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<font size=24><font color=#FF0000>Herr Präsident, wo ist unser Sohn?</font></font>
Von Thomas Schade
<font size=6>Hilfe. 22 Jahre suchen die Tschöks ihren Sohn. Nun soll ihnen Wladimir Putin helfen, denn sie hoffen, Felix lebt in Russland.
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Als Leonore und Eberhard Tschök am 8. Oktober 2001 kurz vor 18 Uhr in der Dresdner Schießgasse auftauchen, glauben die Polizisten anfangs, das Ehepaar will sie auf den Arm nehmen. Dabei sind Tschöks nur gekommen, um eine Vermisstenanzeige zu machen. „Wir suchen unseren Sohn Felix“, sagt die damals 41-jährige Mutter. Auf die Frage, seit wann sie Felix vermisse, sagt sie: Seit dem 28. Dezember 1984.
Die Beamten müssen erst im eigenen Haus nachfragen. Dabei erfahren sie, dass es um jenen Felix Tschök geht, nach dem im Winter 1984/85 ganz Dresden sowie Hundertschaften von Polizei und Staatssicherheit gesucht hatten. Es gilt als ziemlich sicher, dass der damals fünfeinhalb Monate alte Felix gegen ein anderes Kind ausgetauscht wurde. Dieser kleine Junge lag einige Tage später - eingepackt in einer Pappkiste - in einem Dresdner Hausflur. Alle Spuren endeten vor den Kasernentoren der Sowjetarmee. Ein Jahr nach dem Verschwinden von Felix wird von Berlin aus angeordnet, die Fahndung einzustellen. „Es wurde intensiv gesucht, aber es war politisch nicht opportun, dem Brudervolk eine Entführung anzuhängen“, sagt Leonore Tschök rückblickend.
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Der Kriminalist Thomas Günther und der engagierte Staatsanwalt Jan Hille beginnen erneut zu ermitteln. Ihre Argumentation: Felix wird seinen Eltern bis heute entzogen. Das ist strafbar und nicht verjährt. Hauptkommissar Günther beginnt, wo die Ermittlungen 1985 endeten: in der 1. Panzergardearmee, die damals in Dresden und Umgebung stationiert und 1992 abgezogen war. Ohne Hilfe aus Russland kommt er nicht weiter.
Schon 1985 waren viele Fragen offen geblieben, weil die sowjetischen Waffenbrüder ausweichende Antworten geliefert hatten. Angeblich unauffindbar blieb damals jener Risaldin Sultanow, der als Buchhalter im Militärhandel der Sowjetarmee in Dresden tätig war. Er passte zur Beschreibung, die Zeugen von dem Mann gegeben hatten, der das Paket mit dem kleinen Jungen abgelegt hatte. Das Findelkind erhielt den Namen Martin Sonntag. Es war das wichtigste Indiz dafür, dass sowjetische Eltern ihr eigenes Kind, das sie für krank hielten, vor der Rückkehr in die Heimat ausgetauscht hatten. Der Junge hatte Narben einer intensivmedizinischen Behandlung, reagierte auffallend auf russische Worte und lag in einer Kiste, die nur im Militärhandel kursierte. Buchhalter Sultanow, so vermuteten die Ermittler damals, war Erfüllungsgehilfe bei dem Kindertausch. Dass das sowjetische Militär Sultanow bereits im Januar 1985 vernommen und im Mai vorzeitig nach Hause geschickt hatte, erfuhren die DDR-Ermittler damals nicht.
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Hauptkommissar Günther hat nach dem Studium des über drei Meter hohen Aktenberges aus dem Jahr 1985 sehr konkrete Fragen an die russischen Behörden. Sie werden 2003 in einem Rechtshilfeersuchen dem Generalstaatsanwalt der Russischen Föderation zugeleitet, verbunden mit der Bitte um Speichelproben von Personen, die in Verbindung mit dem Fall stehen.
Ich habe nichts damit zu tun
Der Hilferuf aus Dresden landet bei dem Oberstleutnant der Justiz W. A. Golowatschew, seines Zeichens „Ermittler in hochwichtigen Angelegenheiten“ der Moskauer Militärstaatsanwaltschaft. Der Mann versucht, den Auftrag mit Akribie zu erledigen. Aber der Militärstaatsanwalt scheitert bereits im Moskauer Archiv für Personenstandswesen, wo die Akten der Dresdner Garnisionsverwaltung liegen. Die Einwohnermeldestelle teilt zwar mit, dass zur fraglichen Zeit bei der Sowjet-Militärkommandantur 1 665 Geburten registriert wurden und kein Kind namens Sultanow dabei ist. Aber die 1 665 Geburtsurkunden kopiert das Archiv nicht. Ein Vierteljahr dauert der Streit um die Kopien. Das Archiv beruft sich auf die russische Verfassung, die Militärstaatsanwaltschaft auf die Strafprozessordnung - und blitzt ab.
Dennoch findet Oberstleutnant Golowatschew in einem der vielen Militärarchive Sultanows Personalakte. Natürlich ist der ehemalige Militärbuchhalter auch nicht in den Weiten Russlands verschwunden, sondern lebt als Witwer in Ufa, der Hauptstadt der russischen Republik Baschkortostan.
Ausgerechnet am 6. Januar 2004, auf den Tag genau 19 Jahre, nachdem das russische Kind in Dresden entdeckt wurde, vernimmt die Militärstaatsanwaltschaft Sultanow noch einmal. Er leugnet hartnäckig, mit dem Tausch der Kinder etwas zu tun zu haben. „Ich bin nie mit irgendwelchen Kartons durch Dresden gegangen“, sagt er und gibt wie alle Familienangehörigen Speichelproben ab. Die genetischen Fingerabdrücke der Sultanows werden mit denen der Tschöks und von Martin Sonntag verglichen. Es ergeben sich keine Treffer.
Eine deutsch-russische Sache
Die wichtigste Information, die im Sommer 2005 mit einem über 100-seitigen Bericht aus Moskau kommt: Im sowjetischen Militärkrankenhaus Nummer 1 459 wurden zwischen Oktober 1983 und Januar 1984 vier Jungen intensiv-medizinisch behandelt und müssten deshalb die gleichen Narben haben, die bei Martin festgestellt worden waren. Wer die vier Jungen sind und wo sie heute leben, teilen die russischen Behörden nicht mit.
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Nach einem Hilferuf an Bundeskanzlerin Angela Merkel wollen die Eltern nun auch den Dresden-Besuch des russischen Premiers Wladimir Putin nutzen:<font size=4> „Herr Präsident, wo ist unser Sohn?“, würden sie ihn am liebsten persönlich fragen. Ihr gestohlener Sohn sei schließlich eine „deutsch-russische Angelegenheit“. Die Eltern glauben, dass Putin das Schicksal des Kindes kennt. Er kam im Sommer 1985 zum KGB nach Dresden, gerade als in der Sowjetarmee nach Felix gesucht wurde. Dresdens MfS-Chef Horst Böhm hatte damals seinen KGB-Amtsbruder persönlich um Hilfe gebeten bei der Suche nach dem Kind.</font>
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Schon 1985 hatte das MfS den guten Willen der KGB-Waffenbrüder arg strapaziert. Heimlich hatten sie Angehörige der Sowjetarmee ausspioniert und sowjetische Frauen mit Kleinkindern fotografiert. Auch die Schlapphutarbeit blieb damals ohne Erfolg. Ob sie auch unbemerkt blieb ist unklar. Fatal, wenn sich der damalige KGB-Mann Putin auch daran erinnert.
http://www.wo-ist-felix.de
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1288586
<font size=4> Wolodjas Geheimnis
Spuren. In Dresden erinnern sich noch einige Menschen an den einstigen KGB-Offizier Putin. </font>
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Über Putins Dresdner Jahre von Mitte 1985 bis Anfang 1990 gibt es viele Spekulationen. Er selbst hat - ganz in Geheimdienstmanier - so gut wie nie über seine dunkle Vergangenheit gesprochen. In den Archiven findet sich allerdings ein Interview, das Putin wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl gegeben hat. Er habe im Herbst 1989 die Dresdner KGB-Zentrale in der Angelikastraße allein gegen eine wütende Menge verteidigen müssen. „Niemand machte einen Finger krumm, um uns zu schützen, also mussten wir unsere Entschlossenheit demonstrieren.“
Spionagering geplatzt
Ein Zeitzeuge hat der SZ vor sechs Jahren die Begebenheit bestätigt. Putin habe aufgebrachte Dresdner davon abhalten müssen, das Gelände des sowjetischen Geheimdienstes zu stürmen. Als einige von ihnen die Russen beschimpften, lud ein Soldat seine Kalaschnikow durch. Dann war Ruhe, schilderte der Ex-Stasioffizier im Jahr 2000 den Vorfall.
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http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=12891959
<font size=4> Putins Träume und deutsche Realitäten
Von Ulrich Heyden und Uwe Peter
Beziehungen. Deutschland ist Russlands wichtigster Partner im Westen </font>
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1289191
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Auszug
Eine Hauptfigur ist und bleibt ein Mann, der zum Jahreswechsel 1984/1985 als Buchhalter bei der Sowjetarmee in Dresden gearbeitet hat. Dessen Tochter hat im April 2003 unseren Auftritt im 1. Russischen Fernsehen gesehen und ihn daraufhin angesprochen. Zwischen April 2003 und November 2005 ist sie in St. Petersburg tödlich verunglückt.
Wer weiss etwas über den Unfalltod der Tochter von Herrn Sultanow in St. Petersburg? Weitere Details
Gesucht werden Zeugen für den Unfalltod von
Albina Risatdinowna Sadykowa, geborene Sultanowa
Geburtsdatum: 24.03.1974
Geburtsort: Ufa, Republik Baschkortostan (Baschkirien)
Letzter Wohnort: Ufa, ul. Batyrskaja Nr. 12, Wohnung 10
Frau Sadykowa ist die Tochter des Herrn Sultanow, der seinerseits ein wesentlicher Zeuge im Fall der Kindesentführung Felix Tschök ist. Herrn Sultanow wird vorgehalten, in Dresden am 06.01.1985 das Findelkind ausgesetzt zu haben. Er bestreitet eine Tatbeteiligung.
Am 04. Dezember 2005 erzählt Herr Sultanow in einem Interview mit dem Mitteldeutschen Rundfunk, dass seine Tochter in St. Petersburg auf tragische Weise ums Leben gekommen sei.
Recherchen in St. Petersburg ergeben:
Ein unter Einwirkung von Drogen stehender Autofahrer soll in eine an einer Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs stehende Personengruppe gefahren sein. Dabei sei Frau Sadykowa getötet und weitere Personen verletzt worden. Im Frühjahr 2006 sollte ein Gerichtsprozess stattfinden.
ABER:
Die Kriminalpolizei Dresden will über Interpool Einzelheiten zum Vorgang erfahren. Die Antwort aus Russland kommt auffällig schnell:
Einen Verkehrsunfall, bei dem Frau Sadykowa getötet wurde, hat es in St. Petersburg nicht gegeben.
<ul> ~ Frau Schröder-Köpf sollte aktiv werden und nicht ein vortragender Legationsrat</ul>
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