-->Warum erschreckt die Friedensoffensive die israelische Regierung?
oder
Ein weiterer Grund für eine baldige Korrektur der Märkte
Wenn jemand am 4. Juni 1967 gekommen wäre und uns erzählt hätte, daß die ganze arabische Welt bereit wäre, mit uns in den damals bestehenden Grenzen Frieden zu machen und daß auch die palästinensische Führung bereit wäre, den historischen Konflikt für beendet zu erklären, dann hätten wir uns gefühlt, als wäre der Messias gekommen.
Aber am 5. Juni 1967 begannen wir einen Krieg, der alles verändert hat. Wir hatten bald ganz Palästina und weite zusätzliche Gebiete unter Kontrolle. Wir erklärten damals, daß wir sie nur vorübergehend halten wollen, um mit ihnen zu handeln, aber wie allgemein bekannt, kommt der Appetit mit dem Essen. Wir begannen, Gebiete zu annektieren (Ost-Jerusalem mit seiner Umgebung und die Golan-Höhen) und die West Bank mit Siedlungen zu überziehen.
In den Augen der israelischen Führung ist die Friedensinitiative - jede Friedensinitiative - nichts als eine üble Verschwörung der Friedenstreiber, um uns der besetzten Gebiete zu berauben. Sie würde uns zwingen, das Siedlungsunternehmen abzubrechen - das seit 1968 nicht einen Moment unterbrochen wurde und auch jetzt in vollem Gange ist - und die bestehenden Siedlungen abzubauen.
Die Zangenbewegung der Friedenstreiber könnte an Fahrt gewinnen und internationalen Druck erzeugen, dem man nur schwer widerstehen könnte. Das ist der Grund für die Panik in Jerusalem.
Die arabische Friedensinitiative könnte erfolgreich sein, wenn sie der israelischen Ã-ffentlichkeit direkt und eindeutig die Wahl vorlegt: Frieden ohne die besetzten Gebiete - oder die besetzten Gebiete ohne Frieden.
Nach sechs großen und mehreren kleineren Kriegen sollten wir eigentlich dazu neigen zu vermuten, daß der Blut- und Geldpreis viel zu hoch ist und - noch wichtiger - daß er keinen Sieg bringt, sondern die Last für die israelische Gesellschaft vervielfacht.
Auszug aus:
<ul> ~ Uri Avnery: Hilfe! Friedenstreiber!</ul>
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