen die These von Laum.
Ja. Laum geht von Metall-Spießen aus, die in Fleisch gesteckt sind. Nun, wie war es wirklich? Dazu die beiden ältesten Belegstellen in griechischer Sprache (englische Übersetzung per Perseus nach anerkannten Standardwerken, um nicht in ein altgriechisches Seminar zu geraten).
1. Homer, Odysse (3.449 ff.):
Zuerst die Schlachtung:"Now when they had prayed, and had strewn the barley grains, straightway the son of Nestor, Thrasymedes, high of heart, came near and dealt the blow; and the axe cut through the sinews [450] of the neck, and loosened the strength of the heifer (junge Kuh). Then the women raised the sacred cry, the daughters and the sons' wives and the revered wife of Nestor, Eurydice, the eldest of the daughters of Clymenus, and the men raised the heifer's head from the broad-wayed earth and held it, and Peisistratus, leader of men, cut the throat." [Sicher mit einem der bei Homer bestens bekannten Metalle]
Vorbereitung des Bratens:"[455] And when the black blood had flowed from her and the life had left the bones, at once they cut up the body and straightway cut out the thigh-pieces all in due order, and covered them with a double layer of fat, and laid raw flesh upon them." [Lecker]
Dann der Vorgang des Bratens:"Then the old man burned them on billets (Scheite) of wood, and poured over them sparkling wine, [460] and beside him the young men held in their hands the five-pronged forks (Gabeln aus Metall? Holz?). But when the thigh-pieces were wholly burned, and they had tasted the inner parts, they cut up the rest and spitted and roasted it, holding the pointed spits [= OBELOI] in their hands..."
Da werden also"Spieße" aus Metall (!) mit den Händen ins Feuer gehalten? Dann mach das mal beim nächsten Grillen und Du wirst viel Freude daran haben.
2. Homerische Hymnen (4.115 ff.):
Schlachtung:"[115] And while the strength of glorious Hephaestus [Gott des Feuers und der Schmiede, Metall ist also klar] was beginning to kindle the fire, he dragged out two lowing, horned cows close to the fire; for great strength was with him. He threw them both panting upon their backs on the ground, and rolled them on their sides, bending their necks over, and pierced their vital chord.
Braten:"[120] Then he went on from task to task: first he cut up the rich, fatted meat, and pierced it with wooden (!) spits [OBELOI], and roasted flesh and the honorable chine and the paunch full of dark blood all together."
Also, es sind Holz-Bratspieße - wie auch nicht anders zu erwarten.
>Können Sie das etwas weiter ausführen?
Gern. Laum hat sich verlesen (oder nicht genau genug gelesen) und wollte Geld aus Holz entstehen lassen. War Laum vielleicht ein Forschungsreisender?
Im tiefen Kongo (!) fand der schon bestens eingeführte"Ethnografie-Geldforscher" Charles Opitz tatsächlich Holzgeld (tukula). Es ist aber nicht nur Holzgeld, sondern sogar Holzpulvergeld! Klasse.
Die Jungs dort zerrieben das Holz des Baphia, Nitida (= Redwood), mischten es mit Wasser, dann schön trocknen - und fertig sind die Holzpulver-Riegel. Die Riegel (genormt bis ca. 20 cm) werden wieder zerrieben und dann kann man sehr schön bemalen: Körper, Kleidung und vor allem was? Natürlich wieder Holz (die schöne Afro-Kunst)!
Dumm nur. Das Holzpulvergeld war genormt, nicht nur nach Gewicht/Größe usw., sondern auch nach Feinheit/Reinheit. Denn jeder Riegel war gestempelt. Und wer war der freundliche Holzpulverriegelpräger? Tja, das war der Stammes-Häuptling in höchstderoeigener Person. Zu diesem Laum'schen Ableger vgl. u.a. Robert W. Harms, River of Wealth, River of Sorrow, 1981.
Aber sicher hat Laum doch Recht. Denn schließlich werden er und seine Obelos-Theorie in aller Breite im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank vorgestellt. Und die ist doch in ihren Analysen durch nichts zu toppen - oder?
Spieß lass' nach + Gruß!
Zum Weiteren später, so's geht.
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Zandow
31.08.2005, 18:29
@ bernor
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Aegypten |
-->Hi bernor,
besten Dank für die Einordnung.
Von Aegypten und den Pharaonen hab' ich so gar keine Ahnung und kenne dazu eigentlich nur das, was hier im Forum dazu gepostet wurde. Über die Verbindungen der Römischen Antike mit Aegypten habe ich auch immer drüberweggelesen, es wird einfach zu viel.
Dir eine noch eine sonnige Woche wünschend!
Dank und Herzliche Grüße, <font color=#008000>Zandow</font>
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Zandow
31.08.2005, 19:09
@ dottore
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Holzgeld und Laum |
-->Hi dottore,
ufff, das haut mich ja jetzt echt um.
Besten Dank für die datailierte Darstellung.
Nun, trotz Laums Irrtum den Obelos betreffend bleibt seine Darstellung der Verteilung des Opfers ein wichtiger Beleg in der Geschichte der Staatsentstehung. Wir haben hier einerseits diejenigen, welche die Zuteilungen erhielten. Diese Zuteilungen waren notwendig, da ihre Empfänger andere Aufgaben wahrnahmen, als sich um ihre eigene Subsistenzproduktion zu kümmern. Andererseits haben wir diejenigen, welche die Zuteilungen vornahmen (die Priester und ihrer Verwaltungen). Aus diesen Verteilenden sind dann im Laufe der Geschichte jene (Verteilungs)Institutionen entstanden, aus denen der Staat hervorging. Beide, die Verteilungsinstitutionen und die Zuteilungsempfänger, bilden nun ein solches System, das dem Ablauf der Verteilung am besten gerecht wird.
Bezieht man dies nun auf unsere heutige Demokratie, so können wir erahnen, in welche Richtung die weitere Entwicklung laufen wird. Zunehmend werden die Zuteilungsempfänger (Rentner und Empfänger von Transferleistungen) sowie die Beamten (eben jene Verteilungsinstitutionen) wahlentscheidend. Diese beiden Gruppen werden diejenigen wählen, welche das System der Verteilung aufrechterhalten, ja sogar ausbauen wollen. Falls nun eine neue unionsgeführte Regierung eine (wie i.M. angedeutet) Reduzierung dieses Ablaufs vornimmt (was zu Lasten beider Gruppen gehen würde), wird dies die letzte marktwirtschaftlich (wenn auch überwiegend sozialstaatlich ausgerichtet) orientierte Regierung sein. Danach werden sich die von den Verteilungsmechanismen profitierenden Gruppen durchsetzten. Mit der neuen antiglobal agierenden (national) Linken (Sozialismus) wird ein neuer nationaler Sozialismus (Nationalsozialismus) entstehen. Getragen wird dieser neue nationale Sozialismus von den Beamten und den Transferempfängern (Arbeitslosen). WIE FRÜHER!
Somit muß der Laum doch nicht ganz in die Tonne gekloppt werden.
>Im tiefen Kongo (!) fand der schon bestens eingeführte"Ethnografie-Geldforscher" Charles Opitz tatsächlich Holzgeld (tukula). Es ist aber nicht nur Holzgeld, sondern sogar Holzpulvergeld! Klasse.
>Die Jungs dort zerrieben das Holz des Baphia, Nitida (= Redwood), mischten es mit Wasser, dann schön trocknen - und fertig sind die Holzpulver-Riegel. Die Riegel (genormt bis ca. 20 cm) werden wieder zerrieben und dann kann man sehr schön bemalen: Körper, Kleidung und vor allem was? Natürlich wieder Holz (die schöne Afro-Kunst)!
>Dumm nur. Das Holzpulvergeld war genormt, nicht nur nach Gewicht/Größe usw., sondern auch nach Feinheit/Reinheit. Denn jeder Riegel war gestempelt. Und wer war der freundliche Holzpulverriegelpräger? Tja, das war der Stammes-Häuptling in höchstderoeigener Person. Zu diesem Laum'schen Ableger vgl. u.a. Robert W. Harms, River of Wealth, River of Sorrow, 1981.
Phantastisch! Gerade Afrika (unterhalb Aegyptens) erschien mir, die Macht- und Gewalttheorie betreffend, ein weißer Fleck zu sein. Nun also auch hier!
>Aber sicher hat Laum doch Recht. Denn schließlich werden er und seine Obelos-Theorie in aller Breite im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank vorgestellt. Und die ist doch in ihren Analysen durch nichts zu toppen - oder?
Der Mainstream wird sich noch lange halten. Na, zum Glück gibt's ja das ew-forum hier. [img][/img]
>Zum Weiteren später, so's geht.
Bin sehr gespannt. Es muß zu JEDEM Geld eine Sanktion, bzw. die Androhung derselben, geben. Diese müssen gefunden werden.
Eine schöne Woche wünschend!
Dank und Herzliche Grüße, <font color=#008000>Zandow</font>
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bernor
01.09.2005, 01:55
@ dottore
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Re: Es gibt auch Pharaonen-Briefe - vielleicht auch in Mesopotamien? |
-->Hi Dottore,
danke für diese erhellenden (und ernüchternden) Belege - die sich allerdings nur an Adressaten in Kanaan richteten.
Ich dachte da auch an jene Herrscher in Babylon, die die im Vorposting von Dir zitierten Briefe und andere nach Ägypten geschrieben hatten (Kadaschman-Enlil u.a.).
Aber vielleicht ist es (abgesehen davon, daß die"Mittelbabylonier" an sich archäölogisch kaum faßbar sind) auch müßig, nach irgendwelchen"Antwortschreiben" ö.ä. der Pharaonen in Mesopotamien zu suchen, weil die Ägypter
a) das Gebiet nicht beherrschten (Tributforderungen zwecklos) und
b) über ihre"Beauftragten" dort (mangels Vorkommen) kein Silber"einhandeln" konnten?
Gruß bernor
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