Liated mi Lefuet
07.11.2006, 11:46 |
@dottore: Aktien, Oblis für Mafia. Sind wir zu blauäugig? Thread gesperrt |
-->Sali Dottore + Runde
Ich habe gestern zufällig einen Film ('Die dritte Gewalt', ZDF) gesehen. Ziemlich unheimlich. Er handelte u.a. davon, wie legale Firmen ('Aktiengesellschaften') durch Aktieneinkauf von der Mafia übernommen worden sind. Irgendwo wird wohl auch Drogengeld investiert.(Man stelle sich das vor: Aktien von UBS, Nestlé, SwissRe, IBM etc [teilweise/merheitlich?] in den Händen des Organisierten Verbrechens, ohne dass die Firmen es wissen/merken und blauäugig Gewinn maxieren zu Gunsten von Gangstern, Verbrecherclans).
Und: Ich kann mich erinnern einmal [im Schweizer Kulturradio] gehört zu haben, dass lt. Schätzungen der Italienischen Finanzpolizei etwa 1/3 der italienischen Staatsoblis [via Stohmänner, legale Firmenverflechtungen] in Händen der Mafia sind.
1. Frage: Weisst Du (oder jemand im Forum) etwas darüber? Gibt es Fachliteratur? Papers?
2. Frage: In der Schweiz sind Banken m.W. verpflichtet, die Herkunft von Geld abzuklären, wenn jemand mit einem Koffer voll Bargeld zur Bank kommt. Wie ist das aber mit Überweisungen vom Ausland (z.B. 3.Welt Staaten oder Cayman Islands?) in die Schweiz?
Grüsse in Runde
Liated
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LeCoquinus
07.11.2006, 12:07
@ Liated mi Lefuet
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Weiter nachgefragt: |
-->Können es sich die Wirtschaft und der Staat erlauben auf diese Liquidität zu verzichten??
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zureich
07.11.2006, 13:10
@ Liated mi Lefuet
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Re: @dottore: Aktien, Oblis für Mafia. Sind wir zu blauäugig? |
-->1. Napoleoni 2003 'Ã-konomie des Terrors' könnt ich evtl. empfehlen, das Buch geht auf die Beziehungen Staat, Organisierte Kriminalität und bewaffnete Milizen ein und untersucht die Beziehung aus ökonomischer Perspektive. Die Autorin ist Italienerin und erzählt auch einiges über die italienische Mafia. Im Vorwort schätzt ein UBSbanker, das 10% des Welt-BSP von der Schattenwirtschaft stammen.
Genaueres über die italienische Mafia und deren Investierung hab ich aber nicht. Ã-konomie des Terrors ist momentan noch mehr oder weniger das Standartwerk zu diesem Thema.
Theoretisches gibt es mittlerweile einiges darüber, aber wenig Empirisches.
2. Ja, Kapitalnachweis ist natürlich nötig ab einem gewissen Betrag
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nereus
07.11.2006, 13:16
@ Liated mi Lefuet
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Re: @dottore: Aktien, Oblis für Mafia. Sind wir zu blauäugig? - Liated |
-->Hallo Liated!
Schön, daß Du wieder mal vorbei schaust.
Du schreibst: Man stelle sich das vor: Aktien von UBS, Nestlé, SwissRe, IBM etc [teilweise/mehrheitlich?] in den Händen des Organisierten Verbrechens, ohne dass die Firmen es wissen/merken und blauäugig Gewinn maxieren zu Gunsten von Gangstern, Verbrecherclans.
Woraus schließt Du denn, daß die Firmen das nicht wissen?
Und: Ich kann mich erinnern einmal [im Schweizer Kulturradio] gehört zu haben, dass lt. Schätzungen der Italienischen Finanzpolizei etwa 1/3 der italienischen Staatsoblis [via Stohmänner, legale Firmenverflechtungen] in Händen der Mafia sind.
Auch im deutschen Osten ging das Gerücht um, daß zahlreiche Milliarden-Investitionen gewaschene Gelder der OK sind.
Frage: Weisst Du (oder jemand im Forum) etwas darüber? Gibt es Fachliteratur? Papers?
Wenn Du etwas offizielles, vermutlich frisiertes möchtest: http://www.bka.de/lageberichte/ok.html
Literatur gibt es massig.
Dort findet man auch sicher bessere Infos zum Thema.
Hier ein paar Rezensionen: http://www.organized-crime.de/revindexdt.htm
Und vielleicht noch dies von einem Fachmann:
Durch die Fixierung der Bevölkerung auf die Gefahren, die von jugendlichen und ausländischen Rechtsbrechern ausgehen, wird - teils bewusst, teils unbewusst - von den Gefahren, die von den Rechtsbrechern in den oberen Rängen der Gesellschaft ausgehen, abgelenkt. Ich treffe diese kritische Feststellung nicht, um die Kriminalität der Straße, auch nicht die von Ausländern, zu verharmlosen oder zu relativieren. Es geht mir darum, die Kriminalität der Mächtigen, vor allem derer, die die Möglichkeit haben, als Tatwaffe große Massen Kapitals zu benutzen und gewaltige soziale Schäden mit schwerwiegenden politischen und wirtschaftlichen Folgen anzurichten, in die Kriminal- und Sicherheitspolitik in angemessener Weise einzubeziehen.
Quelle: http://www.wirtschaftsverbrechen.de/Uber_uns/Publik_Relation/Aufsatze__Analysen/aufsatze__analysen.html
Und jetzt gibt es noch einen ganz besonderen Leckerbissen!
Leider habe ich es noch nicht gelesen, aber mir wurde es dringend empfohlen.
Hochkarätige Kriminelle können in Deutschland ungehindert agieren: Mörder laufen frei herum, Menschen-, Waffen- und Drogenhandel nehmen ebenso zu wie Bandenkriege oder die Zahl der im großen Stil operierenden Wirtschaftskrimiinellen. Die Polizei hingegen kann Kriminalität nicht mehr wirksam bekämpfen, sondern nur noch verwalten.
Dahinter steckt Absicht: Die Ohnmacht der Polizei ist politisch gewollt, so die These von Jürgen Roth.
Quelle: http://www.juergen-roth.com/ermittelnverboten.html
Viel Spaß beim Schmökern.
Jetzt tritt der"Teufel dD" doch wahrhaftig den Gang zur Hölle an.
Wer hätte das gedacht?
mfG
nereus
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dottore
07.11.2006, 18:14
@ Liated mi Lefuet
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Re: @dottore: Aktien, Oblis für Mafia. Sind wir zu blauäugig? |
-->Hi Liated,
>Ich habe gestern zufällig einen Film ('Die dritte Gewalt', ZDF) gesehen. Ziemlich unheimlich. Er handelte u.a. davon, wie legale Firmen ('Aktiengesellschaften') durch Aktieneinkauf von der Mafia übernommen worden sind.
Das ist gut möglich. Allerdings:
1. Tafelgeschäfte sind praktisch unmöglich geworden
2. In vielen Ländern (z.B. Frankreich) gibts keine realen Stücke mehr
3. In den USA müssen die Namen auf die Papiere
4. Bestimmte Paketgrößen sind zu melden (generell ab 5 %)
5. Wer übt die Stimmrechte aus und wer nimmt letztlich in persona im Aufsichts- bzw. Verwaltungsrat Platz, wo die großen Entscheidungen fallen?
Idealerweise müsste man eine Bank gründen (wer hat die Lizenz dazu?) und haufenweise nichtmeldepflichtige Kleinbeträge aufnehmen, wahlweise Fonds, Versicherungen etc. Alles ziemlich mühsam.
>Irgendwo wird wohl auch Drogengeld investiert.(Man stelle sich das vor: Aktien von UBS, Nestlé, SwissRe, IBM etc [teilweise/merheitlich?] in den Händen des Organisierten Verbrechens, ohne dass die Firmen es wissen/merken und blauäugig Gewinn maxieren zu Gunsten von Gangstern, Verbrecherclans).
Teilweise möglich; mehrheitlich ausgeschlossen. Dann besser Grundstücke, erinnere Dich an den riesigen 500-Euro-Umlauf ausgerechnet in Spanien.
>Und: Ich kann mich erinnern einmal [im Schweizer Kulturradio] gehört zu haben, dass lt. Schätzungen der Italienischen Finanzpolizei etwa 1/3 der italienischen Staatsoblis [via Stohmänner, legale Firmenverflechtungen] in Händen der Mafia sind.
Eine Kralle hackt die andere nicht ab.
>1. Frage: Weisst Du (oder jemand im Forum) etwas darüber? Gibt es Fachliteratur? Papers?
Die Literaturliste von @nereus hast Du sicher schon studiert. Ich bin von den aktuellen"Reißern" eher enttäsucht, z.B. Roths"Deutschland-Clan", wo's letztlich nur um die altbekannten Schoten geht: Korruption, Vetternwirtschaft usw. Die großen"Hintermänner" werden nicht enttarnt, solche aus der Euro-Südschiene schon gar nicht.
>2. Frage: In der Schweiz sind Banken m.W. verpflichtet, die Herkunft von Geld abzuklären, wenn jemand mit einem Koffer voll Bargeld zur Bank kommt. Wie ist das aber mit Überweisungen vom Ausland (z.B. 3.Welt Staaten oder Cayman Islands?) in die Schweiz?
Geht gut. Aber wie kommt der Cash dorthin? Die Atlanta-Fed hatte mal geklagt, dass viele USD (currency) in Miami unterwegs sind und vor dort auch in die Karibik gelangen. Aber Speedboats für große Mengen sind gefährdet (US Coastal Guard), bei Fluggepäck schlagen Metalldetektoren an.
So leicht ist Cash auch nicht mehr zu waschen wie früher. Oder anders: Es erfordert erheblich größere Organisationen und Manpower (damit Mitwisser mit eigenen Interessen).
Also letztlich weiß es niemand ganz konkret. Die lange in CH gepflegte Treuhand-Nummer geht auch nicht mehr. Und der einst ultimative Trick: Kredit und als Sicherheit Cash in Blocks hinterlegen (mit dem Kredit wurde gekauft, die Zinsen waren Whitewash-Spesen) ist auch vorbei.
Kurzum: Ich habe keine Ahnung, wie das heute laufen könnte, vielleicht war das Drehbuch etwas fantasievoll.
Sorry + Gruß!
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albert
07.11.2006, 18:15
@ Liated mi Lefuet
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Re: @dottore: Aktien, Oblis für Mafia. Sind wir zu blauäugig? |
-->Robert Beck - Erfinder der Beck Zapper usw.- hat in einem Vortrag behauptet, über die Hälfte der amerikanischen Pharmafirmen seinen in der Macht der Mafia.
Vor etwa ein bis zwei Wochen war hier ein Bericht zu einer französischen Staatsanwältin zu lesen, die bei ihrern Recherchen in höchsten Regierungskreisen ebenfalls"mafiöse" Strukturen vorfand und die von über 20 Kollegen zu berichten wußte, die nun"five feed under" liegen als Folge zu investigativer Nachforschungen. Sie hat glaube ich ein Buch darüber geschrieben.
Zur Zeit des Alkoholverbotes in den USA haben Menschen mit viel unternehmerischer Energie viel Geld gemacht, indem sie den Menschen halfen, ihren Durst nach Alkohol dennoch zu stillen und bekleideten bis heute höchste Ämter (Bronfmann) im amerikanischem Staate.
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