Endless Winter
22.03.2006, 23:09 |
OT: Neues Urheberrecht: EU-Richtlinie in Frankreich - und in Deutschland Thread gesperrt |
-->Frankreich und Deutschland, Kernnationen der Europäischen Union, demonstrieren nun, wie unterschiedlich sich eine EU-Richtlinie auslegen und umsetzen lässt:
Deutschland: Kunde wird Krimineller
In Deutschland dürfen sich Musik- und Filmkopierer künftig darauf gefasst machen, mit bis zu zwei Jahren Haft wahrhaft abschreckend bestraft zu werden. Gewerblich operierenden Raubkopierern drohen gar fünf Jahre hinter Gittern...
Dagegen in Frankreich:
Frankreich sieht eine Bagatell-Buße von 38 Euro vor, wird ein Täter erstmals dabei erwischt, wie er zur Deckung eigenen Bedarfs raubkopiert. Danach geht es im Stile eines Bußgeldkatalogs weiter aufwärts. Professionellen Anbietern von Programmen zur Verletzung von Urheberrechten drohen bis zu 300.000 Euro Strafe und immerhin zwei Jahre Knast. Hier ist der sündige Bürger allerdings nicht abhängig von der Gnade eines mildgestimmten Strafanwaltes.
Kabinett kriminalisiert Kopierer
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Spartakus
23.03.2006, 00:39
@ Endless Winter
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Viel schlimmere Folgen |
-->Der eigentliche Clou steckt im Detail.
Erst in Verbindung mit der"Vorratsdatenspeicherung" wird doch das Ganze delikat. Demnächst hat (zunächst) die Content-Industrie einen Auskunftsanspruch an die Provider. Staatlicherseits wird wegen"Terrorgefahr" Totalüberwacht und die Wirtschaft erhält über die Hintertür wegen"Verdacht auf Urheberrechtsverletzung" freien Zugriff auf diese Daten.
Das ist derart dreist, ich vermute nicht mal die Polithuren, die sich hier von den Lobbyisten per Blankoscheck die Gesetze diktieren ließen, haben verstanden welche Auswirkungen das hat. Dagegen ist Mielkes Stasi und Orwells Visionen schlicht Kinderkram. Mit Demokratie hat das aber auch gar nichts mehr zu tun (was man auch den Reaktionen bei Heise entnehmen kann).
Wer glaubt, hier gehe es um die Kriminalisierung von"Schulhof"-Filesharern oder der Abzocke von deren Eltern, der irrt gewaltig. Der eigentliche Sinn, wird sich erst mit neuen (vermutlich demnächst erscheinenden) Speichertechniken und kraftvollen Data-Mining Systemen ergeben.
Im Heise-Forum, dem Zentralorgan der deutschen IT-Technik, hat man die Brisanz wohl am ehesten Verstanden. 2800 Beiträge zu dem Thema in nicht mal 24h sprechen da eine klare Sprache.
Linksammlung:
http://www.heise.de/ct/aktuell/meldung/68064
Aktuelle Diskussion:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/71151
http://www.heise.de/newsticker/meldung/71125
(wie fast immer, die eigentlichen Informationen finden sich in den Kommentaren)
Schöne neue Welt
<ul> ~ Was kann man tun?</ul>
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Taktiker
23.03.2006, 02:15
@ Spartakus
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Aufrüsten! |
-->Da hilft kein Jammern. Der Zugriff war absehbar.
Es muß also aufgerüstet werden und das sinnigerweise nicht punktuell, sondern in der Fläche. Das heißt, intelligente Schutztechniken vor dieser Art Virus müssen standardmäßig implementiert werden.
Ein simples Beispiel dafür sind schon mal externe Festplatten: Bislang sackt die Exekutive noch ganz konservativ den gefundenen Rechner ein. Da aber externe USB-Disks immer kleiner, leichter, kapazitativer und mobiler (WLAN), vor allem billiger werden, finden diese auch ihren Weg zum 08/15 Konsumenten. Wenn die WLAN-HDD in der Speisekammer hinter dem Müsli steht, wird sie erstmal niemand finden. Derweil gehört auf die Systempartition ein sauberes Windows (oder meinetwegen Linux) und ein leerer"My Music" - Ordner.
Auch gut, auch wenn es sich paradox anhört, ist das Outsourcen von Daten. Sowieso anachronistisch, dass jeder Heini seine Speicherung privat organisiert und Millionen Festplatten 90% der Zeit ungenutzt stillstehen, zig Gigabytes freien Speicherplatz haben, ein und dasselbe speichern.
Und außerdem finde ich: Lohnt es überhaupt, den Musikmüll daheim vorzuhalten? Heutzutage gibt es Tausende Livestreams mit interessanten Bouquets. Viel inspirierender, mal was neues zu hören als die ollen Kamellen. Ich habe meine privaten Uralt-CDs digitalisiert (waren ja noch ohne Kopierschutz), aber höre eigentlich nichts davon. Keine Lust darauf. Belegt aber unnütz Speicherplatz. Werde das bald mal auf Silberscheiben auslagern und in die hinterste Kellerecke verstauen. Man muß mit der Zeit gehen und da kommt der"Content" zunehmend live rüber, statt auf Trägern auf seinen Einsatz zu warten. Nur eines steht fest: Mehr CDs kaufe ich trotzdem nicht.
Für Ausflüge ins Netz müssen intelligente IP-Techniken Standard werden. Dann können die Provider ja gern ihre IP-Daten bevorraten... Gibts ja schon, ist aber noch kein Standard. Wenn Microsoft mal Freunde gewinnen will, sollten sie das schleunigst fest einbauen.
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Spartakus
23.03.2006, 03:16
@ Taktiker
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Re: Aufrüsten! |
-->Darauf läuft es hinaus, Verschlüsseln bis die NSA kommt. Privat, im Web, per Mail, für den alltäglichen Datensalat. Die Ressourcen die dafür verschwendet werden, würde ich auf 1-3 AKW schätzen, aber macht ja nichts, wir wollen ja eh bald neue bauen. Also demnächst werden wir das wollen.
Schutz wird möglich sein, aber wie gehabt, kostet Geld (und diesmal nicht beim Sizilianer).
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Spartakus
23.03.2006, 03:27
@ Spartakus
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PS |
-->Die jetzt so angeprangerten"Raubmörder-Kopier-Kinder-vom-Schulhof" denen gemäß der Kinowerbung demnächst in den"Arsch gefickt wird" (nicht meine Erfindung, bitte bei der Content-Industrie beklagen), werden die Ersten sein, die in der Kommunikation heftige Verschlüsselungsalgorithmen benutzen. Dieser Krieg KANN nicht gewonnen werden.
Und ich prophezeihe auch, dieser Kampf ist verloren bevor er begonnen wurde. Das gleiche sagte ich auch schon zum Irak-Krieg, aber mir hört ja nie jemand zu [img][/img]
Btw. zum Kongoeinsatz habe ich ähnliches geschrieben, aber auch das interessiert ja keinen.
Wäre ich böse, langsam tendiere ich dazu, jeder bekommt das was er verdient.
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Loki
23.03.2006, 09:30
@ Spartakus
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Re: Die Frage ist wer soll das überwachen???? |
-->Das ganze ist doch nichts weiter als nen Alibivorstoss. Denn defakto gibt es doch kaum Leute die sich mit der Strafverfolgung im Falle von Raubkopierern beschäftigen. Hier hat5 die arme Musikindustrie mal wieder der Frau Zypris die Ohren vollgejammert" Wähhh niemand kauft unsern Scheiß die Raubkopierer sind schuld schreckt die mal ab) Defakto siehts doch aber so aus das die Polizei ja schon bei Kinderpornographie kaum hinterherkommt und dort für einen Rechner der Formatiert wurde 2-3 Tage gebraucht wird um die Daten wieder herzustellen. Gefährlich wird das ganze erst wenn der Staat eine entsprechende Polizeitruppe zur Bekämpfung von Raubkopiererei aufstellt.
Nebenbei finde ich persönlich das Verbot der Privatkopie eine bodenlose Frechheit. Jeder weiß wie schnell CD`s Kaputt gehen. Und ich lasse mir Sicherheitskopien meiner Software nicht verbieten genauso wie das Filesharen von TV Sendungen.
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Taktiker
23.03.2006, 13:35
@ Loki
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Die Datenmasse ist gar nicht mal so das Problem |
-->Es gibt mittlerweile unglaublich gute DataMining-Techniken und superleistungsfähige Hardware, nicht zuletzt durch perfekte Synchronisation verteilter, parallelisierter Rechenpower. Da geht schon einiges.
Das einzige, was sie noch brauchen, sind vernünftige Schnittstellen zwischen den und Standardisierungen oberhalb der reichen Datenreservoirs. Wenn man diese Quellen mal anständig zusammenführen kann, wird man neu lernen, was"Gott sein" heißt.
Aber wie Spartakus schreibt: Die haben den Kampf trotzdem verloren, weil die Masse immer einen Tick voraus ist. Nicht zu reden von den eigentlichen Delinquenten: die sind locker einen Tick mehr voraus. Problem für die Überwacher: Prinzipiell sind ihre Tricks und Möglichkeiten immer bekannt. Wer wirklich was auf dem Kerbholz hat, findet locker Techniken, bei denen er 100%ig sicher ist. Ich betone: 100%ig!
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