-->Bei Hedge-Fonds drohe der nächste Unglücksfall
Steigende Zinsen machten die Arbeit mit Fremdkapital immer teurer
Die Börsen verhielten sich robust - trotz der verheerenden Hurrikane und einem Ã-lpreis auf Rekordniveau. Dies sei in den Augen von Gottfried Feller (dem Kostolany sein Kumpel bei den Fiduka-Fons) um so erstaunlicher, als diese Naturkatastrophen im September stattgefunden hätten, der ja bekanntlich als schlechtester Börsenmonat gelte.
Doch diesmal wäre es anders gewesen. Händler sprächen von einer generell guten Stimmung auf dem Parkett. Der Dax hätte sogar die 5000-Punkte-Marke durchbrochen. Gleichzeitig hätten aber auch der Goldpreis und der Rohstoffindex neue Höchststände durchbrochen, und das sei eher ungewöhnlich gewesen.
Denn: Gold sei ein Inflationsbarometer. Die Inflationserwartungen seien in den USA stark gestiegen und befinden sich auf demselben Stand wie 1990, damals ebenfalls ausgelöst von hohen Ã-lpreisen. Die US-Inflationsrate nähere sich inzwischen der Vier-Prozent-Marke. Das bringe die Fed in eine Zwickmühle. Das Wirtschaftswachstum würde sich wegen der Sturmschäden um etwa ein Prozent abschwächen. Und demnach wäre eine Pause bei den Zinserhöhungen angebracht.
Bleibe die Fed aber untätig, dürften die Inflationsängste zunehmen und das hätte gleich zwei negative Konsequenzen: Die langfristigen Zinsen stiegen an und es komme zu Zweitrundeneffekten mit steigenden Preisen und Löhnen, die wiederum die Inflation weiter anheizten.
Höhere Zinsen hätten aber auch böse Folgen für den überhitzten Immobilienmarkt. Etwa ein Drittel der Immobilienkäufer hätten variable Kreditzinsen oder nur sehr kurzfristige Zinsbindungen. Die Banken hätten die Käufer mit immer gewagteren Kreditangeboten - oft sogar ohne Tilgung - gelockt. Viele Amerikaner seien daher hoch verschuldet. Und manche hätten sich mit ihrer Immobilie ohnehin finanziell übernommen. Im Falle steigender Zinsen würde es massenhaft zu Zwangsversteigerungen kommen.
Das schade auch den Banken. Die seit Jahren andauernde Niedrigzinsphase habe zum Schuldenmachen geradezu eingeladen. Besonders die Private Equity- und die Venture Capital-Firmen hätten davon regen Gebrauch gemacht. Fast die Hälfte der ausstehenden Kredite für Firmenkäufe seien von schlechter Bonität.
Ein weiteres Minenfeld seien die Hedge-Fonds, die bei ihren hochspekulativen Anlagen zu einem großen Teil mit Fremdkapital arbeiteten. Bei einer Pleite eines Hedge-Fonds könnten auch die Kreditgeber, die Banken, in Mitleidenschaft gezogen werden.
Gefahr drohe schließlich auch von dem sogenannten"Carry Trade". Hierbei würden am Geldmarkt zu niedrigen Zinsen Kredite aufgenommen, die dann zum Kauf von langlaufenden Anleihen mit höherer Verzinsung verwendet würden. Hier lauerten enorme Risiken, denn infolge der Anhebung der Geldmarktzinsen auf nunmehr 3,75 Prozent sei die Zinsdifferenz zu zehnjährigen Anleihen auf 0,6 Prozent geschrumpft.
Die beschriebenen Gefahrenherde im Finanzsektor seien der Grund, warum Fed-Chef Greenspan die Zinsen in kleinen Trippelschritten anhebe. Er wolle den Marktteilnehmern genug Zeit geben, um Vorkehrungen zu treffen, die sie vor Schaden bewahren.
Es bleibe trotz allem festzuhalten, daß es noch selten eine Phase mit steigenden Zinsen ohne einen größeren Unglücksfall bei einem Finanzinstitut oder einem Hedge-Fonds gegeben habe. Das sei diesmal um so mehr zu befürchten, weil die Zeit mit extrem niedrigen Zinsen nun schon seit fast vier Jahren andauere.
In den kommenden Monaten sei die wirtschaftliche Lage von Unsicherheit geprägt. Auch würde sich zeigen, daß die Unternehmensgewinne, besonders in den USA, im dritten Quartal nicht so gut wie bisher ausfallen würden. Für die Aktienanlage bedeute dies, sich etwas defensiver zu verhalten, hier und dort etwas Gewinne mitzunehmen und etwas Barreserven aufzubauen. Bei Anleihen empfehle es sich, die Laufzeiten zu verkürzen und auf gute Bonität zu achten.
Wenn sich der Inflationsanstieg nur als vorübergehendes Phänomen erweise, würden auch die Inflationserwartungen wieder abnehmen und die Lage an den Finanzmärkten werde sich entspannen.
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