Golden Boy
23.10.2005, 18:47 |
Krieg ist eine Geisteshaltung Thread gesperrt |
-->Ein Vortrag bei der Berliner Fachtagung über"Gewaltfreie Kindererziehung"
<ul> ~ Link</ul>
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Frank
23.10.2005, 19:07
@ Golden Boy
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Sag mal: WAS SOLL DAS HIER??? (o.Text) |
-->
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Elli (Boardmaster)--
23.10.2005, 19:33
@ Frank
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Re: Sag mal: Was soll deine Frage? Ich find´s interessant (o.Text) |
-->
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Aleph
23.10.2005, 19:40
@ Frank
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Re: Sag mal: WAS SOLL DAS HIER??? (o.Text) |
-->Hi Frank,
ich finde diesen Beitrag sehr hilfreich, Feindbilder, die auch das Wirtschaftsleben beeinflussen, zu überdenken. Weiter unten in den Postings steht eine Menge zum Feindbild USA.
Vorhin war ich als Zuschauer bei einem Fußballspiel dabei. Da sind die zuschauenden Parteien knapp an einer Schlägerei vorbeigeschrammt. Ich weiß gar nicht mehr genau, was der Anlass war, irgendso ein Faul, das der Schiedsrichter nicht gesehen hatte.
Es ist für mich befremdlich zu sehen, wie stark sich Zuschauer mit ihrer Mannschaft identifizieren, denn es handelt sich doch nur um ein Spiel. Durch Ausschank von Bier, was wohl Standard ist, werden die Emotionen noch richtig angeheizt.
Beste Grüße
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Theo Stuss
23.10.2005, 19:52
@ Elli (Boardmaster)--
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Re: Sollte man aber als außerthematisch kennzeichnen! (o.Text) |
-->
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bernor
23.10.2005, 22:04
@ Theo Stuss
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Ist m. E. nicht außerthematisch - siehe"pólemos pánton patér" (Heraklit) (o.Text) |
-->
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wheely
23.10.2005, 23:52
@ Frank
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sag mal: bestimmst du was hier zu stehen hat und was nicht??? (o.Text) |
-->
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moneymind
24.10.2005, 02:06
@ Golden Boy
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Re: Krieg & Terror scheinen oft eine Folge demographischer Muster zu sein |
-->Mehr zu dieser These hier:
<ul> ~ Sohnesüberschuß als Gewaltpotential</ul>
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Aiwass7
24.10.2005, 07:24
@ Frank
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Re: Sag mal: WAS SOLL DAS HIER??? (o.Text) |
-->Hi..
ich distanziere mich schon mal von den Gedanken die gleich gedacht werden könnten...und bitte Euch solche bösen, bösen Dinge nicht zu denken...soo..
Frank... warum nicht?
sehr wichtiges Thema....Ideologien...!
Grundlage von Entscheidungen und Handlungen.
Gib es wichtigeres als zu wissen aus welchen Gründen jemand etwas tut und handelt und nicht anders...?
Opfer sein heisst im Umkehrschluss Sympathien/Recht/Money zu gewinnen...viel
Sympathien haben, bedeutet..viele einflussreiche´Personen um sich zu sammeln..unangreifbar zu werden und dann schnappt die ähh..phsychologische Falle zu...
Jetzt kann man auf dicke Hose machen und.....das kann ab hier jeder im Geschichtsbuch nachlesen...
???
Zirkelschluss...alles ist nur Strategie und Planung...
biblische Märchenstunde..Kindererziehung.Ideologie..Sympathie...Macht.. usw...
Eine sehr gute, clevere Strategie...
Für mich als Heidin ist das einfach nicht nachzuvollziehen.
Katholiken/Christen brauchen auch kein eigenes Land..die können in der ganzen Welt leben unter allen Völkern und sind fiedlich.
Sie sind einfach nicht in der Lage auf Dauer ihre Besonderheiten und ihren Auserwähltheitstick abzulegen...und sich einzufügen..anzupassen...
Alle passen sich IHNEN! an...
Und das soll nix mit Erziehung zu tun haben...ja..ja..die Auserwählten..aber der Oberboss lässt sich nicht mehr blicken...hat wohl die Seiten gewechselt...*gggg*..
??
*gähn*
Aiwass7
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nereus
24.10.2005, 08:56
@ Aiwass7
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Re: Sag mal: WAS SOLL DAS HIER??? - Aiwass7 |
-->Hallo Aiwass7!
Du schreibst: Opfer sein heisst im Umkehrschluss Sympathien/Recht/Money zu gewinnen...viel Sympathien haben, bedeutet..viele einflussreiche´Personen um sich zu sammeln.. unangreifbar zu werden und dann schnappt die ähh.. phsychologische Falle zu...
Das ist sehr fein beobachtet und damit näherst Du Dich gedanklich einem der besten Zaubertricks der letzten Jahrhunderte.
Es ist alles nämlich noch viel irrer als Du glaubst.
Solltest Du jedoch schon hinter die Kulisse geschaut haben, brauche ich Dir eh nichts mehr erzählen. [img][/img]
Averny schreibt: Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde vielen europäischen Juden klar, daß der wachsende Nationalismus aller Völker fast immer von einem bösartigen Antisemitismus begleitet war und auf eine Katastrophe hinführte. Sie entschieden, selbst eine Nation zu werden und einen Staat für Juden zu gründen. Sie wählten Palästina, die alte Heimat ihres Volkes, um dort ihren Traum zu verwirklichen. Der Wahlspruch lautete:"Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land."
Das ist leider nur die halbe Wahrheit.
Richtig ist, das der Zionismus damals an Einfluß gewann und vor allem in den osteuropäischen Ländern begrüßt wurde.
Der Baseler Kongreß (1897), der erste Zionistenkongreß überhaupt, sollte ursprünglich in München abgehalten werden und wurde auf Intervention jüdischer Gruppen dann in die Schweiz verlegt.
Richtig ist auch, daß viele Juden die Idee der Ansiedlung in biblischen Gefilden gut fanden, aber nicht im Traum daran dachten selbst wirklich auszuwandern.
Viele europäische Juden (vor allem aus Osteuropa) zogen nach Palästina, aber die Allermeisten blieben wo sie waren, weil sie so schlecht nun auch wieder nicht lebten.
Aber der Mythos alle wollten „nächstes Jahr nach Jerusalem“ macht sich natürlich für eine unangreifbare Historie weitaus besser.
Daher kamen die Zionisten (die niemals im Sinn aller Juden sprachen) in den Dreißigern auch hervorragend mit den Nazis klar und begrüßten die massiver werdenden Austreibungspläne der Reichsregierung.
Der Umzugswille an die Mittelmeerküste war nämlich recht schwach ausgeprägt.
Davon will man aber heute nichts mehr hören, obwohl es sich gut dokumentarisch belegen läßt.
Ich las einmal die Berichte von israelischen Schulkindern, die nach einem Besuch in Auschwitz zur Aufgabe bekamen, aufzuschreiben, welche Schlüsse sie nun ziehen würden... Aber drei Viertel schrieben:"Nach dem, was die Deutschen uns angetan haben, ist es unsere höchste Pflicht, die Existenz des jüdischen Volkes zu schützen, und zwar mit allen erdenklichen Mitteln, ohne Begrenzung."
Dieses Gefühl, das ewige Opfer zu sein, besteht hartnäckig, auch nachdem wir eine mächtige Nation geworden sind. Dies steckt tief in unserm Bewußtstein.
Irgendwann wird auch die bester Zauberei einmal entlarvt.
Daher muß das heiße Thema möglichst schnell zur Religion erhoben werden, weil dann schlüssige Überlegungen und forensische Gutachten nicht mehr so gefragt sind.
Es wird also noch sehr spannend werden.
mfG
nereus
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Aiwass7
24.10.2005, 11:05
@ nereus
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Re: Sag mal: WAS SOLL DAS HIER??? - Aiwass7 |
-->>Hallo Aiwass7!
>Du schreibst: Opfer sein heisst im Umkehrschluss Sympathien/Recht/Money zu gewinnen...viel Sympathien haben, bedeutet..viele einflussreiche´Personen um sich zu sammeln.. unangreifbar zu werden und dann schnappt die ähh.. phsychologische Falle zu...
>Das ist sehr fein beobachtet und damit näherst Du Dich gedanklich einem der besten Zaubertricks der letzten Jahrhunderte.
>Es ist alles nämlich noch viel irrer als Du glaubst.
>Solltest Du jedoch schon hinter die Kulisse geschaut haben, brauche ich Dir eh nichts mehr erzählen.
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Frank
24.10.2005, 11:07
@ Aiwass7
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Okay, hast wohl Recht, alles halb so wild... (o.Text) |
-->
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Frank
24.10.2005, 11:07
@ wheely
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Nö, man wird doch aber mal fragen dürfen, oder? (o.Text) |
-->
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prinz_eisenherz
24.10.2005, 12:23
@ moneymind
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Ein Feind(Angst)bild jagd das andere, mehr nicht... |
-->Hallo moneymind,
Ich unterstelle einmal, das du diese widerwärtige, selbstgerechte Studie aus dem Haus der Aggressionskräfte der USA nur aus dem Grund hier reingestellt hast, um zu zeigen, wie diese Damen und Herren sich einen Hurensohn nach dem anderen als Zielscheibe aufbauen.
Eine Jugendblase in den angepeilten Regionen, als Schreckgespenst, als neue diffuser, globale Angstmache, vor dem man sich natürlich nur durch eine angemessene Vorwärtsverteidigung schützen kann. Ich war kurz davor, bei diesem scheinpsychologischen Abfall, mein Frühstück wieder herauszuwürgen.
Zumal von Damen und Herren aus einem Land, die nun wahrlich nicht besonders zimperlich mit ihrer Jugend umgeht. Deren Medienerziehung ein ununterbrochenes Trommelfeuer zur Gewaltanwendung und voll von versteckten Diskriminierungen gegen andere Kulturen ist. Die stellen sich hin und beklagen die Millitanz von Ländern, bei denen es eine breite Basis an jungen Menschen gibt? Es ist nicht zu fassen, diese moraltriefende Heuchelei.
Krieg, die Bereitschaft dazu, Gewaltpotenziale und vieles mehr in dieser Richtung, vielleicht sollten sich die, die solche Studien erstellen, sich ihre grauenhafte, blühenden Pornofilm- und Gewaltindustrie im eigenen Land mal anschauen, die nur deshalb auf fruchtbaren Boden fällt, weil am Strand Kleinkinder nicht nackend baden dürfen und ein Zehnjähriger von den Richter geschleppt wird, weil er seiner Mutter beim Wickeln der kleinen Schwester zuschaut. Die einen mehrfach verdächtigten Kindergrabscher als Millionenidol aufbaut und in der ein Präsident, eine ihm untergeben Frau, eine von ihm Abhängige, zum oralen Sex überredet und sich hinterher dafür von seiner Ehefrau wie ein Pudel durch die Straßen führen lässt. Dieses alles und noch viel mehr stachelt die Jugend dort, in diesem unglaublich paranoiden Land, zu unkritischer Gewalt untereinander und zunehmend, ohne Tabus, gegen andere Völker an, macht sie empfänglich dafür.
Ausgerechnet die, die eine unfassbaren Kaltschnäuzigkeit gegenüber dem Massenelend in den von ihnen kulturell und militärisch beglückten Ländern an den Tag legen? Die stellen sich hin und beklagen den Jugendsumpf in armen Ländern, wo die Jugend so verführbar sein? Das ist ein schlimmer Witz, eine Siegerstudie eben, Propagandaschreiber für den nächsten Feldzug.
bis denne
eisenherz
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nereus
24.10.2005, 13:09
@ prinz_eisenherz
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Re: Ein Feind(Angst)bild jagd das andere, mehr nicht... - Prinz |
-->Hallo Prinz!
Du meldest u.a.: .. und in der ein Präsident, eine ihm untergeben Frau, eine von ihm Abhängige, zum oralen Sex überredet..
Nun ja, wer da wen überredet hat, das bleibt noch dahingestellt.
Immerhin hatte sie das Kleid mit den Flecken noch - den biologischen Beweis.
Wer hebt denn derartiges monatelang quasi als Trophäe auf?
Da wird man die Monika L. schon so plaziert haben, das es schließlich paßte, selbst wenn sie von den Hintergründen kaum etwas geahnt haben dürfte.
Clinton war ein Schürzenjäger und das wußte man in gewissen Kreisen.
Aber diese Säge blieb im puritanischen Amerika doch erstaunlich stumpf.
mfG
nereus
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prinz_eisenherz
24.10.2005, 14:55
@ nereus
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Dabei kann aber der eine JA und der andere NEIN sagen... |
-->Hallo nereus,
## Clinton war ein Schürzenjäger und das wusste man in gewissen Kreisen.Aber diese Säge blieb im puritanischen Amerika doch erstaunlich stumpf.##
Na ja, bei der Monika jedenfalls ist er haarscharf an einer Amtsenthebung vorbeigeschrammt. Aber, wie du schon weiter unten es selbst angedeutet hast, was, wie, dabei wirklich geschehen sein mag, wissen wir alle nicht, denn zu guter letzt hat die Deutungshoheit des (Weißen) Hauses die Oberhand behalten.
Außerdem, die Monika, die hätte mir gerade noch gefehlt, mir reichen schon meine gefräßigen Nacktschnecken im Garten. ihre Zuwendung geschenkt hat, das will ich nicht bestreiten.
Aber erstens, wenn du jemals Untergebene zu betreuen hattest, dann weißt du es genauso, mit welchen subtilen Einflüsterungen als Vorgesetzter, als jemand der Almosen zu verteilen hat, wie man sich das Objekt seiner Begierde gefügig machen kann, so das es wie ein eigener Entschluss des Untergebenen aussieht. Ich hatte über Jahre ca. 120 verschiedene Charaktere zu verwalten und könnte darüber ein Buch schreiben.
Stelle dir vor, du stehst im Hof eines reichen römischen Bürgers, sagen wir in Pompeji, im Römischen Reich, beinahe unsichtbar, und schaust der dort stattfindenden Fete zu. Und auf einmal befriedigt ein kleiner Knabe den Herren das Hauses, einfach so. Sieht für dich als Außenstehenden wie freiwllig aus, wie im gegenseitigen Einvernehmen, war es das wirklich? Geschehen sind diese drastischen Alltagsbeziehungen immer wieder zu der Zeit und an diesen Orten. War das alles aus gegenseitiger Zuneigung zu erklären, oder wie, oder was?
Zweitens, bei einem gezielten Versuch des Abhängigen, dann kann der andere immer noch nein sagen und so die Sache bereinigen. So habe ich es jedenfalls mehrmals gemacht. Und wenn sie es beide getrieben haben und beide dabei zufrieden waren, dann ist das völlig in Ordnung so, dann aber müssen beide im nachhinein auch dazu stehen und nicht wie der verko(r)kste Bill, sich unter die Kittelschürze seiner Frau flüchten. Hat der gute Bill sich dazu bekannt? Hat er sich den vermeindlich unwiderstehlichen Angeboten der Monika entzogen? Offensichtlich nicht
Aber das Verwerflichste war doch, als dann die Angriffe zu der Sache ihn allzu sehr bedrängten, dann wird mal schnell wieder eine Chemiefabrik unten im Orient entdeckt, deren Produktion mindestens die gesamte Welt bedroht, unter dem machen wir es nicht mehr, der Gebäudekomplex in Schutt und Asche gebombt, mit vielen hundert Toten, nur damit die amerikanische Ã-ffentlichkeit von seiner „moralischen Verfehlung“ abgelenkt wird und dieses alles auf Kosten von vielen Menschenleben.
Meines Wissens war es wohl eher ein Krankenhaus, welches als Giftgasfabrik bombardiert wurde. Das ist doch wohl das Perfideste was man sich nur vorstellen kann. Seine Lustbefriedigung, seinen nachfolgender Verteidigungskampf in seiner kranken Gesellschaft, mit dem Tod von vielen Menschen zu vertuschen. Schlimmer geht’s nimmer.
Mir geht es nicht darum den Moralapostel zu spielen, sondern um die merkwürdigen Persönlichkeiten in dieser Gesellschaft, bei der Prominenz, in den Medien und den sonstigen fragwürdigen Vorbildern. Ich werde es hier nicht weiter vertiefen, den Zusammenhang zwischen der zur Schau gestellten sog. sexuellen Reinheit, die Treue u.s.w. und der unter der Oberfläche brodelnden, zweiten Ebenen, wo jegliche gefühlbestimmte Beziehung im Zusammentreffen von Mann und Frau immer mit Gewalt und Unterdrückung in die Gehirne transportiert wird, zu erleutern.
Hier dazu nur mal ein kleiner Text eines Lehrmeisters von mir, zu dem ich zwar nicht mehr so unvoreingenommen stehe wie damals (um 1970), aber immerhin, einen Zugang, zu dieser gewaltorientierten Gesellschaft wie den USA, zusammen mit den nach außen geforderten sexuellen Normen, könnte es schon sein.
Mitcherlich:
Der unablässige Versuch, die durch das kulturelle Zusammenleben zur Unterdrückung verurteilten Triebimpulse doch noch zum Zuge kommen zu lassen, hat sich bisher in der Menschheitsgeschichte in den furchtbarsten gegenseitigen Verfolgungen entladen.
Zitat Ende
Alles Gute
eisenherz
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moneymind
29.10.2005, 01:15
@ prinz_eisenherz
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Re: G. Heinsohn zu Terror und Demographie |
-->Hallo Eisenherz,
mein Magen hat zunächst mal ganz ähnlich auf den Heinsohn-Text reagiert wie Deiner - mir ging es auch so, als ich sein Buch"Söhne und Weltmacht" gelesen habe, in dem er seine demographische Deutung von Krieg und Terror etwas ausführlicher darstellt.
Ich hatte den Link aus verschiedenen Gründen reingestellt. Zum einen, weil ich der Meinung bin, daß die von GoldenBoy gepostete Theorie, die Krieg nur auf Pädagogik zurückführt und so die Pädagogen zu den Kriegs- und Friedensstiftern erklärt, viel zu kurz greift. Pädagogen vermitteln doch nur Ideen, die andere in einer historisch ganz spezifischen Situation zu bestimmten Zwecken ausgeheckt haben. Um die Produktion solcher Ideen zu verstehen, müssen wir, glaube ich, analytisch schon ein bißchen tiefer schürfen.
Ein Sozialpädagoge, der da etwas tiefer schürft, wäre der Bremer Gunnar Heinsohn, dessen Buch"Söhne und Weltmacht" ich neulich gelesen habe (das von mir gepostete paper war ein Vorläufer dieses Buchs). Meine Reaktion darauf war allerdings recht zwiespältig. Einerseits gab es einleuchtende Aspekte an seinen Thesen, andererseits hat mich Heinsohns oft zynischer, gefühlloser, letztlich unkonstruktiver und teilweise auch sensationshaschender Umgang mit dem Thema ähnliche Magenschmerzen verschafft wie Dir und hat mich ziemlich geärgert. Besonders viel Zuversicht versprüht Heinsohn auch nicht gerade, weswegen bei der Lektüre starke Nerven nicht schaden können.
Trotzdem bin ich der Meinung, daß sein in erster Linie demographischer Blickwinkel einige aufschlußreiche Einsichten beinhaltet, die in der öffentlichen Diskussion und auch in der Diskussion in diesem forum zum Thema"Terror" bisher kaum auftauchen und dieses Thema in einem anderen, ungewohnten Licht erscheinen lassen.
Um nur ein paar (in Thesenform) zu nennen:
- der Islam als solcher ist nicht gewalttätig (wie mit Hinweis auf den Begriff"Djihad" oft unterstellt wird) - aber er kann in besonderen historischen Situationen zur Rechtfertigung von Gewalt benutzt werden, wie jede andere Ideologie auch
- auch christliche Kulturen haben - siehe europäischer Kolonialismus - viele Leben auf dem Gewissen, ohne daß die Religion als solche"gewalttätig" wäre - auch hier wieder war sie es in einer besonderen historischen Situation, die man genauer anschauen muß, wenn man verstehen will worum es ging
- die Aggressivität und der Expansionismus des christlichen Europa fand in der Folge einer veritablen Bevölkerungsexplosion statt (Kinderzahlen im 18. Jhdt), die einen"youth bulge" - überzählige Söhne, für die keine gesellschaftlichen Positionen bereitstehen - produziert hat
- die heutige islamische Welt hat ebenfalls eine veritable Bevölkerungsexplosion hinter sich, mit der Folge eines"youth bulge" (junge Männer, für die keine gesellschaftlichen Positionen bereitstehen)
- Heinsohns generelle These ist nun, daß eine hohe Geburtenrate (>3 Söhne pro Frau) plus die Unfähigkeit, für die nachwachsenden Söhne auch gesellschaftliche Positionen (=Sinn- und Lebensperspektiven) zu schaffen, zu einem Gewaltpotential führt, das sich in kriegerischer Expansion ebenso entladen kann wie in inneren Konflikten (Bürgerkriegen, Genoziden etc. - etwa in Ruanda). Die jungen Männer, die keine Aufgabe haben, werden zum Rekrutierungsfeld für Armeen und Kampftruppen, die sich dann mit einer jeweils greifbaren Ideologie legitimieren (ob diese Ideologie nun Christentum, Islam, Marxismus, Liberalismus oder sonstwie heißt, ist dem Phänomen des Sohnesüberschusses gegenüber völlig sekundär). Manche entscheiden sich auch für den Weg zum Selbstmordattentäter (und werden teilweise richtiggehend dazu abgerichtet).
- in dieses Bild paßt u.a., daß viele Selbstmordattentäter zwischen 18 und 30 Jahren alt sind
- Sowohl der europäische Expansionismus und Kolonialismus des 19. Jahrhunderts als auch der heutige Islamismus und viele Bürgerkriege in Ländern mit Sohnesüberschuß infolge hoher Kinderzahlen hätten insofern dieselbe (jeweils historisch spezifische) Ursache, die von Religion/Ideologie unabhängig und diesen vorgeordnet ist (extrem hohe Geburtenraten, die selber zu erklären wären)
- diese These liegt völlig quer zu gängigen gut/böse-Schemata (US-Schema: Westen = die Guten, Rest = die Bösen; Iran-Schema: genau umgekehrt) und bietet neue Ansatzpunkte für Diskussion und fürs Weiterfragen.
etc. etc.
Der Text, den ich hier auf die Schnelle gepostet habe, war aber wahrscheinlich wegen der Beschränkung seines Inhalts und seiner auf den Magen schlagenden Sprache wenig als Einführung in dieses demographischen Blickwinkels brauchbar und wegen seiner Einseitigeit eher mißverständlich.
Habe deshalb nochmals gesucht und poste hier für die, die es interessiert, einige weitere Links, mit dem Zusatz, daß Heinsohn seine Sicht der Dinge in dem Buch"Söhne und Weltmacht" ausführlicher darstellt. Außerdem habe ich ein paar Links zu Kommentaren (teilweise zustimmend, teilweise kritisch) und zu einer (zu anderen Ergebnissen kommenden) Folgestudie des Berlin Instituts ergänzt.
Ich finde bedauernswert, daß Heinsohn insgesamt eher unkonstruktiv und wenig lösungsorientiert an sein Thema herangeht - da bliebe wohl noch viel zu tun. Wofür seine Analyse aber meiner Meinung nach unter anderem nützlich sein kann, wäre ein nüchternerer, auch historisch/demographisch informierter Blick auf die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um das Thema"islamistischer Terror".
Ich finde, er bietet mit seiner zugegebenermaßen sehr vereinfachenden, aber eben neuartigen Perspektive jedenfalls neue Gesichtspunkte, Ansatzpunkte und Fragestellungen fürs Weiterdenken in der Debatte um Terrorismus, Islamismus usw.
Da Heinsohn aber seine Theorie nicht nur auf die europäische Kolonisation und die gegenwärtige demographische Situation bezieht, sondern mit vielfältigen weiteren Beispielen aus der Geschichte belegt (sogar die 68er"Revolution" interpretiert er als Folge des Nachkriegsbabybooms, und tatsächlich sind viele 68er Studenten ja Jahrgänge ab 1944) ist vielleicht auch Denkfutter für für die eher"großtheoretisch" und historisch Interessierten hier im Forum dabei. Heinsohn zielt wohl eben nicht nur auf eine Interpretation der gegenwärtigen Situation, sondern auf einen allgemeiner gültigen Zusammenhang von demographischen Mustern (Sohnesüberschuß) und Gewalt, daher der Untertitel seines Buchs"Söhne und Weltmacht" ("Terror im Aufstieg und Fall der Nationen"), vermutlich geht es ihm sogar um (materialistische) Zivilisations- und Geschichtstheorie.
Und vielleicht interessieren sich hier ja auch einige dafür, was einer der Urväter von dottores Debitismus (siehe die Würdigung in"Der Kapitalismus"), der Bremer Sozialpädagogik-Professor Heinsohn, sonst so treibt. Eine kontroverse Diskussion wären seine Thesen allemal wert.
Hier also noch ein paar Links zum Reinlesen (um die Lektüre des Buchs wird man aber wohl letzlich kaum herumkommen, um die Implikationen der Heinsohnschen Thesen insgesamt einschätzen zu können):
Heinsohns Thesen zum Zusammenhang von Demographie, Krieg und Terror:
http://www.taz.de/pt/2002/04/06/a0230.nf/text --- Heinsohn in der taz
http://www.welt.de/data/2003/04/05/65429.html - Gunnar Heinsohn in der"Welt":"A Fight for Love and Glory"
http://www.zeit.de/archiv/2002/16/200216_g-heinsohn_youth.xml?page=all --- Interview mit Heinsohn in der Zeit
http://www.kirchliche-dienste.de/upload/4.2heinsohn.pdf - Gunnar Heinsohn"Warum werden sie zu Kriegern?" (nur der Vollständigkeit halber nochmal)
http://www.amazon.de/exec/obidos/AS...xs_ap_i1_xgl/302-3983018-2664061 - Buch"Söhne und Weltmacht" bei amazon
Kommentare anderer Autoren:
http://www.welt.de/data/2004/01/10/220939.html --- Sylke Tempel bespricht"Söhne und Weltmacht"
http://www.zeit.de/2004/10/SM-HeinsohnKURZ --- kritischer Kommentar zu Heinsohn, von Rainer Klingholz
http://www.zeitpunkt.ch/schwerpunkt_aktuell_01.htm --- Kommentare eines Schweizer Autoren
http://www.inet-p.de/soehne2web.htm --- Anmerkungen + Kommentar zu"Söhne und Weltmacht", von Richard Beiderbeck
Studie des Berlin Instituts zu Heinsohns Thesen:"Jugend und Kriegsgefahr"
http://www.berlin-institut.org/pages/buehne/buehne_studie_kroehnert_jugend_kap1.html
Gruß
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bernor
29.10.2005, 22:07
@ moneymind
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Re: G. Heinsohn zu Terror und Demographie |
-->Hi moneymind,
erstmal danke für das Paper:-)
Meine Reaktion darauf war allerdings recht zwiespältig. Einerseits gab es einleuchtende Aspekte an seinen Thesen, andererseits hat mich Heinsohns oft zynischer, gefühlloser, letztlich unkonstruktiver und teilweise auch sensationshaschender Umgang mit dem Thema ähnliche Magenschmerzen verschafft wie Dir und hat mich ziemlich geärgert. Besonders viel Zuversicht versprüht Heinsohn auch nicht gerade, weswegen bei der Lektüre starke Nerven nicht schaden können.
Starke Nerven braucht man auch danach - mal abgesehen davon, wie bei einer „Zuspitzung der Lage“eine westliche „Lösung“ des youth-bulge-Problems angesichts des eigenen geschwächten und vom Total-Bankrott bedrohten Staats- und Wirtschaftssystems und des folglich einzig verbliebenen potentiellen „Lösungsmittels“, des ABC-Waffen-Arsenals (vor allem der USA, in „praktischer Anwendung“ nicht minder grauenvoll als das der „Diktatoren“) letztendlich nur aussehen könnte, gilt für Heinsohns (gewiß zuweilen „zynisch“ wirkende, etwas eindimensional ausgerichtete und keineswegs alles erklärende) Theorie das gleiche, was Dottore von seiner Debitismus- und der Machttheorie gesagt hat: sie ist „deskriptiv“, hat also nur beschreibenden Charakter - die „Moral von der Geschicht‘“ muß sich jeder, sei es als Politiker oder als Privatmann, selber basteln.
Gruß bernor
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moneymind
31.10.2005, 20:20
@ bernor
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Re: Auf die Moral von der Geschicht, ich gerne ebenfalls verzicht... |
-->
... denn um die geht es mir wahrlich nicht.
Hi Bernor,
dafür, daß nach für uns Westeuropäer relativ friedlichen 60 Jahren wohl wieder eher (gelinde gesagt) turbulente Zeiten anstehen, liefern Heinsohns Analysen neue Evidenz - sehe ich auch so. Die Frage ist allerdings nicht nur"wieso", sondern auch und nach/vor allem: wie steuern wir am besten durch diese stürmischen Zeiten.
Du schreibst:
"Für Heinsohns (gewiß zuweilen „zynisch“ wirkende, etwas eindimensional ausgerichtete und keineswegs alles erklärende) Theorie (gilt) das gleiche, was Dottore von seiner Debitismus- und der Machttheorie gesagt hat: sie ist „deskriptiv“, hat also nur beschreibenden Charakter - die „Moral von der Geschicht‘“ muß sich jeder, sei es als Politiker oder als Privatmann, selber basteln."
Natürlich ist Heinsohns Analyse - genauso wie die von dottore - rein deskriptiv. Damit gibst Du sicherlich den Standpunkt und die Erkenntnishaltung nicht nur von von Heinsohn und dottore, sondern auch von vielen anderen"theoretisch orientierten" Wissenschaftlern korrekt wieder.
Eine ganz andere Frage ist allerdings, ob man sich damit zufriedengeben sollte. Eine abstrakte"Moral von der Geschicht" interessiert mich dabei viel weniger als konkrete, problemangemessene Zielsetzungen und Handlungsstrategien (auf verschiedenen Ebenen - persönlich, lokal, staatlich, ggf. allianz-bezogen), um deretwillen man die ganze rein deskriptive Analyse doch überhaupt nur veranstaltet hat.
Eine stringente Problemanalyse ist unverzichtbar, nötig und nützlich. Man sollte sie von der Strategieentwicklung trennen und dieser vorausschicken. Dahinter gibt es kein zurück, egal wie angenehm oder unangenehm die Ergebnisse aussehen mögen. Wer aber bei ihr stehenbleibt bzw. den eigentlichen Zweck der Analyse, nämlich die Suche nach bzw. das Design von Lösungen und problemangemessenen Handlungsstratgien dann unfähigen und uninformierten Laien überlassen will, der hat eine, gelinde gesagt, recht merkwürdige Vorstellung von effizienter Arbeitsteilung.
Das ist in etwa so, als ob ein multinationales Unternehmen"rein deskriptive" Problemanalysen bei Experten in Auftrag gibt, um dann die Strategieabteilung mit Putzfrauen zu besetzen, und zwar zu 90% mit beruflich anderweitig beschäftigten"Putzfrauen aus Leidenschaft" (mit frei wählbarer Arbeitsdauer und -Zeiten bei Null-Bezahlung).
Will sagen:"der Privatmann" hat für die Entwicklung differenzierter, problemangemessener Handlungsstrategien doch weder das Detailwissen noch die Zeit, weil er den Hauptteil seiner Energie auf andere Dinge verwendet und das auch muß. Das gilt auch für Politiker.
Also, a bisserl mehr sollten wir da unseren Wissenschaftlern - in diesem Falle Heinsohn - schon abverlangen, meine ich. Denn die haben doch im Gegensatz zu Politikern, Privatmännern und anderen Laien das für die Strategieentwicklung die nötige Zeit und das nötige Detailwissen auf ihrem jeweiligen Gebiet schon (im Fall Heinsohn: demographische Daten, vergleichende Völkermord-Daten, etc.).
Und um realistische Zielsetzungen und Handlungsstrategien zu entwickeln, braucht es nicht andere Daten, sondern zusätzliche Konzepte, Begriffsapparate und Fragestellungen in Bezug auf dieselben Daten: einen differenzierten lösungs-, ziel- und strategieorientierten Blickwinkel/Begriffsapparat, wie er für Unternehmer eine Selbstverständlichkeit darstellt.
Fehlt dem Lebenszeitprofessor Heinsohn dazu der Wille oder die Fähigkeit?
Privatmänner und Politiker hätten jedenfalls mit der kritischen Durchsicht und Beurteilung der so entwickelten Handlungsstrategien immer noch mehr als genug zu tun.
Gruß
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