albert
21.11.2006, 23:31 |
Habe ich den Debitismus richtig verstanden? Thread gesperrt |
-->Hab das Buch Der Kapitalismus von Dottore im Urlaub gelesen und streckenweise fand ich es mühsam vor lauter Formeln und ausführlichen historischen Anekdoten usw.
Was ich verstanden und behalten habe (bitte nicht lachen):
Der Kapitalismus macht den Privatleuten und Investoren Feuer unter dem Hintern, indem sie in eine Zange aus Schulden und Gewinnaussichten und Konsumwünschen geraten, die bei Gefahr des möglichen Unterganges die Kreativität und Angebotsvielfalt sowie den Konkurrenzkampf spriessen läßt.
Über neue Verschuldung der Haushalte und Unternehmen kommt neues Geld in den Markt, was wiederum nötig ist zur Gewinnerzielung, denn nur aus neuen Schulden gibt es den Geldüberhang, der bei den Investoren zum Gewinn wird.
Tritt der Staat an die Stelle der Investoren kommt es zu einen negativen Spirale aus Schulden und Schuldzinsen, die schlußendlich das System beschleunigt und mit zunehmender Geschwindigkeit zusammenkrachen läßt.
Dem Kapitalismus ist grundsätzlich eine Tendenz zum Wachsen, Blühen, Gedeihen und dann Verwelken immanent und zwar immer dann, wenn Investieren und Schuldenmachen nicht mehr sinnvoll ist; z.b. wegen fehlender Gewinnaussichten, zu viel Bürokratie, allgemeiner Sättigung usw. Möglichkeiten zum Rauszögern sind z.B. Kriege, friedliche Gebietserweiterungen (wie etwa die der EU) oder Aufblähen der Geldmenge sowie allgemeine Fehlinformationen über den wahren Zustand des Marktes.
Der Staat beschleunigt diesen Prozeß, indem er selbst Schulden aufnimmt.
Außerdem ist es eine Umverteilung, denn die Schulden des Staates sind im Grunde die Guthaben der Sparer und vorweggenommene Schulden, für deren zukünftige Zinsen Dritte aufkommen müssen.
Nach einer Zeitspanne von im besten Fall +-60 Jahren stellt sich der Kapitalismus über Zusammenbruch,Wechsel von Deflation und Hyperinflation, Kriege usw. meist wieder auf null und das Spiel beginnt von vorne.
Möglicherweise jedoch geografisch an anderen Orten, wie zuvor.
Habe ich die Kernaussagen getroffen?
Albert
|
Todd
22.11.2006, 08:32
@ albert
|
Re: Habe ich den Debitismus richtig verstanden? |
--> Hallo,
ja ich glaube Du hast das Buch richtig verstanden, obwohl es schon für mich eine Weile her ist, als ich es in die Finger bekam.
Eins möchte ich aber ergänzen: Die Schulden des Staates entsprechen in der Summe
den geleisteten Zinszahlungen.
Gruß
Todd
|
weissgarnix
22.11.2006, 10:00
@ Todd
|
Re: Habe ich den Debitismus richtig verstanden? |
-->Hi,
ich weiß nicht mehr genau, ob das aus dem Kapitalismus oder aus der Krisenschaukel stammt, aber ein Kernsatz scheint mir noch wichtig:
"Der Staat leistet nicht!"
Soll heissen: während man sich den privaten Sektor als eine Abfolge von kleinen Inflationen (Investitionsphasen) und Deflationen (Leistungs- bzw. Distributionsphasen) vorstellen kann, gibt es im staatlichen Sektor keine Leistungsphasen. Der Staat konsumiert nur. Ergo folgt dem inflatorischen Element des Staatskonsums (bzw. der Staatsschulden) keine ebensolches mit deflatorischer Wirkung, was wiederum bedeutet, dass Staatsverschuldung unweigerlich mit Inflation einhergeht.
Dieses Theorem ist zwar super-simpel, aber leider noch immer von brennender Aktualität, zumal in Euroland.
> Hallo,
>ja ich glaube Du hast das Buch richtig verstanden, obwohl es schon für mich eine Weile her ist, als ich es in die Finger bekam.
>Eins möchte ich aber ergänzen: Die Schulden des Staates entsprechen in der Summe
>den geleisteten Zinszahlungen.
>Gruß
>Todd
|
Holmes
22.11.2006, 12:56
@ albert
|
Re: Habe ich den Debitismus richtig verstanden? Ja, aber... |
-->Seit dottore den"Kapitalismus" geschrieben hat, hat sich noch einiges getan, was er bisher nur in Teilen in Papern publiziert hat. Das meiste seiner Einsichten findet sich hier im Forum, vor allem in der Sammlung;
http://www.elliott-waves.com/forum/menu/dottore.htm
Ganz wichtige Neuerung: die Steuerschuld als primäre Schuld, die das Wirtschaften erst erzwingt. DAS war im Kapitalismus noch nicht so klar erkannt.
Beste Grüsse,
Holmes
|