dottore
05.06.2000, 11:46 |
DIES & DAS (Backgroundgeklimper) Thread gesperrt |
Ein paar Schmankerln zum Tage:
1. WSJ:"Data Suggest Slowdown Is Spreading Across U.S." (bleibe daher einstweilen bei meiner"Abschmier"-These). Andererseits sind die Arbeitsmarktdaten geschönt worden. Die Bezugswoche lag ungewöhnlich früh (7. Mai), als die Studenten, die jetzt anfangen, zu jobben, noch mehr in ihre Bierbüchsen als in die Stellenangebote geguckt haben.
2."Irrational exuberance" lt. NZZ beim Euro Stoxx 50 erheblich krasser als beim DJ (Vervierfachung seit Ende '94). Außerdem eine"atemberaubende Volatilität" beim Nasdaq - jetzt erheblich höher als bei der der Finanzkrise '98 (ca. 70 zu ca. 50; 30-Tage-Standardabweichung. Rat der Clariden-Bank, ZH: immer bloß die extremen Werte nehmen, gibt's mehr zu verdienen).
3. Weitere dotcom-News von Abelson in"Barron's", der sich seit langem schon auf amazon eingeschossen hat. Da wurde gerade die Buchhaltung umgestellt (!), so dass die first quarter gross profit margin (lt. Lehman Brothers) tatsächlich bei 10 statt bei 23,3 % liegt. Dazu: Verkäufe erste drei Monate $574 mio, net loss $308 mio, operating loss $198 mio. Klartext: Verkäufe verdoppelt, Verluste vervierfacht. amazon hat in der gleichen Zeit $320 mio cash verbraten, Vorjahr: $17 mio. Und: amazon hat $1 bio in cash & marketable securities, $2 bio debts, accumulated deficit von über 1$ bio und ein stockholders equity von gerade mal $25,6 mio., mkt value $19 bio. Mutige"Analysten" sehen Kursziel $100. (Mir sind da zuviele Nullen drin).
4. Starke Sell-Empfehlungen für Dell machen die Runde (vgl. David Tice, Behind the Numbers). Revenues up 32 %, operating income plus 4, earnings per share plus 1 Penny (6 %). Cash-flow minus 29 % gg. Vj. Problem für Dell: Sie haben viele PCs an die dotcomer verkauft, denen aber nun langsam das Geld ausgeht.
5. Euro-Inflation verstärkt sich (euro-11 + 3,5 %, letzte drei Monate gegen die davor auf Jahresbasis). Es gibt jetzt k e i n Euroland mehr, das die Maastrichter 2,0 % noch erreicht, von DK + 4,4 bis BRD + 2,2 %. Bei den Produzentenpreisen ist nun auch Frankreich im zweistelligen Zuwachs: + 10,9 %, BRD + 9,1 %. (Beginne langsam meine Infla-Einschätzung zu revidieren).
6. Noch was für Connaisseure: Der Spread zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen weitet sich immer deutlicher aus. Das darf nach der Euro-Theorie aber nicht sein, denn in Euroland darf es keine Unterschiede in den Bonitäten der Staatsanleihen geben.
7. Und wer sich ernsthaft für die Geheimnisse des EURO interessiert und wissen will, warum er eine Fehlkonstruktion ist, die alsbald zu Spielball der Politiker werden dürfte: Gunnar Heinsohn u. Otto Steiger,"Das Eurosystem und die Verletzung der Zentralbankregeln - Was man dazu wissen muss und was dazu gerne verschwiegen wird", hg. vom Management Zentrum St. Gallen (Prof. Dr. Fredmund Malik). Bestellen über info@mzsg.ch oder bei den beiden Autoren (Bremer Professoren und hier im Board durch ihr"Eigentum, Zins und Geld" bestens bekannt): gheins@uni-bremen.de oder osteiger@uni-bremen.de. PFLICHTLEKTÜRE.
Grüße
d.
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Derek
05.06.2000, 13:37
@ dottore
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Re: DIES & DAS/ UMTS-Lizenzen |
Hallo dottore,
mal eine Frage: was halten Sie von den UMTS-Lizenzen und den erwarteten Umsätzen? Ich habe die Zahlen jetzt nicht im Kopf, aber ich vermute mal, die Erwartungen sind da ziemlich hoch angesetzt...?
Grüße, Derek
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NickLeeson
05.06.2000, 13:45
@ Derek
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noch mehr Rauschen... |
Hallo allerseits,
hier ist noch mehr"Hintergrundrauschen":
ft.com: Japanese leading indicators fall (to 28.6 from 70 in March!)
Japan's leading economic indicators slid below the"boom-or-bust" mark in April for the first time in 14 months, but the government said on Monday the economy continues to improve.
"At this point, the economy is unmistakeably on a gradual recovery track," said trade and industry vice minister Katsusada Hirose.
The Economic Planning Agency (EPA) said its index of leading indicators fell to a preliminary 28.6 on a scale of 100 from 70.0 in March, dropping below the 50 mark thought to indicate expansion in the coming months.
But an EPA official said the fall was a statistical blip reflecting special factors that had pushed three components of the index up in January, the month used for April comparisons
...
Bill Fleckenstein's Market Rap: Did somebody say inflation?...
A reader pointed out that instead of going through all these fancy inflation exercises, we could keep it simple and just look to the golden arches of McDonald's. A year ago the ad read"Get more for your money: 2 for $2" -- you could get a couple of Big Macs for $2. About six months ago it was"2 for $2.22" and about a week ago the ad was"2 for $2.42." By his calculations, that's about a 20 percent increase. But it's probably a little too obvious for folks to see. Besides, it's part of the food and energy complex which we get to exclude, right, since none of us eat and none of us drive.
FAZ: Absatzeinbruch von DaimlerChrysler in Amerika
NEW YORK (dpa-AFX) - Der Absatz des DaimlerChrysler-Konzerns ist ohne die Marke Mercedes in Amerika im Monat Mai 2000 um 18 Prozent auf 226.348 Fahrzeuge zurückgegangen. Wie die"Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer am Samstag erschienenen Wochenendausgabe berichtete, hatten Marktbeobachter lediglich mit einem Rückgang von 15 Prozent gerechnet. Der Absatzeinbruch sei auf die veraltete Modellplatte der amerikanischen Marke Chrysler zurückzuführen. Jedoch dürften sich der neuen Mittelklassewagen"PT Cruiser" und das Nachfolgemodell des Kleinbusses"Voyager" wieder positiv auf die DaimlerChrysler-Zulassungszahlen des Konzerns auswirken./hk/ub
Zum Euro: Die bisher erschienen Publikationen von Heinsohn/Steiger zum Euro findet man hier (als PDF zum Download)
Was den Spread zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen anbelangt, möchte ich auf den Aufsatz Whither Gold? von Antal E. Fekete hinweisen, der etwas ähnliches bereits im Jahr 1996 vorhergesagt hat. Hier der entsprechende Absatz:
"...
Let us note in passing that the scheme concocted at Maastricht (introducing yet another irredeemable monetary unit, the Euro, defined as a basket of irredeemable currencies) is doomed for the same reason. The currency that depreciates at the lowest rate, in this case the German mark, far from imparting strength to other currencies in the basket, would make them even weaker. Arbitrage would act as a centrifuge, separating the components of the basket, throwing away the soft and keeping only the hardest of hard currencies. (If marks, liras, etc. were no longer available for trading, then the object of arbitrage would be the central bank assets that had been used to balance liabilities in marks, liras, etc.) The authors of the Maastricht scheme turned the ancient wisdom -- that no chain can be stronger than its weakest link -- upside down. They have invented a chain that is as strong as its strongest link.
..."
Grüße, NickLeeson
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Sascha
05.06.2000, 13:57
@ NickLeeson
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Doch nix mit breitem Aufschwung in Japan? |
Ich weiß ja nicht so recht, aber irgendwie hab ich den Eindruck das Japan noch für eine Weile in einer"wirtschaftlichen Talsohle", in der sich der Staat seit dem Immobilien- und Aktienmarktcrash von 1990 befindet, verbleiben wird.
Die Yen-Stärke hat ja schon lange nichts mehr mit der realwirtschaftlichen Entwicklung des Inselstaates zu tun.
SJ
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Tigerbär
05.06.2000, 14:52
@ Sascha
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Re: Doch nix mit breitem Aufschwung in Japan? |
>Die Yen-Stärke hat ja schon lange nichts mehr mit der realwirtschaftlichen Entwicklung des Inselstaates zu tun.
Da könnte man eigentlich leicht auf die Idee kommen und Eur/Yen Calls kaufen. Nur kann halt niemand sagen was passieren würde, sollten die die Japaner ihre enormen Geldmassen aus den USA abziehen.
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Sidney Warburg
05.06.2000, 15:23
@ dottore
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Re: DIES & DAS (Backgroundgeklimper) |
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>Ein paar Schmankerln zum Tage:
>1. WSJ:"Data Suggest Slowdown Is Spreading Across U.S." (bleibe daher einstweilen bei meiner"Abschmier"-These). Andererseits sind die Arbeitsmarktdaten geschönt worden. Die Bezugswoche lag ungewöhnlich früh (7. Mai), als die Studenten, die jetzt anfangen, zu jobben, noch mehr in ihre Bierbüchsen als in die Stellenangebote geguckt haben.
>2."Irrational exuberance" lt. NZZ beim Euro Stoxx 50 erheblich krasser als beim DJ (Vervierfachung seit Ende '94). Außerdem eine"atemberaubende Volatilität" beim Nasdaq - jetzt erheblich höher als bei der der Finanzkrise '98 (ca. 70 zu ca. 50; 30-Tage-Standardabweichung. Rat der Clariden-Bank, ZH: immer bloß die extremen Werte nehmen, gibt's mehr zu verdienen).
>3. Weitere dotcom-News von Abelson in"Barron's", der sich seit langem schon auf amazon eingeschossen hat. Da wurde gerade die Buchhaltung umgestellt (!), so dass die first quarter gross profit margin (lt. Lehman Brothers) tatsächlich bei 10 statt bei 23,3 % liegt. Dazu: Verkäufe erste drei Monate $574 mio, net loss $308 mio, operating loss $198 mio. Klartext: Verkäufe verdoppelt, Verluste vervierfacht. amazon hat in der gleichen Zeit $320 mio cash verbraten, Vorjahr: $17 mio. Und: amazon hat $1 bio in cash & marketable securities, $2 bio debts, accumulated deficit von über 1$ bio und ein stockholders equity von gerade mal $25,6 mio., mkt value $19 bio. Mutige"Analysten" sehen Kursziel $100. (Mir sind da zuviele Nullen drin).
>4. Starke Sell-Empfehlungen für Dell machen die Runde (vgl. David Tice, Behind the Numbers). Revenues up 32 %, operating income plus 4, earnings per share plus 1 Penny (6 %). Cash-flow minus 29 % gg. Vj. Problem für Dell: Sie haben viele PCs an die dotcomer verkauft, denen aber nun langsam das Geld ausgeht.
>5. Euro-Inflation verstärkt sich (euro-11 + 3,5 %, letzte drei Monate gegen die davor auf Jahresbasis). Es gibt jetzt k e i n Euroland mehr, das die Maastrichter 2,0 % noch erreicht, von DK + 4,4 bis BRD + 2,2 %. Bei den Produzentenpreisen ist nun auch Frankreich im zweistelligen Zuwachs: + 10,9 %, BRD + 9,1 %. (Beginne langsam meine Infla-Einschätzung zu revidieren).
>6. Noch was für Connaisseure: Der Spread zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen weitet sich immer deutlicher aus. Das darf nach der Euro-Theorie aber nicht sein, denn in Euroland darf es keine Unterschiede in den Bonitäten der Staatsanleihen geben.
>7. Und wer sich ernsthaft für die Geheimnisse des EURO interessiert und wissen will, warum er eine Fehlkonstruktion ist, die alsbald zu Spielball der Politiker werden dürfte: Gunnar Heinsohn u. Otto Steiger,"Das Eurosystem und die Verletzung der Zentralbankregeln - Was man dazu wissen muss und was dazu gerne verschwiegen wird", hg. vom Management Zentrum St. Gallen (Prof. Dr. Fredmund Malik). Bestellen über info@mzsg.ch oder bei den beiden Autoren (Bremer Professoren und hier im Board durch ihr"Eigentum, Zins und Geld" bestens bekannt): gheins@uni-bremen.de oder osteiger@uni-bremen.de. PFLICHTLEKTÜRE.
>Grüße
>d.
ich kann dottore nur beipflichten...die Literatur von Heinsohn und Malik ist sehr empfehlenswert...
Gruß
Sidney
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