Amanito
31.08.2005, 10:53 |
Durchhalteparolen von ungewohnter Seite? Smart Investor quo vadis? Thread gesperrt |
-->Nun gibt es ja derzeit eine Reihe von Schlaumeiern... und daher trauen wir uns diesen Schlaumeiern entgegenzuhalten... Wir sind zu 97,5 %, also nahezu voll investiert... Lassen Sie sich von den Horrormeldungen nicht verrückt machen. Denken Sie dabei an Herrn Fritz: Dem Feind ins Auge schauen und standhaft bleiben!
beim Lesen des Artikels überkommen mich gar betrübliche Gefühle, solche seltsamen Durchhalteparolen & gar das Heranziehen von Feindmetaphern sind ungewöhnlich für den SI, wenn ich sowas lese, dann schrillen bei mir sofort alle Alarmglocken, denn das ist für mich ein Zeichen für Abkopplung vom Markt und 100%ige Übernahme durch das Ego (welches immer recht haben will und damit immer die Verluste einfährt) - und damit der schlechtestmögliche Ratgeber.
Ich habe dem Ralf schon mehrfach Rückmeldungen gegeben, zumal ich ihn persönlich schon seit 1999 kenne, da er aber drauf nie reagiert, stelle ich es stattdessen hier ins Forum mit der Bitte um Kommentare dazu, ob das andere auch so sehen...
Manfred
<ul> ~ http://www.smartinvestor.de/news/smartinvestor/index.hbs</ul>
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apoll
31.08.2005, 10:59
@ Amanito
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Re: Durchhalteparolen von ungewohnter Seite? Smart Investor quo vadis? |
-->>Nun gibt es ja derzeit eine Reihe von Schlaumeiern... und daher trauen wir uns diesen Schlaumeiern entgegenzuhalten... Wir sind zu 97,5 %, also nahezu voll investiert... Lassen Sie sich von den Horrormeldungen nicht verrückt machen. Denken Sie dabei an Herrn Fritz: Dem Feind ins Auge schauen und standhaft bleiben!
>beim Lesen des Artikels überkommen mich gar betrübliche Gefühle, solche seltsamen Durchhalteparolen & gar das Heranziehen von Feindmetaphern sind ungewöhnlich für den SI, wenn ich sowas lese, dann schrillen bei mir sofort alle Alarmglocken, denn das ist für mich ein Zeichen für Abkopplung vom Markt und 100%ige Übernahme durch das Ego (welches immer recht haben will und damit immer die Verluste einfährt) - und damit der schlechtestmögliche Ratgeber.
>Ich habe dem Ralf schon mehrfach Rückmeldungen gegeben, zumal ich ihn persönlich schon seit 1999 kenne, da er aber drauf nie reagiert, stelle ich es stattdessen hier ins Forum mit der Bitte um Kommentare dazu, ob das andere auch so sehen...
>Manfred
Hallo Amanito, um richtig Verluste einzufahren, fehlen ja noch 2,5% um 100% und damit voll investiert zu sein. Man sehe sich nur die Insiderverkäufe an, dei wissen wohl mehr.Gruß Apoll.
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Morpheus
31.08.2005, 11:44
@ Amanito
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Smart... |
-->Hallo Manfred,
wirklich"smart" finde ich den SI leider schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Zwar hat er mit seiner Marktprognose richtig gelegen, doch die Artikel erschienen mir sehr dünn und ohne wirklichen Hintergrund, weshalb ich mein Abo nicht mehr verlängert habe. Der Ansatz einst war durchaus vielversprechend, aber dann wurde es aus meiner Sicht durchschnittlich. Ich sehe einfach keinen großen Unterscheid mehr zu anderen Magazinen. Nichtsdestotrotz ist der SI sicherlich noch immer eines der lesenwerteren Magazine.
Grüßend,
Morpheus
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Amanito
31.08.2005, 11:50
@ Morpheus
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Re: Smart... |
-->Morpheus,
sehe ich genauso, der SI hat sich in eine Richtung entwickelt, die ihn immer ununterscheidbarer macht
Manfred
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chiron
31.08.2005, 12:44
@ Amanito
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Re: Durchhalteparolen von ungewohnter Seite? Smart Investor quo vadis? |
-->Hallo Manfred
Mir ging es genau so, als ich den letzten Newsletter gelesen habe. Das Magazin habe ich vor ein paar Wochen auch gekündigt. Ich habe schon länger den Eindruck, dass es mehr um die"richtige" Prognose denn um Erkenntnis geht - ganz nach dem Motto"ich habs Euch doch gesagt". Die Frage ist nur, wie lange das gut geht.
Schade um das Projekt
Gruss chiron
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JLL
31.08.2005, 13:42
@ chiron
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Re: Also lieber"Erkenntnis und falsche Prognosen"? ;-) (o.Text) |
-->
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chiron
31.08.2005, 14:04
@ JLL
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Du wirst dich jetzt wundern... |
-->Hallo JLL
Du wirst dich jetzt wundern, aber meine Antwort auf deine Frage lautet ganz klar: JA! Der geistige Reichtum bleibt, der materielle vergeht.
Mein Ziel ist es immer, selbst auf die richtigen Prognosen zu kommen und nicht einem Guru hinter her zu laufen. Wenn das dann klappt, machen die materiellen Reichtümer dann auch richtig Spass, alles andere führt nur in eine Abhängigkeit.
Gruss chiron
P.S. Zum Thema Börsenguru hier klicken...
<ul> ~ http://www.zeitenwende.ch/page/index.cfm?SelNavID=350&NewsInstanceID=1&NewsID=2334&StartRow=1</ul>
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Amanito
31.08.2005, 14:06
@ JLL
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Börsen-Dinosaurier |
-->gemeint war vergangene richtige Prognosen als"Bollwerk" gegen Lernen und Verarbeiten neuer Informationen zu verwenden... zumal die Märkte wahnsinnig dynamisch in ihrer Enwicklung sind! im Extremfall werden das Börsen-Dinosaurier, die perfekt an die Finanzmärkte 1970 angepaßt sind... Der SI brachte selber das Beispiel mit dem Turtle-Tradingsystem, welches vor 20 Jahren unglaublich toll funktionierte und heute großteils Verluste bringt. Das Ego klammert sich immer an die Vergangenheit, weil nur die sicher ist und"risikolos", die Märkte jedoch sind täglich im Fluß. Zu erfolgreich in der Vergangenheit (oft sogar nur auf dem Papier) heißt oft Überoptimierung, idR dreht sich dann der Spieß um und es kommt zu Verlusten am laufenden Band.
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- Elli -
31.08.2005, 14:12
@ chiron
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Re: Volle Zustimmung. Und zum Börsenguru..... |
-->... hier noch was:
Auf der Jagd nach dem Guru
Auszug:
Es kann doch nicht sinnvoll sein, auf Dauer auf der Jagd nach"dem besten Börsenbrief" zu sein - was anderes ist es doch nicht, mal ehrlich. Man hofft, einen Guru zu finden, der im Musterdepot seit Jahren 200 % macht, oder besser Dausend Prozent! Glaubt jemand ernsthaft, dass es so was gibt? Nein, alle kochen nur mit Wasser, manche mit lauwarmen, wenige mit heißem. Viele kennen auch nur eine Richtung und schwimmen exakt mit den Börsenständen rauf und runter.
....
Wer gibt einen Börsenbrief heraus, bei dem nach einiger Zeit die Abonnenten zwangsläufig kündigen und nicht wiederkommen - weil sie ihn nicht mehr brauchen!?
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Amanito
31.08.2005, 14:13
@ chiron
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Ende der Arbeitsteilung, zurück in die Steinzeit? |
-->(Wenn das dann klappt, machen die materiellen Reichtümer dann auch richtig Spass, alles andere führt nur in eine Abhängigkeit)
Chiron,
mit derselben Begründung (keine Abhängigkeit) konsequent weitergedacht müßten wir sofort in die Steinzeit zurück ohne Arbeitsteilung, denn es ist nun mal das Charakteristikum der Moderne, daß es für jedes Bedürfnis einen Experten gibt. Wenn Du keine Abhängigkeit schaffen willst, dann kannst Du nicht im hochgradig vernetzten Kapitalismus leben, die ganze Infrastruktur einfach alles ist abhängig von Spezialisten. Du müßtest also bei angestrebter voller Autarkie alles selber machen, Du müßtest Dir den PC zusammenbauen, die Leitung selber zu interessanten Servern legen, Du müßtest Dein eigener Bauer, Arzt, Installateur, Rechtswanwalt, Pfarrer, Schuster, Schneider, Frisör, Tischler, Automechaniker, Pilot, PC-Reparaturspezialist... und Börsenguru sein. Das angenehme Leben hat seinen Preis, nämlich Abhängigkeit, da führt kein Weg vorbei, das ist das hervorstechende Merkmal der spätkapitalistischen Gesellschaft.
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- Elli -
31.08.2005, 14:20
@ Amanito
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Re:... sagt der Guru ;-) (o.Text) |
-->
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chiron
31.08.2005, 14:23
@ Amanito
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Volle Arbeitsteilung bei grösst möglicher Selbstverantwortung |
-->Hallo Amanito
Ganz so war das nicht gemeint. Wenn ich einen PC kaufe, dann bin ich doch nicht vom Hersteller abhängig. Dasselbe gilt auch für alle anderen Beispiele, die du genannt hast.
Wenn aber jemand anders für meinen Reichtum zuständig ist, ob Börsenguru oder Seelenklempner, dann wird es zur Abhängigkeit.
Gruss chiron
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chiron
31.08.2005, 14:29
@ - Elli -
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Jawohl! |
-->
>Wer gibt einen Börsenbrief heraus, bei dem nach einiger Zeit die Abonnenten zwangsläufig kündigen und nicht wiederkommen - weil sie ihn nicht mehr brauchen!?
>[/i]
Hallo Elli
Ja, warum eigentlich nicht. Ich bin davon überzeugt, dass genau das obige Beispiel funktioniert und soweit ich das mitbekomme, machst du das auch so. Prognosen und auch Weiterbildung. Kompliment! Nur wer anderen den Schritt in die Freiheit ermöglicht, kann selber frei sein...
Gruss chiron
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JLL
31.08.2005, 15:01
@ Amanito
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Re: Zufällig erinnere ich mich an den Beitrag. |
-->Falls es so verstanden wurde, dass das Turtle-System heute"großteils Verluste" einspielt, dann war das wohl nicht die Intention. Mir schien die Kernaussage zu sein, dass reife Signale (also allgemein bekannte und nachvollziehbare Signale) mit zunehmender Reife keinen nennnenswerten Selektionsvorteil gegenüber einem x-beliebigem Punkt auf der Zeitachse bringen (sie sind also in Summe auch nicht deutlich schlechter). Idealerweise erzeugen derartige Signale eine zufällige Abfolge von Gewinnen und Verlusten, wobei das Einzelereignis durchaus spektakulär sein kann.
Mit der Dinosaurier-Problematik brauchen sich die Forums-Teilnehmer ja glücklicherweise ohnehin nicht auseinanderzusetzen, da mit der Elliott-Wave-Theorie das Naturgesetz der Börse bereits entschlüsselt wurde. Die Börse ist damit nebenbei die einzige mir bekannte komplexe strategische Situation, die durch konsequente Anwendung einer Mechanik immer mit dem richtigen Ergebnis aufgelöst werden kann, im Gegensatz etwa zu anderen komplexen Konkurrenzsituationen in der Wirtschaft, im Militärischen, etc. Erfreulicherweise gibt es sogar einen nicht versiegen wollenden Strom an Dummköpfen, die bereitwillig die Gegenposition der Elliott-Waver einnehmen und so deren Einkommen bis in alle Ewigkeit sichern. Was will man mehr?
Schönen Tag
JLL
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JLL
31.08.2005, 16:03
@ chiron
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Re: Allerdings neige ich schon dazu, die Güte von Prognosen... |
-->..., mit aller Vorsicht versteht sich, als einen(!) Anhaltspunkt für den Stand der Erkenntnis in diesem Bereich mitheranzuziehen. Gerade im Börsenbereich würde ich zumindest keinen zwingenden Gegensatz zwischen geistigem und materiellem Reichtum konstruieren, wie ihn echte Weise für sich und gerne auch für ihre Anhänger in Anspruch nehmen...
Schönen Tag
JLL
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- Elli -
31.08.2005, 16:37
@ chiron
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Re: Jawohl! |
-->>
>>Wer gibt einen Börsenbrief heraus, bei dem nach einiger Zeit die Abonnenten zwangsläufig kündigen und nicht wiederkommen - weil sie ihn nicht mehr brauchen!?
>>[/i]
>Hallo Elli
>Ja, warum eigentlich nicht. Ich bin davon überzeugt, dass genau das obige Beispiel funktioniert und soweit ich das mitbekomme, machst du das auch so.
Stimmt. Habe dadurch in den letzten 2 Jahren ca. 50 - 60 % der Abonnenten"verloren". Aber ich bin nicht traurig darüber. Der Markt ist groß genug für alle.
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Amanito
31.08.2005, 21:14
@ JLL
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Re: Zufällig erinnere ich mich an den Beitrag. |
-->JLL,
wenn Linda Raschke mit den gegenteiligen Regeln gut fährt (so wie meiner Erinnerung nach beschrieben - habe das Heft nicht mehr), dann können wohl die ursprünglichen Regeln nur mehr hauptsächlich Verluste bringen. Beim gleichen Setup SHORT und LONG zu gehen und beides Mal profitabel zu sein ist fast ausgeschlossen (wenn auch theoretisch möglich, wenn die Zeitebene ganz unterschiedlich ist - gehe aber nicht davon aus). Konkret: Breakouts handeln war wohl in den 60er und 70er Jahren fein und gut, doch heute mit den massiv manipulierten Märkten sind Breakouts oft gestellte fallen.
Meine Forschungen zeigen eines ganz klar: der Markt ist steten Veränderungen unterworfen, was 10 Jahre super funktioniert hat, hört morgen auf zu funktionieren und keiner weiß genau warum. Tolles Beispiel: der 4-Jahres Indikator von Peter Eliades (Details hab ich momentan nicht parat), der anscheinend im ganzen 20. Jahrhundert funktioniert hat, 2002 jedoch plötzlich versagt. Mit der Verbreitung hat das mE gar nicht so viel zu tun, z.B. ist September schon seit dem 19. Jh. der schwächste Monat, das Muster ist wohlbekannt und funktioniert trotzdem immer noch recht gut.
EW ist mE eine Methode, die wohl zu Elliotts Zeiten noch wesentlich besser funktioniert hat.
Manfred
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Amanito
31.08.2005, 21:16
@ JLL
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Descartes |
-->JLL,
sehe ich genauso, die auf Descartes zurückgehende Trennung von Geist und Materie, die immer noch tief in unseren Köpfen eingebrannt ist, auch und gerade bei vielen Suchenden, auch die jahrhundertelange Gewirnwäsche der Kirche ("Armut ist gottgefällig") ist noch immer überraschend präsent.
Manfred
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Amanito
31.08.2005, 21:22
@ chiron
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Re: Volle Arbeitsteilung bei grösst möglicher Selbstverantwortung |
-->Chiron,
da laß ich nicht locker [img][/img]
Wieso ist gerade der Reichtum so besonders? Was ist der prinzipielle Unterschied von Börsenprognostikern zu den Experten aller anderen Berufe?
Wenn Du Deinen Reichtum zu 100% selbst in die Hand nehmen willst, wieso willst Du dann nicht die Reparatur Deiner Waschmaschine, die Herstellung Deines Brotes, den Bau Deiner Wohnung 100% selber erledigen...? Ich verstehe schon Deine persönliche Werteskala, aber andere Menschen müssen (damit die Gesellschaft existieren kann als Ganzes!) andere Prioritäten setzen, für die sind die Finanzen eher unwichtig, sodaß sie dafür die Finanzprofis engagieren, dafür wollen sie partout selber die Zehennägel lackieren usw.
Manfred
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Amanito
31.08.2005, 21:30
@ - Elli -
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Proprietäres |
-->(>>>Wer gibt einen Börsenbrief heraus, bei dem nach einiger Zeit die Abonnenten zwangsläufig kündigen und nicht wiederkommen - weil sie ihn nicht mehr brauchen!?)
[b]klar, deswegen gebe ich auch niemals die ganze Geschichte her, sondern immer nur Auszüge - und das wichtigste (v.a. Amanita-Pivots) muß proprietär bleiben - ein mE sinnvoller Ausgleich zwischen Black Box und voller Publizität
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chiron
01.09.2005, 09:21
@ Amanito
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@Amanito |
-->Amanito,
nur keine Sorge, ich bleibe dran...
Die Waschmaschinenreparatur bezahle ich nur, wenn die Waschmaschine nachher funktioniert. Ich bezahle somit für eine Leistung. Bei den meisten Beratern bezahle ich aber unabhängig vom Ergebnis. Deshalb ist es wichtig, ob mich der Berater weiter bringt. Ich habe nichts gegen Börsenprognostiker einzuwenden, so lange sie sich in die Karten schauen lassen, damit ich irgend wann selbständig und selbst verantwortlich den Job für mich selbst machen kann. Gerade das fasziniert mich auch an den Aussagen von dottore. Er erklärt laufend, wo er mit seinen Analysen steht und warum er auf diese Schlüsse kommt. Jeder der möchte, kann somit selbst auf den Zug springen und - was ich für entscheidend halte - ihm bei seinen Analysen behilflich sein. Er gibt also etwas (kostenlos) und bekommt dafür auch etwas. Es wäre interessant von dottore zu hören, ob sein Engagement in diesem Forum für ihn selbst letztlich auch eine grosse Hilfe in eigenem Interesse ist.
Das gilt im übrigen auch für Astrologen. Aussagen wie"passen Sie morgen auf, es könnte auf der Strasse gefährlich werden" bringen mich nicht weiter. Mich interessieren die Prinzipien und was dahinter steht.
Ein Berater sollte seinem Gegenüber helfen, einen eigenständigen Weg zu finden. Deshalb finde ich die Herleitung einer Prognose viel spannender als die Prognose selbst. Ich glaube auch, dass die meisten Investoren, welche sich nicht um die Finanzen kümmern, langfristig zu den Verlierern gehören. In diesem Sinne wäre es also besser, gar nichts zu tun, wenn denn das Thema nicht interessiert und das Lackieren der Zehennägel wichtiger ist.
Gruss chiron
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Amanito
01.09.2005, 11:54
@ chiron
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Sittenwidrigkeit |
-->Amanito,
Garantien gibts idR nur für Waren und die einfachen (v.a. technischen) Dienstleistungen, für höhere soziale Dienstleistungen jedoch nicht, weil das einfach nicht so berechenbar ist wie eine Maschine (Naturwissenschaft vs. Sozialwissenschaft). Ein Arzt kann und darf keine Erfolgsgarantien abgeben, ein Rechtsanwalt, der sich erfolgsabhängig bezahlen läßt gilt bei uns - zu Recht! - als sittenwidrig. Dabei sind die Finanzmärkte
1. wohl noch wesentlich komplexer als der Paragrafendschungel
2. die stets unsichere und unkontrollierbare Prognose spielt auch bei Ärzten und Rechtsanwälten eine Rolle, bei Prognostikern jedoch ist sie im Zentrum - der Prognostikr steht den Märkten absolut ohnmächtig gegenüber, während das Geschehen im Gerichtssaal und beim Patienten von Ärzten und Anwälten noch viel stärker beeinflußt werden kann.
Von daher halte ich eine reine Erfolgshonorierung für sittenwidrig, weil sie etwas vorgaukelt, was nicht möglich ist.
Meine Faustregeln für Prognostiker:
1. je weniger jemand weiß, desto freizügiger ist er mit seinem Wissen
2. die äußerst komplexen Dinge kann man hergeben, die einfachen nicht.
Nur ein schlechter Geschäftsmann oder barmherziger Idealist würde das (simple!) Ergebnis Abertausender Forschungsstunden einfach so weitergegeben, damit er sich die Konkurrenz vor der Haustür züchtet. Es lebe die Verschwiegenheit des 12. Hauses! [img][/img]
Manfred
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chiron
01.09.2005, 12:09
@ Amanito
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Re: Sittenwidrigkeit |
-->Hallo Amanito
>Von daher halte ich eine reine Erfolgshonorierung für sittenwidrig, weil sie etwas vorgaukelt, was nicht möglich ist.
Davon habe ich nix geschrieben. Mein Tenor lautete, dass ich einen Berater nur dann konsultiere, wenn er mir Hilfe zur Selbsthilfe anbieten kann, damit ich mittel- oder längerfristig selbstverantwortlich handeln kann und nicht in eine Abhängigkeit gerate.
>Meine Faustregeln für Prognostiker:
>1. je weniger jemand weiß, desto freizügiger ist er mit seinem Wissen
>2. die äußerst komplexen Dinge kann man hergeben, die einfachen nicht.
>Nur ein schlechter Geschäftsmann oder barmherziger Idealist würde das (simple!) Ergebnis Abertausender Forschungsstunden einfach so weitergegeben, damit er sich die Konkurrenz vor der Haustür züchtet. Es lebe die Verschwiegenheit des 12. Hauses! [img][/img]
Das schaut aber schwer nach einer Kontrollsucht aus. Wo bleibt das Vertrauen? Irgendwie steht diese Aussage etwas quer zu deinen spirituellen Ueberzeugungen
Gruss chiron
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- Elli -
01.09.2005, 12:46
@ Amanito
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Re: Proprietäres / verstehe ich nicht |
-->>(>>>Wer gibt einen Börsenbrief heraus, bei dem nach einiger Zeit die Abonnenten zwangsläufig kündigen und nicht wiederkommen - weil sie ihn nicht mehr brauchen!?)
>[b]klar, deswegen gebe ich auch niemals die ganze Geschichte her, sondern immer nur Auszüge - und das wichtigste (v.a. Amanita-Pivots) muß proprietär bleiben - ein mE sinnvoller Ausgleich zwischen Black Box und voller Publizität
<font color=#0000FF>Wie chiron schon sagte, deine hier geäußerte Einstellung passt eigentlich nicht zur esoterischen Sicht.
Aber verstehen kann ich den Egoismus hinter dem Esoterik-Schild schon ;-)
Als ich so jung war wie du, war ich auch noch karrieregeil ;-)
</font>
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Amanito
01.09.2005, 12:54
@ chiron
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Re: Sittenwidrigkeit |
-->Chiron:
(Das schaut aber schwer nach einer Kontrollsucht aus. Wo bleibt das Vertrauen? Irgendwie steht diese Aussage etwas quer zu deinen spirituellen Ueberzeugungen)
Im Gegensatz zu manch anderen (Schwebe-) Esoterikern bin ich halt auch kühl kalkulierender Unternehmer, und man muß auch ganz klar unterscheiden:
1. wenn es um rein allgemeine geistig-spirituelle Dinge geht, halte ich rein gar nichts von Geheimhaltung, denn wenn andere vorwärts kommen, hilft das allen, der Menschheit und dem Planet. Hier handelt es sich um eine Win-Win Situation, die typisch ist für die höheren Welten.
2. Wenn es um Nullsummenspiele geht wie es die Börse zu einem Großteil ist (zumindestens der ganze Derivativbereich), dann geht es nun mal nicht anders, dann muß man sich an die Spielregeln der dichteren Welten halten, wo es oft ein Entweder-Oder gibt.
Manfred
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Amanito
01.09.2005, 13:47
@ - Elli -
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Re: Proprietäres / verstehe ich nicht |
-->>Aber verstehen kann ich den Egoismus hinter dem Esoterik-Schild schon ;-)
>Als ich so jung war wie du, war ich auch noch karrieregeil ;-)
für mich persönlich heißt Esoterik zunächst mal Erkenntnis und damit Selbsterkenntnis und auch anzunehmen was ist, und damit auch das Ego weder zu verleugnen noch krampfhaft"ausschalten" zu wollen (funktioniert ohnehin nicht bzw. wird das dann auf andere projiziert, die dann alle"so furchtbar selbstsüchtig sind"), sondern das Gemäße zu tun, denn das mE der einzige Weg, um nicht übersprungene Schritte nachher wieder nachholen zu müssen. Die gesellschaftliche Einbindung ins kapitalistische System ist ein Faktum, welche man nicht leugnen kann, aber man kann sich endlos in geistigen Fragen verlieren, ohne weiterzukommen.
Eine gute Astrologie-Kollegin, die ebenfalls Wirtschaft studierte, hat mal gemeint, daß alle Firmen, für die sie gearbeitet hat, unweigerlich bald in Konkurs gegangen wären, wenn sie so weltfern wie die Astrologen-Gemeinschaft agiert hätten - kann ich nur 100% unterschreiben.
In Ã- laufen derzeit ein paar krumme Dinge bei den Energethikern (= alle mit"Esoterik-Gewerbeschein", immerhin schon Tausende - die Energethiker sind von allen Berufsgruppen zur Zeit der am schnellstwachsende) auf Kammerebene (gesetzliche Interessensvertretung) und es schnallt keiner. Es ist ein Jammer, wie leicht"geistig fortgeschrittenen Leutchen" von ein paar"Knilchen" aufs Kreuz gelegt werden, weil sie die Ego-Ebene mit all ihren Spielen krampfhaft auszublenden oder zu transzendieren versuchen...
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chiron
01.09.2005, 14:38
@ Amanito
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Re: Proprietäres / verstehe ich nicht |
-->Hallo Amanito
Wir leben auf der Erde und nicht im Himmel, deshalb gilt es auch die irdischen Gesetze zu berücksichtigen, so weit so gut. Trotzdem bin ich mit dir nicht ganz einverstanden, dass man deswegen Informationen zurückhalten muss, weil im anderen Fall das Business Modell den Bach runter gehen soll. Denn, je mehr Infos du rausgibst, desto mehr Infos bekommst du von den Lesern, was letztlich wieder dir einen Vorteil verschafft. Das Resonanz-Prinzip funktioniert auch im Geschäftsleben, wenn nicht, hätte ich mich schon längst davon verabschiedet.
Gruss chiron
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Amanito
01.09.2005, 15:08
@ chiron
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Re: Proprietäres / verstehe ich nicht |
-->(Das Resonanz-Prinzip funktioniert auch im Geschäftsleben, wenn nicht, hätte ich mich schon längst davon verabschiedet.)
natürlich, darum gehts um die angemessene und sinnvolle Balance zwischen den 2 Polen nichts hergeben - alles hergeben!
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QuertreiBär
03.09.2005, 22:17
@ Amanito
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ein kurzes Statement zu Deinem Vorwurf |
-->>Nun gibt es ja derzeit eine Reihe von Schlaumeiern... und daher trauen wir uns diesen Schlaumeiern entgegenzuhalten... Wir sind zu 97,5 %, also nahezu voll investiert... Lassen Sie sich von den Horrormeldungen nicht verrückt machen. Denken Sie dabei an Herrn Fritz: Dem Feind ins Auge schauen und standhaft bleiben!
>beim Lesen des Artikels überkommen mich gar betrübliche Gefühle, solche seltsamen Durchhalteparolen & gar das Heranziehen von Feindmetaphern sind ungewöhnlich für den SI, wenn ich sowas lese, dann schrillen bei mir sofort alle Alarmglocken, denn das ist für mich ein Zeichen für Abkopplung vom Markt und 100%ige Übernahme durch das Ego (welches immer recht haben will und damit immer die Verluste einfährt) - und damit der schlechtestmögliche Ratgeber.
>Ich habe dem Ralf schon mehrfach Rückmeldungen gegeben, zumal ich ihn persönlich schon seit 1999 kenne, da er aber drauf nie reagiert, stelle ich es stattdessen hier ins Forum mit der Bitte um Kommentare dazu, ob das andere auch so sehen...
>Manfred
Hallo Amanito,
du brauchst nicht betrüblich zu werden. Zwar war das im letzten Weekly tatsächlich eine Art Durchhalteparole, aber ganz bewusst: denn die Bullen haben es momentan wahrlich nicht einfach. Der Trend läuft zwar für sie, aber was da von der psychologischen Seite alles auf sie eindringt, ist schon schwer auszuhalten.
Im Übrigen gibt es im EW-Forum Durchhalteparole en masse, nur eben für die Bären. Daß Du ausgerechnet mir Abkopplung vom Markt vorwirfst, halte ich schon für einen Hammer. Ich liege mit meinen Prognosen derzeit so richtig wie wohl kaum jemand (falls du jemanden weißt, kannst mir’s ja sagen). Warum also wirfst Du die Abkopplung vom Markt nicht jemandem vor, der in der ganzen Aufwärtsbewegung immer dagegen hielt, also bearish war? Da müssten sich in diesem Board doch jede Menge Leute finden, auf die das zutrifft, oder? Wer in einem Bullenmarkt andauernd bearish ist, der koppelt sich vom Markt ab, und nicht der Bulle!!! Oder hab ich da eine falsche Vorstellung vom Wort „abkoppeln“?
Wo ich Feindmetaphern benutzt haben soll, ist mir schleierhaft. Meintest Du vielleicht das Wort „Schlaumeier“? Auch hier könnte man genaue Wortklauberei betreiben, weil nämlich ein Schlaumeier kein Feind ist. Sondern vielmehr jemand, der glaubt, dass er schlau ist, obwohl er es eigentlich nicht ist. Und genau das wollte ich auch ausdrücken. Einfach nur eine simple Saisonalität wiederzukäuen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob sich die Umstände für diese Saisonalität in diesem Jahr nicht geändert haben, das halte ich nun mal für Schlaumeiertum.
Meines Wissens hast Du mir zweimal Rückmeldungen gegeben. Auf die erste hatte ich kurz geantwortet, die zweite ist tatsächlich unbeantwortet geblieben. Das hat u.a. damit zu tun, dass ich einen 12-Stunden-Tag habe und nicht immer dazu komme, alle eMails zu beantworten, bzw. mir manchmal welche „durchhuschen“ (zur Info: ich bekomme jeden Tag etwa 100 eMails). Es ist aber auch so, dass Du mich eben sehr gerne ermahnst, auf dem Teppich zu bleiben. Und dabei halte ich mich einfach nur an mein System und das war in den letzten Monaten „super-bullish“ und ist es noch.
Daß der Smart Investor in letzter Zeit abgeflacht ist, mag durchaus einigen so vorkommen. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass wir viele Titel empfehlen und nicht nur auf der US-Wirtschaft, den Politikern u.ä. rumhacken. Klar, wir wollen eben auch ein bisschen konstruktiv sein. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass wir die Missstände nicht sehen würden, sondern dass wir meiner Meinung nach inmitten eines Bullenmarktes sind, den wir als Anlegermagazin auch „abreiten“ MÜSSEN, ansonsten haben wir unseren Namen nicht verdient. Daß wir uns aber auch um anderen Themen kümmern, zeigen folgende Beispiele: im aktuellen Heft ließen wir H.-H. Hoppe über die Demokratie herziehen, dass die Schwarte kracht; wir widmeten dem Orwellschen Überwachungsstaat eine ganze Titelgeschichte und beschäftigten uns in der März-Ausgabe in mehreren Artikeln und Interviews mit dem kommenden Staatsbankrott.
Smart Investor soll ein Magazin für den „kritischen Anleger“ sein. Kritisch ist dabei nicht so gemeint, dass man alles schlecht redet, sondern „kritisch“ im Sinne von „hinterfragend“. Und meine Meinung ist: Wer heute bearish ist, der ist nicht kritisch, sondern befindet sich im Mainstream. Jetzt hör ich Dich lachen, lieber Manfred, ich weiß. Aber schau dir einfach die Charts der Aktienindices an, allen voran denjenigen aus deinem Heimatland. Dann sollte Dir auffallen: das ist ein Bullenmarkt, und damit lagen alle Bären in den letzten Monaten falsch (und haben ssich vom Markt abgekoppelt). So einfach ist das!
Ralf
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QuertreiBär
03.09.2005, 22:27
@ QuertreiBär
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der Vorwurf von Amanito war gemeint (der vom 31.8.) (o.Text) |
-->
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- Elli -
04.09.2005, 11:52
@ QuertreiBär
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Re: Durchhalteparolen für Bären? |
-->>Im Übrigen gibt es im EW-Forum Durchhalteparole en masse, nur eben für die Bären.
Wat? Wo denn, wer denn?
Der liebe Prechter hat als Dauerbär leider vieles an EW kaputt gemacht und nun werden alle Elliotter als Bären abgestempelt. Schade.
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QuertreiBär
05.09.2005, 22:37
@ - Elli -
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Re: Durchhalteparolen für Bären? |
-->>>Im Übrigen gibt es im EW-Forum Durchhalteparole en masse, nur eben für die Bären.
>Wat? Wo denn, wer denn?
>Der liebe Prechter hat als Dauerbär leider vieles an EW kaputt gemacht und nun werden alle Elliotter als Bären abgestempelt. Schade.
ich wollte hier nichts gegen EW im Allgemeinen sagen, sondern damit feststellen, daß im Board seit jeher schon ein bearisher Bias festzustellen ist. Oder täusch ich mich etwa mit dieser Behauptung?
Übrigens: Ich habe in Erinnerung, Dich über den Herrn Prechter schon anders reden/schreiben gelesen/gehört zu haben. Täusch ich mich hier auch?
Gruß, QTB
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- Elli -
06.09.2005, 00:10
@ QuertreiBär
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Re: Durchhalteparolen für Bären? |
-->>>Der liebe Prechter hat als Dauerbär leider vieles an EW kaputt gemacht und nun werden alle Elliotter als Bären abgestempelt. Schade.
-
>ich wollte hier nichts gegen EW im Allgemeinen sagen,
<font color=#0000FF>Dann ist ja gut ;-)</font>
>sondern damit feststellen, daß im Board seit jeher schon ein bearisher Bias festzustellen ist. Oder täusch ich mich etwa mit dieser Behauptung?
<font color=#0000FF>Nein, das stimmt schon...... zumindest langfristig gesehen. </font>
>Übrigens: Ich habe in Erinnerung, Dich über den Herrn Prechter schon anders reden/schreiben gelesen/gehört zu haben. Täusch ich mich hier auch?
>Gruß, QTB
<font color=#0000FF>Nein, keineswegs. Er hat wie kein anderer die EW wieder bekannt gemacht und ich schätze seine übergreifende Sichtweise (z. b."socionomics") sehr. Seine Dow-Prognosen sind aber, soweit ich das mitbekomme, seit über zwei Jahren ziemlicher Käse. Jeder hat schlechte Phasen, aber seine finde ich jetzt schon recht lang. Und nur darauf bezog sich meine Kritik.
Ansonsten, zum SI: Ich finde ihn nach wie vor sehr interessant. Die aktuelle Bullishness kann ich zwar zurzeit nicht teilen, aber das muss sich ja erst noch rausstellen, ob sie gerechtfertigt ist. Im Übrigen sehe ich es wie @chiron (und anders als @Amanito): Erkenntnis ist wichtiger als Prognose. </font>
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JLL
06.09.2005, 08:25
@ QuertreiBär
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Re: Touché! ;-) (o.Text) |
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QuertreiBär
06.09.2005, 12:33
@ - Elli -
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Fazit und Interview mit H.-H. Hoppe |
-->>>>Der liebe Prechter hat als Dauerbär leider vieles an EW kaputt gemacht und nun werden alle Elliotter als Bären abgestempelt. Schade.
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>>ich wollte hier nichts gegen EW im Allgemeinen sagen,
><font color=#0000FF>Dann ist ja gut ;-)</font>
>>sondern damit feststellen, daß im Board seit jeher schon ein bearisher Bias festzustellen ist. Oder täusch ich mich etwa mit dieser Behauptung?
><font color=#0000FF>Nein, das stimmt schon...... zumindest langfristig gesehen. </font>
>>Übrigens: Ich habe in Erinnerung, Dich über den Herrn Prechter schon anders reden/schreiben gelesen/gehört zu haben. Täusch ich mich hier auch?
>>Gruß, QTB
><font color=#0000FF>Nein, keineswegs. Er hat wie kein anderer die EW wieder bekannt gemacht und ich schätze seine übergreifende Sichtweise (z. b."socionomics") sehr. Seine Dow-Prognosen sind aber, soweit ich das mitbekomme, seit über zwei Jahren ziemlicher Käse. Jeder hat schlechte Phasen, aber seine finde ich jetzt schon recht lang. Und nur darauf bezog sich meine Kritik.
>Ansonsten, zum SI: Ich finde ihn nach wie vor sehr interessant. Die aktuelle Bullishness kann ich zwar zurzeit nicht teilen, aber das muss sich ja erst noch rausstellen, ob sie gerechtfertigt ist. Im Übrigen sehe ich es wie @chiron (und anders als @Amanito): Erkenntnis ist wichtiger als Prognose. </font>
Mein Fazit:
Prognose halte ich für sehr wichtig, ansonsten bräuchte ich mich ja nur mit Wirtschaft zu beschäftigen. Wer sich aber auch mit Börse beschäftigt, der MUSS richtig liegen wollen, ansonsten gibt es eine Diskrepanz zwischen Handeln und Ziel.
Erkenntnis halte ich auch für sehr wichtig, nur begibt man sich da auf eine ganz andere Ebene, wie z.B. im nachfolgenden Interview, in dem wir die Demokratie von Hoppe auseinandernehmen ließen, wie man das in einer anderen Börsenzeitschrift wohl kaum finden dürfte.
Um es noch mal klar zu machen: Smart Investor versucht gerade eben diesen Spagat zwischen guter Prognose und Erkenntnis zu schaffen. Daß uns das nicht immer gelingt, zeigen aber auch die Kritik von Amanito und Chiron. Und nun zum Interview:
„System des Hehlens und Stehlens“
Smart Investor im Gespräch mit Prof. Hans-Herrmann Hoppe, libertärer Vordenker und Bestseller-Buchautor, über Deutschlands schwindende Hoffnung, den Zusammenbruch der Wohlfahrtsstaaten und die Vorbilder der „österreichischen Schule“
Smart Investor: Herr Hoppe, wie sieht man die politische und wirtschaftliche Situation Deutschlands vom Ausland aus - besteht noch Hoffnung?
Hoppe: Für Amerikaner bedeutet Deutschland: Hitler, Nazi, Rhein, Wein, Autobahn, Sauerkraut, Bier, Hofbräuhaus, Heidelberg, Neuschwanstein, Mercedes, Porsche, BMW, Audi, Mozart, Beethoven, Lederhosen, Kuckucksuhr. Trotz ungläubig bestaunter sechs Wochen Jahresurlaub gelten die Deutschen immer noch als fleißig, aber Made in Japan hat Made in Germany inzwischen den Rang abgelaufen. Von den wirtschaftlichen Problemen Deutschlands weiß der Durchschnittsamerikaner gar nichts, wie er denn von nichts außerhalb der USA eine Ahnung hat. Je weniger er von der Welt weiß, um so überzeugter ist er freilich von der haushohen Überlegenheit seines eigenen Landes und um so bereitwilliger unterstützt er die „missionarischen" Militäraktionen bzw. Kriege der USA in aller Welt. Daß das deutsche (Erhardsche) Wirtschaftswunder schon seit langem vorbei ist und Deutschland ein schwerstkrankes Gemeinwesen ist, wissen in den USA nur wenige Experten.
Smart Investor: Was ist aus Ihrer Sicht die Wurzel von Deutschlands verfahrener Politik?
Hoppe: Deutschlands Probleme sind nicht prinzipiell anders als die der übrigen westlichen Wohlfahrtsstaaten, einschließlich der USA. Ich weiß, das Ignorantentum bezüglich der USA ist groß, besonders in Deutschland. Im Gegensatz zu regelmäßig gehörtem Geschwätz gibt es aber in den USA schon seit langem keinen ungebändigten Laisser-faire-Kapitalismus mehr. Die Staatsquote liegt bei nahezu 40 %. Wie hierzulande, so gibt es dort eine riesige Zahl von Regulierungsbehörden, die zu einer zunehmend engeren Verbindung von Hochfinanz und Großindustrie mit dem Staat geführt haben, auf Kosten und zum Nachteil kleinerer und mittlerer Betriebe. Und wie hier, so gibt es auch in den USA ein immer umfassenderes Netz sogenannter staatlicher Sozialfürsorge. Freilich hat man in den USA mit diesem Widersinn erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in großem Stil begonnen, also 50 Jahre später als in Deutschland, und so hinkt man bis heute in dieser Hinsicht, Gott sei Dank, noch ein bis zwei Jahrzehnte hinter Deutschland her. Dennoch, wenn es nicht zu drastischen Änderungen kommt, wird das Wohlfahrtsstaatssystem in Amerika schließlich genauso als unfinanzierbar zusammenbrechen wie es in Deutschland der Fall sein wird.
Smart Investor: Deutschland hat offenbar ein nicht geringes Problem u.a. mit der Anreizproblematik. Was stimmt nicht an unserem ganzen „Sozialversicherungssystem“?
Hoppe: Das ganze sogenannte Sozialversicherungssystem ist weder sozial noch ist es ein Versicherungssystem. Und der sogenannte Generationenvertrag ist natürlich auch kein „Vertrag“. Er hat die Solidität eines Kettenbriefes. Diejenigen, wie Bismarck, Adenauer etc., die sich diesen Unsinn ausgedacht haben, sind nicht besser als Herr Ponzi, der berühmt-berüchtige Finanzgauner. Jeder private Geschäftsmann, der ein Versicherungssystem anbieten wollte wie es Staaten tun, würde sofort als gemeingefährlicher Betrüger verhaftet. Es ist ein System des Stehlens und Hehlens. Ein System, das die individuelle Verantwortung, Vorsicht und Voraussicht untergräbt, das Sparen bestraft und Konsum belohnt. Ein System, das den natürlichen, intergenerationellen Zusammenhalt von Familienverbänden zerstört. Ein System, das statt dessen die Faulenzerei, das Simulantentum und das Schmarotzerwesen fördert. Kurz: ein System, das den Willen, ein produktives und verantwortungsbewußtes Leben zu führen, andauernd schwächt, steigende Zukunftsangst erzeugt, den Wunsch nach Kindern (besonders bei intelligenten Menschen) erstickt und somit buchstäblich zum Sterben verurteilt ist.
Smart Investor: Sie sind bekanntlich kein Fan der Demokratie. Nun hat Deutschland Mitte September mal wieder „die Wahl“ - welche denn?
Hoppe: Die Wahl zwischen Tweedledumm und Tweedledummer - also eigentlich gar keine Wahl. Lassen Sie mich aus meinem Buch H.L. Mencken zitieren, prägnanter als er kann man es nicht sagen: „Politiker gelangen selten, wenn überhaupt, durch Leistung in öffentliche Ämter, zumindest nicht in demokratischen Staaten. Sie werden normalerweise aus ganz anderen Gründen gewählt, deren wichtigster einfach ihre Fähigkeit ist, die intellektuell Unterprivilegierten zu beeindrucken und zu verzaubern. Wird einer von ihnen es wagen, die einfache Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit über die Lage des Landes, außen- oder innenpolitisch? Wird einer von ihnen auf Versprechungen verzichten, von denen er weiß, daß er sie nicht erfüllen kann - die kein Mensch erfüllen kann? Wird einer von ihnen je ein Wort äußern, wie offensichtlich auch immer, das die riesige Horde von Trotteln verschrecken oder entfremden könnte, die sich am öffentlichen Trog tummelt, die sich, wider alle Hoffnung hoffend, im immer dünner werdenden Brei wälzt? Antwort: Vielleicht am Anfang für einige Wochen. Aber nicht in einem Kampf Gleichstarker und wo die Auseinandersetzung ernst ist. Sie werden jedem Mann, jeder Frau oder jedem Kind im Land versprechen, was immer er, sie oder es will. Sie werden durch das Land ziehen auf der Suche nach Gelegenheiten, Reiche arm zu machen, das Unheilbare zu heilen, den hoffnungslosen Fällen Hoffnung zu geben, das Unauflösbare aufzulösen, das Unreinigbare zu reinigen. Sie werden alle Warzen kurieren, indem sie Beschwörungen über sie aussprechen, und Staatsschulden abbezahlen mit Geld, das niemand jemals verdienen muß. Wenn einer ihnen zeigt, daß zwei mal zwei fünf ist, wird ein anderer beweisen, daß es sechs ist, sechseinhalb, zehn, zwanzig. Kurz, sie werden sich ihres Charakters als vernünftige, offene und ehrliche Menschen entkleiden und einfach Kandidaten für ein Amt werden, nur darauf bedacht, Stimmen zu fangen. [...]Der Gewinner wird der sein, der das meiste mit der geringsten Einlösungswahrscheinlichkeit verspricht.“
Smart Investor: Ist unsere politische Führung eigentlich überhaupt noch in der Lage, die Weichen zu stellen? Wo und als was sehen Sie Deutschland in, sagen wir, 10 bis 20 Jahren?
Hoppe: Ich sehe weit und breit keine Person, die intelligent, prinzipiengeleitet, prominent und charismatisch genug ist, um als Hoffnungsträger einer radikalen, anti-etatistisch-marktwirtschaftlichen Wende in Frage zu kommen. Weit und breit nichts als philosophisch, ökonomisch und historisch unbeleckte „Demokraten" und EU-Zentralisten. Dabei benötigen wir dringend weniger Demokratie (und Politiker) - weder in der Familie, noch in der (katholischen) Kirche, noch in irgendeinem erfolgreichen Wirtschaftsbetrieb gibt es Demokratie! - sondern mehr natürliche Eliten und Aristokraten (in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur). Und wir brauchen keine politische Zentralisierung - Europa wurde zur führenden Wirtschaftsregion der Welt gerade weil es, im Unterschied etwa zu China, politisch in eine Vielzahl von Einheiten zersplittert war -, sondern wir brauchen umgekehrt Dezentralisierung und Sezession. Denn nur politische Konkurrenz, ein System der Kleinstaaterei, zwingt einen jeden Staat, entgegen seinen sonstigen Neigungen, zu innerer Liberalität und zum Freihandel, da er andernfalls seine produktivsten Bürger durch Abwanderung verliert und eine heimische Hungerkatastrophe heraufbeschwört. Sollte es nicht zu drastischen, nahezu revolutionären Veränderungen kommen - und wie gesagt, ich bin äußerst skeptisch, was diese Möglichkeit angeht -, so sehe ich für Deutschland ein deutliches Absinken des allgemeinen Wohlstands voraus.
Smart Investor: Welches Land hat sich denn als „vorbildlich“ - oder dem zumindest am meisten nahekommend - im Sinne der österreichischen Schule strukturiert?
Hoppe: In Europa: Liechtenstein. Es wird von einem Fürsten regiert, dessen Interessen, im Unterschied zu denjenigen demokratischer Politiker, langfristiger Natur sind. Die Steuerbelastung ist niedriger als überall sonst in Europa. Steuern sind wesentlich Lokalsteuern und werden nur für lokale Aufgaben eingesetzt. Die fürstliche Regierung erhält keine Steuern, sondern wird als freies öffentliches Gut angeboten - finanziert durch Investitionstätigkeit erzielte Privateinkünfte des Fürsten. Gemeinden habe ein verfassungsrechtlich gesichertes Recht auf Austritt (Sezession). Liechtenstein gehört nicht der EU an, und als Kleinstaat ist es gezwungen, eine uneingeschränkte Freihandelspolitik zu betreiben. Der Lebensstandard ist höher als fast überall sonst in Europa. Wir brauchen Hunderte von Liechtensteins und Männer vom intellektuellen Kaliber des dortigen Fürsten.
Interview: Falko Bozicevic
Hans-Hermann Hoppe, 56, studierte Philosophie, Soziologie und Ã-konomie. 1985 wanderte er in die USA aus und übernahm später den Lehrstuhl des großen libertären Vordenkers und Vertreters der Ã-sterreichischen Schule der Nationalökonomie Murray Rothbard. Hoppe ist Herausgeber des „Journal of Libertarian Studies“ sowie Autor u.a. des provokanten Buches „Demokratie - der Gott, der keiner ist“ (siehe auch Buchbesprechung in Smart Investor 4/2004).
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- Elli -
06.09.2005, 13:29
@ QuertreiBär
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Re: Fazit und Interview mit H.-H. Hoppe / Danke für das Interview (o.Text) |
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Alana
06.09.2005, 14:27
@ QuertreiBär
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Re: Fazit und Interview mit H.-H. Hoppe |
-->>Smart Investor: Welches Land hat sich denn als „vorbildlich“ - oder dem zumindest am meisten nahekommend - im Sinne der österreichischen Schule strukturiert?
>Hoppe: In Europa: Liechtenstein. Es wird von einem Fürsten regiert, dessen Interessen, im Unterschied zu denjenigen demokratischer Politiker, langfristiger Natur sind. Die Steuerbelastung ist niedriger als überall sonst in Europa. Steuern sind wesentlich Lokalsteuern und werden nur für lokale Aufgaben eingesetzt. Die fürstliche Regierung erhält keine Steuern, sondern wird als freies öffentliches Gut angeboten - finanziert durch Investitionstätigkeit erzielte Privateinkünfte des Fürsten. Gemeinden habe ein verfassungsrechtlich gesichertes Recht auf Austritt (Sezession). Liechtenstein gehört nicht der EU an, und als Kleinstaat ist es gezwungen, eine uneingeschränkte Freihandelspolitik zu betreiben. Der Lebensstandard ist höher als fast überall sonst in Europa. Wir brauchen Hunderte von Liechtensteins und Männer vom intellektuellen Kaliber des dortigen Fürsten.
>Interview: Falko Bozicevic
hallo,
also Herr Hoppes Visionen in Ehren, aber diesen"Lichtenstein e.V."(eingetragenen Verein) als Staatenvorbild hinzustellen ist ja wohl, ich bin mal frech, albern!
Und ich überziehe mal ein bisschen:
Hätte nicht das FL in Lindau ein paar Aldi-Läden, oder im Vorarlberg ein paar Grossmärkte, würden man verhungern, und man säß wie im Mittelelalter im Dunkeln, denn der Strom kommt bestimmt aus eidgenössischen Kraftwerken, wie überhaupt die gesamte Infrastruktur der Schweiz praktischerweise genutzt wird.
Baldur, wenn FL ein paar eigene Kraftwerke hat, pardon.[img][/img]
Kein Wunder, dass man da"mit den Lokal-Steuereinnahmen auskommt", wenn in der Haupstadt Vaduz beispielsweise die beiden einzigen Dorfschulzen Beck, Daniel und Reifler, Jürg mit ihren Privat-Telefon-Nummern namentlich unter"Stadtverwaltung" aufgeführt werden koennen.
Nur mal so als Dimensions - Anschauungsunterricht.
Ansonsten ist der FL-Club doch mit allem und durch alles mit der"grossen" Schweiz/Europa verkabelt bzw. vortrefflich angedockt und kuschelt sich und sonnte und labte sich Jahrzehnte in und an den Kapitalerträgen der Millionen NummernKonten und Stiftungen.
Davon abgesehen zahlt auch das hochherrschaftliche Fürstenhaus wie jede andere Klitsche in Deutschland oder der EU seine Dienstleistungsrechnungen banal erst nach der 3. Mahnung und unter Androhnung der Einschaltung des Europäischen Gerichtshofes und dann auch nur unter weiterem Murren.
Obwohl es keinen Tadel an der gelieferten Dienstleistung gab.
Soweit aus dem Nähkästchen...
Grüße
al.
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