dottore
27.09.2006, 15:01 |
Amaranth-Nachbeben: die ZBs wollen jetzt die Hedger stutzen - aber wie? Thread gesperrt |
-->Hi,
die Hegde Funds dürften ihre besten Tage gesehen haben. Nachdem, wie bekannt, ein Trader von Amaranth Advisors schlanke 6 Mrd. USD am Gas-Markt verzockt hat, haben sich jetzt SEC und FBI im großen Stil der Sache angenommen. Die Transaktionen dieses (komplett unregulierten) Marktes (Volumen 1,7 bis 1,8 Bio. USD p.d., Derivatebestand lt. BIZ um die 300 Bio.), der von den Banken auch gern mit „limitless credits“ gepampert wird, stoßen auch bei den ZBs auf immer weniger Freuden.
Timothy Geithner, Fed-Chef N.Y. und für die einschlägigen Aktivitäten der Banken ex officio zuständig, hat sich schon in gesetzten Worten gemeldet (ex DT):
"We may have to revisit both the scope and the design of that framework," said Timothy Geithner, the New York Fed's chief. Last week he warned that"the probability of systemic crisis may rise to levels that are unacceptably high", unless the authorities step in to reshape the market.
Was unter dem"step in" zu verstehen ist, muss geraten werden.
Er schließt ein „financial earthquake“ nicht aus:"They have not ended the tendency of markets to occasional periods of mania and panic. There are aspects of the latest changes in financial innovation that could increase systemic risk in some circumstances, by amplifying rather than dampening the movement in asset prices."
http://www.ny.frb.org/newsevents/speeches/2006/gei060914.html
Die Fed tutet damit ins selbe Horn wie schon im Juni die EZB. Die erinnert an die LTCM-Chose mit dem schönen Bild: Wenns brenzlig wird, laufen alle auf eine Seite des Schiffes - und dann kentert es.
Die Buba tutet nicht minder kräftig, z.B.:
http://www.bundesbank.de/download/presse/reden/2006/20060509.remsperger.pdf
Interessant sein Hinweis, dass schon 2004 die daily transactions auf den Finanzmärkten das 42fache [!] des Welthandelsvolumens ausmachten.
Auch von Down Under kommen starke Worte: Aussi-ZB-Vize Glenn Stevens erinnert an Dominoeffekte und bringt das bekannte Beispiel, wonach alle im selben Augenblick durch die selbe Tür ins Freie wollen:
"It is under abnormal conditions, when liquidity in markets is under pressure, that the leverage employed by some of the funds will be at its most damaging."
http://www.rba.gov.au/Speeches/2006/sp_dg_150906.html
Greenwich Associates schätzen, dass 50 % der HF-Trades über übliche Zinstitel lauten, 45 % davon über solche von „emerging markets“, ein Drittel über Unternehmenstitel.
Hoch oben auf der Watchlist derweil: Mother Rock LP und Bayou Management. More to come.
Welche „Maßnahmen“ (step in) ergriffen werden sollen - who knows? Nicht unwahrscheinlich: Werden sie ergriffen, lösen sie genau das aus, was sie verhindern wollten. Den Kollaps.
Carpe diem + Gruß!
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Amstrand
27.09.2006, 16:46
@ dottore
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so what |
-->>Hi,
>die Hegde Funds dürften ihre besten Tage gesehen haben......
das sehe ich anders
hi dottore,
1. wie du ja weißt, ist das ganze ein Nullsummenspiel. Was Amaranth verloren hat, hat ein anderer (Hedge-Fund) als Gewinn eingestrichen. Das System in sich kann nicht kippen.
2. wo kommt denn die Kohle der Hedge-Funds letztendlich her? von den verschuldeten Staaten. Da wird es kippen (wie ja auch bei LCTM oder bei Soros dereinst) und nicht bei den Hedge-Funds, die lediglich für Hedging und damit für längeres Überleben des asymmetrisch verschuldeten Systems sorgen (und wie beim Billionen-schweren Forex-Handel letztendlich mit sich selbst spielen).
3. wenn die Staaten oder Zentralbank-Plapperer die Hedge-Funds regulieren wollten, müssten sie Invasionen in Caymans, Virgin Islands, Bahamas etc. machen. Das macht man aus gutem Grund nicht. Wenn man in Europa (was man ja gerne will) Kanal-Inseln oder Gibraltar zwingen wollte, steigen die vertragsgemäß aus dem Verbund mit UK und damit Euro aus.
4. Sozis, Nazis und Attac-Freaks voran und dann Bundesbanker und Staatslenker hinterher versuchen einem Symptom die Schuld in die Schuhe zu schieben. Das sollte man nicht unterstützen.
Ja ja, die Macht...
Amstrand
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dottore
27.09.2006, 19:03
@ Amstrand
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Re: so what |
-->Hi Amstrand,
sunt certi denique fines... (Horaz - und der kannte sich schon mit der Überschuldungswirtschaft der Schlussphase der Römischen Republik aus eigener Anschaung bestens aus, lebte er doch 65 - 8 BC).
>1. wie du ja weißt, ist das ganze ein Nullsummenspiel. Was Amaranth verloren hat, hat ein anderer (Hedge-Fund) als Gewinn eingestrichen. Das System in sich kann nicht kippen.
Ja. Nur was, wenn der eine HF mehr vergeigt hat als er zum delivery stemmen kann, der andere aber über die erwarteten"Mittel" bereits geruhte, weiter zu verfügen? Dann hat der andere auch ein Loch. Und wenn er dieses ebenfalls nicht füllen kann, setzt sich der Effekt rasch durch. Positionshalte-Dauer: oft keine 10 Sekunden.
>2. wo kommt denn die Kohle der Hedge-Funds letztendlich her? von den verschuldeten Staaten. Da wird es kippen (wie ja auch bei LCTM oder bei Soros dereinst) und nicht bei den Hedge-Funds, die lediglich für Hedging und damit für längeres Überleben des asymmetrisch verschuldeten Systems sorgen (und wie beim Billionen-schweren Forex-Handel letztendlich mit sich selbst spielen).
LTCM kam nur mit Fed-Hilfe vom Haken. Beim Soros-Deal gegen die BoE (falls der gemeint ist) musste diese sich die Summe ans Bein streichen.
>3. wenn die Staaten oder Zentralbank-Plapperer die Hedge-Funds regulieren wollten, müssten sie Invasionen in Caymans, Virgin Islands, Bahamas etc. machen. Das macht man aus gutem Grund nicht. Wenn man in Europa (was man ja gerne will) Kanal-Inseln oder Gibraltar zwingen wollte, steigen die vertragsgemäß aus dem Verbund mit UK und damit Euro aus.
Ja. Eine"Regulierung" halte ich auch für ganz ausgeschlossen. Zum Schluss werden alle Hedger inkl. ihrer"Banken" off-shore sitzen und in Ruhe die on-shore-Staaten (die nicht auf die high seas entkommen können) melken.
>4. Sozis, Nazis und Attac-Freaks voran und dann Bundesbanker und Staatslenker hinterher versuchen einem Symptom die Schuld in die Schuhe zu schieben. Das sollte man nicht unterstützen.
Ich sicher nicht. Wer ad infinitum prolongierbare Schulden schafft, sollte sich in der Tat nicht wundern, dass diese ununterbrochen Junge hecken. Das erinnert an Altmeister Fibonacci und seine wundersame Kaninchen-Vermehrung.
>Ja ja, die Macht...
Endet bekanntlich immer wieder in sich selbst.
Dank + Gruß!
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LenzHannover
28.09.2006, 02:01
@ dottore
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Die Regulierung ist doch recht einfach, |
-->kein Kredit ohne brauchbare Sicherheit.
Wenn ich sehe, wie Banken auf Sicherheiten pochen, ist es doch absurd, einer quasi schlechten GmbH zig Millione zu leihen. Für mich gehören die kreditgebenden Banker in den Knast wegen Untreue.
Wenn die"Pennern" mit dem Argument"zahlt immer alles zurück" Geld überlassen würden.
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