Elmarion
12.11.2005, 11:33 |
Was aber sei die Form für den privaten Staat? Die dynastische Monarchie? Thread gesperrt |
-->In Massendemokratien gerate jede Langfristorientierung und ein staatlich verfolgtes Gemeinwohl, das mehr wäre als das arithmetische Mittel aus Gruppeninteressen, unter die Räder. Das einzige Interesse, das automatisch langfristig sei, sei das Privatinteresse.
<ul> ~ Interview mit Thomas Hoof</ul>
|
Elmarion
12.11.2005, 11:48
@ Elmarion
|
Re: Was aber sei die Form für den privaten Staat? Die dynastische Monarchie? |
-->Mehr zum Thema!
<ul> ~ Baader über Hoppe</ul>
|
Tarantoga
12.11.2005, 12:01
@ Elmarion
|
Re: Was aber sei die Form für den privaten Staat? Die dynastische Monarchie? |
-->"Hoppes Vorschlag, dem Zerfall Einhalt zu gebieten, ist ebenso radikal wie konsequent, nämlich alle Kostgänger des Staates, seien es Staatsbedienstete oder Empfänger irgendwelcher Subventionen, vom Wahlrecht auszuschließen."
Wieder einmal übersieht einer, dass der Eigentümer auch Kostgänger des Staates ist. Der Vorschlag würde sehr schnell in den Bürgerkrieg führen wenn Eigentümer weiter politische Macht hätten, die Habenichtse jedoch nicht. Aber die Problemanalyse ist schon richtig...
Grüße,
Tarantoga
|
alberich
12.11.2005, 12:22
@ Tarantoga
|
Re: Was aber sei die Form für den privaten Staat? Die dynastische Monarchie? |
-->> Der Vorschlag würde sehr schnell in den Bürgerkrieg führen wenn Eigentümer weiter politische Macht hätten, die Habenichtse jedoch nicht.
Bist Du sicher?
Ich glaube, daß viele der 'Habenichtse' gerne auf politische Macht verzichten, wenn die Versorgung gewährleistet ist und halbwegs stabile Verhältnisse herrschen.
Erst kommt das Fressen und dann die Moral (bzw. politische Teilhabe).
gruß
alberich
|
Tarantoga
12.11.2005, 12:24
@ alberich
|
Re: Was aber sei die Form für den privaten Staat? Die dynastische Monarchie? |
-->Brot und Spiele, na klar. Das Problem kommt wenn das Brot gekürzt wird.
|
prinz_eisenherz
12.11.2005, 19:35
@ Elmarion
|
1825: die Macht selbst muß vermindert werden, in welcher Hand... |
-->sie sich auch befinde.
Der"private Staat" ist natürlich eine sprachliche Irreführung, im Sinne von Orwell. Diese Organisationsform würde sich doch mit den selben Problemen herumplagen, wie der"staatliche Staat". Mit dem Wachstumszwang in der Wirtschaft, dem sozialen Zerfall, eben mit all den typisch menschlichen Sehnsüchten und Ansprüchen, die oft genug in die Sackgasse führen. Was sind die Rezepte des privaten Staates dagegen? Die Beteiligten an diesem Staat regulieren sich selbst auf ein vernünftiges Maß herunter, ohne Machtgeilheit, Vermögensanhäufung, ohne Gewalt und Krieg?
Wie lachhaft. Wie soll das gehen?
## Hoppes Vorschlag, dem Zerfall Einhalt zu gebieten, ist ebenso radikal wie konsequent, nämlich alle Kostgänger des Staates, seien es Staatsbedienstete oder Empfänger irgendwelcher Subventionen, vom Wahlrecht auszuschließen.##
Machen wir uns nichts vor, das ist ein Glasperlenspiel eines gelangweilten Wichtigtuer. Vorneweg will er den Wohlstand gegen die Demokratie, für die Freiheit, retten, als würden die sich gegenseitig ausschließen. Zum Wohlstand gehören aber nicht nur Autos, Waschmaschinen und ausgeschnittenen Kürbisse, sondern auch die Produkte Sicherheit, Gesundheit, Bildung und Infrastruktur wie Wohnung, Straßen und Frischwasser. Ob diese und vergleichbare Arbeiten nun die"Kostgänger des Staates" machen, oder die Angestellten von Privatfirmen, die auch bezahlt werden müssen, wo ist da der entscheidende Fortschritt? Die Angestellten eines Bundeslandes, des Staates, die will er von einer demokratischen Wahl ausschließen, die Beschäftigen von dem privaten Müllunternehmen Alba - Berlin, die dürfen wählen, so in etwa?
Was für ein Schwachsinn, ein Glasperlenspiel eines gelangweilten Großbürgersöhnchens, in seiner Gelehrtenrepublik, mit meterhohen Mauern gegen die schnöde Wirklichkeit außerhalb. Herrmann Hesse hat seinen Helden zum Schluss, in dem gleichnamigen Roman, im eikalten Flusswasser ertrinken lassen. Das wäre auch hier eine denkbare Lösung. Nein, der Hoppe bekommt auch noch Platz in der Zeitung, in einer privaten Zeitung. Wenn so etwas Schule macht, dann können wir auch Frau Holle zum Bundeskanzler machen.
Ist es hierbei wie schon so oft, die anderen Länder um uns herum machen Nägel mit Köpfen, wir Deutsche, wir denken wieder solange, bis wir uns Todgedacht haben?
Wer sich unbedíngt mit den Gedankenmodellen einer staatsfreien Gesellschaft, Staatsform, beschäftigen will, der lese die einschlägigen Schriften der bekannten Anarchisten, wie Peter Kropotkin oder Michail Bakunin.
Aus Wikipedia:
Ludwig Börne (1786 bis 1837), neben Heinrich Heine einer der geistigen Gründerväter der literarischen Erneuerungsbewegung des"Jungen Deutschland", war vermutlich der erste, der sich in Deutschland auch in einem politischen Sinn offen für die Anarchie aussprach. In seiner Kritik eines 1825 in Paris veröffentlichten Buches, den"nouvelles lettres provinciales", befürwortet er sie folgendermaßen:
"Nicht darauf kommt es an, daß die Macht in dieser oder jener Hand sich befinde: die Macht selbst muß vermindert werden, in welcher Hand sie sich auch befinde. Aber noch kein Herrscher hat die Macht, die er besaß, und wenn er sie auch noch so edel gebrauchte, freiwillig schwächen lassen. Die Herrschaft kann nur beschränkt werden, wenn sie herrenlos - Freiheit geht nur aus Anarchie hervor. Von dieser Notwendigkeit der Revolution dürfen wir das Gesicht nicht abwenden, weil sie so traurig ist. Wir müssen als Männer der Gefahr fest ins Auge blicken und dürfen nicht zittern vor dem Messer des Wundarztes. Freiheit geht nur aus Anarchie hervor - das ist unsere Meinung, so haben wir die Lehren der Geschichte verstanden."
-------------------------------------
Man beachte das Datum dieser Gedanken.
schönen Abend
eisenherz
PS: Somit wurde wieder einer erwischt, der für die hohen Kokainreste in unseren Flüssen verantwortlich ist.
[img][/img]
|
bernor
12.11.2005, 23:27
@ prinz_eisenherz
|
Hoppe ist da auch inkonsequent |
-->Hi,
## Hoppes Vorschlag, dem Zerfall Einhalt zu gebieten, ist ebenso radikal wie konsequent, nämlich alle Kostgänger des Staates, seien es Staatsbedienstete oder Empfänger irgendwelcher Subventionen, vom Wahlrecht auszuschließen.##
wenn er seine libertäre Ordnung haben möchte, muß er auf den Zerfall des Staates setzen (wenn auch dabei noch so manch anderes zerfällt - wo gehobelt wird, fallen halt Späne), nicht auf dessen Rettung, gar Stärkung.
In der libertären Ordnung ihrerseits käme für alles, was man als Eigentümer nicht selbst erledigen kann, nur noch Mitbestimmung im Sinne von Mitentscheidung in Frage, keineswegs aber Wahlen: die beziehen sich nämlich stets auf Leute, die einem die Entscheidungen abnehmen und hierfür extra mit Sold & Machtbefugnissen zu bedenken sind - und schon wäre der Staat wieder da.
Gruß bernor
|
Popeye
13.11.2005, 13:05
@ prinz_eisenherz
|
Herrenlose Herrschaft |
-->Hallo, @Prinz - schönes Fundstück hast Du da ausgegraben.
"Nicht darauf kommt es an, daß die Macht in dieser oder jener Hand sich befinde: die Macht selbst muß vermindert werden, in welcher Hand sie sich auch befinde. Aber noch kein Herrscher hat die Macht, die er besaß, und wenn er sie auch noch so edel gebrauchte, freiwillig schwächen lassen. Die Herrschaft kann nur beschränkt werden, wenn sie herrenlos - Freiheit geht nur aus Anarchie hervor. Von dieser Notwendigkeit der Revolution dürfen wir das Gesicht nicht abwenden, weil sie so traurig ist. Wir müssen als Männer der Gefahr fest ins Auge blicken und dürfen nicht zittern vor dem Messer des Wundarztes. Freiheit geht nur aus Anarchie hervor - das ist unsere Meinung, so haben wir die Lehren der Geschichte verstanden."
Herrenlose Herrschaft, aber wie? Wir haben ja schon häufiger darüber diskutiert an welchen Problemen das heute scheitert (Klick und Klick). M.a.W. - wie bringt man 80 Millionen unter einen Hut? Wir sind zu viele geworden um herrenlose Herrschaft praktizieren zu können. Und wir haben vor 10.000 Jahren die falsche Entscheidung getroffen - Landwirtschaft.
Pierre Clastres nennt herrschaftslose Herrschaft in seinem Buch “Society against the State” „consensus omnium“ und schreibt [mit vielen Beispielen]: „ Normal civil power, based on the consensus omnium and not on constraint, is thus profoundly peaceful and its function is „pacification”: the chief is responsible for maintaining peace and harmony in the group. He must appease quarrels and settle disputes - not by employing a force he does not possess and which would not be acknowledged in any case, but relying solely on the strength of his prestige, his fairness, and his verbal ability.”
Dieses Konzept versuchte Hans-Hermann Hoppe mit einem Aufsatz <a href=http://www.mises.org/journals/jls/14_1/14_1_2.pdf>„The Private Production of Defense“</a> zu erschlagen und es kam zu einer Email-Diskussion zwischen Hoppe und mir - wer uns denn dann vor den privaten „Polizisten“ schützen würde - so die Ausgangsfrage meinerseits. Darauf Hoppe: „Wer beschützt uns vor unserem derzeitigen Staatsbeschützer?“
Was bleibt ist also die Wahl zwischen zwei Übeln. Wohl dem, der die Freiheit hat sich zwischen den beiden Übel zu entscheiden!
Grüße |