EM-financial
05.04.2007, 11:14 |
Eine Frage an die Statistikexperten Thread gesperrt |
-->Eigentlich dachte ich nie, dass ich mal auf die quantitative Analyse zurückgreifen würde, aber mein Beruf zwingt mich dazu, die Grundprinzipien der modernen Portfoliotheorie zumindest in Ansätzen zu verstehen und zu erklären. Auch wenn ich mich bislang statthaft gegen einen CFA Lehrgang gewehrt habe und in der quantitativen Wertpapieranalyse für mich persönlich keinen Mehrwert sehe...
Trotzdem folgende Frage:
Wie kommt es, dass man bei Rohstoffen und Aktien von"nicht korrelierten" Anlagen spricht??? Rohstoffe und Rohstoffaktien ebenso... Nur was ich seit 2003 sehe ist, dass sowohl Rohstoffe als auch Aktien steigen... Die Korrelation auf Sicht von 1-3 Jahren sollte also doch relativ hoch sein. Auch Gold und DAX... Langfristig stimmt es schon mit der geringen Korrelation, nur das nützt mir relativ wenig, wenn ich auf 3-12 Monate richtig liegen soll...
Wobei ich mir bewusst bin, dass zwischen Agrarrohstoffen, Basismaterialien und Edelmetallen keine besonders grosse Korrelation (auch untereinander) vorhanden ist...
Wie kommen solche Aussagen. Es werden dabei einfach die 70er, 80er und 90er betrachtet und auf so langer Zeitebene gibt es ohnehin keine Korrelation, nicht mal zwischen einzelenn Aktienmärkten (Siehe Japan, USA als Beispiel, die sind nicht korreliert)
Es macht grundsätzlich also für ein diversifiziertes Portfolio keinen Sinn, ob ich Aktien oder Rohstoffe kaufe... Schlussendlich kommt es auf meine individuelle Marktmeinung zu einem gang bestimmten Underlying an.
Danke für jeden Kommentar, ich lerne gerne dazu.
Gruss
EM-F
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DarkStar
05.04.2007, 13:22
@ EM-financial
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Re: Eine Frage an die Statistikexperten |
-->>Wie kommen solche Aussagen. Es werden dabei einfach die 70er, 80er und 90er betrachtet und auf so langer Zeitebene gibt es ohnehin keine Korrelation, nicht mal zwischen einzelenn Aktienmärkten (Siehe Japan, USA als Beispiel, die sind nicht korreliert)
Naja, wenn man Tagesdaten (Closekurse seit 1997) betrachtet, dann bekommt man zwischen S&P500-Future und Dow Jones-Future einen Korrelationskoeffizient (k) von 0.85 --- das ist also ganz ordentlich.
Wenn man den CRB-Index-Future gegen den S&P-Future testet (von 1987 bis gestern), erhält man ein k = -0,02 --- also kein systematischer Gleichlauf. Warum auch?
Und der Sojabohnen-Future (Symbolroot: S) kommt im Zeitraum von 1987 bis gestern auf ein k von -0.345 gegen den SP.
>Es macht grundsätzlich also für ein diversifiziertes Portfolio keinen Sinn, ob ich Aktien oder Rohstoffe kaufe... Schlussendlich kommt es auf meine individuelle Marktmeinung zu einem gang bestimmten Underlying an.
Klar, wenn du immer Low kaufst und am Top verkaufst, brauchst du keine Diversifikation --- macht ja wenig Sinn, da du ohnehin immer optimal ein- und aussteigst. Da das aber bei den allerwenigsten der Fall sein dürfte, macht es plötzlich schon Sinn, niedrig korrelierte bzw. negativ korrelierte Anlagen zur Streuung zu nehmen.
Nehmen wir an, du hast eine Longposition im S&P-Future und eine im CRB-Index-Future: Auf Tagesbasis gibt es nun keinen systematischen Gleichlauf.
Bspw.:
T1: +10 im S&P, -7 im CRB.
T2: -3 im SP, +3 im CRB.
T3: +1, +5 usw.
Tagesschwankungen nun: +3, 0 und +6 --- d.h. ein geringes Risiko (Risiko = Schwankungsintensität) und dennoch ein positiver Gesamtreturn (+9). Hättest du nur eines der beiden Investments wäre jeweils der Gesamtreturn kleiner und vor allem das Risiko (Schwankungsintensität) größer.
>Danke für jeden Kommentar, ich lerne gerne dazu.
>Gruss
>EM-F
Gern. besten Gruß,
DS
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zureich
05.04.2007, 13:50
@ EM-financial
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Re: Eine Frage an die Statistikexperten |
-->Aussage und Ergebnisse hängen hier von der Länge des Untersuchungszeitraumes ab:
Wenn der Untersuchungszeitraum 70er, 80er bis 90er Jahre ist, die Entwicklung erst seit 2003 eine Korrelation von Rohstoffen und Aktien nagelegt, ist der Zusammenhang (bzw. r) insgesamt schwach und kaum signifikant, weil der nicht-Zusammenhang von 70-90er Jahre den Zusammenhang seit 03 relativiert.
Wird der Untersuchungszeitraum auf 03 bis 06 eingeschränkt, dürfte die Korrelation hoch sein.
Ob ein Zusammenhang, bzw. Korrelation besteht, hängt von der Länge des Untersuchungszeitraumes ab. Ist eigentlich ziemlich banal. Weiter sind die Anzahl Fälle (ist jeder Tag ein Fall, oder wird monatlich gemessen) ausschlaggebend, bzw. wirkt sich auf die Signifikanz aus.
Das Statistikprogramm setzt bei der Korrelationsanalyse x und y in Beziehung (vergleichbar mit 2D-Matrix x=Rohstoffe; y=Aktien). Jeder Tag oder Monat (je nach Messmethode) ist ein Punkt auf dieser Martrix. Das ergibt eine Punktewolke, das Programm zeichnet durch diese Wolke eine Linie (je nachdem auch Kurven), sind die (quadrierten) Abweichung zur Linie klein, ist die Signifikanz hoch, bzw. Irrtumswahrscheinlichkeit klein. Ist die Linie weder sekrecht noch waagrecht, besteht ein Zusammenhang. Ist der Winkel zwischen Linie und Achsen 45 Grad, ist der Zusammenhang sehr hoch, bzw. r=1.
Bedingung, dass die Korrelation durchgeführt werden kann, ist Normalverteilung der Daten und ein Haufen wichtiger Nebensächlichkeiten. Ansonsten ist das ganze Unternehmen Voodoo oder Marketing.
Tipp: Unterteile den Untersuchungszeitraum in einzelne Perioden und untersuche für welchen Perioden sich eine Korellation festellen lässt.
Beispielsweise die Entwicklung seit 1970, R=Rohstoffe, A=Aktien, jede Periode ein Monat. Die Analyse der Periode dann mit stündlich erhobenen Daten, damit die Fallzahl genug hoch ist. Dann wirst du möglicherweise feststellen, dass r(RxA) manchmal korreliert, manchmal signifiant ist oder die Vorzeichen ändert. Verschiedene Perioden zeigen verschieden Gesetzmässigkeiten, bzw. verschiedene r's. Die nächste Schritt wäre dann die r's als neue Variable zu benutzen und deren Zusammenhang zu anderen Variablen zu untersuchen, beispielsweise Inflation oder M3. Das kann dann zu Aussagen führen wie,,Monatlich korrelieren R und A positiv bei vorausgehender Inflation".
Einfach:
1. Welche Gesetzmässigkeiten lassen sich festellen (ob R und A korrelieren, wie stark und signifikant, Vorzeichen).
2. Wodurch lassen sich die Gesetzmässigkeiten erklären. Am besten findet sich dazu ein Vorläuferindikator.
Also: zwei Modelle, das erste Modell weist darauf hin, mit welchem weiteren Modell der Zusammenhang erklärt wird.
Im Prinzip lässt sich das Ganze auch mit einer multivariaten Regression regeln, wobei R + A + I (t-1). i:= Vorläuferindikator, bspw. Inflation. Die multivariate Regression ist so als wenn man verschiedene Korrelationen (xy-Matrix) übereinanderlegt. Die Linie verläuft dann nicht mehr wie bei der Korrelation durch eine Fläche - bei drei Variablen wie R + A + I lässt sich das noch durch eine Linie/Krümmung durch den Raum veranschaulichen, darüber hinaus wird es recht schwer sich das konkret vorzustellen. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass die Gesamtaussagekraft des gesamten Modells beurteilt und verglichen werden kann.
klar?
>Eigentlich dachte ich nie, dass ich mal auf die quantitative Analyse zurückgreifen würde, aber mein Beruf zwingt mich dazu, die Grundprinzipien der modernen Portfoliotheorie zumindest in Ansätzen zu verstehen und zu erklären. Auch wenn ich mich bislang statthaft gegen einen CFA Lehrgang gewehrt habe und in der quantitativen Wertpapieranalyse für mich persönlich keinen Mehrwert sehe...
>Trotzdem folgende Frage:
>Wie kommt es, dass man bei Rohstoffen und Aktien von"nicht korrelierten" Anlagen spricht??? Rohstoffe und Rohstoffaktien ebenso... Nur was ich seit 2003 sehe ist, dass sowohl Rohstoffe als auch Aktien steigen... Die Korrelation auf Sicht von 1-3 Jahren sollte also doch relativ hoch sein. Auch Gold und DAX... Langfristig stimmt es schon mit der geringen Korrelation, nur das nützt mir relativ wenig, wenn ich auf 3-12 Monate richtig liegen soll...
>Wobei ich mir bewusst bin, dass zwischen Agrarrohstoffen, Basismaterialien und Edelmetallen keine besonders grosse Korrelation (auch untereinander) vorhanden ist...
>Wie kommen solche Aussagen. Es werden dabei einfach die 70er, 80er und 90er betrachtet und auf so langer Zeitebene gibt es ohnehin keine Korrelation, nicht mal zwischen einzelenn Aktienmärkten (Siehe Japan, USA als Beispiel, die sind nicht korreliert)
>Es macht grundsätzlich also für ein diversifiziertes Portfolio keinen Sinn, ob ich Aktien oder Rohstoffe kaufe... Schlussendlich kommt es auf meine individuelle Marktmeinung zu einem gang bestimmten Underlying an.
>Danke für jeden Kommentar, ich lerne gerne dazu.
>Gruss
>EM-F
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Toby0909
05.04.2007, 16:29
@ EM-financial
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Marketing Gag |
-->>Viele Jahre hieß es bei Rohstoffen, daß sie keine Zinsen bringen, sondern nur Kosten verursachen, aber nicht produktiv sind. Folglich galten Sie als nutzlos in der Vermögensanlage. Obwohl keine - oder nur eine geringe - Korrelation vorlag. Dann sind mal ein paar Roshtoffe gestiegen und dann werden zwei Sachen miteinander verwurschtelt: Der kurfristige Ertrag und die langfristig niedrige Korrelation.
Auf eines kannst du wetten: Sobald die Rohstoffe nicht mehr so stark steigen und eben keinen Ertrag mehr bringen werden auch die ganzen"niedrige Korrelation bei gleicher Rendite-Präsentationen" wieder verschwinden und viele Milliarden Dollar umverteilt worden sein:)
Kannst mich anrufen, dann kann ich dir dazu was mailen.
Toby
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Toby0909
05.04.2007, 16:38
@ EM-financial
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ach ja... |
-->Und dann ist noch die Frage, was du da untersuchst.
Wenn du die Korrelation innerhalb eines Tages oder innerhalb einer Woche auch eine lange Zeit untersuchst, kann es durchaus sein, daß du zwei Anlagen hast, die optisch ähnlich laufen und eine hohe Korrelation zu haben scheinen. Es kann aber sein, daß die Korrelation sogar nahe null oder negativ ist.
Stell dir einfach vor du hast eine Anlage, die steigt immer an dem Tag, an dem eine andere fällt. Ansonsten bewegen sie sich total unabhängig - aber in Summe gleich.....
Analysierst du nun die Korrelation der einzelnen Tage zu einander oder die der Wochen oder die der Bewegungen oder die der Monate und JAhre oder was analysierst du überhaupt - du bekommst evtl. total unterschiedliche - und widersprüchliche - Ergebnisse.
Toby
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DarkStar
06.04.2007, 11:59
@ DarkStar
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Noch was vergessen... |
-->Schau mal hier: http://www.csidata.com/cgi-bin/GetCorrDiffDetailPage.pl?page=Intro
DS
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