> Damals traf er sich jeden Samstag mit einer Gruppe, die sich"das Kollektiv" > nannte, in Rands New Yorker Wohnzimmer. Die Kumpanen scharten sich um eine > Schreibmaschine und debattierten die Manuskriptseiten für ihr neuestes Werk. > Für Rand waren Sozialhilfe, Nächstenliebe und Religion ein Werk des Teufels, > die Laisser-faire-Ã-konomie hingegen die moralischste Gesellschaftsform.
Hallo,
ich weiß nicht, ob jemand diesen Artikel schon reingestellt hat, ich habe ihn zumindest eben erst entdeckt.
Viele Grüße
Johannes
G R E E N S P A N
Der Retter aus der Badewanne
Von Mathias Müller von Blumencron
Rekordgewinn an der Nasdaq, neuer Optimismus in Europa: Mit einer plötzlichen Zinssenkung präsentiert sich Alan Greenspan als Börsen-Retter. Doch trübe Konjunkturaussichten könnten den Kursaufschwung rasch abbremsen.
© AP
Das Orakel von New York: Alan Greenspan
Es war nie einfach, aus dem Mann schlau zu werden, den viele für den mächtigsten der Welt halten. Alan Greenspan, Chef der amerikanischen Zentralbank, mag keine Talkshows, meidet Diskussionen und gibt keine Interviews. Wann immer er redet, bedient er sich einer schwer verständlichen Nuschelprosa und so ist der große Vorsitzende für die meisten ein Mysterium.
Gestern abend allerdings schienen ihn plötzlich alle zu verstehen. Mitten an einem trüben Börsentag riss der Amerikaner völlig unerwartet die Leitzinsen herunter, den wichtigen Zinssatz für Tagesgeld um ein halbes Prozent, den Diskontsatz um ein viertel Prozent. Kaum war die Nachricht über die Monitore der Wall Street Trader gehuscht, brach Kaufpanik aus. Auf den Tradingfloors der Investmentbanken hämmerten die Händler ihre Orders in die Computer, brüllten ihre Befehle in die Telefone."Ich wusste es", jubelte einer auf dem Parkett der New Yorker Börse:"Der Alte läßt uns nicht im Stich."
Mit einem gewaltigen Kursfeuerwerk jagten die Notierungen an der Technologiebörse Nasdaq nach oben, um 14,2 Prozent oder 325 Punkte. So etwas hatte selbst das abgebrühte Börsenvolk an der Wall Street noch nie gesehen. Erleichtert gab sich der neugekürte amerikanische Präsident George Bush und bekannte:"Ich bin erfreut darüber, ich denke die Senkung war notwendig."
Mit der unerwarteten Zinssenkung hat sich der Zentralbankchef erneut als der wichtigste Beistand des Börsenvolkes erwiesen. Bereits 1998, als die Kurse während der Asienkrise ins Bodenlose stürzten, war er Spekulanten, Geldanlegern und der Wirtschaft beigesprungen, hatte plötzlich die Zinsen gesenkt. Fortan hatten die Kurse nur eine Richtung gekannt - aufwärts, bis zum März vergangenen Jahres.
Unsichere Medizin
Ob die Medizin diesmal allerdings ebenso rasch wirkt, ist fraglich. Im vergangenen Jahr ging der größte Spekulationsboom in der Geschichte der Wall Street zu Ende - eine gewaltige Finanzblase platzte, Milliarden Dollar Börsenvermögen lösten sich in Luft auf. Solch brutale Bewegungen können leicht ebensolche Wirkungen für die Wirtschaft entfalten.
Plötzlich fehlt allerorten Geld für Konsum und Investitionen. Alle Daten deuten auf eine rapide Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den USA hin. Im dritten Quartal wuchs die US-Wirtschaft nur 2,4 Prozent - so wenig wie seit vier Jahren nicht mehr. Das Weihnachtsgeschäft verlief enttäuschend, ein Unternehmen nach dem anderen muss seine Gewinnprognosen und Umsatzzahlen nach unten revidieren. Neue Wirtschaftsdaten, für Freitag erwartet, scheinen offenbar so düster zu sein, dass sich Greenspan entschloss, vorher einzugreifen.
Zudem sind die amerikanischen Unternehmen trotz des Börsenabstiegs immer noch sehr hoch bewertet. Die Online-Technologiefirma Cisco etwa ist trotz eines Kursrückganges von über 40 Prozent noch immer 300 Milliarden Dollar wert, macht aber nur drei Milliarden Dollar Gewinn.
Der Antrieb des US-Booms ist ausgefallen
Greenspan hat längst erkannt, dass nicht wie früher die Börse vom Wohlergehen der Wirtschaft, sondern die Wirtschaft von der Börse abhängig ist. Deshalb hilft er den Spekulanten, um die Ã-konomie des Landes vor einer zu tiefen Rezession zu retten. Fünfzig Prozent der Amerikaner besitzen Aktien - und sie sind nach den Abstürzen der letzten Monate in eine Konsumstarre verfallen.
Wichtige Antriebskräfte der US-Boomwirtschaft sind ausgefallen: Gründer finden kein Kapital mehr an den Börsen, Unternehmen können ihre Expansion, ihre Firmenzukäufe, ihre Mitarbeiter nicht mehr wie bisher mit Aktien bezahlen, weil die Papiere viel weniger wert sind als früher. Mit einer Zinssenkung alleine ist das Wirtschaftswunder nicht wieder in Gang zu bringen. Die nächsten Monate könnten also leicht die schwierigsten in der Karriere des 74 Jahre alten Greenspans werden.
Rezepte aus der Badewanne
Darauf wird sich der große Vorsitzende in seiner ihm eigentümlichen Art vorbereiten. Er steuert die Welt vor allem von seiner heimischen Badewanne aus. Darin pflegt er jeden Morgen ein bis zwei Stunden herumzutreiben, um über die Zinsen nachzudenken, an Reden zu feilen oder Statistiken zu studieren.
Dabei versteht sich Greenspan nicht als Sozialhelfer, sondern eher als Feinmechaniker der amerikanischen Wirtschaft. Seinen theoretischen Überbau erwarb er sich in den fünfziger Jahren in nächtelangen Diskussionen mit der russischen Emigrantin Ayn Rand, Amerikas bekanntester Populärphilosophin. Ihre Werke mit Titeln wie"Die Tugend der Selbstsucht" sind romantische Rechtfertigungsschriften für einen zügellosen Kapitalismus und ungehemmten Eigennutz.
Damals traf er sich jeden Samstag mit einer Gruppe, die sich"das Kollektiv" nannte, in Rands New Yorker Wohnzimmer. Die Kumpanen scharten sich um eine Schreibmaschine und debattierten die Manuskriptseiten für ihr neuestes Werk. Für Rand waren Sozialhilfe, Nächstenliebe und Religion ein Werk des Teufels, die Laisser-faire-Ã-konomie hingegen die moralischste Gesellschaftsform.
Wie sehr ihn diese Zeit noch heute beeinflusst, hat Greenspan nie durchblicken lassen. Dass sein Superman-Status der Wirtschaft nur bedingt helfen kann, dämmert mittlerweile vielen Beobachtern:"Ein 74 Jahre alter Typ, der aussieht wie ein Beerdigungsdirektor, will uns sagen, wie wir zu leben haben?", fragte sich ein Kolumnist der Tageszeitung Newsday. Und die Financial Times mahnte:"Was wir haben, ist ein Magier. Wir werden mehr und mehr in Furcht leben, was passiert, wenn der Magier plötzlich durch einen Sterblichen ersetzt wird."
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>Und die Financial Times mahnte:"Was wir haben, ist ein Magier. Wir werden mehr und mehr in Furcht leben, was passiert, wenn der Magier plötzlich durch einen Sterblichen ersetzt wird."
Schon passiert. Die Magie ist weg, der Zauber gebrochen. Dies vor allem deshalb, weil AG mit seinem Timing komplett aus der Rolle des über allem Stehenden, alles Wissenden gekippt ist.
Warum wurden die Zinsen nicht früher gesenkt, die flauen Zahlen sind doch nicht so neu? (Jeder hier im Board konnte seit Monaten verfolgen, wie es sich drüben eintrübt; und der große Chef der dicken Fed hat's in seiner wohlig-warmen Badewanne nicht gemerkt?) Musste das Weihnachtsgeschäftsdebakel noch abgewartet werden? Hat denn keiner bei der letzten Sitzung des Open-Market-Committee mit der Faust auf den Tisch geschlagen?
Leute, die"Zinssenkung" war keine überlegt-überlegene Handlung! Es war ein burschikoses Hoppla-hopp. Oder noch deutlicher: Der Mann hat a) die Nerven verloren und b) er wirkt jetzt wie jemand, der aus Panik handelt, um zu verhindern, dass sein"Lebenswerk" in einer Panik verschwindet.
Alles geht jetzt seinen Weg. Und der sieht nicht gut aus. Denn die Brücke, über die der Weg führen sollte ("bumpy road ahead"), die gibt's nicht mehr. Die Brücke hieß VERTRAUEN.
Gruß
d.
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>Schon passiert. Die Magie ist weg, der Zauber gebrochen. Dies vor allem deshalb, weil AG mit seinem Timing komplett aus der Rolle des über allem Stehenden, alles Wissenden gekippt ist.
so mag es jetzt aussehen, vielleicht kommen die employment zahlen am freitag ja schröcklich daher. der markt hat nun jedenfalls etwas luft nach unten in dem fall. zudem könnte morgen bereits eben deshalb eine weitere zinssenkung stattfinden. workers, we care! naja, recht unwahrscheinlich.
aber es würde mich nicht wundern wenn wir bald etwas wüssten was AG schon weiss.
ich sehe es so: AGs einflussmöglichkeiten sind wie oft beschrieben beschränkt. seine funktion ist also primär eine psychologische. und da hat er gestern jedenfalls das beste daraus gemacht. der überraschungseffekt ist sein mittel zur 'leverage' der aktion.
zweifel, wie deine, mögen die kollateralwirkung sein, aber wenn sich die relevanten beteiligten an den finanzmärkten etwas zusammnraufen, lässt sich die illusion des softlandings noch etwas länger nähren.
1998 waren zweifel am gelingen wohl auch sehr angebracht.
>Warum wurden die Zinsen nicht früher gesenkt, die flauen Zahlen sind doch nicht so neu? (Jeder hier im Board konnte seit Monaten verfolgen, wie es sich drüben eintrübt; und der große Chef der dicken Fed hat's in seiner wohlig-warmen Badewanne nicht gemerkt?) Musste das Weihnachtsgeschäftsdebakel noch abgewartet werden? Hat denn keiner bei der letzten Sitzung des Open-Market-Committee mit der Faust auf den Tisch geschlagen?
er wollte noch die dezember zahlen sehen, z.b. oder kennt die neuen employment zahlen schon. dass die senkung seine einsame entscheidung von AG war, ist wohl falsch. oder habe ich den lezten abschnitt der offiziellen mitteilung falsch gelesen?
>Leute, die"Zinssenkung" war keine überlegt-überlegene Handlung! Es war ein burschikoses Hoppla-hopp. Oder noch deutlicher: Der Mann hat a) die Nerven verloren und b) er wirkt jetzt wie jemand, der aus Panik handelt, um zu verhindern, dass sein"Lebenswerk" in einer Panik verschwindet.
>Alles geht jetzt seinen Weg. Und der sieht nicht gut aus. Denn die Brücke, über die der Weg führen sollte ("bumpy road ahead"), die gibt's nicht mehr. Die Brücke hieß VERTRAUEN.
>Gruß
>d.
statt als panikartig könnte seine reaktion auch als entschlossen gedeutet werden.
die zukunft wirds zeigen.
auch wenn es wenig gründe zum VERTRAUEN gibt, das prinzip hoffnung ist fast gleichviel wert:)
gruss
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