Dieter
03.07.2006, 13:10 |
Ladenschluß in NRW bald aufgehoben Thread gesperrt |
-->Die FDP-Wirtschaftsmin. will in Übereinkunft mit der CDU-Fraktion in NRW den Ladenschluß von Mo-Sa aufheben, sodaß von 0-24 uhr durchgehend geöffnet sein kann.
Sonntags gelten die alten Regelungen:
max. 4 Sonntage geöffnet bei Veranstaltungen und in Kurorten jeden Sonntag geöffnet.
Gruß Dieter
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kulli
03.07.2006, 18:32
@ Dieter
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Re: Ladenschluß in NRW bald aufgehoben |
-->Das wäre mal eine wirkliche Innovation!
Der Markt wird sich von selbst regulieren.
Wenn es sich lohnt ein Geschäft nachts um 3 Uhr zu öffnen,
dann wird sich auch jemand finden der es betreibt.
In anderen Ländern funktionierts ja auch.
Leider denke ich aber, das hier nur wieder eine neue Sau durchs Dorf
getrieben wird und am Ende nichts dabei herum kommt
genau wie bei der Gesundheitsreform.
Gruß
kulli
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prinz_eisenherz
03.07.2006, 20:00
@ kulli
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Ladenschluß in NRW bald aufgehoben. Au Backe, jetzt geht es aber aufwärts. |
-->Hallo kulli,
das es anders, in anderen Ländern, auch funktioniert, das bestreitet doch keiner. Geht ja auch nicht, denn jeder der das andere System schon mal kennengelernt hat, der weiß es ja auch. Meine Schwester in Kanada, vielleicht ein unheilbarer Einzelfall, die beklagt sich jedenfalls über die Auswüchse dort, über die Ausflugsgebiete der breiten Masse dort, auch Einkaufsmeilen genannt, wo sich die Mehrzahl der Bürger inzwischen beinahe nur noch auf eine sehr fragwürdige Art vergnügen:
Kaufen, fressen, trinken, das WC und wieder von vorne, alles voll klimatisiert.
Die anderen und die viel wichtigeren Fragen hierbei sind jedoch, durch solche Regelungen bedingt:
Kaufen deswegen die Menschen mehr?
Haben die deswegen mehr Geld in der Tasche?
Steigt deswegen der Umsatz bei den Geschäften?
Stellen die Firmen deswegen mehr Leute ein?
Bleiben die Preise annähernd stabil, oder wird der Service drauf geschlagen?
Das sind doch die Fragen dabei. Und jeder sollte sich klar machen, es gibt sicher Geschäfte die 24 Stunden lang geöffnet sind. Es gibt dann aber auch Läden, die öffnen um 11:00 Uhr und schließen um 15:00 Uhr. Dann öffnen sie wieder um 17:00 Uhr bis etwa 20:00 Uhr, je nach der Zielgruppe, die sie im Blick haben.
Entscheide selbst, ob anhand der volkswirtschaftlichen Fragen von weiter oben und den damit verbundenen zwischenmenschlichen Fragestellungen, ob diese Regelung mit den freien Ã-ffnungszeiten wirklich so erstrebenswert ist.
bis denne
eisenherz
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Dieter
03.07.2006, 20:27
@ prinz_eisenherz
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Au Backe, jetzt geht es aber aufwärts. |
-->Hallo Prinz,
es ist doch fantastisch, wenn jeder Kaufmann seine Ã-ffnungszeiten gestalten kann wie er möchte. In letzter Konsequenz wird der Konsument die Entscheidungen herbeiführen.
Deswegen wird nicht mehr gekauft, aber der Konsument hat mehr Handlungsfreiheit. Ein Spätaufsteher als Kleinunternehmer wird vermutlich von mittags bis 24 Uhr geöffnet haben, ein Frühaufsteher vielleicht von 5 bis 12 und von 16 bis 19 Uhr und andere werden vermutlich erst um 20 Uhr aufmachen und um 6 Uhr morgens schließen, dafür vermutlich mit gepfefferten Preisen.
Verlierer werden die Tankstellen und die Deutsche Bundesbahn sein (weniger Ladenmiete in den Bahnhöfen).
Ich finde es einfach gut.
Gruß Dieter
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eesti
03.07.2006, 20:38
@ prinz_eisenherz
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Ich denke da auch an das Personal und die Angehörigen |
-->So schön es ist immer einkaufen gehen zu können.
Ich fragte mal, wie die Frauen in Litauen das machen, wo es keine Beschränkungen gibt. Viele Frauen sind dort auch alleinstehend mit Kind(ern).
Die Kinder kommen in ein Vollzeitheim irgendwo in der Prärie. Alle 2 Tage sehen sie die Mutter.
Ist die Frau verheiratet, so sieht es auch nicht viel besser aus. Welcher Mann möchte schon eine Frau, die nachts arbeitet und frei hat, wenn er arbeitet?
Irgendwann möchte man ja mal gepflegt das tun können, was Verheiratete auch des öfteren tun, wenn sie noch einigermaßen fidel sind. Das Wochenende ist praktisch immer flöten und in der Woche arbeitet alles kreuz und quer. Die Kinder werden praktisch verwahrlost und enden so, wie viele deutsche Kinder jetzt schon in der hemmungslosen Verwilderung.
Auch die Kindergärtnerinnen, Köche... müssen nun rund um die Uhr arbeiten und so zieht sich das durch.
Kommerz ist ja ganz gut und schön, aber alles sollte man doch nicht opfern.
Ich bin selbst Schichtarbeiter und weiß, wovon ich rede.
Schichtarbeit sollte auf das notwendige Maß beschränkt bleiben. Alles andere tötet das letzte bischen Familiensinn. Bei 2 Schichtarbeitern in unterschiedlichen Systemen ist es nur eine Frage der Zeit, bis man sich völlig fremd wird.
Außer man kann sich nicht ab, und ist froh, daß man den anderen nur alle 2 Wochen mal für 12 Stunden am Stück sieht.
Gruß
LR
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prinz_eisenherz
03.07.2006, 21:15
@ Dieter
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Au Backe, jetzt geht es aber aufwärts, aber mit nachfassen. |
-->Hallo Dieter,
## In letzter Konsequenz wird der Konsument die Entscheidungen herbeiführen.##
Nun, nun, es wird so kommen wie es kommen muss. Derjenige, der das Meiste zuzusetzen hat, den längsten Atem hat, der auch bei einem Miniumsatz bei eigentlich ungeeigneten Ã-ffnungszeiten immer noch präsent ist, der wird den anderen verdrängen. Und bei den Massenartikeln werden das die Großen sein, die so immer größer werden und irgendwann, es dauert nicht mehr lange, im Angesicht ihrer Markmacht, dann die Preise heraufsetzten, minimale Qualität bieten, mit fragwürdigen Sonderangeboten ein Marktgeschehen vorspiegeln, bei dem totalen Zusammenbrechen der uns bekannten Strukturen, das was wir Familie, Freizeit, gemütliches Beisammensein nennen. Den Takt des Lebens, den bestimmen dann die Ã-ffnungszeiten der Konzerne. Das soll gut sein?
## Deswegen wird nicht mehr gekauft, aber der Konsument hat mehr Handlungsfreiheit. ##
Nun, nun, mit dieser Aussage überholst du dich aber selber. Wenn nicht mehr als sonst gekauft wird, der Konsument hat nicht einen Cent mehr in der Tasche, bei längeren Ã-ffnungszeiten - woher soll das Mehr an Geld denn auch kommen? - mit wenig Geld hat der Konsument mehr Handlungsfreiheit? Wie geht denn das?
Die eigentliche Handlungsfreiheit des Konsumanten ist doch gerade das Geldausgeben, das Konsumieren, sonst würde man dieses Wesen ja auch nicht Konsument nennen. Und dieser unheimliche Zwitter, Konsument und Mensch zugleich, der bekommt mehr Handlungsfreiheit, bei der gleichen Menge an Geld zum Ausgeben, bei längeren Ladenöffnungszeiten? Wie macht der denn das nun schon wieder? Sich nur die Schaufenster anzuschauen, dazu muss doch der Laden nicht unbedingt geöffnet sein.
## Ein Spätaufsteher als Kleinunternehmer wird vermutlich von mittags bis 24 Uhr geöffnet haben ##
Das sollte der mal über eine längere Zeit wagen, dann kommt der Tag, an dem er gar nicht mehr aufstehen braucht, denn seine möglichen Kunden, die bestimmen seine Vorlieben für das frühe oder das späte Aufstehen. Wer dabei zu spät aufsteht, als Unternehmern, im Angesicht der Mitstreiter in seiner Branche, den bestraft die Pleite.
## Verlierer werden die Tankstellen und die Deutsche Bundesbahn sein (weniger Ladenmiete in den Bahnhöfen). ##
Einer bleibt bei jedem System, welches auf freies Handeln hin abgestimmt ist, einer bleibt so oder so immer auf der Strecke, in jedem System, bei allen denkbaren Ã-ffnungszeiten. Somit ist mit den längeren Ã-ffnungszeit so gut wie nichts gewonnen.
bis denne
eisenherz
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Rudow
03.07.2006, 21:54
@ prinz_eisenherz
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Re: Ladenschluß in NRW bald aufgehoben. Au Backe, jetzt geht es aber aufwärts. |
-->(...)
>Die anderen und die viel wichtigeren Fragen hierbei sind jedoch, durch solche Regelungen bedingt:
>Kaufen deswegen die Menschen mehr?
... in den Einkaufszentren anstatt beim innerörtlichen Einzelhandel?
>Haben die deswegen mehr Geld in der Tasche?
... das sie gerne ausgeben, weil sie ihre 'Nach-Feierabend-Depressionen' nun endlich durch Shoppen kompensieren können?
>Steigt deswegen der Umsatz bei den Geschäften?
... in den Einkaufszentren, weil dem innerörtlichen Einzelhandel Nachfrage entzogen wird?
>Stellen die Firmen deswegen mehr Leute ein?
... weil in den großen Einkaufszentren wenigen/mehr Personal benötigt wird?
>Bleiben die Preise annähernd stabil, oder wird der Service drauf geschlagen?
... falls Einkaufszentren mehr Service anbieten sollten, als der innerörtliche Einzelhandel?
>Das sind doch die Fragen dabei. Und jeder sollte sich klar machen, es gibt sicher Geschäfte die 24 Stunden lang geöffnet sind. Es gibt dann aber auch Läden, die öffnen um 11:00 Uhr und schließen um 15:00 Uhr. Dann öffnen sie wieder um 17:00 Uhr bis etwa 20:00 Uhr, je nach der Zielgruppe, die sie im Blick haben.
... und je nach regionaler Lage. Wieviele Menschen können noch mit ihrem Rollator selbst einkaufen gehen, wenn die Einkaufszentren den innerörtlichen Einzelhandel abgewürgt haben? (Von der Versorgungung der Dorfbevölkerung mag man ja gar nicht reden!)
>Entscheide selbst, ob anhand der volkswirtschaftlichen Fragen von weiter oben und den damit verbundenen zwischenmenschlichen Fragestellungen, ob diese Regelung mit den freien Ã-ffnungszeiten wirklich so erstrebenswert ist.
Du siehst, ich habe da meine Kriterien.
>bis denne
>eisenherz
Dito
Rudow
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albert
03.07.2006, 22:35
@ prinz_eisenherz
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Re: Au Backe, jetzt geht es aber aufwärts, aber mit nachfassen. |
-->>Einer bleibt bei jedem System, welches auf freies Handeln hin abgestimmt ist, einer bleibt so oder so immer auf der Strecke, in jedem System, bei allen denkbaren Ã-ffnungszeiten. Somit ist mit den längeren Ã-ffnungszeit so gut wie nichts gewonnen.
>bis denne
>eisenherz
Hi Prinz,
die Ã-ffnungszeiten sind doch jetzt schon enorm; bis ins letzte Dorf kannst Du Samstags bis 20 Uhr abends einkaufen. Mir tun echt die Verkäuferinnen leid.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das wenn Du den Kunden wirklich gut bedienst auch irgendwann physisch einfach Schluß ist. Ich sag mal mehr wie 7 Stunden konstant zugewandt, nett, tolerant usw. geht nicht. Vorallem nicht dauerhaft ohne die Gesundheit zu riskieren. Nach fünf-10 Jahren etwa gibt es Herzschmerzen usw.
In reinen Touristenorten, wo eben nur Sonntags die Leute sind, mag das mit dem Ã-ffnen sicher okay sein, wenn es um Souvenirläden, Boutiquen oder sowas geht.
Aber sonst?
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Dieter
03.07.2006, 23:26
@ prinz_eisenherz
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Re: Au Backe, jetzt geht es aber aufwärts, aber mit nachfassen. |
-->> Somit ist mit den längeren Ã-ffnungszeit so gut wie nichts gewonnen.
>bis denne
>eisenherz
hallo Eisenherz,
zufällig bin ich auch ein kleiner Einzelhändler. Ich werde meinen Betrieb nach wie vor um 18.30 Uhr schließen und jeden 1. Sonntag im Monat ist bei uns geöffnet. Und von Anfang Dezember bis Anfang März mache ich den Laden ganz dicht. - und wenn mich die Konkurrenz dabei überholen sollte, dann ist es halt so. Dann kann ich mich entweder anpassen oder aufhören. Das ist doch ok, ich finde das absolut ok, auch wenn die Großen ggf. davon profitieren. Die haben dafür andere Probleme.
Nein, ich kann Deine Sorgen einfach nicht verstehen. Selbverständlich geht das ganze zu Lasten der einen oder anderen Gruppe. Es werden sich neue Strukturen entwickeln, ist doch gut, Veränderung ist immer spannend.
Manche möchen aber auch um 21 Uhr etwas einkaufen und finden zu der Uhrzeit derzeit nur noch Angebote im Internet. Wie schön wäre es, wenn auch noch Läden mit realen Verkäufern geöffnet hätten, nicht nur so elektronische Verkäufer.
Geld ist mehr als genug vorhanden. Wenn man keine Lust oder Gelegenheit hat, es in hiesigen Läden auszugeben, dann wird es entweder gespart oder in einem sinnlosen Urlaub verballert, von dem die meisten eh schon mehr als nötig haben.
Gruß Dieter
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prinz_eisenherz
04.07.2006, 08:21
@ Dieter
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Gut geantwortet, hätte ich nicht gedacht |
-->Tag Dieter,
## und wenn mich die Konkurrenz dabei überholen sollte, dann ist es halt so. Dann kann ich mich entweder anpassen oder aufhören. Das ist doch ok, ich finde das absolut ok, auch wenn die Großen ggf. davon profitieren. Die haben dafür andere Probleme.##
Stimmt alles. Wer so dabei denkt, der denkt richtig. Das macht mir in Einzelfällen auch keine Kopfschmerzen. Nur, wenn es dich erwischt, dann hast du vor damit pragmatisch umzugehen, gut so. Viele andere jedoch, insbesondere Einzelhändler, deren Existenz tatsächlich durch die Großen gefährdet wird, die denken anders darüber, natürlich zu recht denn, wer lässt sich schon gerne seine Lebensgrundlage unter den Füßen wegreißen. Noch ein aber. Wenn die jammern und weinen, dann habe ich Verständnis dafür. Nur wenn dann hinterher die vorgeblich Selbstbewussten, die Alleskönner, wenn die dann, wenn das Fallbeil heruntersaust, um Hilfe schreien, nach dem Staat, dem Berufsverband greinen, plötzlich den totalen Schutz vor den Großen beanspruchen, und diese Spezies gibt es auch, dann wende ich mich ab und verschließe die Ohren.
##Nein, ich kann Deine Sorgen einfach nicht verstehen. Selbverständlich geht das ganze zu Lasten der einen oder anderen Gruppe. ##
Um die Geschäftswelt, wenn die sich Umstrukturieren, da mache ich mir nicht einen Hauch Sorgen drum, da hast du mich falsch verstanden. Wenn die den totalen Konsum anstreben, aus meiner Sicht, in unseren Handelssystem, auch gar nicht anders können, dann ist es eben so. Was mir Sorgen macht sind die kaum zu überblickenden Umwelzungen, die zwangsläufig damit einhergehen, in den Beziehungen zwischen und Menschen, die sich dramatisch verändern, ich meine, nicht zum Guten hin. Das macht mir Sorgen. Und was mir weiter Sorgen macht sind die dabei zutage tretenden sozialen, psychischen Verwerfungen, bei Kindern, bei Jugendlichen und bei den Erwachsenen, sichtbar in Drogenkonsum, in Aggressivität, einer unglaublichen Egohaltung, der skrupellosen Ignoranz zu dem was man menschliche Schicksalsschläge nennt. Diese Folgen machen mir Sorgen. Unmittelbar, weil sie mich in meiner Umgbung einholen und in meinem eigenen Aktionsradius ungemein eingrenzen und mittelbar, weil die Reparaturbetriebe für diese Folgen alle in der Hand des Staates sind und diese Betrieb vom Steuerzahler, von dir und von mir bezahlt werden müssen. Die Großen, um sie mal weiter so zu bezeichnen, fangen die die zerrütteten Familien auf? Die verwahrlosten Kinder? Die Drogenabhängigen? Sammeln die Großen die Gewalttäter ein, mit einer Hemmschwelle Gewalt anzuwenden, noch unter dem absoluten Nullpunkt.
## Es werden sich neue Strukturen entwickeln, ist doch gut, Veränderung ist immer spannend.##
Spannend, das mag sein. Ob gut, das ist ein Wort wie alle anderen Füllwörter, wie Liebe, Hass und Leidenschaft, Freiheit und Mitleid. Alle wenden sie an, nur keiner weiß was sie bedeuten.
## Manche möchen aber auch um 21 Uhr etwas einkaufen und finden zu der Uhrzeit derzeit nur noch Angebote im Internet. Wie schön wäre es, wenn auch noch Läden mit realen Verkäufern geöffnet hätten ##
Grundsätzlich ja zu dieser Aussage. Aber, diese Ansicht beantwortet keine der Fragen aus meinem ersten Beitrag, denn die Ã-ffnungszeiten werden doch nur vordergründig als Service an die wenigen Konsumenten verkauft, die unbedingt um 22:00 Uhr ihre Wurst und die Butter einkaufen wollen. Wenn es hart auf hart kommt, dann sollen doch die Ã-ffnungszeiten genau die von mir gestellten Fragen von weiter oben beantworten und das, so behaupte ich weiter, das machen sie eben nicht, mal deine Lieben und Vorlieben dabei völlig außer Acht gelassen.
## Geld ist mehr als genug vorhanden. Wenn man keine Lust oder Gelegenheit hat, es in hiesigen Läden auszugeben, dann wird es entweder gespart##
Das muss ich dir zähneknirschend zugeben, noch. Die Belaastungskurve für den Bürger wird zweifellos immer steiler. Wann, dadurch bedingt, die sichtbaren Attribute einer Konsumgesellschaft - Autos, Reisen - in der scheinbar immer noch eine menge Geld zu verteilen ist, wann die deutlich zusammenbricht, das weiß ich nicht. Das es noch nicht passiert ist, das wundert mich jeden Tag, wirklich.
Das Sparen als Argument, das ist zwiespältig. Man kann nicht permanent, zu Recht, den Menschen die Hölle heiß manchen, sich etwas für schlechte Zeiten zurückzulegen, Vorsorge zu betreiben, und im selben Augenblick sie zum Konsumieren animieren. Entweder das eine oder das andere.
bis denne
eisenherz
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Merlin
04.07.2006, 09:03
@ eesti
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Volle Zustimminung! |
-->
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Dieter
04.07.2006, 10:02
@ prinz_eisenherz
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Strukturen |
-->Hallo Prinz,
zu den Umstrukturierungen:
ich muß zugeben, daß ich persönlich alles kritisch beäuge was mit verfestigten Strukturen zu tun hat und die Bequemlichkeit, die solche Strukturen bieten, hasse.
Z.B. Schule,
Wieso muß Schule von ca. 8 bis ca. 13 Uhr sein, wieso nicht im 2-Schichtbetrieb. Das würde für deutlich mehr Chancengleichheit sorgen und auch andere zeitliche Strukturen in den Familien ermöglichen. Abgesehen davon würde ein 2-Schichtbetrieb in den Schulen deutlich weniger kosten.
Man könnte sogar neben der normalen Schule ganz andere Schulformen zumindest in Großstädten anbieten, indem 2 Wochen-Intensivunterricht gemacht wird und anschließend 2 Wochen frei mit Hausaufgaben. oder, oder, oder.
Du siehst nur anhand dieses kleinen Beispiels, daß eigentlich kein Bereich so ablaufen müßte wie er zur Zeit abläuft.
Je mehr Alternativen sich ergeben, je besser ist es für alle. Je vielseitiger die Strukturen sind, um so kleiner sind dessen Organe um so mehr kann sich der Einzelne oder die Familie darin wiederfinden.
In diesem Kontext sind die Ã-ffnungszeiten im Einzelhandel nur ein kleiner Baustein.
Wie stehst Du übrigens zu den bisherigen Verkaufszeiten eines Landwirts, eines Erdbeer/Spargelverkäufers am Feld oder eines Fabrikverkaufes oder dem Verkauf im ganz normalen Großhandel. In all diesen Bereichen hat es noch nie geregelte Verkaufszeiten gegeben, da es kein Einzelhandel ist. Ich kenne Großhändler die erst abends aufmachen und welche die noch vor Mittag schließen.
Leider sind die behördlichen, staatlichen strukturen so wenig flexibel, daß sie am Leben ziemlich vorbei gehen.
Wenn ich Arbeitnehmer wäre, ich würde mir eine Arbeit suchen, bei der ich für 5 Monate am Stück 80-90 Std. pro Woche arbeiten würde um anschließend für den Rest des Jahres andere Dinge zu erledigen.
Wenn ich einen derartigen Job nicht finden würde, dann sollte er trotzdem starke saisonale Unterschiede haben und am besten nicht schon um 7 Uhr morgens anfangen. Schichtbetrieb würde ich nicht machen, das ist mir zu ungesund, 15-16 Std. Arbeit täglich für einen absehbaren Zeitraum mit anschließenden Erholungsphasen halte ich nach pers. Beobachtungen eher für gesundheitsfördernd.
Die derzeitigen allgemeinen Strukturen passen zur Zeit nicht zu so einer Lebensweise. Sei es die Möglichkeit nachts einzukaufen, oder der Kinderbetreuung, oder Behördenkram.
Je vielseitiger alle Strukturen sind umso individueller sind dann auch die Gewohnheiten, um so schwieriger können sich Großbetriebe durchsetzen, da sie für die Masse ausgelegt sind und nicht für individuelle Bedürfnisbefriedigung.
Man muß den Gleichklang der großen Strukturen brechen, dann kehren wir zu deutlich mehr Leben zurück.
Gruß Dieter
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JosstheBoss
04.07.2006, 10:11
@ prinz_eisenherz
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ARGH!!!!!!!!!! |
-->>## Deswegen wird nicht mehr gekauft, aber der Konsument hat mehr Handlungsfreiheit. ##
>Nun, nun, mit dieser Aussage überholst du dich aber selber. Wenn nicht mehr als sonst gekauft wird, der Konsument hat nicht einen Cent mehr in der Tasche, bei längeren Ã-ffnungszeiten - woher soll das Mehr an Geld denn auch kommen? - mit wenig Geld hat der Konsument mehr Handlungsfreiheit? Wie geht denn das?
>Die eigentliche Handlungsfreiheit des Konsumanten ist doch gerade das Geldausgeben, das Konsumieren, sonst würde man dieses Wesen ja auch nicht Konsument nennen. Und dieser unheimliche Zwitter, Konsument und Mensch zugleich, der bekommt mehr Handlungsfreiheit, bei der gleichen Menge an Geld zum Ausgeben, bei längeren Ladenöffnungszeiten? Wie macht der denn das nun schon wieder? Sich nur die Schaufenster anzuschauen, dazu muss doch der Laden nicht unbedingt geöffnet sein.
Versteht Ihr das alle nicht, vor allem DU Prinz? Deine Argumentation nachzuvollziehen, gelingt mir einfach nicht? Ich versteh nicht, was Du mit dem Absatz da oben sagen willst???
Es geht doch gar nicht um mehr Geld haben, natürlich hab ich dann nicht mehr Geld in der Tasche, aber ich kann entscheiden, dass ich nicht aus dem Büro hetzen muss um mir kurz vor 20Uhr noch schnell dies und jenes im Supermarkt zu holen! Und am Samstag steh ich dann 2 Stunden an der Kasse zum zahlen, toll!
Ich nutze die Ã-ffnungszeiten bis 22Uhr während der WM regelmäßig, weil es einfach praktisch ist.
Ich muss Dieter voll recht geben, wir, als Konsumenten werden entscheiden, ob es sich rechnet oder nicht! Wenn mir um 22Uhr einkaufen wollen, werden die Händler nachziehen, wenn nicht, dann bleibt alles beim alten. Es ist aber Zeit, dass dies jeder Händler für sich entscheiden kann.
Die Frage mit dem Geld stellt sich hier gar nicht!
Diese ganze Nörgelei und Plazebodiskussionen gehen mir tierisch auf die Nüsse! Immer alles miesmachen, kein Wunder das es hier in D nicht vorwärtsgeht! Einige hier im Forum ärgern sich wohl auch schon wenn man Deutschlandfanen schwenkt, sich über die Nationalmannschaft freut und einfach gute Stimmung herrscht!
Versteh dass wer will, aber es scheint einigen schon in Fleisch und Blut übergegangen zu sein, dass man in D nur ne schlechte Stimmung haben darf!
my 2Cents
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bodensee
04.07.2006, 11:55
@ JosstheBoss
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Re: ARGH!!!!!!!!!! |
-->>Die Frage mit dem Geld stellt sich hier gar nicht!
>Diese ganze Nörgelei und Plazebodiskussionen gehen mir tierisch auf die Nüsse! Immer alles miesmachen, kein Wunder das es hier in D nicht vorwärtsgeht! Einige hier im Forum ärgern sich wohl auch schon wenn man Deutschlandfanen schwenkt, sich über die Nationalmannschaft freut und einfach gute Stimmung herrscht!
>Versteh dass wer will, aber es scheint einigen schon in Fleisch und Blut übergegangen zu sein, dass man in D nur ne schlechte Stimmung haben darf!
>my 2Cents
hallo,
du hast weitgehendst recht, und so empfinden uns Deutsche auch die Mehrzahl alle Ausländer um uns herum, was ich nach geraume Zeit als in Bregenz
wohnender Deutscher dazu beisteuern kann.
Hauptsache nörgeln, schlechte Stimmung haben und verbreiten, sich kaputt ärgern, wenn andere mal Gaudi haben (worüber auch immer), nichts Neues wagen, möglichst alles beim Alten nach dem Motto"das war doch immer so" belassen.
Einsenherz bringt da tiefgeschürfte Gesellschaftsprobleme (Jugendliche und nicht mehr erziehende Eltern) in Spiel. An den Haaren herbeigezogen, für meine Begriffe.
Erstens ist diese Phase der Nicht- und/oder Falscherziehung der Kinder aus Egoismus leider schon weitgehend fortgeschritten (seit ca. 30 Jahren im Gange) und zweitens geht es wirklich nicht darum, mehr Geld in den Taschen der Kunden herbei zu zaubern, sondern lediglich darum, mal wenigstens ein paar der Huntertausenden von Regulierungen und Stagngulierungen und Einmischereien der Staatskrake für Unternehmer und Kunden ("Sie haben nur dann und dann ihre Geschäfte zu machen - Sie dürfen nur dann und dann ihrer Kauflust frönen") zu eliminieren.
Und das mit den ach so armen Verkäuferinnen, die ihren Mann nie mehr sehen, ist doch wirklich an den Haaren herbeigezogen, und klingt nach möglichst regulierter staatsgarantierter Arbeitsstelle (von 9-16 Uhr bei 1 Stunde Mittag) und schlimm nach den Vorgestrigen von verdi.
Das ist (zwar l e i d e r, ich geb's ja zu) alles Gewäsch von vorgestern.
Die Welt drehte sich weiter, und in in hunderten anderer Ländern funktioniert das. Nur in Deutschkland machen die Berufsbedenkenträger wieder prompt mobil.
Es gibt bestimmt Hunderttausende, die dann die Jobs, sagen wir mal von 17.00 - 1.00 nachts gerne machen, aus hunderttausend verschiedensten Gründen. Das pendelt alles sich ein. Und wer nachts nichts verkauft, macht wieder zu. So einfach ist das. Dieter hat es richtig beschrieben. Seine Kunden"arbeiten" mit seiner angebotenen Dienstleistung zusammen, weil sie ihnen das wert ist.
Wie gesagt: Hauptsache nichts Neues wagen, nach dem Kotto"das war doch immer so".
Tut mir leid, auch ich habe dafür wenig Verständnis, wobei ich ja einräume, daß die"guten alten Zeiten" angenehmer, viel wohliger waren. Denen aber nachzuweinen, und sie irgendwie krampfhaft festhalten zu wollen, ist blauäugig und irgendwie naiv, wie noch was.
Gruß
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prinz_eisenherz
04.07.2006, 12:31
@ JosstheBoss
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ARGH!!!!!!!!!!, Na, eine Biene im Hals? Schnell meine Antwort lesen:)) |
-->Hallo JosstheBoss,
ob du meine Argumentation, was das Zwischenmenschliche betrifft, nicht realisieren willst, das ist hierbei nicht so wichtig. Ich bestehe zwar darauf, das es da einen engen Zusammenhang gibt, ich meine die Unterordnung dessen was wir Kultur, Gemeinsinn und Solidarität nennen, unter die Maxime von Angebot und Nachfrage, oder die fragwürdigen Scheinlösung von Soll und Haben. Abgeleitet davon die unübersehbaren gesellschaftlichen Folgen. Dazu habe ich vielleicht zuviel von den falschen Büchern, die über Verhaltensforschung beim Menschen gelesen, das alles ist möglich, damit muss ich leben, aber die folgenden Fragen sind es, mein Kern bei der Sache, einfach nur aus dem Blickwinkel des kapitalistischen Wirtschaftssystem betrachtet und dabei kennt ihr euch doch angeblich so gut aus:
**************************************************
Kaufen deswegen die Menschen mehr?
Haben die deswegen mehr Geld in der Tasche?
Steigt deswegen der Umsatz bei den Geschäften?
Stellen die Firmen deswegen mehr Leute ein?
Bleiben die Preise annähernd stabil, oder wird der Service drauf geschlagen?
***************************************************
Woran sich die Gegenargumente festkrallen sind nicht sachlichen Gründe, die diese Fragen, ob so oder so, beantworten, sondern die Argumente wiedeholen recht penetrant die persönlichen Lieben und Vorlieben beim Einkaufen und das ist schwach. Tut mir echt leid.
Bitte verschont mich mit dem Argument mit dem Ausland. Dazu war ich selbst zu oft in verschiedenen Teilen der Welt gewesen, um nicht zu wissen, das unter der schönen Oberfläche, die der Tourist oder der erfolgreiche Zugereiste dort sieht, das sich darunter eine schöne Eiterbeule befinden kann.
Da oben stehen fünf einfache Fragen, die im engen Zusammenhang mit den langen Ladenöffnungszeiten stehen, alles Fragen aus dem Schatzkästlein der Befürworter heraus formuliert. Die würde ich ganz gerne schlüssig beantwortet haben wollen und keine Seitwärtsbewegung mit"man könnte, man sollte und man muss einfach nur".
bis denne
eisenherz
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bodensee
04.07.2006, 13:00
@ prinz_eisenherz
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Re: ARGH!!!!!!!!!!, Na, eine Biene im Hals? Schnell meine Antwort lesen:)) |
-->>Hallo JosstheBoss,
>**************************************************
>Kaufen deswegen die Menschen mehr?
>Haben die deswegen mehr Geld in der Tasche?
>Steigt deswegen der Umsatz bei den Geschäften?
>Stellen die Firmen deswegen mehr Leute ein?
>Bleiben die Preise annähernd stabil, oder wird der Service drauf geschlagen?
>***************************************************
>Da oben stehen fünf einfache Fragen, die im engen Zusammenhang mit den langen Ladenöffnungszeiten stehen, alles Fragen aus dem Schatzkästlein der Befürworter heraus formuliert. Die würde ich ganz gerne schlüssig beantwortet haben wollen und keine Seitwärtsbewegung mit"man könnte, man sollte und man muss einfach nur".
>bis denne
>eisenherz
nee, nee, Prinz Eisenherz,
für mich sind diese Fragen gar nicht relevant (siehe mein posting) und auch gar nicht wert, gestellt zu werden, weil sie in der Theorie nur Theorie bleiben Um das zu sehen und zu bewerten, muss man es aber schon alleine ausprobieren. Von nur nichts ändern, kommt nichts!.
Es geht mir n u r um diese verfluchten Verordnungs - Regulierungs und Bevormundungswut des Molochs Staats. Um mehr nicht. Er soll seine Griffel zunehmend draußen verflucht noch mal halten. Denn wo überall er nur ein bisschen mitmischt, kommt nur Sch.... bei raus. Das ist ja nun hinlänglich nachgewiesen.
Und hast du irgendetwas Negatives bei der Lockerung von 18.30 h bis auf 20 h feststellen können? Hat sich auch nur eine Verkäuferin erschossen, ich habe, da ich nach wie vor auch in D einkaufen gehe, nur Positives gehört.Von Kunden, von Ladnegeschäfteinhabern, von Verkäuferinnen. Also. Hat doch auch geklappt. Und Millionen Büro-Angestellte müssen sich nicht mehr die Lunge aus dem Hals hetzten, um noch irgendwo ein Pfund Butter vor Ladenschluß irgendwo rauszuklauben. Alles verläuft entspannter, und alles würde nachvollkommenen Abschaffungen der Schlußzeiten noch entspannter ablaufen, und keiner wird vom Kirchturm springen.
Und wenn du in vielen Staaten der Welt als Tourist und von mir auch beruflich unterwegs warst, dann kannst gerade du nicht von Eiterbeulen unter der Decke im Ausland fabulieren, denn du bist der Kurzzeitaufenthalter im Ausland gewesen, der sich deswegen eigentlich kein gültiges Urteil über die Zustände und das Funktionieren im Ausland erlauben kann. Das können eher die wohl, die gleich monatelang, ja jahrelang im Ausland gelebt, gearbeitet, gewohnt haben.
Tut mir leid, und nichts für ungut.
Gruß
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eesti
04.07.2006, 13:33
@ bodensee
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So redet nur Jemand, der nicht weiß, wie Schichtarbeit sich auswirkt. |
-->>>Die Frage mit dem Geld stellt sich hier gar nicht!
Doch. Denn das ist ja immer die Begründung, daß dann höhere Umsätze kommen sollen.
Immer alles miesmachen, kein Wunder das es hier in D nicht vorwärtsgeht!
Es ging mit dem alten Ladengesetz fast 100 Jahre ganz gut. Plötzlich ist der Ladenschluß Ursache für die flaue Konsumneigung.
Das Schichtarbeit scheibchenweiser Mord ist, kannst Du unten und in einem von vielen Links lesen.
>Einsenherz bringt da tiefgeschürfte Gesellschaftsprobleme (Jugendliche und nicht mehr erziehende Eltern) in Spiel. An den Haaren herbeigezogen, für meine Begriffe.
Nee, wenn Du die Kinder nur noch unregelmäßig siehst, dann kannst Du eben auch schlechter erziehen.
>Erstens ist diese Phase der Nicht- und/oder Falscherziehung der Kinder aus Egoismus leider schon weitgehend fortgeschritten (seit ca. 30 Jahren im Gange) und zweitens geht es wirklich nicht darum, mehr Geld in den Taschen der Kunden herbei zu zaubern, sondern lediglich darum, mal wenigstens ein paar der Huntertausenden von Regulierungen und Stagngulierungen und Einmischereien der Staatskrake für Unternehmer und Kunden ("Sie haben nur dann und dann ihre Geschäfte zu machen - Sie dürfen nur dann und dann ihrer Kauflust frönen") zu eliminieren.
Prinziopiell ist es ja o.k.
>Und das mit den ach so armen Verkäuferinnen, die ihren Mann nie mehr sehen, ist doch wirklich an den Haaren herbeigezogen, und klingt nach möglichst regulierter staatsgarantierter Arbeitsstelle (von 9-16 Uhr bei 1 Stunde Mittag) und schlimm nach den Vorgestrigen von verdi.
>Das ist (zwar l e i d e r, ich geb's ja zu) alles Gewäsch von vorgestern.
Nein. Eine Ursache für die mentale Verwahrlosung, der schlechten Leistungen in der Schule, den massiven Drogenkonsum ist eben, daß sich die Eltern weniger um die Kinder kümmern können, man läßt sie einfach irgendwo verwahren. >
>Die Welt drehte sich weiter, und in in hunderten anderer Ländern funktioniert das. Nur in Deutschkland machen die Berufsbedenkenträger wieder prompt mobil.
>Es gibt bestimmt Hunderttausende, die dann die Jobs, sagen wir mal von 17.00 - 1.00 nachts gerne machen, aus hunderttausend verschiedensten Gründen.
Nun, dann sage ich Dir mal klipp und klar, warum ich seit 25 Jahren Schichten arbeite (auch an 3 von 4 Wochenenden rund um die Uhr). Ich bekomme keine andere Arbeit mehr (hier sind OFFIZIELL 25% arbeitslos und nochmal geschätzt 25% inoffiziell) und die Schichtarbeit wird gut bezahlt.
Es pendelt sich nichts ein. Alles pendelt sich aus!!! In meiner Schicht sind alle Solo oder haben eine zerstörte Ehe (bis auf 2). Meine Bekanntschaften sind alle kaputt gegangen, weil ich nunmal nur alle 4 Wochen mal frei habe und Freunde besuchen kann. An diesem freien Wochenende wählt man dann also nur die aus, die einem sehr sehr wichtig sind. Alles andere lebt sich auseinander. Ich habe frei, wenn andere arbeiten und arbeite, wenn andere frei haben. Und das freie Wochenende ist dann oft noch Teil des Urlaubs. Da fallen Besuche auch flach.
Und nochwas. Alle Damen sehen mindestens 10 Jahre älter aus, als meine normalschichtige Vergleichsgruppe. Schichtarbeit schlaucht, denn schlafen kann man oft nur theoretisch, wenn man frei hat. Du wirst das nicht nachvolltiehen können, warum Schichtarbeiter 5-10 Jahre früher sterben.
Das pendelt alles sich ein. Und wer nachts nichts verkauft, macht wieder zu. So einfach ist das. Dieter hat es richtig beschrieben. Seine Kunden"arbeiten" mit seiner angebotenen Dienstleistung zusammen, weil sie ihnen das wert ist.
>Wie gesagt: Hauptsache nichts Neues wagen, nach dem Kotto"das war doch immer so".
>Tut mir leid, auch ich habe dafür wenig Verständnis, wobei ich ja einräume, daß die"guten alten Zeiten" angenehmer, viel wohliger waren. Denen aber nachzuweinen, und sie irgendwie krampfhaft festhalten zu wollen, ist blauäugig und irgendwie naiv, wie noch was.
Kann Dir da voll zustimmen, aber siehe oben!
Zum Abschluß mal 2 Zitate zur 10% geringeren Lebenserwartung von Schichtarbeitern:
Schichtarbeit führt auf lange Sicht zu körperlichen und psychischen Schäden. 80 Prozent der Menschen, die nachts arbeiten, haben Magenbeschwerden. Schlafstörungen werden von bis zu 95 Prozent der Schichtarbeiter genannt. Selbst wenn die Betroffenen keine Schichtarbeit mehr machen, bleiben die Beschwerden oft noch lange erhalten.
Nach der Nachtschicht, wenn man eigentlich den versäumten Schlaf nachholen sollte, kommt man zur Familie nach Hause. Ausgerechnet jetzt schlafen zu gehen kostet besonders viel Überwindung.
Daher ist die durchschnittliche tägliche Schlafdauer von Schichtarbeitern auch etwa 1 ½ bis 2 Stunden kürzer wie die Schlafdauer von Tagarbeitern.
Insgesamt stehen einer höheren Anstrengung somit kürzere Erholungsphasen gegenüber. Das wirkt sich nicht nur in der Zahl der Frühpensionierungen, sondern auch in der Lebenserwartung aus, die für Schichtarbeiter etwa 10% unter dem Bevölkerungsdurchschnitt liegt.
<ul> ~ http://www1.oegb.at/chemie/news/news2002/gsund_01.htm</ul>
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eesti
04.07.2006, 14:37
@ Dieter
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Ja, warum eigentlich keine Nachtschicht an Schulen und Unis? |
-->Dann könnte das Familienleben ganz normal weiter gehen.
Auch der Unsinn, daß Schwimmbäder und Behörden nachts geschlossen haben ist einfach nicht zu verstehen.
Warum soll man seinen Paß oder seine Geburtsurkunde nicht um 02:00 Uhr beantragen und abholen können?
Man muß dann nicht mehr zu den jetzigen Ämteröffnungszeiten hin hetzen.
Die Banken sollten ihr Filialen auch rund um die Uhr öffnen. Gleiches Recht für alle, kann ich da nur sagen!
Durch die durchgehende Nutzung wären sehr viele Schulen einsparbar, denn warum stehen die am Wochenende und abends und nachts ungenutzt leer?
Die Einsparungen wären massiv. Jeder könnte zur Schule gehen, wann es ihm persönlich besser liegt oder wenn die Eltern arbeiten. Das wäre doch gut.
Oder sehe ich da was falsch?
Viele Lehrer und Beamte würden doch gern am Wochende oder Nachts arbeiten, da bin ich mir ganz sicher.
Gruß
LR
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klingonenjoerg
04.07.2006, 20:12
@ eesti
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Typisch Deutsche Diskussion... oh man |
-->Hier gab es noch nie ein"Ladenschlussgesetz". Schliesslich ist dieses Land aus einer Revolte gegen die Obrigkeit entstanden, und da gab es natuerlich auch keinen Anlass, die Ladenschlusszeiten wieder einer Obrigkeit anzuvertrauen.
Das deswegen die Familien oder das Land oder die abendlaendische Kultur gleich untergegangen sind, ist wohl nicht eingetreten. Im Gegenteil wurden im Lande des heiligen Ladenschlusses schon viele Regime ausgetauscht seitdem. Ob das vielleicht gerade an der Obrigkeitsglaeubigkeit liegt?
Na dann viel Spass beim weiter froehlich alles Durchregulieren!
J.
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eesti
05.07.2006, 14:32
@ klingonenjoerg
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Gut, war wirklich überzogen. |
-->Es hat halt alles sein 2 Seiten.
Das wollte ich nur deutlich machen.
Regulierung von oben ist generell abzulehnen.
Aber es hat natürlich auch oft seine guten Seiten.
So einfach zu sagen, die Abschaffung des Ladenschlußgesetzes ist gut oder schlecht, ist etwas zu einfach.
Und viel Geschäfte haben im unregulierten Ausland auch nicht viel anders geöffnet, als im regulierten Deutschland.
Ein Aspekt wurde bei der Betrachtung vernachlässigt.
Früher gab es intakte Familien als den Normalfall. Dort wollte man den Sonntag"heiligen", als Familientag erzwingen. Das ist jetzt ganz anders.
Die kinderlose Gesellschaft weiß einfach nicht, was sie am Sonntag mit sich anfangen soll und geht eben am Sonntag oder abends"shoppen".
Ich habe es wohl zu sehr vom Standpunkt einer"Normalfamilie", wie es sie bis in die 70er Jahre gab, gesehen.
Gruß
LR
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bodensee
05.07.2006, 17:06
@ eesti
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Re: Gut, war wirklich überzogen. |
-->>Es hat halt alles sein 2 Seiten.
>Das wollte ich nur deutlich machen.
>Regulierung von oben ist generell abzulehnen.
>Aber es hat natürlich auch oft seine guten Seiten.
>So einfach zu sagen, die Abschaffung des Ladenschlußgesetzes ist gut oder schlecht, ist etwas zu einfach.
>Und viel Geschäfte haben im unregulierten Ausland auch nicht viel anders geöffnet, als im regulierten Deutschland.
>Ein Aspekt wurde bei der Betrachtung vernachlässigt.
>Früher gab es intakte Familien als den Normalfall. Dort wollte man den Sonntag"heiligen", als Familientag erzwingen. Das ist jetzt ganz anders.
>Die kinderlose Gesellschaft weiß einfach nicht, was sie am Sonntag mit sich anfangen soll und geht eben am Sonntag oder abends"shoppen".
>Ich habe es wohl zu sehr vom Standpunkt einer"Normalfamilie", wie es sie bis in die 70er Jahre gab, gesehen.
>Gruß
hallo eesti,
ich kann deine Verbitterung wegen eines Leben als Schichtarbeiter, dessen Körper diese abnorme Arbeitszeiten, durchaus verstehen.
Ich habe aber selbst Erfahrung (wohl nicht am eigenem Leib) genug damit, denn ich habe im Bekanntenkreis aus meiner ursprünlglichen Heimat NRW noch ein halbes Dutzend Freunde/Bekannte (Dipl.Chemiker, Maschinenfüher, Betriebelektriker-Meister, Ingenieur, Maschinist, die allesamt, teils seit Jahrzehnten (!) auch" auf Schicht arbeiten." Alle Dreischich-Betrieb, wie ich weiß.
Einer bei Daimler/Sprinterwerk in Düsseldorf, eine bei Henkel/Persil auch dort, zwei in Leverkusen bei Bayer, einer bei einem Mittelständler in Plettenerg, eine in Harsewinkel bei Claas. Allerdings arbeiten die alle nicht 7 Tage die Woche, sondern nur 6 - sonntags haben, wie ich weiß, alle (noch) frei.
Sie a l l l e haben aber bisher noch keine nach aussen getragenen Probleme im privaten Bereich gehabt, bis auf die üblichen, ganz normalen, ich will es mal Auseinanderlebereien nennen. Aber nichts Aussergwöhnliches. Und sie haben auch keine gesundheitlichen Probleme. Beteuern sie wenigstens. Bis auf eine haben auch alle 1-3 Kinder großgezogen bekommen.
Leider (!) wird die Tendenz aber auch bei denen dahin gehen, daß sie eines Tages, wenn sie dann noch nicht"draussen" sind, auch den Sonntag hinmüssen - China und Indien (Globalisierung) lassen grüßen.
Daß Schichtarbeit in jedem Fall unter dem gesundheitlichen Aspekt natürlich nicht vorteilhafter (es gibt dem Vernehmen nach finanziell sehr gute Zulagen) als eine"normaler" 6.00 h-15.00 h oder 8.00 h -17.00 h-Arbeitsgleitzeittag ist, das versteht sich von selbst. Sie alle oben negieren das, aber vielleicht reden sie sich das auch nur schön."Mein Körper und ich selbst haben sich längst daran gewöhnt" - ist ihr immer wiederholtes Argument auf die immer wieder gestellte Frage.
Soweit zu der Schichtabeit.
Zur generellen Maßregelungen/Bevormundungen/Vorschriften - Wut des Staatsmolochs in Bezug auf Ladenöffnungszeiten ist m.E. inzwischen auch alles gesagt worden.
Noch mal ein paar Gedanken zu den vermeindlichen Einkaufsorgien in Einkaufzentren. Wer lebt die denn noch aus? Gibt es die überhaupt noch in Deutschland/Zentraleuropa?
Daß meine Bekannten (wie auch ich), alle ja im Jahrhundertewende-Überfluß lebend, noch kollektiven Familie-Spaß am Aufsuchen eines Einkaufszentrum hätten, das kann ich weiß Gott nämlich n i c h t bestätigen.
Man hat alles, man brauchts nichts. Wohnung, teils schon abgezahlt, 2 Autos, weil Ehefrau auch mittlerweile ja längst einem Nebenjob nachgeht. Zweimal im Jajr in Urlaub, inzwischen, weil ja nun immer wehr weggesteuert wird, alles teurer geworden ist, einmal eine Woiche weniger. Aber alles geht seinen Gang. Ein neuer Flach-TV etc. ist nicht unbedingt notwenig, wird aber im internet bestellt und wird frei Haus geliefert, die paar notwendigen neue Socken kriegt man ohnehin in falscher Farbe zum Geburtstag. Also, was soll in diesen Schichten noch gekauft werden? Hier mal ein Fluddel, da mal eine Jeans. Aber daß man deswegen mit Mann und Maus einen Ausfug in die XY-Mall in Nirgendwo macht, nein, ich denke nicht (mehr).
Also wie ich es weiß, wird nur das Lebensnotwendige (Lebensmittel) beim Aldi, Spezialitäten (Fisch) bei Bedarf beim Faychhändler, Grünhöker oder Bauern (Obst, Eier, Fleisch) zwangseingekauft. Man hat heute andere Erlebniswelten, die man pflegt.
Da kenne ich wirklich das"geballte Familien-Einkaufserlebnis" mit turmhoch beladenen Einkaufskarren an freien Tagen mit der gesammelten Familie (vorwiegend am Wochenende) nur noch von Beobachtungen bei Reisen ins südliche Ausland, wo eben das für die Familien, alle mehr oder weniger gegenüber unserem Durchschnitts-Mittelstand minderbemittelter, im wahrsten Sinne des Wortes, immer noch eins der Erlebnisse ist. Papa hat Lohn gekriegt, war auf der Bank und nun wird mit Oma, Kind und Enkeln geshopt, bis daß die Karren Achsbruch kriegen.
Dieses Verhalten kenne ich allerdings hier an meinem derzeitigen rustikalen Wohnort (östetrr/deutsches Grenzgebiet am Bodensee) und in Ermangelung solch riesiger Shopping-malls eigentlich hierzulande auch nicht mehr. Mag in den Großstädten mit viel mehr, ich nenne sie mal ehrerbietig unterprivilgierter Lohngruppen, weil auch vielleicht mit mehr Migranten-Hintergründen, noch anders ablaufen, in Großkaufzentren wie Real, Kaufland, Globus und Walmart oder wie sie alle heißen.
Also, alles Gute und nichts für ungut.
Gruß
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klingonenjoerg
06.07.2006, 05:26
@ eesti
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Re: Gut, war wirklich überzogen. |
-->... auch von meiner Seite. Sonntag braucht wirklich nicht dem Konsumzwang geopfert werden. Ein Tag die Woche Ruhe ist in allen Kulturen so vorgesehen und auch heilsam. Montag - Samstag soll jeder selber entscheiden.
Meine Meinung.
J.
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