R.Deutsch
27.12.2000, 11:16 |
Guter Beitrag aus dem Kapitalismusboard Thread gesperrt |
Eine (systematische?) Fehlinformation der
Wirtschaftsstudenten
[ Freiwirtschaft - Marktwirtschaft ohne Kapitalismus ]
Geschrieben von Gerhard Margreiter am 11. November 2000 13:24:56:
Liebe Geldreformer!
Es fällt mir bei Nachforschungen immer wieder auf, daß die Lehrer an den Hochschulen und Universitäten ihre
Studenten
bezüglich der tatsächlichen Mindestreservesätze implizit in den gewählten Beispielen fehlinformieren.
So schreibt etwa Othmar Issing in seiner Einführung in die Geldtheorie, 10. Auflage, 1995 unter III.2."Der
Prozeß der
multiplen Geldschöpfung":
"Beträgt nun z.B. der Mindestreservesatz für Sichtverbindlichkeiten 25% (r=1/4),..."
Unter
http://www.phil.uni-erlangen.de/eco...ldtheorie/Gangebot/Gangebot.html
findet man im Internet eine Vorlesung:
Geldtheorie und Geldpolitik ( Sommersemester 1999)
von Prof. J. Kähler PhD mit folgendem Text:
"Geschäftsbanken schaffen Geld durch die Vergabe von Krediten. Die Geldschöpfung ist begrenzt durch
Mindesreserven, die bei der Zentralbank gehalten werden müssen, und durch den Bargeldabzug der
Kunden. Es
sei angenommen, daß die Bargeldquote (Bargeldabzugskoeffizient) 25% beträgt und der
Mindestreservesatz 20%
ist."
In einem unter"Makromat" zu findendem Übungsbeispiel des VWL B - Tutorenprogramms an der Universität
Münster in der
Veranstaltungswoche vom 20. Dezember 1999 bis zum 07. Januar 2000 lautet eine Angabe immerhin:
"(g)
In einer Volkswirtschaft gelten folgende Daten:
Autonome nominelle monetäre Basis: MBN,aut = 1.000
Bargeldquote: b[M] = 20%
Mindestreservesatz: r[SE] = 6,25%."
Auch der in der Zeitschrift evolution 1995 erschienene Artikel der Denkfabrik"Geldschöpfung bei den
Geschäftsbanken"
benutzte im Beispiel einen Reservesatz von r=0,2 (also 20%).
Sogar die Deutsche Bundesbank, die eigentlich wissen sollte, wie geringfügig der derzeitige Mindesresevesatz ist,
benützt in
ihrer Seite für Schüler und Lehrer
http://www.bundesbank.de/de/sachgebiete/schueler/pdf/4kap.pdf
"Die Banken als Geldproduzenten"
unter"Geldschöpfung durch Kreditgewährung" / Begrenzung
einen Mindestreservesatz von 10%.
Ist das nur blanke Uninformiertheit oder hat die Sache Methode?
Die so ausgebildeten Wirtschaftswissenschafter glauben vielleicht ein Leben lang an diese die Lage
verharmlosenden Zahlen.
Tatsächlich betrugen die Einlagen (Reserven) der Banken bei der Deutschen Bundesbank (in Zentralbankgeld) im
August 2000
nur rund rund 35 Mrd. Euro bei"Einlagen" (Giralgeld plus Spargeld) von 1987,3 Mrd. Euro also nur 1,76%.
Weil nicht alle Guthaben reservepflichtig sind, erreicht das nicht einmal die in der EU für beide Geldarten
vorgeschriebenen 2%.
Gruß
Gerhard Margreiter
Antworten:
[ Freiwirtschaft - Marktwirtschaft ohne Kapitalismus ]
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JüKü
27.12.2000, 12:08
@ R.Deutsch
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Re: Guter Beitrag aus dem Kapitalismusboard / Die kluge Bundesbank |
Hallo Reinhard,
danke für den Beitrag. Bei der"aktiven Geldschöpfung" beziehst du dich ja so gerne auf die Texte der Bundesbank,"die es ja wohl wissen muss". Du siehst aber, dass sie eben NICHT immer nur Sinnvolles schreibt".
Zitat aus dem Beitrag:
> Sogar die Deutsche Bundesbank, die eigentlich wissen sollte, wie geringfügig der derzeitige Mindesresevesatz ist, > benützt in > ihrer Seite für Schüler und Lehrer > http://www.bundesbank.de/de/sachgebiete/schueler/pdf/4kap.pdf
>"Die Banken als Geldproduzenten" > unter"Geldschöpfung durch Kreditgewährung" / Begrenzung > einen Mindestreservesatz von 10%. > Ist das nur blanke Uninformiertheit oder hat die Sache Methode?
Blanke Uninformiertheit? Wer weiß, jedenfalls dürfte klar sein, dass man nicht alles von der Bundesbank glauben sollte. Die"aktive Geldschöpfung" ebensowenig.
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black elk
27.12.2000, 13:57
@ R.Deutsch
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Re: Guter Beitrag aus dem Kapitalismusboard |
Hi,
Issing ist Pflichtlektüre für BWLer an deutschen Unis, zum Glück habe ich alles verdrängt und vergessen, was ich in seiner Literatur gelesen habe.
Ich möchte mich nicht in die Gelddiskussion einmischen, finde deine Hartnäckigkeit mit der du deine Thesen vertritts aber sehr bewundernswert. Weiter so!
Guten Rutsch,
black elk
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