-->SAMEDAN GR - Auf dem Rollfeld steht ein 700´000 Franken teurer Maybach: das exklusivste Taxi der Welt. Willkommen in Samedan - dem Flughafen der Schönen und Reichen!
Eben ist eine PC-12 der Air Engiadina gelandet. An Bord: Rolf Sachs, der Bruder von Gunter Sachs, und Familie.
Der rote Teppich ist schon ausgerollt, ein 700´000 Franken teurer Maybach wartet darauf, die prominenten Gäste zum Zoll zu fahren. Ganze 300 Meter weit. Kostenpunkt: 300 Franken. Aber Geld spielt auf dem Engadin Airport keine Rolle. Wer hier landet, hat davon mehr als genug.
Am Zoll müssen die Sachs’ die Pässe zeigen. Die werden heute auch auf Spuren von Rauschgift kontrolliert.
Eine Spezialeinheit der Grenzwache ist für einen Tag im Engadin. «Wir finden hier immer sehr viel», sagt einer der Beamten. «Aber nicht bei Familien. Sondern vor allem bei jungen Männern.»
Da kann es passieren, dass der Flug in den Luxusurlaub im Knast endet. Der Ort, an dem der St. Moritzer Jetset kommt und geht, liegt unscheinbar am Rande einer Industrie- und Gewerbe-Zone. Engadin Airport, 1707 Meter ĂĽber dem Meer, gut zehn Minuten vom Nobelkurort entfernt.
Die Flughafengebäude wirken heruntergekommen, der Warteraum ist kaum mehr als ein Alukasten mit Glas. Und doch ist Engadin Airport Glamour pur.
Tag für Tag stehen Neugierige mit Feldstecher am Zaun - um einen Blick auf die zu erhaschen, die aus einer völlig anderen Welt zu kommen scheinen. «Man kann den Reichen und Prominenten nirgends so nahe sein wie hier», sagt Flughafen-Chef Beat Margadant (55) nicht ohne Stolz.
Gestern, kurz nach zwölf: Ein schwarzer Mercedes fährt vor, im Fond ein älterer Herr. Zu Fuss geht er auf seine Maschine zu: eine neue Challenger 300, mehr als 10 Millionen Franken wert. Sie wird ihn nach Dublin bringen.
Um sein Gepäck muss sich der Mann nicht kümmern: Ein livrierter Diener schichtet Berge goldener Gucci-Taschen auf einen Wagen. Wenig später verschwinden sie im Bauch der Challenger. Regelmässige Sicherheitskontrollen gibt es nicht am Engadin Airport. «Weil wir keine Linienflüge haben», erklärt Margadant.
Beinahe im Minutentakt landen jetzt Flugzeuge. Eine italienische Familie mit zwei kleinen Kindern, alle in dicke Pelze gehüllt. Die Mutter stöckelt übers Rollfeld. Gepäck haben sie nicht dabei. «Das sind Kaffeegäste. Die bleiben nur für ein paar Stunden, dann fliegen sie zurück in den Nebel», erklärt ein Flughafen-Mitarbeiter.
18´000 Starts und Landungen zählt Engadin Airport im Jahr. Die meisten davon zwischen Dezember und Februar. Wenn in St.Moritz Hochsaison ist, starten und landen bis 74 Jets pro Tag.
Indische Stahlbarone oder brasilianische Banker fliegen in ihren Boeing 737 ein - Maschinen, in denen bis 150 Personen Platz finden.
«Der Anteil von Jets ist bei uns im Vergleich mit anderen Flughäfen sehr hoch», sagt Beat Margadant. Dann wird es hektisch: Ein schwarzer Rolls Royce fährt vor. Zwei Diener helfen zwei jungen Ägyptern aus dem Wagen, laden sieben Koffer und unzählige Taschen aus.
Die beiden Männer fliegen mit einer PC-12 nach Gstaad. Sie waren kurz vor Weihnachten in Vaters Boeing 737 nach St. Moritz gekommen, wollen aber an Silvester im Berner Oberland ausgiebig feiern.
aus Tagespresse einer CH-Zeitung.
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