dottore
29.08.2006, 14:23 |
Rückkehr zum Goldstandard - aber wie? Thread gesperrt |
-->Hi,
über den Goldstandard (GS) wurde hier ausführlichst informiert und debattiert. Eine Frage, die m.W. noch nicht beantwortet wurde, betrifft eine mögliche Wiedereinführung des GS. Rein technisch stellt sich dies als problemlos dar. Es müsste nur eine neue Parität hergestellt werden zwischen Banknoten einer ZB bzw. eines ZB-Systems, etwa 1 Euro = 0,xx Gramm Gold, usw.
Es existiert aber eine rechtliche Hürde und dies obendrein auch noch eine völkerrechtliche. Da sämtliche infrage kommenden Staaten Mitglieder im IMF sind (total 184, bei Zimbabwe und Liberia sind die voting rights ausgesetzt), zieht zunächst dieser Passus der IMF-Statuten:
Section 2. General exchange arrangements
(a) Each member shall notify the Fund, within thirty days after the date of the second amendment of this Agreement, of the exchange arrangements it intends to apply in fulfillment of its obligations under Section 1 of this Article, and shall notify the Fund promptly of any changes in its exchange arrangements.
(b) Under an international monetary system of the kind prevailing on January 1, 1976, exchange arrangements may include (i) the maintenance by a member of a value for its currency in terms of the special drawing right or another denominator, <font color=red>other than gold</font>, selected by the member, or (ii) cooperative arrangements by which members maintain the value of their currencies in relation to the value of the currency or currencies of other members, or (iii) other exchange arrangements of a member's choice.
Klartext: Von solchen exchange arrangements, also Festlegungen und/oder Änderungen eines"Wechselkurses" (value of their currencies in relation to the value of the currency or currencies of other members) ist Gold ausdrücklich ausgeschlossen.
Möglichkeit A: Der IMF ändert seine Statuten. Dies ist schwierig, da die USA mit 17,08 % der voting rights eine Sperrminorität haben und die USA mit allergrößter Wahrscheinlichkeit keinen GS anstreben dürften.
Möglichkeit B: Ein einzelnes Land legt eine Parität seiner Währung zum Gold fest. Damit bräche es mit dem IMF mit der sicheren Folge des Verlustes seiner voting rights, aber der wahrscheinlichen weiteren Folge, diesen formidablen Club überhaupt nicht verlassen zu können. Was wiederum bedeuten würde, dass von dem betreffenden Land dem IMF beim Beitritt"überantworteten" Goldbestände (BRD z.B.: 193 to) möglicherweise eingefroren würden, da es beim IMF keine Exit-Klausel gibt (soweit erkennbar).
Es muss also noch einiges Wasser den Potomac herunterfließen, bis ein neuer GS vorbeitreibt...
Gruß!
PS: Das Gold des IMF (3217 to) soll in den USA, im UK, in Frankreich - und in Indien (!) - lagern.
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XERXES
29.08.2006, 14:52
@ dottore
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Naja, ich denke da gibts auch ein kleine physisches Problem |
-->Nimmt man die EZB M3-Geldmenge (7.408,8 Bio € per Juli) als zu deckendes Geld, dann käme man bei aktuellen Kursen auf 16,25 mrd. Unzen bzw. 520.000 To Gold.
Da hätten wir aber noch ne Menge zu buddeln
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VictorX
29.08.2006, 15:13
@ XERXES
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Wieso? |
-->Parität wird auf 10.000 Euronen oder so pro Unze festgelegt. Privater Besitz verboten. Fertig ist der Lack.
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Ecki1
29.08.2006, 15:27
@ dottore
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GS wird nicht gewünscht, aber de facto durch den Markt erzwungen, |
-->... nämlich sobald eine Notenbank nach der anderen auf die Idee kommt, explizite und implizite Dollar-Risiken zu"diversifizieren". Siehe späte 1970er Jahre. Dann nämlich ordnen sich die Goldkurse in den jeweiligen Notenbankwährungen neu: Eine NB, die schon viel Gold hat, kann günstiger zukaufen, als eine solche, die noch keines hat.
Gruss: Ecki1
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Ventura
29.08.2006, 15:42
@ dottore
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Re: Rückkehr zum Goldstandard - aber wie? |
-->Hallo Dottore,
Sie sind sicher auch schon drauf gekommen, wie wäre es mit Silber oder
Platin u.a.?
Und wie immer bin ich der Überzeugung; den"Wolfowitzes" dieser Welt wird immer was einfallen...
Gruß
V
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Emerald
29.08.2006, 15:44
@ Ecki1
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Re: Eine NB, die schon viel Gold hat, kann günstiger zukaufen, |
-->
es gibt eine ganze Anzahl Notenbanken, welche angeblich bei sich
bietender Gelegenheit ihre Goldpositionen weiter ausbauen.
Die entsprechenden Mengen, die Daten und Kauflimiten unterliegen
grösster Diskretion, wie so vieles im internat. Goldgeschäft.
Emerald.
PS:
Wir sprechen gerne von Diskretion;
daraus wird schnell eine Infektion.
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Burning_Heart
29.08.2006, 15:44
@ dottore
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Was ich am GS nicht verstehe... |
-->Hi
Der GS wurde eingeführt um ungebremstes Gelddrucken der Regierungen zu verhindern.
Da wir mittlerweile aber wissen, daß Regierungen oder deren Notenbanken kein Geld erzeugen können sondern nur Kreditnehmer, frage ich mich was ein GS bewirken soll.
Kredit IST die Wirtschaft und wenn wir nun den GS davor schieben, heist das soviel wie"Wir wollen eine florierende Wirtschaft und auch die dafür nötige Verschuldung, wollen es aber eigentlich doch nicht und nehmen daher den GS um die Kreditnahme wieder zu blockieren."
Ein GS schützt doch höchstens vor Helikopter-Ben.
Grüsse
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Theo Stuss
29.08.2006, 15:59
@ dottore
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Re: Hast Du doch schon einmal erklärt! |
-->In der Satire:
Amerika bezahlt seine Schulden!
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FOX-NEWS
29.08.2006, 17:05
@ dottore
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Warum sollte man dies wollen? |
-->Auch ein Goldstandard beinhaltet die Möglichkeit der Manipulation, wie schon öfter geschehen (Münzverschlechterung etc).
Ein denkbarer Weg ist aber die Einführung einer parallelen Währung wie den Libertat in Mexico oder den Liberty Dollar. Bei Privatgeld lohnt die Verschlechterung ja nicht.
Gruss
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- Elli -
29.08.2006, 19:27
@ Emerald
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Re: angebich, so so ;-) (o.Text) |
-->
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Theo Stuss
29.08.2006, 20:57
@ FOX-NEWS
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Re: Ein Glück für Dich, daß Dottore für Dich gerade keine Zeit hat (o.Text) |
-->
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Theo Stuss
29.08.2006, 20:59
@ XERXES
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Re: Ach, furchtbar! |
-->Ein Goldstandard würde selbst mit 0.1% Deckung funktionieren. Hauptsache, Deckung und Parität werden eingehalten und sind und bleiben bekannt.
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Emerald
29.08.2006, 21:48
@ - Elli -
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Re: angebich, so so --------- und jetzt das AHA? |
-->3.Juli 2006
Beispiel -1-
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The Governor of the UAE Central Bank, Sultan bin Nasser Al Suwaidi told reporters this week that the bank was preparing to convert up to 10 per cent of its currency reserves into gold, although he said that the bank currently held very little gold in its reserves.
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und Beispiel -2-
''
Stockt Chinas Notenbank auf?
Unterstützung für das gelbe Metall kommt aktuell aus dem Reich der Mitte. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge drängen chinesische Ã-konomen ihre Regierung zur Aufstockung der nationalen Goldreserven. Gefordert werde eine Vervierfachung der Zentralbank-Reserven von 600 auf 2.500 Tonnen, hieß es. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass das Verhalten der Notenbanken von großer Bedeutung für die Entwicklung des Goldmarktes ist.
''
PS:
ich bleibe bei 'angeblich' - weil ich dies mir so passt!
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FOX-NEWS
29.08.2006, 22:06
@ Theo Stuss
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Was dann kömmt, ist mir klar. |
-->Unter Macht- und fiskalischen Gesichtspunkten hinkt mein Einwurf und kann trefflich zerpflückt werden .
Aber wenn keine Geldstabilität mit dem Goldstandard erreicht werden soll, dann kann ja weiter so verfahren werden wie bisher und Ende der Diskussion. Wenn das Ende der Verschuldungsfähigkeit erreicht ist, dann bin ich mal gespannt, wie die gleichen faulen Rezepte erneut an den Mann gebracht werden sollen. Was im Prinzip fehlt, ist ein gelebtes Gegenbeispiel mit einer gewissen Breitenwirkung. Leider kommen solche Ansätze wie der Golddinar / Silberdirham ja auch nicht aus den Startblöcken.
Übringens gab es das private Münzrecht zeitweise im Mittelalter und das soll auch trefflich funktioniert haben, bis der Machthalter es wieder verboten haben und an den Münzen rumgetrickst haben. Einer der grossen Ã-konomen des 20sten Jahrhunderts (Mises?) hat sich IMO ja auch für privates Geld stark gemacht. Gold muss ja nicht zwingend Grundlage eines solchen Geldes sein.
Gruss
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Per_Jakobsson
29.08.2006, 23:51
@ Emerald
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Re: Notenbanken denken um |
-->Hallo Emerald,
Herr Vorndran behauptete neulich auf einer Veranstaltung der Credit Suisse in München sogar, die Chinesen hätten bereits angekündigt, die Goldreserve aufzustocken, allerdings erst bei niedrigeren Preisen. Ich wüsste gerne, ob das stimmt.
Immerhin sind mittlerweile wenigstens die Goldverkäufe der Notenbanken nachweislich zurückgegangen, was zur Verknappung des Angebots beigetragen hat. Gleichzeitig ist nach den neuesten Zahlen des World Gold Council im ersten Halbjahr die Investorennachfrage nach den Gold-ETFs gegenüber Vorjahr um 128% gestiegen, siehe den Link unten (S.2). Das ist doch schon was.
Grüsse
Per
<ul> ~ HVB Commodity Outlook</ul>
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albert
30.08.2006, 00:00
@ Per_Jakobsson
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Re: Notenbanken denken um |
-->
>Herr Vorndran behauptete neulich auf einer Veranstaltung der Credit Suisse in München sogar, die Chinesen hätten bereits angekündigt, die Goldreserve aufzustocken, allerdings erst bei niedrigeren Preisen. Ich wüsste gerne, ob das stimmt.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Wenn ich soviel Dollars rumliegen hätte, wie die Chinesen, würde ich mir um ein paar Dollar rauf oder runter beim Gold wohl nicht so viele Gedanken machen, oder wo liegt der Denkfehler?
Albert
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eesti
30.08.2006, 06:51
@ Theo Stuss
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Sehe ich ähnlich. |
-->>Ein Goldstandard würde selbst mit 0.1% Deckung funktionieren. Hauptsache, Deckung und Parität werden eingehalten und sind und bleiben bekannt.
Auch in Kaisers Zeiten (ich meine die Zeit vor dem Krieg) zahlte man nicht üblicherweise mit den Goldzwanzigern, sondern mit den Papiergoldmark.
Das interessante daran ist, daß Schuldner auf Grund der fest angegebenen Kurse gegenüber dem Gold ihre Schuldscheine in mehreren Währungen angegeben haben.
Vor mir hängt zum Beispiel eine alte russische Anleihe von 1898, die in 1000Mark, 462,90 Rubel, 590 Gulden UND 48Pfund Sterling,19 Schilling ausgestellt ist. Gleichberechtigt!
Man muß nur mal alte Unterlagen wälzen und sehen, wie es damals problemlos funktionierte.
Daß es nicht geht, weil... hört man überall, aber auch damals zahlten die Leute in der Regel nicht mit Gold, sondern mit teilgedeckten Goldscheinchen.
Aber eine Inflation als System, wie wir es jetzt kennen, das gab es damals nicht. Es gab"Teuerungen", aber keine Inflation, denn die Systeme waren selbstregulierend.
Eine Teuerung war nach gewisser Zeit vorbei und die alten Preise stellten sich wieder ein. Das wäre heute undenkbar mit dem Gelddrucken ohne Ende.
Der Lebensstandard bleibt bei beiden Systemen gleich. Es wird ja nicht mehr Produziert und konsumiert. Aber der Goldstandard ist ehrlicher. Man kann Mißerfolge nicht mehr hinter der Inflation verstecken und es werden Fehlentwicklungen schneller sichtbar.
Das gilt für Regierungen ebenso, wie für Konzerne und Kleinbetriebe.
Aber das System ist anfälliger gegen Krisen, denn die Gelddruckmaschine bei Wirtschaftsabschwüngen ist nicht mehr problemlos anwerfbar.
Nicht umsonst sind Länder mit harter Währung oft erfolgreicher.
Die Frage steht:
Was will man?
Gruß
LR
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Theo Stuss
30.08.2006, 09:24
@ eesti
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Re: Ich wußte gar nicht, daß man einfach Geld drucken kann (o.Text) |
-->
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eesti
30.08.2006, 13:33
@ Theo Stuss
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So leicht nicht, der Effekt ist aber da. |
-->Aber ist es nicht schön, daß man auf dem Papier jedes Jahr absolut reicher wird, während man real immer leicht an Vermögen verliert?
Zumindest ist das so bei Staatsanleihen. Und ganz besonders, wenn man Gebühren und Steuern mit hineinrechnet.
Andererseits: Wenn die Leute damit glücklicher sind, warum soll man ihnen den schönen Schein nehmen?
Gruß
LR
<ul> ~ Reale Infla vs. offizielle Einlullung</ul>
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eesti
30.08.2006, 13:42
@ albert
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Re: Notenbanken denken um |
-->
>Wenn ich soviel Dollars rumliegen hätte, wie die Chinesen, würde ich mir um ein paar Dollar rauf oder runter beim Gold wohl nicht so viele Gedanken machen, oder wo liegt der Denkfehler?
>Albert
Die Chinesen betreiben einen Krieg.
Mit Wirtschaft und Geld, statt mit barbarischen Waffen.
Es geht den Chinesen in erster Linie darum, den Dollar (gerechnet in Renminbi) stabil hoch zu halten, um die weitere Entwicklung der chinesischen Industrie über die Dumpingschiene aufrecht zu erhalten.
Das geht nur, wenn sie dem Markt immer soviel Dollar entziehen, wie ihrem Handelsüberschuß entspricht. Gleiches tun die Japaner und Koreaner steit ewigen Zeiten und die Russen seit 5 Jahren.
Würden sie einen Teil der Dollar nehmen und dafür Gold kaufen, so würden sie zwar eine größere Währungssicherheit haben, aber damit dem Markt wieder Dollar zuführen. Und gerade das wollen sie ja nun überhaupt nicht.
Also haben es die Chinesen nicht übermäßig eilig, ihren Goldbestand aufzustocken.
Kurz und nicht exakt formuliert.
Gruß
LR
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