-->Hi,
zu den unausrottbaren IrrtĂŒmern zĂ€hlt auch dieser: Es gĂ€be Zinsen nur aus vorangegangenen monetĂ€ren LeihvorgĂ€ngen. Ganze LehrgebĂ€ude bauen darauf auf, von Heilslehren und Ideologien ganz zu schweigen.
TatsÀchlich ist der monetÀre Zins nur ein Teil der gesamten Zins"last", die zu rechnen ist. Diese Gesamt"last" besteht auch aus Steuerzins, Mietzins, Bodenzins, Pachtzins, MonopolprÀmien und derlei mehr - alles Renditen, die sich ergeben, ohne dass der Verpflichtete sich beim Inkasso-Berechtigten vorher verschuldet hÀtte.
Die Gesamtheit des zu Zahlenden/Liefernden/Leistenden ist also die Rendite"last", unbeschadet jetzt der Verteilung auf Kassierende und zur Kasse Gebetenen, die logischerweise immer"irgendwie ungerecht" ist bzw. als ungerecht empfunden wird (mit anschlieĂenden Endlosdebatten).
Nehmen wir zum Beweis das islamische Zinsverbot (Verbot von riba, wörtlich wohl Verdoppelung der Verdoppelung). Dieses verbietet zwar den"monetÀren" Zins, was aber völlig witzlos ist, da die Rendite ("Zinsen" wie oben) dadurch nicht verschwindet.
Und diese Rendite selbstverstÀndlich wieder in renditetragende Anlagen (Zinsbringer) investiert werden darf! Woraus sich das ergibt, was gern als"Renditesrendite" bezeichnet wird.
Beweis: Es gibt eine groĂe Nachfrage nach sog."islamischen Bonds". HeiĂen Sukuk, sind Obligationen und entsprechen der Sharia. Derzeit stehen 6,7 Mrd. $ solcher Sukuk aus, nicht viel, aber der Markt kommt gewaltig ins Rollen, ist vor allem - steuerliche GrĂŒnde - auch bei Nichtmuslimen beliebt.
Malaysia hat 2002 den ersten Sukuk platziert, inzwischen hat sogar das Bundesland Sachsen-Anhalt so etwas emittiert. Definition:
Sukuk ist eine Art Beteiligung von Anlegern am Besitz des Schuldners, die EinkĂŒnfte abwirft, die dann an den Sukuk-Halter (GlĂ€ubiger) ausgeschĂŒttet werden. Der sie seinerseits in weiteren Sukuks anlegen kann, was selbstredend einen Zinseszins-Effekt beinhaltet.
Die Sharia verbietet Anlagen, bei denen es unsicher ist, ob ErtrĂ€ge flieĂen (gharar), GlĂŒckspiel und"unreine" GeschĂ€fte.
Unterm Strich sind die Sukuk also nichts als Augenwischerei, von Sonderproblemen wie Aktien von Gesellschaften, die fallieren mal ganz abgesehen (Parmalat, Wolrdcom).
Die Banken figurieren ansonsten als MiteigentĂŒmer der renditetrĂ€chtigen Sache. Immerhin halten sie so schon ca. 300 Mrd $, zumeist noch in traditioneller westlicher Manier, wollen sich aber umstellen, auch wenn sie nicht direkt auf die steuerlich interessanten Sukuk greifen wollen, sondern den Zins als eine"Rendite" aus der Sharia-konformen Bank betrachten.
Auch an Derivaten zur Absicherung wird schon gebastelt; dass dabei Differenzgewine entstehen, ist allgemein bekannt. Aber am Grundproblem, dass sich rentierliche Anlagen auch im monetĂ€rzinslosen Islam finden lassen, fĂŒhrt kein Weg vorbei.
Und wo Rendite, dort auch Rendite auf Rendite, wie gesagt. Die wirtschaftliche Welt lÀsst sich nicht austricksen.
Immmer wird es Menschen geben, die schuldig sind und das ganz ohne ihr Zutun als Leihnehmer und immer wird deshalb die debitistische MĂŒhle sich drehen, drehen, drehen.
Schönen Abend noch + GruĂ!
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-->>Hi,
>zu den unausrottbaren IrrtĂŒmern zĂ€hlt auch dieser: Es gĂ€be Zinsen nur aus vorangegangenen monetĂ€ren LeihvorgĂ€ngen. Ganze LehrgebĂ€ude bauen darauf auf, von Heilslehren und Ideologien ganz zu schweigen.
>TatsÀchlich ist der monetÀre Zins nur ein Teil der gesamten Zins"last", die zu rechnen ist. Diese Gesamt"last" besteht auch aus Steuerzins, Mietzins, Bodenzins, Pachtzins, MonopolprÀmien und derlei mehr - alles Renditen, die sich ergeben, ohne dass der Verpflichtete sich beim Inkasso-Berechtigten vorher verschuldet hÀtte.
>Die Gesamtheit des zu Zahlenden/Liefernden/Leistenden ist also die Rendite"last", unbeschadet jetzt der Verteilung auf Kassierende und zur Kasse Gebetenen, die logischerweise immer"irgendwie ungerecht" ist bzw. als ungerecht empfunden wird (mit anschlieĂenden Endlosdebatten).
>Nehmen wir zum Beweis das islamische Zinsverbot (Verbot von riba, wörtlich wohl Verdoppelung der Verdoppelung). Dieses verbietet zwar den"monetÀren" Zins, was aber völlig witzlos ist, da die Rendite ("Zinsen" wie oben) dadurch nicht verschwindet.
>Und diese Rendite selbstverstÀndlich wieder in renditetragende Anlagen (Zinsbringer) investiert werden darf! Woraus sich das ergibt, was gern als"Renditesrendite" bezeichnet wird.
>Beweis: Es gibt eine groĂe Nachfrage nach sog."islamischen Bonds". HeiĂen Sukuk, sind Obligationen und entsprechen der Sharia. Derzeit stehen 6,7 Mrd. $ solcher Sukuk aus, nicht viel, aber der Markt kommt gewaltig ins Rollen, ist vor allem - steuerliche GrĂŒnde - auch bei Nichtmuslimen beliebt.
>Malaysia hat 2002 den ersten Sukuk platziert, inzwischen hat sogar das Bundesland Sachsen-Anhalt so etwas emittiert. Definition:
>Sukuk ist eine Art Beteiligung von Anlegern am Besitz des Schuldners, die EinkĂŒnfte abwirft, die dann an den Sukuk-Halter (GlĂ€ubiger) ausgeschĂŒttet werden. Der sie seinerseits in weiteren Sukuks anlegen kann, was selbstredend einen Zinseszins-Effekt beinhaltet.
>Die Sharia verbietet Anlagen, bei denen es unsicher ist, ob ErtrĂ€ge flieĂen (gharar), GlĂŒckspiel und"unreine" GeschĂ€fte.
>Unterm Strich sind die Sukuk also nichts als Augenwischerei, von Sonderproblemen wie Aktien von Gesellschaften, die fallieren mal ganz abgesehen (Parmalat, Wolrdcom).
>Die Banken figurieren ansonsten als MiteigentĂŒmer der renditetrĂ€chtigen Sache. Immerhin halten sie so schon ca. 300 Mrd $, zumeist noch in traditioneller westlicher Manier, wollen sich aber umstellen, auch wenn sie nicht direkt auf die steuerlich interessanten Sukuk greifen wollen, sondern den Zins als eine"Rendite" aus der Sharia-konformen Bank betrachten.
>Auch an Derivaten zur Absicherung wird schon gebastelt; dass dabei Differenzgewine entstehen, ist allgemein bekannt. Aber am Grundproblem, dass sich rentierliche Anlagen auch im monetĂ€rzinslosen Islam finden lassen, fĂŒhrt kein Weg vorbei.
>Und wo Rendite, dort auch Rendite auf Rendite, wie gesagt. Die wirtschaftliche Welt lÀsst sich nicht austricksen.
>Immmer wird es Menschen geben, die schuldig sind und das ganz ohne ihr Zutun als Leihnehmer und immer wird deshalb die debitistische MĂŒhle sich drehen, drehen, drehen.
>Schönen Abend noch + GruĂ!
Autor Beitrag
Markus
Verfasst am: 10. September 2005 03:30:23 Titel: WĂ€hrungssystem im islamischen Staat
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Gibt es klare Aussagen zur Beschaffenheit des Geldsystems im Islam? Historisch wurde meines Wissens nach eine WĂ€hrung aus Gold- und SilbermĂŒnzen verwendet. Gib es jetzt eigentlich ein generelles Zinsverbot oder bezeichnet"riba" nur Wucherzinsen? Gibt es brauchbare und verstĂ€ndliche Literatur dazu?
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Stephan SchÀfer Abdullah_S
Verfasst am: 10. September 2005 11:40:17 Titel: Re: WĂ€hrungssystem im islamischen Staat
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Assalam aelikum
Gibt es klare Aussagen zur Beschaffenheit des Geldsystems im Islam? Historisch wurde meines Wissens nach eine WĂ€hrung aus Gold- und SilbermĂŒnzen verwendet. Gib es jetzt eigentlich ein generelles Zinsverbot oder bezeichnet"riba" nur Wucherzinsen? Gibt es brauchbare und verstĂ€ndliche Literatur dazu?
Es gibt ein generelles Zinsverbot.
Stell dir z.B. vor, die Bundesrepublik Deutschland sieht es als einen politischen Erfolg an, wenn die Neuverschuldung nicht gestiegen ist.
Die Neuverschuldung ist auch auf einen nicht unbetrĂ€chtlichen teil auf Zinsen zurĂŒckzufĂŒhren.
Wa aleikum salam
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Kyros_II
Verfasst am: 10. September 2005 11:52:13 Titel: Re: WĂ€hrungssystem im islamischen Staat
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Lieber Stephan,
ich kaufe mir grundsÀtzlich nichts auf Pump. Wie jedoch sollte ich mir eine Wohnung, oder ein Haus, leisten können, ohne daà ich verzinstes Kapital aufnehme?
GruĂ
Kyros II
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Markus
Verfasst am: 10. September 2005 11:56:28 Titel: Re: WĂ€hrungssystem im islamischen Staat
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>Assalam aelikum
>Gibt es klare Aussagen zur Beschaffenheit des Geldsystems im Islam? Historisch wurde meines Wissens nach eine WĂ€hrung aus Gold- und SilbermĂŒnzen verwendet. Gib es jetzt eigentlich ein generelles Zinsverbot oder bezeichnet"riba" nur Wucherzinsen? Gibt es brauchbare und verstĂ€ndliche Literatur dazu?
>Es gibt ein generelles Zinsverbot.
>Stell dir z.B. vor, die Bundesrepublik Deutschland sieht es als einen politischen Erfolg an, wenn die Neuverschuldung nicht gestiegen ist.
>Die Neuverschuldung ist auch auf einen nicht unbetrĂ€chtlichen teil auf Zinsen zurĂŒckzufĂŒhren.
Das ist mir nur allzu klar, Die Zinsen machen in Deutschland ĂŒber ein Viertel der Staatsausgaben aus, in der TĂŒrkei fast die HĂ€lfte. Die Verschuldung der USA betrĂ€gt atemberaubende 8 Billionen US$. Nichtnur in Deutschland, weltweit steuert dieses Geldsystem auf einen in der Geschichte der Menschheit einmaligen Zusammenbruch zu.
---Ein generelles Zinsverbot wĂŒrde also auch ein gĂ€nzlich anderes Geldsystem als unser heutiges im Islam voraussetzen. Entweder eine EdelmetallwĂ€hrung oder ein zinsfreies Papiergeldsystem, wie es di eAnhĂ€nger der Freiwirtschaftslehre fordern.
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Markus
Verfasst am: 10. September 2005 11:59:01 Titel: Re: WĂ€hrungssystem im islamischen Staat
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>Lieber Stephan,
>ich kaufe mir grundsÀtzlich nichts auf Pump. Wie jedoch sollte ich mir eine Wohnung, oder ein Haus, leisten können, ohne daà ich verzinstes Kapital aufnehme?
>GruĂ
>Kyros II
Es ist in unserem derzeitigen System unmöglich, dem Zins zu entkommen. Zum einen ist jeder Geldschein an sich schon ein Schuldschein, zum anderen stecken natĂŒrlich auch Zinsenin den Preisen aller Produkte, mit den Stuern zahlt manunfreiwillig die Zinsen fĂŒr Staatsschulden usw. Ein Haus ohne verzinstes darlehen zu kaufen ist schwer, sehr schwer.
Nach oben
Kyros_II
Verfasst am: 10. September 2005 12:40:23 Titel: Re: WĂ€hrungssystem im islamischen Staat
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>>Lieber Stephan,
>>ich kaufe mir grundsÀtzlich nichts auf Pump. Wie jedoch sollte ich mir eine Wohnung, oder ein Haus, leisten können, ohne daà ich verzinstes Kapital aufnehme?
>>GruĂ
>>Kyros II
>Es ist in unserem derzeitigen System unmöglich, dem Zins zu entkommen. Zum einen ist jeder Geldschein an sich schon ein Schuldschein, zum anderen stecken natĂŒrlich auch Zinsenin den Preisen aller Produkte, mit den Stuern zahlt manunfreiwillig die Zinsen fĂŒr Staatsschulden usw. Ein Haus ohne verzinstes darlehen zu kaufen ist schwer, sehr schwer.
Lieber Markus,
in welchem System wÀre es denn möglich, ein Haus (nach heutiger Bauweise) ohne Darlehen zu kaufen?
GruĂ
Kyros II
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Muslim-Markt
Verfasst am: 10. September 2005 14:32:38 Titel: Re: WĂ€hrungssystem im islamischen Staat
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>Lieber Markus,
>in welchem System wÀre es denn möglich, ein Haus (nach heutiger Bauweise) ohne Darlehen zu kaufen?
>GruĂ
>Kyros II
Vor wenigen Wochen hat der PrĂ€sident der islamischen Republik Iran eine Art"Lieben-fond" eingrichtet. Aus diesem Fond werden Neuverheirateten zinslose Darlehen fĂŒr ein Haus genehmigt, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfĂŒllen (sie dĂŒrfen selbst z.B. nicht reich sein). Derartige Systeme sind ĂŒbrigens nicht nur dem Islam vorbehalten. Wenn ein westliches System etwas fĂŒr wichtig erachtet, ist es durchaus in der Lage, dieses entprechend zu fördern. So gibt es z.B. das sogenannte BAFĂ-G, eine Art zinsloses Darlehen fĂŒr das Studium und Ausbildung, dass erst dann zurĂŒck gezahlt wird, wenn man hinreichend Geld verdient.
Daran dass so etwas grundsĂ€tzlich möglich ist, gibt es keinen Zwifel. WĂŒrde man es aber in"zu vielen" Bereichen umsetzen, wĂ€re es ein genereller Systemwechsel den man (noch) nicht möchte.
Das Muslim-Markt-Team
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Kyros_II
Verfasst am: 10. September 2005 15:00:11 Titel: Re: WĂ€hrungssystem im islamischen Staat
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>>Lieber Markus,
>>in welchem System wÀre es denn möglich, ein Haus (nach heutiger Bauweise) ohne Darlehen zu kaufen?
>>GruĂ
>>Kyros II
>Vor wenigen Wochen hat der PrĂ€sident der islamischen Republik Iran eine Art"Lieben-fond" eingrichtet. Aus diesem Fond werden Neuverheirateten zinslose Darlehen fĂŒr ein Haus genehmigt, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfĂŒllen (sie dĂŒrfen selbst z.B. nicht reich sein). Derartige Systeme sind ĂŒbrigens nicht nur dem Islam vorbehalten. Wenn ein westliches System etwas fĂŒr wichtig erachtet, ist es durchaus in der Lage, dieses entprechend zu fördern. So gibt es z.B. das sogenannte BAFĂ-G, eine Art zinsloses Darlehen fĂŒr das Studium und Ausbildung, dass erst dann zurĂŒck gezahlt wird, wenn man hinreichend Geld verdient.
>Daran dass so etwas grundsĂ€tzlich möglich ist, gibt es keinen Zwifel. WĂŒrde man es aber in"zu vielen" Bereichen umsetzen, wĂ€re es ein genereller Systemwechsel den man (noch) nicht möchte.
>Das Muslim-Markt-Team
Liebes Muslim-Markt-Team,
ein vorbildliches Verhalten, des PrÀsidenten der islamischen Republik Iran! Er scheint seine Wahlversprechen zu halten!
In Deutschland gibt es solch eine Hilfe nicht, wenngleich es sehr gĂŒnstige Darlehen, fĂŒr arme Familien, gibt.
Zum GlĂŒck bin ich nicht arm, jedoch bin ich auch (bei weitem) nicht reich genug, um mir ohne Darlehen ein Haus, oder eine Wohnung, kaufen zu können. Wenn der Staat auch Menschen wie mir ein zinsloses Darlehen hierfĂŒr geben wollte, woher sollte er das Geld nehmen? Wenn er es nicht kann, wie komme ich dann an mein Haus?
Wenn diese Neuverheirateten so arm sind, daĂ sie das Darlehen nicht zurĂŒckzahlen können? Gehört dann dem Staat das Haus?
GruĂ
Kyros II
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Muslim-Markt
Verfasst am: 10. September 2005 18:49:52 Titel: Re: WĂ€hrungssystem im islamischen Staat
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>In Deutschland gibt es solch eine Hilfe nicht, wenngleich es sehr gĂŒnstige Darlehen,
>fĂŒr arme Familien, gibt.
Dabei wĂ€re solch eine Förderung auch eine Chance der Kinderarmut entggen zu treten. Mal stelle sich vor, man wĂŒrde ein zinsloses Darlehen erhalten fĂŒr ein Haus, wenn man ein Kind hat.
>Wenn der Staat auch Menschen wie mir ein zinsloses Darlehen hierfĂŒr geben wollte,
>woher sollte er das Geld nehmen? Wenn er es nicht kann, wie komme ich dann an
>mein Haus?
Der Staat hat ja Geld, aber derzeit profitieren die Reichen mehr davon, als die Armen. Das SolidaritÀtsprinzip ist geschwÀcht und teilweise vernichtet worden so ziemlich in allen Bereichen (siehe Privatkrankenkassen).
>Wenn diese Neuverheirateten so arm sind, daĂ sie das Darlehen nicht zurĂŒckzahlen
>können? Gehört dann dem Staat das Haus?
Die RĂŒckzahlbedingungen sind Ă€hnlich wie bei BAFĂ-G hier. Der Staat hat aber in"Notfall" die Chance selbst eine Arbeit anzubieten, bis das Haus abbezahlt ist. Sicherlich wird es FĂ€lle geben, die dennoch zu Problemen fĂŒhren. Aber in einem islamischen System hat der Schutz der Familie einen extrem hohen Stellewert. In der hiesigen Geselslchaft hingegen hat die"Freiheit" inzwischen einen sochl hohen Stellenwert, dass alle ander Werte darunter zu leiden haben, auch der Schutz der Familie.
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Salim
Verfasst am: 10. September 2005 19:08:26 Titel: Re: WĂ€hrungssystem im islamischen Staat
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as-salamu alaikum, liebe Leute,
unter den Muslimen in Deutschland, die zu meinem Freundeskreis gehören, ist es gang und gĂ€be, Darlehen zu geben und zu nehmen, wobei es natĂŒrlich ein schöner Standpunkt ist, ĂŒberhaupt keine Schulden (auch keine zinsbefreiten) zu machen oder zu haben. Man sollte bei solchen Darlehensangelegenheiten indes vor allem jene fĂŒr Muslime geltenden Regeln befolgen, das heiĂt, einen (hand)schriftlich fixierten Vertrag machen, der auch von zwei Zeugen unterschrieben wird.
Allgemein betrachtet, bedarf es schon einiger Weisheit, Geld zu leihen. Und GroĂsheikh AbdullĂąh ad-DaghistĂąnĂź - möge AllĂąh seine Seele heiligen - hatte einmal gesagt, man solle nur dann etwas verleihen, wenn man sicher wĂ€re, daĂ man es im Falle des Falles nicht unbedingt zurĂŒckhaben will. Viel leichter und schöner ist es allerdings, Geld zu verschenken. Das ist bei uns ja sehr beliebt. Und das gilt auch fĂŒr kleinere BetrĂ€ge. Was mich da mal interessiert: Wer hat denn zu Hause eine Sadaqa-Dose, in die er beim Verlassen des Hauses etwas hineintut, um es spĂ€ter dann Armen zu geben? So eine Dose und ihr rechter Gebrauch ist ein hohes Gut und auch Ausdruck einer schönen Sunnah.
wassalam,
Salim
http://f25.parsimony.net/cgi-bin/to...se=Phase1&ThreadNummer=36148
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-->Hi bernor,
besten Dank vorweg.
>daĂ der Islam irgendwann im Westen ankommt, hatte ich hier schon vermutet:
>5) Ist es daher so völlig aus der Luft gegriffen, anzunehmen, daĂ eher der (zumindest europĂ€ische) Westen"islamische" Wirtschaftsformen (einschlieĂlich der Hawala-Geldtransfersystems) ĂŒbernehmen wird als der Irak oder andere islamische LĂ€nder den"Kapitalismus"? Wird sich das scheinbar Weichere als das in Wahrheit HĂ€rtere erweisen?
Sehr feine Beobachtung. Der Sturmlauf des Islam, der zunĂ€chst Nordafrika den Byzantinern ("ar-Ruum", vgl. Sure 30) entriss, dann nach Mantzikert 1071 Kleinasien und schlieĂlich 1453 den Rest, kann gut mit den unterschiedlichen Steuersystemen erklĂ€rt werden (Byzanz: ĂŒbliche maximale Steuerlast plus Steuerpacht, dann vom Themen- zum Pronoia-System der ĂŒbliche Abstieg; Islam: Zakat, was wie ein Befreiunggsschlag wirken musste).
Da liegt noch jede Menge Zukunft. SpĂ€testens wenn die vertagten Steuern wirklich ĂŒber den Tisch gehen mĂŒssen. Als (gedachte) Poll Tax (pro Kopf) fĂŒr D immerhin fast 19.000 Euro!
>Wobei der Begriff"Schwindel" hier m.E. nicht angebracht ist, weil infolge der Gleichsetzung von Zins = Rendite...
Es ging mir um den im Voraus festgelegten Miet-, usw. -Zinssatz, wie fĂŒr Kapitalismen typisch. Zur Rendite gleich.
>Sukuk ist eine Art Beteiligung von Anlegern am Besitz des Schuldners, die EinkĂŒnfte abwirft, die dann an den Sukuk-Halter (GlĂ€ubiger) ausgeschĂŒttet werden. Der sie seinerseits in weiteren Sukuks anlegen kann, was selbstredend einen Zinseszins-Effekt beinhaltet.
>... suggeriert wird, daĂ der Islam auch den Gewinn (= Ertrag ĂŒber Kosten) an sich verboten hĂ€tte, was aber tatsĂ€chlich nicht der Fall ist - ein wichtiger Unterschied wird dabei ĂŒbersehen:
>Der âZinsâ ist (wie auch z.B. die klassische Ur-Abgabe âGrundsteuerâ) ein SOLL, wĂ€hrend die âRenditeâ das IST darstellt.
Da sind wir im Kern des Problems. Da als Nachfrage nur die Kosten zur VerfĂŒgung stehen können, mĂŒsste der Islam das PhĂ€nomen"Gewinn" erklĂ€ren. Er ist kalkulatorisch und nicht pagatorisch.
>Und <b<das[/b] ist das eigentlich âRevolutionĂ€reâ an der islamischen Wirtschaft: daĂ dort der bisherige GlĂ€ubiger, der wegen seiner âstarrenâ Zinsforderung mitunter als âhartleibigâ und sogar, wenn der Laden des Schuldners gar nicht mehr so gut lĂ€uft, als âVernichter von Existenzenâ gilt, in einen Mitunternehmer verwandelt wird, der ĂŒber seinen Anteil eben nur Anspruch auf das hat, was hereinkommt, demnach also âflexibelâ - man könnte auch sagen: âsozialâ - mitverdient.
Einverstanden. Sofern wir es mit atomistischer Konkurrenz zu tun haben, wobei aber gilt: Kosten = Ertrag. Gewinn = Zero. Es lĂ€uft also im Islam darauf hinaus, die bei einem Teil der Marktteilnehmer entstehenden Gewinne (Teil der von allen ausgekehrten Kosten) an jene zurĂŒckzugeben, die diese nicht erzielen konnten/können. Der Islam stellt im Modell also eine atomistische Konkurrenz ex post her, die es ex ante nicht gegeben hat.
>Mohammed (oder wer auch immer) hat also nur die SOLL- durch die IST-orientierte Forderung ersetzt - als Kaufmann wird ihm die Wirkung des Abgabendrucks auf den Handel gelĂ€ufig gewesen sein (zumal die Margen damals sicher nicht allzu groĂ gewesen sind - hĂ€tte er sich sonst als âReligionsstifterâ betĂ€tigt?).
Das Problem schaut noch etwas anders aus: Wie kann Rendite erwartet werden, wenn sie nicht zuvor pagatorisch an jene ausgekehrt wurde, die sie als Abgabe schuldig sind. Das unlösbare Kernproblem jeder Abgabenwirtschaft.
>Am Abgabendruck konnte (und wollte?) er nichts Ă€ndern - da blieb nur die Möglichkeit, sein Derivat, den Zinsdruck, zu âsozialisierenâ.
Den monetĂ€ren Zinsdruck kann er verbieten. Den monetĂ€ren Renditedruck kann er nur nach pagatorischem Anfallen der Renditen (ex diverser nicht-monetĂ€rer Zinsen) denen wieder zurĂŒckgeben, die Rendite zahlen mussten. Das geschieht aber in den ganzen Sukuk-Konstruktionen nicht, die auf Renditesrenditen hinauslaufen. Deshalb ist dies islamischer (Etiketten-)Schwindel.
>Wenn der Islam ein âEinfallstorâ im Westen hat, dann hier - und nicht in der albernen Kopftuch-Debatte.
Ja. Vor allem, sobald der Steuerzins in die Debatte kommt.
Nochmals Dank + GruĂ!
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