MI
06.12.2006, 15:06 |
Riester, Rürup und Co Thread gesperrt |
-->Hi,
ist hier sicher schon x mal durchdiskutiert worden. Da ich aber immer wieder dieses Thema unter die Nase bekommen halte (Familie, Versicherungen etc.), schwanke ich ab und an, obwohl ich mir eigentlich sicher bin, daß ich das nicht will.
Was ist gut an den staatlichen Rentenprodukten?
--> Staatliche Zuschüsse, insbesondere bei Familien
--> Höhere Sicherheit als bei Privatunternehmen (ich denke, der Staat wird immer als letzter"pleite" gehen)
Was ist schlecht daran?
--> Es sind staatliche Rentenprodukte.
--> Unkalkulierbares Besteuerungsrisiko, Abhängigkeit von Währungsstabilität usw.
--> sowie die Personengebundenheit
(Äh, ich soll mein Nettgespartes später besteuern lassen? Hallo?)
Ich glaube aber, der Punkt, um den es hier geht und gehen muß, das ist die Motivation des Staates hinter diesen Produkten. Warum entwickelt der Staat solche Konstrukte mit Bezuschussung etc. überhaupt? Cui bono?
Offizielle Antwort: wegen der Versorgungslücke und als Anreiz zur privaten Vorsorge.
Na gut, aber was ändern denn diese Konstrukte daran überhaupt? Die Versorgungslücke ist ja auch ein Problem des Staates (ich weiß, wir sind der Staat. Obwohl...). Und das wird auch nicht besser, indem der Staat"Finanzinstrumente" erstellt, bei denen er auch noch draufzahlen muß a la"Und die andere Hälfte kommt vom Staat".
Vielmehr muß doch wohl damit gerechnet werden, daß die staatlichen Konstrukte die staatseigene Versorgungslücke werden auffangen müssen. Will sagen, der Staat kommt seinem Rentenversprechen nicht nach, und braucht deshalb die Zusatzprodukte.
Was für mich eigentlich heißt, daß dies für die Sparer nur auf ein Minus-Spiel hinauslaufen kann. Denn wenn der Staat schon zu wenig hat, die laufenden Rentenversprecheungen einzulösen, geschweige denn die zukünftigen, warum sollte er ausgerechnet in so einer Situation etwas auflegen, was ihn noch mehr kosten wird?
Und wenn schon die eigentliche Rente nicht gewährleistet ist und früher oder später zu so einer Art umlagefinanzierten Sozialhilfesatz mutieren wird, warum sollte ich dann beim gleichen Anbieter einen Zweitvertrag abschießen? Ist das nicht sehr unlogisch?
So, das meine Gedanken dazu. Wie sieht das die Gemeinde hier?
Grüße,
MI
P.S.: unten ein"related" Artikel (allerdings auch halber Edelmetallwerbekram)
<ul> ~ Riester Rente versus Edelmetallinvestments</ul>
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Toby0909
06.12.2006, 16:34
@ MI
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Re: Riester, Rürup und Co |
-->Hi MI,
also zum Verständnis - ich glaube in deinen Zeilen ist so jedes mögliche Vorurteil, Halbwissen und Unwissen enthalten, daß enthalten sein kann....
>Was ist gut an den staatlichen Rentenprodukten?
--> Es sind eben keine staatlichen Rentenprodukte mehr. Es sind ganz normale Produkte die unter gewissen Auflagen staatliche Zuschässe erhalten.
>--> Staatliche Zuschüsse, insbesondere bei Familien
Ja.
>--> Höhere Sicherheit als bei Privatunternehmen (ich denke, der Staat wird immer als letzter"pleite" gehen)
--> Nein. Wenn du eine Riester-Fonds-Lösung wählst, dann ist das wie mit jedem anderen Fonds auch. Wenn du die gut auswählst oder gut zusammenbaust, dann hast du einen guten Ertrag, wenn nicht, dann nicht.
>Was ist schlecht daran?
>--> Es sind staatliche Rentenprodukte.
NEIN.
>--> Unkalkulierbares Besteuerungsrisiko, Abhängigkeit von Währungsstabilität usw.
NEIN - Einzahlungen werden (irgendwie) gefördert, Auszahlungen sind einfach komplett zu versteuern.
>--> sowie die Personengebundenheit
Darüber kann man sich unterhalten - in Anbetracht der niedrigen Beträge (bei Riester) sollte das aber keine wesentliche Rolle spielen.
>(Äh, ich soll mein Nettgespartes später besteuern lassen? Hallo?)
---> Das kommt sowieso. Abgeltungssteuer. In so einem Produkt hättest du dann bis Rentenanfang sogar noch einen Aufschub.
>Ich glaube aber, der Punkt, um den es hier geht und gehen muß, das ist die Motivation des Staates hinter diesen Produkten. Warum entwickelt der Staat solche Konstrukte mit Bezuschussung etc. überhaupt? Cui bono?
Jahrzehntelang forderten alle eine kapitalgedeckte Rente, jetzt ist der erste zaghafte Schritt gemacht und jetzt denken alle, daß böse Kräfte im Hintergrund dem Anleger die Schuhe ausziehen?
>Offizielle Antwort: wegen der Versorgungslücke und als Anreiz zur privaten Vorsorge.
Siehe oben
>Na gut, aber was ändern denn diese Konstrukte daran überhaupt? Die Versorgungslücke ist ja auch ein Problem des Staates (ich weiß, wir sind der Staat. Obwohl...).
Warum? Kann doch dem Staat wurscht sein, ob du im Alter noch ein Auto hast und in den Urlaub fährst. Oder gibt es darauf auch schon Anspruch?
Und das wird auch nicht besser, indem der Staat"Finanzinstrumente" erstellt, bei denen er auch noch draufzahlen muß a la"Und die andere Hälfte kommt vom Staat".
Er zahlt definitiv im Moment drauf - später nicht mehr. Aber im Moment sicher. Allerdings ist das mit"die andere Hälfte kommt vom Staat" nicht unbedingt richtig. Manchmal kommt viel mehr vom Staat, manchmal aber auch viel weniger. Kommt drauf an.
>Vielmehr muß doch wohl damit gerechnet werden, daß die staatlichen Konstrukte die staatseigene Versorgungslücke werden auffangen müssen. Will sagen, der Staat kommt seinem Rentenversprechen nicht nach, und braucht deshalb die Zusatzprodukte.
----> Bitte genau mit der Rentenreform beschäftigen. Das RENTENPROBLEM IST DEFINITIV GELÃ-ST! Das ist kein Problem mehr. Mit Nachhaltigkeit- und sonstigen Anpassungen ist das kein Thema mehr. Für den Staat zumindest. Es ist jetzt das Thema jedes Einzelnen. Das"Rentenversprechen" wurde"neu berechnet". Es wird einfach immer weniger. Aber bitte: Wer heute 40 ist, der kennt die Lage und der braucht in 20 Jahren nicht anfangen und sagen, daß er vor 20 Jahren das nicht gemacht hat.
>Was für mich eigentlich heißt, daß dies für die Sparer nur auf ein Minus-Spiel hinauslaufen kann.
Warum? Kannst Aktienfonds kaufen, Rentenfonds, Goldminen.....Klar - die Masse liegt immer falsch... aber da ändert der Zuschuß auch nichts.
Denn wenn der Staat schon zu wenig hat, die laufenden Rentenversprecheungen einzulösen, geschweige denn die zukünftigen, warum sollte er ausgerechnet in so einer Situation etwas auflegen, was ihn noch mehr kosten wird?
ISt definitiv eine Falschaussage.
>Und wenn schon die eigentliche Rente nicht gewährleistet ist und früher oder später zu so einer Art umlagefinanzierten Sozialhilfesatz mutieren wird, warum sollte ich dann beim gleichen Anbieter einen Zweitvertrag abschießen? Ist das nicht sehr unlogisch?
Dein Anbieter ist nicht der Staat. Dein Anbieter ist deine Bank, Versicherung oder was auch immer.
>So, das meine Gedanken dazu. Wie sieht das die Gemeinde hier?
>Grüße,
>MI
>P.S.: unten ein"related" Artikel (allerdings auch halber Edelmetallwerbekram)
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Toby0909
06.12.2006, 16:39
@ Toby0909
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übrigens der Link |
-->der Link ist nicht nur Edelmetallwerbekram sondern totaler Müll. Der Autor hat nichtmal im Ansatz irgendeine Ahnung von der Thematik. Er schreibt nur irgendwas um den Leuten Angst zu machen oder deren Ängste zu locken. Wahrscheinlich damit sie Edelmetalle kaufen.
Dabei bekommt man für"eine Riesterrentenzulage noch nichtmal eine halbe Unze" - ein Vergleich ist also totaler Quatsch.
Ganz ehrlich: Ich habe selten so einen absoluten Müll gelesen.
Beispiel:
Wenn du eine Aktie, einen Fonds, ein Zertifikat, einen Goldbarren oder was auch immer kaufst - was hat das mit der Finanzierung des Staatsahaushaltes zu tun? Vor allem, wenn der Staat die sogar noch einen Zuschuß gibt?
Jetzt könnt ich mich schon wieder richtig aufregen über diesen totalen Quatsch.
Toby
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prinz_eisenherz
06.12.2006, 16:46
@ MI
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Biste von jestern, ey? |
-->## Es sind staatliche Rentenprodukte. ##
Hallo,
stimmt auffalend und darum, bei der nächsten Widervereinigung, dann mit Schlesien und Ostpreußen, sind die Rentenrücklagen, deine Rücklagen, eine wahre Fundgrube für den Staat, sich der Angleichung der Lebensverhältnisse, der Rentenhöhen, in den dann neuen Bundesländern zuzuwenden. Gab es noch nie? Gab es wohl.
Na schön, es müssen ja nicht immer nationale Umbrüche sein, eigentlich kann jede herbeigezauberte System- oder Staatskrise dazu herhalten, sich aus den dann bekannten Rücklagen der staatlichen Rentenkassen für völlig andere Zwecke zu bedienen. Beim Investementfond, da kündige ich, ziehe mein Geld zurück und nehme eine neue Witterung auf, aber bei einer staatlichen Rente, ohne der Möglichkeitkeit das Angesparte in Sicherheit zu bringen, dazu auch noch über die lange Zeit, da kann und da wird viel Unverhofftes passieren. Da ich etwas älter bin sage ich dir, das habe ich selbst schon zweimal von der krassen Seite selbst mitansehen müssen.
Der Staat und die Rentenrücklagen, das ist wie einer Ente einen fetten Wurm vor den Schnabel zu halten, beißt die zu, oder hat die Ente Mitleid?
## Unkalkulierbares Besteuerungsrisiko, Abhängigkeit von Währungsstabilität usw. sowie die Personengebundenheit ##
Ist kein Argument dagegen, denn bei jeder anderen Geldanlage für das Alter kommen diese Minderungen deines Ersparten auch auf dich zu und die geheimnisvollen, die steuerfreien Wege in die Schweiz, die vergesse man ganz schnell.
## Äh, ich soll mein Nettgespartes später besteuern lassen? Hallo? ##
Was bedeutet bei dir Nettoerspartes? Aus der Sicht des Staates hast du mit Ablauf deine Erwebslebens und, sofern du dann das Rentenalter von sagen wir 70zig Jahren erreicht hast, ab da hast du Einnahmen aus dem Ersparten, so wie andere Einnahmen z. b. aus Verpachtung und Miete, und somit wirst du dafür Steuern bezahlen müssen, oder wie hast du dir die Mutter Staat, die mit den großen Milchdrüsen, vorgestellt?
bis denne
eisenherz
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MI
06.12.2006, 19:16
@ Toby0909
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Re: mein Mißtrauen |
-->Hallo toby,
danke für deine ausführliche Antwort. Ich merke, daß aus meinen Fragen sehr viel Mißtrauen und Unverständnis der Situation hervorgeht. Vielleicht bin ich auch schon zu sehr infiziert von dem"Was Du hast, das hast Du"-Gedanken (und nur was Du wirklich hast, hast Du, alles andere nimmt dir jemand weg). Man weiß halt manchmal gar nicht mehr, was man noch glauben soll.
Grüße, MI
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Tarantoga
06.12.2006, 19:21
@ MI
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Re: Riester, Rürup und Co |
-->Meiner Meinung nach war die Riesterrente vor allem eine Subvention für die Versicherer um die Börsenkrise durchzustehen.
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certina
06.12.2006, 19:49
@ Toby0909
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Re: übrigens der Link |
-->>Jetzt könnt ich mich schon wieder richtig aufregen über diesen totalen Quatsch.
>
>Toby
hi Toby,
nich aufregen...
tschuess
G.C.
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eesti
06.12.2006, 23:08
@ certina
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Riester und Co. dürften später die Sozialhilfekasse entlasten. |
-->Natürlich wird es nicht für alle Rentner zählen,
aber bei vielen späteren Rentnern wird die Rente nicht reichen, um über den dann bestehenden Mindestlebenssatz (Sozialhilfe+Wohngeld...) zu kommen.
Das wird dann ganz besonders für die allein lebenden Rentner gelten, die schon jetzt eher weniger verdienen. Und bereits jetzt gibt es sehr viele Singlehaushalte.
Wenn dann private Vorsoge getroffen wurde, so ist diese der staatlichen Rente zuzurechnen, bevor es staatliche Unterstützung geben wird/kann.
Und dann rechnen sich die staatlichen Anreize langfristig. Für den Staat!
Persönlich denke ich, daß man von allem etwas machen sollte.
Staatsrente ansparen.
Riestern (oder in vergleichbare Systeme einzahlen)
Privatvorsorge (Aktien, Edelmetall physisch, eventuell Haus o.ä.; aber KEINE Rentenpapiere!)
Wenn man wenig verdient sollte man gut überlegen, ob nicht das heimliche anonyme Sparen (Edelmetallkauf) die bessere Alternative ist.
Andererseits gibt ja der Staat gerade für die Geringverdiener besonders viel Unterstützung (warum wohl?).
Ist wohl Ansichtssache, wie viele andere Sachen auch.
Gruß
LR
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Zardoz
07.12.2006, 00:55
@ eesti
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Re: Riester und Co. dürften später die Sozialhilfekasse entlasten - genau so. |
-->>... aber bei vielen späteren Rentnern wird die Rente nicht reichen, > um über den dann bestehenden Mindestlebenssatz (Sozialhilfe+Wohngeld...) > zu kommen. > Wenn dann private Vorsoge getroffen wurde, so ist diese der staatlichen > Rente zuzurechnen, bevor es staatliche Unterstützung geben wird/kann.
Und deshalb ist natürlich die jetztige staatliche Förderung umso höher, je geringer das Einkommen. Denn geringes Einkommen bedeutet geringe Altersrente und somit eine hohe Wahrscheinlichkeit, als Rentner auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein.
>Und dann rechnen sich die staatlichen Anreize langfristig. Für den Staat!
Die holt er sich natürlich direkt zurück. Plus nachträgliche Versteuerung des Eigenanteils.
>Persönlich denke ich, daß man von allem etwas machen sollte.
>Staatsrente ansparen.
Nur wenn man muß: Als sozialversicherungspflichtiger Arbeitnehmer.
>Riestern (oder in vergleichbare Systeme einzahlen)
Macht nur Sinn, wenn sicher ist, daß man als Rentner nicht zum Sozialfall wird.
>Privatvorsorge (Aktien, Edelmetall physisch, eventuell Haus o.ä.; aber KEINE Rentenpapiere!)
Also mal ehrlich: Wer sich das alles finanziell leisten kann, der lacht doch über Riester, oder?
>Wenn man wenig verdient sollte man gut überlegen, ob nicht das heimliche anonyme Sparen (Edelmetallkauf) die bessere Alternative ist.
Wenn wenig verdienen HIV-Grenze bedeutet, sollte man zuallererst seine ganze Energie darauf verwenden, aus der Situation herauszukommen. Oder sich damit abfinden und dennoch sein Leben genießen... ;-)
>Andererseits gibt ja der Staat gerade für die Geringverdiener besonders viel Unterstützung (warum wohl?).
Weil er es von denen am sichersten auch wieder zurück bekommt - s. o.
>Ist wohl Ansichtssache, wie viele andere Sachen auch.
Deshalb rechnen sie dir deine spätere Rente ja auch nur in Punkten aus...
Nice week,
Zardoz
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MI
07.12.2006, 14:14
@ Zardoz
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Re: Die Punkterente |
-->>Deshalb rechnen sie dir deine spätere Rente ja auch nur in Punkten aus...
Genau das meinte ich. Okay, vielleicht (@toby) ist"Riester" kein staatliches Produkt, allerdings hat der Staat seine Finger dadrauf und kann später bestimmen, wieviel tatsächlich aus der"Versicherung" ausgezahlt wird, einfach durch die Besteuerung oder durch ein"adjustiertes Punktesystem".
Und da ich ja sowieso schon in die staatliche Rente einzahle und darauf kaum einen Einfluss habe, fühle ich mich sehr unwohl dabei, mich auf ein zweites Konstrukt einzulassen, bei dem jemand anderes darüber bestimmt, was mir ausgezahlt wird. Da habe ich das Gefühl, daß mir jetzt zwar"virtuell" Zulagen gutgeschrieben werden (damit ich abschließe), daß die später aber alle wieder zurückbesteuert werden.
MI
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