kizkalesi
16.06.2006, 22:33 |
Anfänger:"Notenbanken haben Grundlage für die zukünftige Inflation selbst gelegt Thread gesperrt |
-->Notenbanken haben viel zu spät Zinssignale gesetzt und somit die
Grundlage für zukünftige Inflation selbst gelegt
Die Europäische Zentralbank (EZB) geht selbstverschuldet schwierigen Zeiten entgegen. Sie hat viel zu spät die Zinsen angehoben, um die Finanzmärkte zu dämpfen, und dreht nun weiter an der Zinsschraube, während Aktien und andere Vermögensklassen im freien Fall sind. Der deflationäre Trend, der vor über 20 Jahren begann, hat im Juni 2003 gedreht und unerhörten Wohlstand für westliche Verbraucher gebracht. Nicht zuletzt dank des Greenspan-Liquiditätsüberhangs (ab 1987) ging der Dow Jones von 875 Punkten in 1982 auf 11 722 Zähler im Jahr 2000. Verbraucher und Regierungen konnten sich bei fallenden Zinsleistungen immer höher verschulden. Die Zinstalsohle ist überschritten. Von nun an bewegen wir uns über mindestens eine Generation unaufhaltsam, aber wellenförmig wieder auf höhere Verbraucherpreise zu - eine Folge des gewaltigen Liquiditätsüberhangs. Und dies, obwohl die Globalisierung gleichzeitig inhärent deflationär ist (fallende Kosten für Konsumgüter aus Asien und China), während hierzulande Dienstleistungen immer teurer (Sozialnebenkosten und Steuern) und Rohstoff- wie Energiekosten weiter steigen werden.
Um die Deflationsgefahren zu bekämpfen, versorgten die führenden Zentralbanken seit langem die Finanzwelt mit exorbitanter Liquidität - und haben damit die Grundlage für eine zukünftige Inflation gelegt. Wenn Notenbanken nun von aufkeimenden"Inflationsgefahren" sprechen, ist das Humbug, denn genau diese Zentralbanken haben die Voraussetzung dafür geschaffen und nicht rechtzeitig gegengesteuert. Ein Blick auf die Geldmengendaten reicht völlig (die Fed hat die Veröffentlichung der M3-Zahlen im März nicht ohne Grund eingestellt). Doch schreckten die Zentralbanker all die Jahre davor zurück, die Partystimmung auf den Finanz- wie Immobilienmärkten zu vermiesen und bewußt eine massive Abkühlung herbeizuführen. Während der standhafte Fed-Chef Paul Volker in den späten siebziger Jahren noch massiv die Zinsen anheben konnte, ist dies in den USA auf absehbare Zeit politisch und ökonomisch selbstmörderisch, da diese heute die größte Schuldnernation weltweit sind. Eine globale, langanhaltende Rezession wäre unausweichlich. Als Deflationsexperte läßt sich Fed-Chef Ben Bernanke darauf nicht ein.
Zusätzlich wird nun die fallende Geburtenrate bei steigenden Zinsen die deutsche Fiskalpolitik im Maastricht-Korsett dramatisch verschärfen. Zukünftig wird die rückläufige Zahl der Erwerbstätigen auch für stetig steigende Zinszahlungen und die Verschuldung in die Pflicht genommen. Dem Staat stehen zwei Wege offen, sich zu sanieren: höhere Steuern und/oder höhere Inflation. Beide Wege werden beschritten werden. Doch eine simple Erhöhung der Einkommensteuer reicht nicht."Wohlstandssteuern" werden unausweichlich von der Politik zur Finanzierung herangezogen (Grundsteuer, Erbschaftsteuer, Versicherungsteuer, Umsatzsteuer als verdeckte Konsumsteuer und Energiesteuern), um Zahlungsverpflichtungen bei fallenden Geburtenraten weiterhin nachzukommen. Oder es werden Phantasieabgaben wie die Kfz-Maut eingeführt. All dies treibt weiter die Verbraucherpreise. Die EZB hinkt der Entwicklung hinterher. Sie hat zu spät angefangen, die Zinsen zu erhöhen, wird diese weiter anheben, und am Jahresende werden sie bei mindestens 3,25 Prozent stehen. Da aber im nächsten Mai in Frankreich Wahlen stattfinden, darf man gespannt sein, ob der EZB-Präsident Jean-Claude Trichet demnächst nicht doch eine Pause einlegen wird. Irgendwie läßt es sich immer rechtfertigen. Doch die Verbraucherpreise und Steuern werden weiter steigen. Dem Staat gefällt es, dem Bürger nicht. Er fällt in ein Vorsorgeloch. /Kommentar by E.Grandlinger
Erwin Grandinger ist Politischer Analyst und Partner bei EPM Group, Berlin
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Jacques
16.06.2006, 23:13
@ kizkalesi
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Re: Anfänger:"Notenbanken haben Grundlage für die zukünftige Inflation selbst gelegt |
-->Der Artikel basiert meines Erachtens auf einer krassen Fehleinschätzung.
Und die herrscht landläufig vor.
Angesichts der riesigen Geldseen die auf den Märkten wabber(te)n hätte die besagte Inflation längst viel deutlicher anschlagen müssen. Längst!
Nur ist es nicht der Fall. Dass die exorbitanten Preissteigerungen des Erdöls und der Erdölprodukte nicht den lauthalsen Schrei der Politikergilde ausgelöst hat, der eigentlich zu erwarten gewesen wäre, muss nicht erstaunen.
Alles kann nur recht sein, die Inflation anzukurbeln.
Sie tut es nicht.
Staatsquoten erhöhen sich, Defizite werden über Schulden finanziert, die Infla springt einfach nicht richtig an.
Warum? - Die Revolution frisst Ihre Kinder.
Jeder reine Kapitalist investiert nur so lange, als dass er sich erfolgt verspricht. Ist das nicht mehr der Fall und macht er sich sorgen um sein Kapital, so zieht er es ab.
Das wird derzeit getan.
Das in die Geldmärkte gepumpte Geld scheint einfach nicht dort in dem Mass zu bleiben, wie das vorgesehen ist.
Aber warum stiegen die US Zinsen mittlerweile kräftig?
Zur Inflationsvermeidung?
Mitnichten! Es geht darum, überhaupt noch genügend Käufer für die T's zu finden.
Die USA zahlen Risikoprämien, damit sich immer noch ein paar noch Dümmere finden lassen, die die riesigen Haushaltsdefizite überhaupt laufend noch finanzieren, die der Staat über die Erwirtschaftung von Überschüssen eigentlich zurückzahlen sollte.
Es geht doch nicht um Infla Aengste, die Herr Bernanke weis machen wachen will.
Es geht darum UEBERHAUPT auf Sicht noch Gläubiger an der Stange zu halten.
Der Crash kommt über die BONDMAERKTE. Darüber wird nicht gesprochen.
Steigende Zinsen = steigende Inflation?
In diesem Fall nicht. In diesem Fall bedeuten steigende Zinsen Konsumverzicht für den Binnenmarkt und den Crash am Immomarkt.
Der Aussenwert des Dollars wird drastisch fallen und das erst wird dann Auslöser für den Börsen Crash sein.
30 jährige Treasuries werden schon bald 10%p.a. abwerfen, dann nochmehr und schliesslich wird sich dann rasch eine inverse und noch extreme Zinskurve einstellen. Nicht sehr lange. Der USD Crash wird unausweichlich.
Ich behaupte, dass Bernanke und Co. in ein Situation geraten sind, die völlig ausser Kontrolle gerät.
Die USA HOFFEn, sie KOENNTEN die Finanzmärkte bestimmen. Sie können es aber nicht.
Die Frage ist nicht, ob Ausländer den US Finanzmarkt destabilisieren, sondern nur noch wann.
Gruss
jacques
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oekognom
17.06.2006, 09:22
@ Jacques
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Fragen über Fragen... |
-->>Der Artikel basiert meines Erachtens auf einer krassen Fehleinschätzung.
Verrätst Du uns auch, welche das ist?
>Angesichts der riesigen Geldseen die auf den Märkten wabber(te)n hätte die besagte Inflation längst viel deutlicher anschlagen müssen. Längst!
Ähem... Warum? Ein paar Hätschfondheinis konnten sich billig verschulden und damit lustige Optionszettelchen und dubiose Derivate kaufen, dazu ein bißchen die Preise für Gold, Ã-l und freilaufende Ferkel in die Höhe treiben. Aber an Otto-Normal-Verbraucher sind die Geldseen wohl vorbeigeschwappt, zumindest jammert der Einzelhandel seit Jahren über das trübe Weihnachtsgeschäft, und auch ich erfreue mich an jedem Monatsende am ruhigen Einkaufen im Supermarkt und einem Parkplatz direkt vor dem Eingang. Zumindest ist mir noch niemand aufgefallen, der mit einem Einkaufwagen voller Bargeld ankam, um alle Snickers, Megaperls und Fischkonserven aufzukaufen. Aber vielleicht kommt das noch?
>Staatsquoten erhöhen sich, Defizite werden über Schulden finanziert, die Infla springt einfach nicht richtig an.
Tschuldige, welche Staatsquote meinst Du genau? Die deutsche dümpelt seit Jahren auf dem gleiche Niveau, die amerikanische ist - für Kriegszeiten - auch noch nicht sooo dramatisch gestiegen.
>Warum? - Die Revolution frisst Ihre Kinder.
>Jeder reine Kapitalist investiert nur so lange, als dass er sich erfolgt verspricht. Ist das nicht mehr der Fall und macht er sich sorgen um sein Kapital, so zieht er es ab.
Ja, aber wo fließt es hin?
>Aber warum stiegen die US Zinsen mittlerweile kräftig?
>Zur Inflationsvermeidung?
Um Geld aus Aktien- und Rohstoffmärkten zu vertreiben? Um die Chinesen zu ärgern, weil die ihre Währung nicht aufwerten wollen?
>Mitnichten! Es geht darum, überhaupt noch genügend Käufer für die T's zu finden.
Kann das die FED nicht auch? Geld drucken und damit T-Bonds kaufen?
>Es geht doch nicht um Infla Aengste, die Herr Bernanke weis machen wachen will.
>Es geht darum UEBERHAUPT auf Sicht noch Gläubiger an der Stange zu halten.
>Der Crash kommt über die BONDMAERKTE. Darüber wird nicht gesprochen.
>Steigende Zinsen = steigende Inflation?
>In diesem Fall nicht. In diesem Fall bedeuten steigende Zinsen Konsumverzicht für den Binnenmarkt und den Crash am Immomarkt.
>Der Aussenwert des Dollars wird drastisch fallen und das erst wird dann Auslöser für den Börsen Crash sein.
Was crasht denn nun alles? Immobilien, Aktien, US$, Anleihen, alles zusammen?
>30 jährige Treasuries werden schon bald 10%p.a. abwerfen, dann nochmehr und schliesslich wird sich dann rasch eine inverse und noch extreme Zinskurve einstellen.
?
Warum sollte sich bei einem Dollarcrash eine inverse Zinskurve einstellen?
1. Der Dollar fällt (und die Leute erwarten, daß er dies auch weiter tun wird)
2. Darum halten sie lieber kurzfristige $-Bonds (wo der $ noch etwas wert ist) als langfristige (wo er weniger wert sein wird)
3. Daraus folgen höhere langfristige als kurzfristige $-Zinsen
4. Eine inverse Zinsstrukturkurve wäre aber das genaue Gegenteil
Wo ist mein Fehler???
Nicht sehr lange. Der USD Crash wird unausweichlich.
Jaja, das Ende ist nahe...
>Ich behaupte, dass Bernanke und Co. in ein Situation geraten sind, die völlig ausser Kontrolle gerät.
>Die USA HOFFEn, sie KOENNTEN die Finanzmärkte bestimmen. Sie können es aber nicht.
Was zu beweisen wäre.
>Die Frage ist nicht, ob Ausländer den US Finanzmarkt destabilisieren, sondern nur noch wann.
Vielleicht schaffen die Amis es auch selbst?
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eesti
17.06.2006, 10:17
@ oekognom
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Re: Fragen über Fragen... |
-->>>Mitnichten! Es geht darum, überhaupt noch genügend Käufer für die T's zu finden.
>Kann das die FED nicht auch? Geld drucken und damit T-Bonds kaufen?
Das ist schon ein kleiner Unterschied, WER die Defizite der USA finanziert.
Durch Geld drucken ohne Neutralisierung der Papierberge entsteht Inflation.
Kaufen Ausländer die Dollar und legen sie irgendo (in Treasuries) an oder unters Kopfkissen, dann werden die Defizite neutralisiert, währungsmäßig, zumindest zeitweise.
>>Es geht doch nicht um Infla Aengste, die Herr Bernanke weis machen wachen will.
>>Es geht darum UEBERHAUPT auf Sicht noch Gläubiger an der Stange zu halten.
>>Der Crash kommt über die BONDMAERKTE. Darüber wird nicht gesprochen.
>>Steigende Zinsen = steigende Inflation?
>>In diesem Fall nicht. In diesem Fall bedeuten steigende Zinsen Konsumverzicht für den Binnenmarkt und den Crash am Immomarkt.
Bis hierher vollste Zustimmung!
>>Der Aussenwert des Dollars wird drastisch fallen und das erst wird dann Auslöser für den Börsen Crash sein.
>Was crasht denn nun alles? Immobilien, Aktien, US$, Anleihen, alles zusammen?
In Euro gerechnet crasht alles, fürchte ich. Aber alles sehr moderat, nicht Weltwirtschaftskrisenmäßig.
Hier mal ein Indiz für die moderate Lösung des Problems:
[img][/img] >30 jährige Treasuries werden schon bald 10%p.a. abwerfen, dann nochmehr und schliesslich wird sich dann rasch eine inverse und noch extreme Zinskurve einstellen.
...
>Nicht sehr lange. Der USD Crash wird unausweichlich.
>Jaja, das Ende ist nahe...
Auch ich muß dazu etwas schmunzeln.
Ist hier nicht der Wusch Vater des Gedankens?
>>Ich behaupte, dass Bernanke und Co. in ein Situation geraten sind, die völlig ausser Kontrolle gerät.
>>Die USA HOFFEn, sie KOENNTEN die Finanzmärkte bestimmen. Sie können es aber nicht.
>Was zu beweisen wäre.
>>Die Frage ist nicht, ob Ausländer den US Finanzmarkt destabilisieren, sondern nur noch wann.
>Vielleicht schaffen die Amis es auch selbst?
Auch ich fürchte, daß die echten USA-Herrscher ("Ostküste", wie man die jüdische Finanzoligarchie etwas umschreibt) eher eine Krise inszenieren werden, als die Chinesen. China braucht den Abnehmer USA, um interne Unruhen zu vermeiden.
Eine stärkere Abwertung des US-Dollar innerhalb des Dollar-Raumes (China, Korea, Singapur...) würde eine neue Asienkrise erzeugen.
Daran haben die Asiaten kein Interesse.
Je länger die Chinesen dieses Spiel betreiben, um so besser entwickelt sich die Chinesische Wirtschaft. Und um so besser stehen die Chinesen da, wenn die Karten einmal neu verteilt werden.
Gruß
LR
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CSK
17.06.2006, 12:14
@ kizkalesi
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Re: Anfänger:"Notenbanken haben Grundlage für die zukünftige Inflation selbst gelegt |
-->>Zusätzlich wird nun die fallende Geburtenrate bei steigenden Zinsen die deutsche Fiskalpolitik im Maastricht-Korsett dramatisch verschärfen. Zukünftig wird die rückläufige Zahl der Erwerbstätigen auch für stetig steigende Zinszahlungen und die Verschuldung in die Pflicht genommen.
Hierzu könnte man nun ketzerisch antworten, daß die fallende Geburtenrate
eventuell nur ein Reflex auf die rückläufige Zahl der Erwerbstätigen ist und
nicht umgekehrt die rückläufige Zahl der Erwerbstätigen 'irgendwie' auf eine
fallende Geburtenrate zurückzuführen sei(n wird). Zumindest im Moment noch
nicht und noch nicht einmal auf mittelfristige Sicht.
Das Statistische Bundesamt hat gestern zwei Meldungen gebracht zum
Verarbeitenden Gewerbe und zum Handwerk im Monatsvergleich Februar 06 zu
Februar 05 resp. im Quartalsvergleich.
http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2006/p2420151.htm
http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2006/p2430152.htm
I. Verarb. Gewerbe: Anzahl der Beschäftigten: -1,3%, Zahl der geleisteten
Arbeitsstunden: +0.5%.
II. Handwerk: Anzahl der Beschäftigten: -2,6%.
Siehe auch http://www.jjahnke.net/.
Dort kann man auch sehen, daß die Arbeitslosenrate der Männer zwischen 55 und
65 Jahren bei über 12% und im europäischen Vergleich einsam an der Spitze liegt.
Die OECD-Vorschau (ebd.) geht für 2006 von einem Zuwachs des BSP von 1,8% aus
bei einem Rückgang der Beschäftigung von 0.2%.
Wozu braucht es da Geburten?
Also über fallende Geburtenraten würde ich mir da nicht so sehr Gedanken machen,
eher darüber, wie das derzeitige und absehbare Arbeitskräftepotential (gut
ausgebildet) in ordentliche Arbeitsverhältnisse reingebracht werden kann.
Gruß!
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