Dazulerner
17.08.2006, 15:03 |
Bundesländer sollen wie Unternehmen bilanzieren Thread gesperrt |
-->Hamburg plant Bundesratsinitiative
DIE WELT: http://www.welt.de/data/2006/08/17/1000189.html
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Dieter
17.08.2006, 16:41
@ Dazulerner
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Re: Bundesländer sollen wie Unternehmen bilanzieren |
-->So eine Bilanz würde mich auch sehr interessieren, schließlich gehören auch alle sonstigen Verbindlichkeiten (ggf. abgezinst) hinein, wie Pensionsverpflichtungen, gesetzliche Ansprüche von Bürgern jeglicher Art z.B. alle gesetzl. Sozialleistungen, deren Mindesthöhe und Durchschnittswert der Anspruchsberechtigten ermittelt wird und zwar alles für unendliche Zeiträume (dann aber abgezinst).
Als Gegenposten müßte dann eine Forderung gegen die Bürger ausgewiesen sein, schließlich wird das Realvermögen nicht reichen. Diese Gesamtforderung, dann wiederum abgezinst, ergibt dann die jährliche Steuerbelastung allein zur Deckung der Verbindlichkeiten.
Gruß Dieter
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Theo Stuss
17.08.2006, 16:59
@ Dieter
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Re: Bilanzieren tut nur, wer seine Kreditwürdigkeit beweisen muß |
-->Diese wird aber in GZ gemessen und der Staat sagt, was GZ ist.
Die Kreditwürdigkeit ist gegeben, wenn alle Ansprüche des Staates an den Bilanzierenden jederzeit gedeckt sind, so daß Dritte und die Banken sich nach dem Staat bedienen dürfen.
Meiner Meinung nach ist ein Staat, der bilanzieren muß, kein Staat mehr, sondern derjenige vor dem er die Bilanz offenlegen muß, ist die Macht, wenn diese auch noch die Mittel und das Monopol der Vollstreckung besitzt.
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Todd
17.08.2006, 17:00
@ Dieter
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Re: Bundesländer sollen wie Unternehmen bilanzieren |
--> Hallo,
wenn die Länder und auch der Staat mit doppelter Buchführung anfangen, dann ist der Tag nicht mehr fern, wo der totale Bankrott erklärt werden muß.
Der Staat ist doch letztlich der Falschspieler im System; das geht aber nur solange er seine Schulden hochbuchen kann. Bin gespannt, wann sie schnallen, dass sie da in eine Falle getappt sind.
Gruß
Todd
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x Thomas
17.08.2006, 18:25
@ Dazulerner
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Re: Bundesländer sollen wie Unternehmen bilanzieren |
-->"Wir haben uns nicht reich gerechnet", sagte Beust.
Rathaus etwa sei man inklusive Grundstück auf 131,4 Mio. Euro
Die Köhlbrandbrücke wurde mit 67,2 Mio. Euro
der Leuchtturm auf der Insel Neuwerk ist knapp 3,0 Mio. Euro
Die Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel steht mit 36,6 Mio. Euro
Die Alster ist mit 4,4 Mio. Euro
Meine Meinung: Mit der Bewertung ist das so eine Sache. Gut das Hamburger Rathaus ist ein schönes Geäbude, aber 131,4 Mio´s, ob es zu diesem Preis einen Käufer gibt?
Ich dachte immer, dass Justizvollzugsanstalten Geld kosten, aber keines bringen, wer sollte also für diesen Kasten 36,6 Mio hinblättern?
Ich würde die Köhlbrandbrücke nehmen, pro Überfahrt einen 10-er, das rechnet sich dann eventuell. Dafür gäbe es bestimmt einen Käufer. Der Rest ist doch viel zu hoch angesetzt.
Thomas
>Hamburg plant Bundesratsinitiative
>DIE WELT: http://www.welt.de/data/2006/08/17/1000189.html
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Toby0909
17.08.2006, 18:48
@ Todd
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es gibt immer einen Ausweg.....IPO |
-->Freu mich schon auf das Mecklenburg-Vorpommern-IPO.
Wahrscheinlich wird es dann einen"District-Dax" geben. Oder man könnte Sonderrechte mit den Aktien vergeben:
Eintrittskarten für ein Bayern-Spiel
Staatsbürgerschaften
Strankörbe
Kuhmilch
und weitere special dividends.....
wäre doch lustig:)
Toby
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Holmes
17.08.2006, 18:53
@ x Thomas
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Re: Bundesländer sollen wie Unternehmen bilanzieren |
-->>Meine Meinung: Mit der Bewertung ist das so eine Sache. Gut das Hamburger Rathaus ist ein schönes Geäbude, aber 131,4 Mio´s, ob es zu diesem Preis einen Käufer gibt?
Der Trick liegt eventuell in dieser Formulierung:
Dabei wurden bei den mehr als 6000 Gebäuden Zeitwerte zugrunde gelegt, sonst setzte die Landesregierung die Anschaffungskosten an.
Ist die z.B. Brücke ein Gebäude oder zählt die Inneneinrichtung in den Gebäuden dazu?
Ausserdem: wer weiss, zu welchen Preisen z.T. für den öffentlichen Bereich eingekauft/gebaut wird, kann ungefähr ermessen, in welchem Verhältnis die Anschaffungskosten zum Zeitwert stehen mögen.
Beste Grüsse,
Holmes
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Kasi
17.08.2006, 19:24
@ Dazulerner
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Wer bilanziert noch so? |
-->Mal eine dumme Frage dazu... wird irgendwo im Ausland so oder ähnlich vom Staat bilanziert??
Kasi
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weissgarnix
17.08.2006, 20:16
@ Dazulerner
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Re: Bundesländer sollen wie Unternehmen bilanzieren |
-->Ich halte das für ziemlichen Kokolores, gerade was die Bewertung der Aktiva anbelangt. Aber sei's drum: wenn das die Eröffnungsbilanz sein soll, mit lumpigen 4 Mrd Eigenkapital (8% EK-Quote), dann ist Hamburg ohnehin schon am Rande der Pleite. Wohlgemerkt: eines der reichsten Bundesländer Deutschlands! Wie sieht's denn dann erst bei den anderen aus?
>Hamburg plant Bundesratsinitiative
>DIE WELT: http://www.welt.de/data/2006/08/17/1000189.html
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Todd
17.08.2006, 21:05
@ Theo Stuss
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Re: Bilanzieren tut nur, wer seine Kreditwürdigkeit beweisen muß |
--> Hallo,
so ist es. Bilanzen machen nur Sinn, wenn etwas darübersteht, was nicht bilanziert. Man kann zwar eine Bilanz erstellen, aber die sagt nichts aus, da sie getürkt ist.
Gruß
Todd
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Heller
17.08.2006, 23:36
@ x Thomas
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Als Hamburger würde ich erschrecken, dass die Habenseite mit Müh und Not |
-->um 4 Mrd höher geschätzt wurde als die Verbindlichkeiten (ein Schelm, wer Böses dabei denkt...). Bei grob 1 Mio Einwohner sind das pro Kopf gerechnet gerade mal 4000 € oder 3-4 m² abbezahlte Wohnfläche.
Rein gefühlsmäßig ist das doch ein Witz! Und es ist vermutlich nicht der wahre Werte.
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bernor
18.08.2006, 00:08
@ x Thomas
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Re: Bundesländer sollen.. / die haben bzw. hätten es da ja noch relativ gut... |
-->... mit ihrer Quasi-Bewertungsfreiheit - bei den Kommunen sieht das wegen der Kommunalaufsicht, die ihre Haushalte (sind meldepflichtig) genehmigen muß, schon ganz anders aus, Beispiel Stadt Rheine (an der Ems, NRW, ca. 70.000 Einw.):
Neue Buchführung ab 2006, Defitzit 2006 = 21,7 Mio €, hierfür unbeschränkt verwendbare"Ausgleichsrücklage" (1/3 der gesamten"Rücklage") = 26,4 Mio €, Verabschiedung des Haushalts wegen des Machtwechsels im NRW 2005 erst im Frühjahr 2006 (und damit für noch wirksame Sparmaßnahmen zu spät, lediglich die Grundsteuer B wurde etwas angehoben, als Zeichen des"guten Sparwillens").
Jetzt, lt. heutiger Tageszeitung, verweigert der Kreis (Kommunalaufsicht) die Genehmigung des besagten Haushalts (wegen zu hoher Fehlbeträge bei der mittelfristigen Finanzplanung, diese sind höher als der verbliebene Rest der obigen Ausgleichsrücklage; irgendwelche Vorschläge zur"Konsolidierung" ab 2007 gibt es, wen wundert's, noch nicht) - er verlangt stattdessen die Vorlage eines für diesen Fall vorgesehenenen"Haushaltssicherungskonzepts" und die Überprüfung der Eröffnungsbilanz (die Stadt sieht das natürlich anders und will dagegen ggf."rechtlich vorgehen" - angeblich soll nur das stadteigene Prüfungsamt für die Eröffnungsbilanz zuständig sein - wird aber vermutlich den kürzeren ziehen und bis auf weiteres erst einmal ohne gültigen Haushalt dastehen).
Solche Probleme wird ein Land oder der Bund mit der Doppik sicher nicht haben.
Gruß bernor
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Steuergekreuzigter
18.08.2006, 10:40
@ Dazulerner
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Re: Bundesländer sollen wie Unternehmen bilanzieren - na endlich! |
-->Hallo, Dazulerner!
Die Einführung der Doppik für Städte und Landkreise ist absolut sinnvoll und kommt eher einige Jahre zu spät! Der große Vorteil der NKF ist, dass der Haushalt und das Vermögen endlich bilanziert, und damit vergleichbar wird.
Bisher werden im Finanzhaushalt nur Verkauferlöse oder zu bezahlende Beträge erfaßt. Beispielsweise fließt ein beschaffter Feuerwehrwagen nur als einmalige Aufwendung in den Finanzhaushalt, ohne Einbeziehung einer Nutzungsdauer mit Abschreibungsmöglichkeiten. Schenkungen oder ähnliche Vermögenveräußerungen wurden bisher gar nicht berücksichtigt!
Allein schon die Erstellung der Eröffnungsbilanz kann sich als große Vorteil in der weiteren Finanzplanung der Gemeinden erweisen. Aus eigener Erfahrung weiß ich zum Beispiel von teilweise sehr teuren Softwareprodukten(z.B. Sonderprogrammierungen), von denen niemand mehr was weiß und im Schrank verstauben oder nach einigen Jahren trotz Altbestand aus Unwissenheit/Dummheit/... neubeschaft werden, Rechungen von Gebäuden, die aus 'Tradition' bezahlt werden, ohne zu wissen wofür gezahlt wird und ob überhaupt eine Zuständigkeit besteht...etc...Da könnte ich euch endlos Geschichten erzählen, dass euch die Haare zu Berge stehen!
Ich denke, dass problematische an diesem Sachverhalt ist der politische Umgang mit diesen Bilanzen. Will sagen, wie werden Ausgaben für soziale Belange/Kultur gesehen? Als Investition in die Lebenqualität der Menschen, oder bilanzschädigende Geldverschwendung?
Hoffentlich wissen die Verantwortlichen, dass nicht alles im Leben bilanzierbar ist!
grüße
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Dazulerner
18.08.2006, 11:47
@ Steuergekreuzigter
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WP: Bund hat 1300 Mrd mehr Verbindlichkeiten als Vermögen |
-->Zu diesem Ergebnis komme die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte in einer Eröffnungsbilanz für den Bund.
Link: http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=domesticNews&storyID=2006-08-18T053156Z_01_HUM766643_RTRDEOC_0_DEUTSCHLAND-HAUSHALT.xml
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Fremdwort
18.08.2006, 13:25
@ Dazulerner
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Re: Unsinn, weil: |
-->Hi,
....es nur sinnig wäre, wenn jeder - auch der Bund - seine Investitionen bilanzieren müsste. Und das geht aufgrund der Existenz fiktivem Kapitals nicht auf, zudem das Problem international ist.
Fazit: erster Schritt, aber dennoch nur ein halbherziger.
Gruß
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Todd
18.08.2006, 13:27
@ Dazulerner
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Re: WP: Bund hat 1300 Mrd mehr Verbindlichkeiten als Vermögen |
--> Hallo,
dasist doch klar. Es sind exakt die bis dahin aufgelaufenen Zinsen. Die wurden nie bezahlt, sondern nur gezeigt, um mit"dottore" zu sprechen.
Gruß
Todd
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Holmes
18.08.2006, 13:43
@ Steuergekreuzigter
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Re: Ausgaben und Investitionen |
-->>Allein schon die Erstellung der Eröffnungsbilanz kann sich als große Vorteil in der weiteren Finanzplanung der Gemeinden erweisen. Aus eigener Erfahrung weiß ich zum Beispiel von teilweise sehr teuren Softwareprodukten(z.B. Sonderprogrammierungen), von denen niemand mehr was weiß und im Schrank verstauben oder nach einigen Jahren trotz Altbestand aus Unwissenheit/Dummheit/... neubeschaft werden, Rechungen von Gebäuden, die aus 'Tradition' bezahlt werden, ohne zu wissen wofür gezahlt wird und ob überhaupt eine Zuständigkeit besteht...etc...Da könnte ich euch endlos Geschichten erzählen, dass euch die Haare zu Berge stehen!
Oh ja, im öffentlichen Bereich sieht es oft sehr schlimm aus, weil es ja nicht das eigene Geld ist. Aber das kann auch in grossen Firmen passieren, wo die Chefs sinnlose Anschaffungen aus Prestigegründen tätigen, die dann nicht genutzt werden und sich keiner aufregt. Aber klar: wissen, was man eigentlich hat, ist sehr hilfreich.
>Ich denke, dass problematische an diesem Sachverhalt ist der politische Umgang mit diesen Bilanzen. Will sagen, wie werden Ausgaben für soziale Belange/Kultur gesehen? Als Investition in die Lebenqualität der Menschen, oder bilanzschädigende Geldverschwendung?
Was sind die Auszahlungen einer Versicherung im Schadensfall? Natürlich keine Investitionen! Der Staat behauptet doch, die Gelder der Bürger für die Bürger (zunächst zu ihrem Schutz, dann kommen weitere Segnungen) auszugeben und natürlich einen Unkostenanteil dafür einzubehalten. So machen es alle gemeinnützigen Vereine ja auch. Wenn aus den Ausgaben keine Return kommen (z.B. Strassenmaut, Gebühren), dann ist es auch keine Investition, oder?
Sonst könnte jeder Betrieb die Kosten für das Mitarbeiteressen auch noch als Investitionsausgaben für die Zukunftssicherung anrechnen ;-) Aber mit diesen Spitzfindigkeiten kenne ich mich nicht so aus, sorry.
Beste Grüsse,
Holmes
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