marsch
25.01.2007, 13:10 |
Dottore schrieb mal... und ich kann es nicht nachvollziehen! Thread gesperrt |
--><table><table border="0" width="700"><tr><td><font face="Arial"><font size=4> </font></font><div
Hallo zusammen,
ich traue mich das kaum zu fragen (wahrscheinlich sollte der Punkt mittlerweile längst klar sein), aber ich mach's trotzdem:-).
Dottore schrieb <a target=_blank href=http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/91039.htm>hier</a> folgendes:
<ul>Alles, was die ZBs vermögen ist: Durch Festsetzung ihrer Monopolprämie" (= Steuer auf die Ausgabe von ZB-Geld) die Zinsen der Pfänder, die immer und in voller Höhe von der pfandhinterlegenden Kreditinstiten kassiert werden, zu mindern.
Dass dies natürlich"Wirkung" zeigen kann, ist unstreitig. Man stelle sich nur vor, die EZB hätte ihre Monopolprämie von 3,75 nicht um 50 Basispunkte gesenkt, sondern erhöht (also auf 4,25) - dann hätten die Banken, deren Pfandpapiere sich aktuell nur mit knapp über 4 % rentieren (was auch dem Zinssatz für evtl. neu zu kontrahierende Kredite entspricht) natürlich alles in ihrer Kraft stehende veranstaltet, um den sich dann automatisch ergebenden Netto-Verlust zu vermeiden.
Die Notenbank kann also durch Hinaufsetzung ihrer Monopolprämie letztlich die Neukreditvergabe komplett abwürgen (was auch bei"inversen" Zinskurven zu beobachten ist, wenn also die kurzen Sätze über den langen liegen). </ul>
Diesen Zusammenhang kann ich nicht nachvollziehen. Warum wird die Neukreditvergabe bei Hinaufsetzen der Monopolprämie abgewürgt, wenn diese Heraufsetzung doch einzig und allein Einfluß auf die Pfänder hat. Ich meine, was hält das Publikum davon ab, trotzdem neue Kredite aufzunehmen.
Vielleicht deshalb, weil die GB zur Verlustvermeidung ebenfalls die Zinsen (=Marktzinsen) erhöhen müßten? Das aber hieße, daß die ZB eben doch den Marktzins"machen"! Ich meine mich aber erinnern zu können, hier des öfteren gelesen zu haben, daß dem eben nicht so ist, daß vielmehr der ZB-Zins dem freien Marktzins sogar hinterherläuft.
Ich bitte um Nachsicht und gleichzeitig Hilfe und bedanke mich vorsorglich schon mal recht herzlich!
Grüße
MARSCH
</div></td></tr></table>
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SchlauFuchs
25.01.2007, 14:11
@ marsch
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Re: Dottore schrieb mal... und ich kann es nicht nachvollziehen! |
-->>Diesen Zusammenhang kann ich nicht nachvollziehen. Warum wird die Neukreditvergabe bei Hinaufsetzen der Monopolprämie abgewürgt, wenn diese Heraufsetzung doch einzig und allein Einfluß auf die Pfänder hat. Ich meine, was hält das Publikum davon ab, trotzdem neue Kredite aufzunehmen.
Die höheren Zinsen, die die Banken dann vom Endkunden verlangen. Bei gleichbleibenderer Zinszahlungs-/Tilgungsfähigkeit der Kunden kann nun nur noch ein geringerer Kredit vergeben werden.
ciao!
SF
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Theo Stuss
25.01.2007, 14:40
@ marsch
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Re: Du siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht. |
-->hallo,
Dottore wollte sagen:
alles Was die ZB vermag, um den die Konjunktur zu fördern, ist, den Zins zu senken.
Natürlich hat auch die ZB kein Interesse daran, den Kreditmarkt abzuwürgen, deswegen muß sie in der Disinflation den Leittins stetig senken. Ist die Wirkung verpufft, kann sie ihn wieder senken, solange, bis sie bei Null ist und dann ist der Spielraum vorbei.
Die ZB kann im Hinblick auf ihre eigene Existenz eben nicht machen, was sie will und was theoretisch dürfte. Denn erhöht sie den Zins zur Unzeit, wenn die Kreditnachfrage am Markt nicht steigt, dann fallen doch ihre eigenen Schuldner aus, fallieren und letztendlich müßte die ZB massiv abschreiben.
Das wäre in Japan auch der Fall gewesen. Deswegen eben die staatlichen Rettungsfonds. Aber dem Moment, wo dann doch alles der Staat übernimmt, wäre eine unabhängige ZB doch überflüssig.
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dottore
25.01.2007, 15:02
@ marsch
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Re: Dottore schrieb mal... und ich kann es nicht nachvollziehen! |
-->Hi MARSCH,
>Diesen Zusammenhang kann ich nicht nachvollziehen. Warum wird die Neukreditvergabe bei Hinaufsetzen der Monopolprämie abgewürgt, wenn diese Heraufsetzung doch einzig und allein Einfluß auf die Pfänder hat.
Liegt das Zins-/Rendite-Niveau z.b. bei 4 % und der ZB-Satz bei 6 %, kassieren die pfandeinreichenden Banken auf der einen Seite 4 %, müssen aber an die ZB für zusätzliche ZB-Liquidität 2 % mehr bezahlen. Das hemmt ihre Bereitschaft, sich zusätzliche ZB-Liquidität zu beschaffen. Sie nehmen ZB-Liquidität nur in Anspruch, wenn jene Kunden, die aus eigenen Liquiditätsgründen bereit sind, für kurze Fristen entsprechend höhere Zinsen zu bezahlen.
>Ich meine, was hält das Publikum davon ab, trotzdem neue Kredite aufzunehmen.
Grundsätzlich nichts. Das Publikum muss dann seinerseits versuchen, die Kurzfristzins-Kosten wieder einzuspielen. Das kann z.B. in einer asset-Hausse passieren, wenn die asset-Preissteigerungen prozentual (nachhaltig) über den Kurzfristsätzen liegen. Asset-Haussen führen ein Eigenleben, hauptsächlich abhängig von Psychologie und/oder Marktformen (Monopol usw.).
Das Problem bei asset-Haussen (so jedenfalls historisch zu beobachten) liegt darin, dass sie nicht auf"hohem Niveau" stehen bleiben, sondern abrupt abbrechen und sich ins Gegenteil wenden.
>Vielleicht deshalb, weil die GB zur Verlustvermeidung ebenfalls die Zinsen (=Marktzinsen) erhöhen müßten?
Ja.
>Das aber hieße, daß die ZB eben doch den Marktzins"machen"!
Sie können ihn"machen" (vgl. Fed) - bis hin zum erklärten Ziel nicht nur eine CPI-, sondern auch eine asset-Hausse zu brechen (war so z.B. 1929). Da asset-Haussen (z.B. bei Immobilien) bei einem Bruch aber erhebliche Probleme bereiten (asset-Hebelung via FK, negativer wealth-Effekt) kann eine"Spirale abwärts einwärts" starten, die allgemeine realwirtschaftliche Probleme bringt ("Rezession","Deflation","Baisse","Depression"). Mit entsprechenden politischen Folgen.
>Ich meine mich aber erinnern zu können, hier des öfteren gelesen zu haben, daß dem eben nicht so ist, daß vielmehr der ZB-Zins dem freien Marktzins sogar hinterherläuft.
Das ist grundsätzlich so, z.B. war der Tagesgeldsatz schon vor der letzten EZB-Erhöhung Anfang Oktober deutlich in die Höhe gegangen (vgl. MB 12/06, 28). Auch die Schweiz ist ein entsprechendes Beispiel. Hier die Grafik:
[img][/img]
Immer wenn sich der 3-Monats-Libor (grüne Linie) der oberen Begrenzung des"Zielbands" der SNB näherte (gepunktet), setzte die SNB ihr Zielband (die beiden übereinanderliegenden gepunkteten Linien) nach oben. [Rot: Spezielle Sonderfinanzierung - overneight, dazu 2 Prozentpukte"Strafzahlung", blau: Kassazinssatz 10 Jahre eidg. Anleihen]. Also nicht umgekehrt: Erst ging die gepunktete Grüne hoch, dann die durchgezogene.
Bei Fortsetzung des Trends (hier marktgetrieben) könnte sich in der Schweiz durchaus eine inverse Zinskurze ergeben: Kurz über lang. Die oberen Punkte des Zielbands liegen bei 2,5 %, wo sich etwa auch die 10-Jährigen befinden (z.Zt. 2,58). Vor einem Jahr war die Differenz erheblich größer.
Das Ganze kann natürlich auch diesen Effekt haben: Die Halter langfristiger Titel stoßen diese ab (Kurse runter, Renditen rauf) und switchen in kurze Fristen (Kursrisiko vernachlässigenswert, man muss da nicht lange auf Buchverlusten sitzen). Das würde normalerweise (nur FM und KM betrachtet) wieder zu einer"normalen" Zinskurve führen. Ob es ohne Turbulenzen gelingt, hängt vor allem ab von der Höhe der Differenz zwischen kurzen und langen Sätzen (ausführliche Literatur dazu, soweit erinnerlich bis 1 Prozent relativ unproblematisch, bei 2 Prozent nicht unkritisch, bei 3 oder gar 4 Prozent ziemlich sicher Absturzgefahr).
Gruß!
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