den folgenden Beitrag hatte ich eigentlich fürs Kapitalismusboard geschrieben. Aber da braucht man neuerdings ein Passwort und auf das warte ich schon ein paar Tage Damit der Beitrag nicht verschimmelt, setze ich ihn mal hier rein. Vielleicht haben ja einige Zeit und Intersse es zu lesen.
Guten Rutsch
R.DeutschLieber Herr Franksen und Freunde einer neuen Geldordnung,
Ich habe Ihren Beitrag zur Giralgeldschöpfung mit großem Vergnügen gelesen. Im Elliottforum führen wir die gleiche leidige Debatte. Ich habe deshalb Ihren Beitrag einmal dort reingestellt, was aber"unserem" Standpunkt (die Banken können Giralgeld schöpfen) auch nicht viel geholfen hat.
Wir stimmen in vielen Dingen überein, aber in einigen wesentlichen Punkten doch nicht. Ich will deshalb meine Sicht einmal kurz schildern, vielleicht kann ich damit zur Klärung ja etwas beitragen. Vorab möchte ich aber noch eine grundsätzliche Bemerkung machen.
Das Prinzip der Giralgeldschöpfung ist eigentlich längst geklärt und gehört zur wirtschaftlichen Grundausbildung. Es wird in jedem Lehrbuch beschrieben und die Bundesbank erklärt es geradezu liebevoll in ihrem Museum und auf ihren Internetseiten. Mit anderen Worten, das Geldestablishment selbst erklärt, ja, wir erzeugen Giralgeld aus dem Nichts, der Kaiser erklärt, ja ich bin nackt. Wieso nun ausgerechnet die Geldreformer beweisen wollen, daß der Kaiser nicht nackt ist, das ist schon grotesk. Wenn ein Dieb erklärt, ich war es und er sagt wie er es gemacht hat und erklärt auch seine Motive, warum soll ich, der Geschädigte, mich dann darauf konzentrieren, ihm nachzuweisen daß er es nicht war?? Zum Glück ist diese groteske Diskussion weitgehend auf Deutschland beschränkt und hier auf die Gesellanhänger und dies hat auch einen ganz klaren Grund.
Ich halte es allmählich für unverantwortlich, was Herr Creuz da betreibt, denn auch er kennt natürlich den Grund. Giralgeldschöpfung darf es nicht geben, weil dann das Gesellsche System nicht funktionieren kann, die Geldmenge läßt sich dann nicht mehr präzise nach dem Index steuern. Wegen diesem Dogmatismus die ganze reformerische Kraft auf diesen absurden Nebenkriegsschauplatz zu lenken und ja, die Geldreformer damit lächerlich zu machen, halte ich in der Tat für unverantwortlich. Verhindert es doch, die eigentlichen Probleme zu benennen und zu diskutieren.
Nach dieser, leider schon zu langen Vorrede, möchte ich auf Ihren Beitrag eingehen. Bitte verzeihen Sie, wenn es im Intersse der Kürze manchmal etwas hart formuliert scheint.
Mit Ihrem Eingangsstatement"Was ist als Geld anzusehen und was nicht" ist schon die Grundlage für eine komplette Verwirrung geschaffen. Der Theoriekneuel, den Sie als a, b und c präsentieren ist von vorneherein unentwirrbar. Besonders b (die staatliche Theorie des Geldes) ist ökonomisch schlicht dummes Zeug und wurde nur zur Rechtfertigung des staatlichen Geldbetruges entwickelt. Aber leider muß man zugeben, daß dies wohl die Theorie ist, welche derzeit die meisten Köpfe beherrscht.
Sehr viel einfacher und klarer wird die Angelegenheit, wenn man von der (in der Wirtschaftstheorie auch üblichen) Unterscheidung von Warengeld und Kreditgeld ausgeht. Ich halte diese Zweiteilung für den zentralen Schlüssel für das Verständnis der Geldtheorie. Wenn man das einmal verstanden hat, werden geldtheoretische Fragen plötzlich sehr viel einfacher und klarer. Ich bin deshalb in meinem Buch:"Die Geldfalle" sehr ausführlich auf diesen Punkt eingegangen. (wen es interessiert, unter
http://www.goldseiten.de oder direkt unter http://www.chartdoc.de/zaubergeld.html findet er Hinweise auf das Buch). Versuchen wir einmal Ihr Problem mit dieser Zweiteilung anzugehen.
Nachdem Warengeld (Gold und Silber) seit 1971 vorrübergehend (scheinbar) abgeschafft wurde, haben wir es derzeit mit einem reinen Kreditgeldsystem zu tun. Sie sehen schon, ich halte nach wie vor Gold und Silber für eine Form von Geld und das wird es wohl auch immer bleiben, aber nachdem es jetzt (vorrübergehend) als Geld abgeschafft wurde, lassen wir es mal außen vor. Es gibt heute also ausschließlich Kreditgeld.
Kreditgeld aber entsteht aus dem Nichts und verschwindet ins Nichts, durch eine einfache Schuldbeziehung. Je mehr Schulden, desto mehr Geld ist da, wenn die Schulden abnehmen nimmt auch die Geldmenge ab, wenn alle Schuld getilgt ist, gibt es auch kein Kreditgeld mehr. Auch die gedruckten Geldzettel sind ja schlichte Schuldscheine, die zerrissen werden, wenn die Schuld getilgt wird. Anders beim Warengeld - das wird durch Arbeit erzeugt und dann getauscht, aber es verschwindet nie wieder. Alles Gold, das jemals gefunden bzw. erzeugt wurde (so etwa 135.000 Tonnen) ist noch da und sofort verfügbar.
Wenn also Kreditgeld durch eine einfache Schuldbeziehung aus dem Nichts entsteht, dann können die Menschen und insbesondere die Banken auch beliebig viel Kreditgeld aus dem Nichts erzeugen. Sie müssen nur weitere Schuldbeziehungen eingehen. Wir können uns doch wechselseitig soviel Kredit einräumen, wie wir wollen. Wenn der Bäcker sagt, es genügt mir, wenn Ihre Enkel an meine Enkel bezahlen, ich schreibe immer weiter an und vererbe dann die Tafel als Vermögen an meine Enkel, dann ist doch alles in Ordnung. Das hat zwar für den Bäcker den Nachteil, daß nur er arbeitet, aber wenn er sich mit der Tafel immer reicher fühlt, ist das doch sein Problem. Solange die Menschen eine Staatsanleihe, oder einen amerikanischen Dollar für einen Wertgegenstand halten, kann man das Zeug doch immer weiter erzeugen. Die Banken können also unbegrenzt immer weitere Schuldbeziehungen eingehen, solange irgendjemand bereit ist für das so entstandene neue Kreditgeld zu arbeiten. Früher konnten die Menschen auf Gold und Silber ausweichen, wenn sie mißtrauisch wurden und so die Entstehung von immer mehr Kreditgeld einschränken. Diese Bremse haben wir (vorrübergehend) abgeschafft. Also erzeugen wir jetzt Kreditgeld, bis das Mißtrauen schlagartig einsetzt und das dürfte wohl im Neuen Jahr der Fall sein.
Ich denke, daß die Menschen dann plötzlich Gold und Silber als Geld wieder neu entdecken werden und deshalb auch die Preise für Edelmetalle dramatisch steigen werden. (Ohweh ist das jetzt lang geworden)
Frohes Fest
R.Deutsch
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