dottore
13.09.2005, 10:37 |
Ford verkauft Hertz Thread gesperrt |
-->Hi,
die Probleme bei Ford sind bekannt (downgrading usw.).
Jetzt verkauft F Hertz für rund 15 Milliarden Dollar.
Käufer: Clayton, Dubilier and Rice und die Carlyle-Gruppe, alles PE-Giganten.
Die Investoren übernehmen 9,4 Milliarden Dollar Schulden von Hertz, deswegen gehen nur 5,6 Milliarden Dollar direkt an Ford.
Die F-Junks könnten immer noch angefasst werden - oder?
Auch über die PE's sollte man sich mal intensivere Gedanken machen.
Gruß!
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Fremdwort
13.09.2005, 10:45
@ dottore
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Re: Ford verkauft Hertz |
-->Hi,
wie die mit Hedge-Fonds zusammen die Märkte abgrasen, hatte ich letztens irgendwo gelesen, finds aber nicht mehr:(
Fazit: demnächst bei Hertz drastischer Stellenabbau, verschlankung, Aussaugung, dann wirds als glänzende Fassade verhökert und geht pleite, oder so.
Gruß.
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weissgarnix
13.09.2005, 10:54
@ dottore
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Re: Ford verkauft Hertz |
-->... nicht über die PEs, sondern über die gekauften Firmen. vorhersehbarer Push-down der Akquisitionsfinanzierung auf das gekaufte Unternehmen, macht auch dieses zu einem Groß-Junk-Schuldner, während die PEs fein raus sind...
übrigens, wenn du dein Geschichtsstunden offensichtlich jetzt wieder ad acta legst und dich aktuelleren Themen zuwendest: ich hätte große Lust, das Märchen von der Zunahme der"ausländischen Investitionstätigkeit" (i.e. im Sinne von echter aggregierter Investitionsnachfrage) als solches zu entlarven. Hättest du da auch Bock drauf? Ich habe zwar aktuell keine Statistik, aber meine These ist, dass das, was wir da von Clayton, KKR und Co. alles so zu sehen bekommen, in Wirklichkeit nichts anderes ist, als ein volkswirtschaftlich neutraler Desinvestitions-Investitionsprozess (netto daher NULL) und in der Folge in den gekauften Companies schon ganz und gar überhaupt nichts mehr investiert wird. Und von den positiven Effekten der keynes'schen"Windfall-profits" bei den Alteignern gehe ich jetzt mal nicht aus, zumindest nicht in D.
was hältst du davon?
>Hi,
>die Probleme bei Ford sind bekannt (downgrading usw.).
>Jetzt verkauft F Hertz für rund 15 Milliarden Dollar.
>Käufer: Clayton, Dubilier and Rice und die Carlyle-Gruppe, alles PE-Giganten.
>Die Investoren übernehmen 9,4 Milliarden Dollar Schulden von Hertz, deswegen gehen nur 5,6 Milliarden Dollar direkt an Ford.
>Die F-Junks könnten immer noch angefasst werden - oder?
>Auch über die PE's sollte man sich mal intensivere Gedanken machen.
>Gruß!
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ocjm
13.09.2005, 11:14
@ dottore
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Re: Ford verkauft Hertz, PE-Giganten??? |
-->>Hi,
>die Probleme bei Ford sind bekannt (downgrading usw.).
>Jetzt verkauft F Hertz für rund 15 Milliarden Dollar.
>Käufer: Clayton, Dubilier and Rice und die Carlyle-Gruppe, alles PE-Giganten.
>Die Investoren übernehmen 9,4 Milliarden Dollar Schulden von Hertz, deswegen gehen nur 5,6 Milliarden Dollar direkt an Ford.
>Die F-Junks könnten immer noch angefasst werden - oder?
>Auch über die PE's sollte man sich mal intensivere Gedanken machen.
>Gruß!
Was sind PE-Giganten.
Habe da wohl was verpaßt.
OCJM
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weissgarnix
13.09.2005, 11:17
@ ocjm
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Private-Equity-Giganten... |
-->beides sehr honorige Gesellschaften, wovon Clayton ein sehr aktiver Investor (siehe Dornier!) und Carlyle eher passive mit diversen amerikanischen Ex-Politikern im Board... beide verwalten mehrere zig-Mrd. USD Anlagevermögen
>
>Was sind PE-Giganten.
>Habe da wohl was verpaßt.
>OCJM
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ocjm
13.09.2005, 11:27
@ ocjm
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Re: Ford verkauft Hertz, PE-Giganten??? danke owt. |
-->>>Hi,
>>die Probleme bei Ford sind bekannt (downgrading usw.).
>>Jetzt verkauft F Hertz für rund 15 Milliarden Dollar.
>>Käufer: Clayton, Dubilier and Rice und die Carlyle-Gruppe, alles PE-Giganten.
>>Die Investoren übernehmen 9,4 Milliarden Dollar Schulden von Hertz, deswegen gehen nur 5,6 Milliarden Dollar direkt an Ford.
>>Die F-Junks könnten immer noch angefasst werden - oder?
>>Auch über die PE's sollte man sich mal intensivere Gedanken machen.
>>Gruß!
>
>Was sind PE-Giganten.
>Habe da wohl was verpaßt.
>OCJM
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Der Einarmige Bandit
13.09.2005, 16:03
@ dottore
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Ford braucht LIQUIDITÄT wie einen bissen Brot!! (o.Text) |
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dottore
13.09.2005, 18:50
@ weissgarnix
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Re: Ford verkauft Hertz |
-->Hi weissgarnix,
>... nicht über die PEs, sondern über die gekauften Firmen. vorhersehbarer Push-down der Akquisitionsfinanzierung auf das gekaufte Unternehmen, macht auch dieses zu einem Groß-Junk-Schuldner, während die PEs fein raus sind...
Was anderes erwartet?
>übrigens, wenn du dein Geschichtsstunden offensichtlich jetzt wieder ad acta legst
Oh, da kommen noch viele. Eine über"Freiheit und Gleichheit" in Vorbereitung. Dieser Galimathias bedarf einer dringenden Durchleuchtung.
>und dich aktuelleren Themen zuwendest: ich hätte große Lust, das Märchen von der Zunahme der"ausländischen Investitionstätigkeit" (i.e. im Sinne von echter aggregierter Investitionsnachfrage) als solches zu entlarven. Hättest du da auch Bock drauf?
Gern, so gut ich kann.
>Ich habe zwar aktuell keine Statistik,
Na schaumermal:
Lt. Buba Zabi-Statistik 8/05:
Ausländische Direktinvestitionen in D ohne Kreditverkehr, also nur Beteiligungskapital ab 2001 (gern auch früher):
Neuanlage (Mrd Euro): 88,0 - 67,5 - 66,3 - 36,0; in 05 1. Vj: 1,6, 2.: 9,0.
Liquidation: 54,7 - 31,7 - 25,8 - 14,5 // 0,6 - 4,0.
Saldo: 33,3 - 35,8 - 40,5 - 21,6 //0,9 - 5,0.
Reinvestierte Gewinne: -19,7 - -7,0 - -7,7 - -6,4 // -0,6 - -2,2.
>aber meine These ist, dass das, was wir da von Clayton, KKR und Co. alles so zu sehen bekommen, in Wirklichkeit nichts anderes ist, als ein volkswirtschaftlich neutraler Desinvestitions-Investitionsprozess (netto daher NULL)
Nein.
>und in der Folge in den gekauften Companies schon ganz und gar überhaupt nichts mehr investiert wird.
Doch. Aber die reinvestierten Gewinne fallend.
Vermögensstatus (Direktinvestitionen Unternehmen und Privatpersonen; nur bis 12/03 ermittelt, danach die Jahre zurück, jeweils Ultimo):
-2,9 - 36,6 - 94,3 - -30,2 - 79,9 - 70,3.
>Und von den positiven Effekten der keynes'schen"Windfall-profits" bei den Alteignern gehe ich jetzt mal nicht aus, zumindest nicht in D.
>was hältst du davon?
Lässt sich anhand der Zahlen gut diskutieren.
Dank + Gruß bis Morgen.
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weissgarnix
13.09.2005, 19:36
@ dottore
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@ dottore - mit der FDI-Statistik kommen wir nicht weiter... |
-->... dass die Ausländer netto weiterhin einen positiven Investitionssaldo haben, war mir klar, aber das meinte ich nicht. Was ich meinte, ist folgendes:
- Deutsche Family hält 100% an der XY GmbH, sagen wir mal zu einem Buchwert von EUR 1Mrd.
- jetzt kömmt KKR und kauft ihnen den Laden für sage und schreibe EUR 3 Mrd ab. In der FDI Statistik der Buba kriegst du jetzt eine Neuanlage ausländischer Investoren von 3Mrd gemeldet, soweit so gut.
- aus Sicht der aggregierten Investionstätigkeit in D hat sich damit aber zunächst überhaupt nix getan, den 3 Mrd Neuanlage stehen 3 Mrd. Desinvestment gegenüber (halt nicht von Ausländern sondern Deutschen, aber so what?)
- und das nächste was KKR und Konsorten machen, ist massiv Working Capital abzubauen und anderweitige Ressourcen stillzulegen, um den Cash Flow hochzutreiben (ohne dass dies notwendigerweise über die G&V, sprich Gewinn, Sprich Einkommen geht). Zudem werden massive Abschreibungen auf das Anlagevermögen vorgenommen, was deshalb praktisch ist, weil man es über das"Purchase Accounting" direkt in die Eröffnungsbilanz (des Übernahmevehikels) einstellen kann, und damit für die Zukunft geringere AfA zeigen muss. Letzteres bedeutet, dass der zukünftig erwartete EBIT nun deutlich leichter erzielt werden kann, ohne dass gross investiert werden muss oder deutlich mehr Umsatz erzielt wird. D.h., um mal wieder Keynes zu strapazieren, eine deutliche Zunahme der Gewinnsituation muss jetzt mehr nicht unbedingt einhergehen mit einer Ausweitung der Beschäftigung.
Unterm Strich hast du somit keinen wirklichen"Investitionseffekt", sondern bloss Zahlenschiebereien. Die PE's rechnen sich ihre Traumrenditen von über 30% annualisiert simpel dadurch zurecht, dass sie z.B. sagen"bezahl 6xEBIT, bei 50% Leverage, ergibt rechnerisch rund 32,2% Rendite bei Wiederverkauf zu gleichen Konditionen (i.e. 6xEBIT). wenn ich also z.B. eine company kaufe mit einem EBIT von 100 Mio und dafür 600 Mio bezahle, wovon 300Mio Fremdkapital (wahrscheinlich ist es meistens eh deutlich mehr), dann brauche ich binnen eines Jahres den EBIT nur auf 120 zu bringen, und wenn ich wieder zu mindestens 6xEBIT verkaufe, was habe ich dann? - Verkaufserlös 720, minus Fremdkapital von 300 Mio = Gewinn von 120, bezogen auf meine ursprgl. 300 eine Rendite von sage und schreibe sogar 40% (vor Zinsen OK). Ohne dass ich auch nur einen Strich investiert (sei es ins AV, UV oder in die intangibles)habe.
Wenn du glaubst, dass ist zu simpel, dann sage ich dir: nein, genau so läuft's. Aber das kann ich doch dann unmöglich und vielleicht sogar noch mit stolzgeschwellter Brust als tolle"Investitionstätigkeit" des Auslands im ach so attraktiven Deutschland darstellen...
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dottore
14.09.2005, 10:46
@ weissgarnix
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Re: Natürlich läuft es so, aber warum? |
-->Hi weissgarnix,
genau so, wie Du beschrieben hast, läuft es. Wie auch sonst? Oder was würdest Du als PE-Manager machen?
Deutschland ist ein Paradies für diese Leute. Die Frage ist: Warum?
Antwort:
Weil das Entlassen von Leuten (working force) nicht zu einer Reaktion auf dem Arbeitsmarkt führt, also dort nicht (oder kaum) die Löhne sinken. Die PE-Leute zocken also auf das deutsche"Sozialsystem", das auch jenen Einkommen zuschanzt, die nicht zu dessen Erringung arbeiten. So lassen sich die Lohnkosten per Entlassungen relativ problemlos senken.
Die Subvention der Masseneinkommen über letztlich zusätzliche Staatsverschuldung führt jedoch zu einer Binnennachfrage, die es ohne diese nicht gäbe. Diese Binnennachfrage hält ein Binnen-Preisniveau, das es durch die damit verbundenen relativ höheren Gewinne ermöglicht, auf dem Weltmarkt zu expandieren (Spezialitäten ex besonderem Know-how natürlich ausgenommen).
Diese Form des Dumpings ist subtil und läuft über mehrere Banden. Läuft aber darauf hinaus, das die direkte (Lohnkartell) oder indirekte (Sozial-Klimbim) Subvention des deutschen Lohnniveaus die (aus der daraus resultierenden überhöhten Binnen-Nachfrage erzielten) Binnen-Gewinne für Auslandsangebote preis- und absatzpolitischen Spielraum schafft, der beim Exportieren von Binnen-Gütern hilft.
Nicht zu verwechseln mit dem Phänomen der"Bazar-Ã-konomie" (Sinn), wo Außen-Güter durchs Inland geschleust und nach einem"Finishing" (z.B. Marke draufkleben) wieder ins Ausland wandern.
Reine Bazar-Firmen würden PE-Leute auch kaum anfassen, da sie die Auslands-Lohnkosten (= firmeninterne Import-Preise) nicht dadurch beeinflussen können, dass sie im Ausland Leute feuern.
Gut möglich, dass wir erst am Anfang des Grazings der PE's in Deutschland stehen. So mancher (Ackermann) hat das schon gerochen und macht es mit seiner Bude selbst. Vorteil: Er kann die sonst bei den PE's eintreffenden Windfalls via Optionen usw. in die eigene Kasse lenken.
Gruß!
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Alana
14.09.2005, 11:48
@ dottore
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Re: Natürlich läuft es so, aber warum?@ dottore |
-->
hallo Dottore,
hallo weissgarnix,
trefflich die Vorgehensweise beschrieben - der Münzenfering hat mehr Ahnung als man ihm zutraut...
Aber dottore, was aber bitte macht dennder Ackermann im Falle seiner Bude selbst?
Danke für Nachhilfe.
Grüße
al.
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dottore
14.09.2005, 13:35
@ Alana
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Re: Natürlich läuft es so, aber warum?@ dottore |
-->Hi Alana,
der Münzenfering hat mehr Ahnung als man ihm zutraut...
Ja, das Symptom hat er bestens erkannt. Nur ist das nicht die Ursache der"Heuschrecken"-Plage. Unter den 100 größten Unternehmen der Welt (Marktkapitalisierung 04) sind gerade mal noch 4 (vier) deutsche.
>Aber dottore, was aber bitte macht dennder Ackermann im Falle seiner Bude selbst?
Entlassen (die 6000 lauthals angekündigt). Bank liegt in der EK-Rendite so über 20 %. Könnte (dazu noch mit Rückkauf eigener Aktien) den Kurs hochbringen = die ihm bereits gehörenden oder vertraglich zugesagten Optionen mit Gewinn verkaufen. Liefe dann so wie bei DaimlerChrysler, Phoenix/Conti, usw.
PE im eignen Haus erspart die von außerhalb (mit denen sich z.B. die CoBank intensiver auseinandersetzen muss).
Grüße zurück!
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