alberich
16.12.2005, 20:46 |
OT: Papst, Bush, Schäuble...oder: Die Rückkehr der Inquisition Thread gesperrt |
-->Die Rückkehr der Inquisition
Zum Outsourcing der Folter
Von Achatz von Müller
Outsourced torture überschrieb der New Yorker seinerzeit einen ersten Artikel über den dringenden Verdacht, die USA ließen vermeintliche Terroristen in Staaten ohne ausreichende Rechtssicherheit, doch mit umso geübterem Personal foltern. Outsourced torture klingt modern. Aber tatsächlich greift die schmutzige Rechtspraktik - Menschen durch vermeintlich unbeteiligte Dritte quälen zu lassen - auf eine mächtige Tradition zurück: die Inquisition. Das im frühen 13. Jahrhundert durch Papst Innozenz III. eingeführte Verfahren gilt in der Rechtsgeschichte als Modernisierung. Es ging von einem zentralen Grundsatz des römischen Rechts aus: Die Beweislast trägt der Beschuldiger, nicht der Beschuldigte. So war die Inquisition geprägt vom Ziel, den sichersten aller Beweise zu liefern: das Geständnis.
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Nur ein Hindernis stellte sich den Central-Intelligence-Agenten der Kirche entgegen: Sie selbst durften nicht foltern. Die »Kirche vergießt kein Blut«. So lautet eines ihrer ältesten Prinzipien, so lehrt es das Beispiel Christi, der Petrus das Schwert aus der Hand nahm. Die Folter musste einer Macht überlassen werden, die außerhalb dieser Gesetze stand - weltlichen Gewalten, die als Gegenleistung die Zusicherung erhielten, der Verteidigung der »Freiheit« (wohlgemerkt: der »Freiheit der Kirche«) besonders gedient zu haben.
Die Agenten entwickelten noch weitere Grundsätze, die geeignet schienen, den Willen der Verdächtigen zu brechen. Es gab keinen Anspruch auf Rechtsbeistand, die Ankläger blieben anonym, die Beugehaft war zeitlich unbegrenzt. Haftprüfungen entfielen. Schon bald erschien ein erstes »Handbuch«, das auch das Verhältnis zwischen kirchlichen Untersuchungsagenten und weltlichen Folterknechten sorgsam regelte.
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Hier der vollständige Text: http://www.zeit.de/2005/51/Spitze_51
Tja, kommt irgendwie bekannt vor. Geschichte wiederholt sich doch?
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imperator
16.12.2005, 21:38
@ alberich
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Re: OT: Papst, Bush, Schäuble...oder: Die Rückkehr der Inquisition |
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>Tja, kommt irgendwie bekannt vor. Geschichte wiederholt sich doch? >
und ich Idiot zahle noch schoen treudoof meine Schulden ab!
Interessiert doch keine Sau mehr in der anstehenden Anarchie ob ich vorher (also jetzt) Schulden hatte oder nicht!
So´n schoener riesiger Schuldenberg, ueber den hinterher kein Hahn mehr kraeht waere jetzt genau das richtige.
Aber die Bank, in weiser Voraussicht haelt mir Basel zwei unter die Nase! nix noeher verschulden, schoen abzahlen - ich Trottel!
Dabei sagte mir mal einer, ich sollte immer in der gleichen (monetaeren) Situation sein, wie der, der ueber alles zu entscheiden hat. Und in welcher Situation ist der Staat? Ueberschuldet! - und zwar hoffnungslos!
Alles wieder auf Null zurueck, das Spiel beginnt von vorn!
Der Staat wird´s machen, weil nur so kommt er vom Fleck!
Also, wie man´s macht, macht man´s verkehrt!
(Es sei denn nicht der verschuldete Staat (-sOberhaupt) hat bei uns das sagen sondern...jemand anderes?)
IMPERATOR
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alberich
16.12.2005, 22:19
@ imperator
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Salve IMPERATOR |
-->würde Ihro Majestät Eurem treuen Unterthanen noch bei Gelegenheit erklären, in welchem Zusammenhang Ihro pekuniärer Engpaß mit der hochnothpeinlichen Befragungspraxis anderer Potentaten steht?
Aber nur wenn es nicht zuviel Mühe bereitet.
Unterthänigsten Dank!
alberich
>
>>Tja, kommt irgendwie bekannt vor. Geschichte wiederholt sich doch?
>>
>und ich Idiot zahle noch schoen treudoof meine Schulden ab!
>Interessiert doch keine Sau mehr in der anstehenden Anarchie ob ich vorher (also jetzt) Schulden hatte oder nicht!
>So´n schoener riesiger Schuldenberg, ueber den hinterher kein Hahn mehr kraeht waere jetzt genau das richtige.
>Aber die Bank, in weiser Voraussicht haelt mir Basel zwei unter die Nase! nix noeher verschulden, schoen abzahlen - ich Trottel!
>Dabei sagte mir mal einer, ich sollte immer in der gleichen (monetaeren) Situation sein, wie der, der ueber alles zu entscheiden hat. Und in welcher Situation ist der Staat? Ueberschuldet! - und zwar hoffnungslos!
>Alles wieder auf Null zurueck, das Spiel beginnt von vorn!
>Der Staat wird´s machen, weil nur so kommt er vom Fleck!
>Also, wie man´s macht, macht man´s verkehrt!
>(Es sei denn nicht der verschuldete Staat (-sOberhaupt) hat bei uns das sagen sondern...jemand anderes?)
>IMPERATOR
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klingonenjoerg
17.12.2005, 06:24
@ alberich
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Re: OT: Papst, Bush, Schäuble...oder: Die Rückkehr der Inquisition |
-->>Die Rückkehr der Inquisition
>Zum Outsourcing der Folter
>Von Achatz von Müller >
Ich dachte immer hier in USA waeren aunaechst die einfachen Taetigkeiten in der Wirtschaft ausgelagert worden, und dann in den letzten Jahren zunehmend die hochqualifizierten Jobs in der Wirtschft. Wenn jetzt auch schon Regierungsjobs ausgelagert werden, kann das Ende nicht mehr weit sein ;-)
Auch sonst ist der Umgang der Bundes-Regierung in USA mit der Folter bezeichnend fuer das Chaos der gegewaertigen Administration: gefaehrlich und sinnlos.
Welche Terroristen sind denn durch Folter gefasst worden, oder durch Ueberwachung von Telefongespraechen ohne Gerichtsbeschluss? Ist denn die RAF in Deutschland durch die Sicherheitsgesetze 1968 niedergerungen worden? - Ebensowenig werden Islamische Extremisten durch die neuen buerokratischen Ueberwachungsexcesse in USA aufgehalten. Dafuer werden in gigantischem Umfang unbescholtene Buerger ueberwacht. Und Unsummen ausgegeben.
Wenn ich ein Privatunternehmen waere und meine Aufgabe waere"oeffentliche Sicherheit", z.B. im Luftverkehr, waere ich bei dem was die ganzen Behoerden in USA da produzieren (und an Budgets verpulvern) schon laengst aus dem Geschaeft. Und das beste ist: es ist immer noch nicht sicher. Wir muessen endlich die gesamte Infrastruktur (einschliesslich der Sicherheits-Infrastruktur) aus den Faengen der Regierung loesen und privatisieren.
Diese Folter-Eierei der gegenwaertigen Administration geht mir echt auf die Nerven. Uebrigens nicht nur die.
Gruss, Joerg
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Cosa
17.12.2005, 10:55
@ alberich
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Re: OT: Papst, Bush, Schäuble...oder: Die Rückkehr der Inquisition |
-->Hi alberich,
der angesprochene Vrgleich könnte nicht passender sein und lässt einem einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen.
Den letzten Absatz, da für mich entscheidend, hab ich mal mit rüber genommen:
<ul>Mit welchen Mustern haben wir es damals und heute zu tun? Zunächst mit dem Religionskampf einer Institution, die sich unablässig von Feinden der eigenen Ordnung bedroht wähnt. Zum anderen mit einer universellen Macht, die sich, allen eigenen Friedensversprechen zum Trotz, mit dem Bazillus des Verdachts infiziert hat. Der Verdacht wächst mit der Ausdehnung der Macht, ihrer fortschreitenden Universalisierung. Er lautet: Die eigene Macht sei nicht wirklich von Gott. Und so wird zur Selbstentlastung der Verdacht nach außen gewendet, werden die Anderen in die Hölle versetzt - hier und jetzt - und zur eigenen Reinerhaltung fremde Henkersknechte beschäftigt.</ul>
Absolut irritierend finde ich die Einordnung des Artikels; warum zum Feuilleton? Warum eingeklemmt zwischen Kunstmarkt und Kino?
Grüsse
Cosa
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Turon
18.12.2005, 08:49
@ Cosa
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Re: OT: Papst, Bush, Schäuble...oder: Die Rückkehr der Inquisition |
-->Hallo Cosa!
Ich habe mal gemeint, in diesem Forum, daß sobald gegen Dich ein Verdacht von Staatsanwaltschaft geäußert wird, bist Du mehr gestraft, als einer der sofort verurteilt wird. Die Zeit die vergeht, wo man hofft es handelte sich um einen Fehler seitens des Staates, daß die Untersuchung der Beweislast offenbaren wird, daß der Staat sich im Irrtum befindet und dass er das einsehen wird, wegen der Sicherhheit daß der Staat alles daran setzt keine Fehler zu machen, ist die Hölle auf Erden.
Habe ich vergessen das zu erwähnen, oder hast Du es damals überlesen? Ich habe vorhin den Artikel schon durchgekaut, und stellte fest: nivil novi. Nichts Neues, alles bestens bekannt.
Ich glaube wir haben trotz aller Intelligenz immer noch Scheuklappen auf den Augen. Die Macht des Staates ist unbegrenzt. Sie kann sich selbst paranoide Wahnvorstellungen zu eigen machen und das als Rechtfertigung sämtlicher Greueltaten gegenüber Einzelne aber auch ganze Völker als legitim erscheinen zu lassen.
Deswegen gilt ja auch: kämpfe um die Freiheit Deines Volkes so lange es noch geht. Wenn es nicht mehr geht, mußt Du es auch tun, allerdings die Konsequenz, daß Du beseitigt wirst muß Dir bekannt sein, weil Du zu spät den Widerstand angefangen hast. Da reicht auch paranoide Wahnvorstellung aus, um Dich unter die Erde zu bringen. Wegen dem Verdacht Du könntest künftig noch viel schlimmer werden. Militanter.
Gruß von T.
>Hi alberich,
>der angesprochene Vrgleich könnte nicht passender sein und lässt einem einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen.
>Den letzten Absatz, da für mich entscheidend, hab ich mal mit rüber genommen:
><ul>Mit welchen Mustern haben wir es damals und heute zu tun? Zunächst mit dem Religionskampf einer Institution, die sich unablässig von Feinden der eigenen Ordnung bedroht wähnt. Zum anderen mit einer universellen Macht, die sich, allen eigenen Friedensversprechen zum Trotz, mit dem Bazillus des Verdachts infiziert hat. Der Verdacht wächst mit der Ausdehnung der Macht, ihrer fortschreitenden Universalisierung. Er lautet: Die eigene Macht sei nicht wirklich von Gott. Und so wird zur Selbstentlastung der Verdacht nach außen gewendet, werden die Anderen in die Hölle versetzt - hier und jetzt - und zur eigenen Reinerhaltung fremde Henkersknechte beschäftigt.</ul>
>Absolut irritierend finde ich die Einordnung des Artikels; warum zum Feuilleton? Warum eingeklemmt zwischen Kunstmarkt und Kino?
>Grüsse
>Cosa
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