Der Einarmige Bandit
10.04.2007, 17:43 |
Gedanken zum Chrysler-Verkauf Thread gesperrt |
-->Hallo forum!
Dass ich eine Affinität zu Autos und Autommobilbauern habe dürfte mittlerweile bekannt sein. Habe über Ostern Zeit gehabt einige Zeitungen und Internetartikel zu lesen besonders was den Chrysler-Verkauf betrifft.
Was mir jetzt erst so richtig bewusst wird bei diesem Deal ist, dass Daimler-Benz im Jahre 1998 - damals noch unter Leitung von Jürgen Schrempp stehend - 38 Milliarden USDollar bezahlte um chrysler zu kaufen. Heute rechnen DaimlerChrysler mit 8-9 Millarden Dollar. Mister Kerkorian will augenblicklich 4,5 Milliarden bieten.
Kann mir jemand erklären wie es innerhalb von knapp 9 Jahren zu solch einer wertvernichtung kommen kann? Ich bin kein Experte was die Ermittlung des"fair value" eines Grossunternehmens betrifft aber von 38 Milliarden US$ im Jahre 1998 auf 8-9 Milliarden US$ 2007 ist doch ein erheblicher Wertverlust. Mann muss auch noch bedenken, dass ein US$ im Jahre 1998 mehr wert sein müsste (wegen Inflation und Zinsen) als einer im Jahre 2007. Ausserdem hat Daimler-Benz seit 1998 ja auch noch einmal ordentlich Geld in die Hand nehmen müssen um die Sanierung von Chrysler umzusetzen. An die Millionen an bezahlten Honorare für externe Berater (McKinsey lässt grüssen!!) möchte ich gar nicht denken.
Ist die effiziente Markthypothese ein Unsinn oder sind die US-Aktienwerte nur Phantasiezahlen oder sind deutsche Konzernherrn unfähig und haben sich über den Tisch ziehen lassen als sie Chrysler kauften?
Wenn ich Daimler-Chrysler Aktionär wäre (was ich glücklicherweise nicht bin), würde ich einen Blutrausch bekommen können.
Welche Schlussfolgerungen und Empfehlungen soll man aus diesem betriebswirtschaftlichen Drama ziehen? (besonders andere dt. Firmen die in den USA zukaufen wollen)
Was denken die anderen Teilnehmer?
Gruss
der einarmige Bandit
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albert
10.04.2007, 23:59
@ Der Einarmige Bandit
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Re: Gedanken zum Chrysler-Verkauf |
-->Grausame Unfähigkeit auf den ersten Blick. Vorallem:
Was ist da schiefgegangen? Was war mit Chrysler bezweckt?
Okay. 1998. Börsenhype. Da bekam man für jede Scheißidee viel Geld von jedem.
An diesen Hype wollte man sich vielleicht dranhängen und kaufte eine amerikanische Autofabrik. (Toyota hat solchen Unfug nicht mitgemacht) Und Schrempp hatte bestimmt Aktienoptionen, die schön im Kurs stiegen. Und solange die Story den Aktienwert stützte, konnte auch niemand billig den Daimler übernehmen.
Eigentlich hätte man sich überlegen müssen, wo man diese positioniert oder? Amerikanische Autos waren billige Bleckkisten mit dickem Motor, unterdurchschnittlicher Qualität und irgendeinem Status-symbol (gut bürgerlich oder dicke Reifen oder hoher Kühler oder auf"Marlboro Man" getrimmt) und relativ lausiger Technik. (vgl. Harley/Image mit 6 Zentnern Eisen dazu) Kein Problem bei 55 Miles Höchstgeschwindigkeit, die Kiste nur schön schaukeln und blubbern mußte und solange es keine Japaner gab.
Deshalb konnte man auch ne Zeitlang die Renten von bis zu 1000 Dollar pro Auto für ehemalige Mitarbeiter zahlen.
Scheinbar ist es Chrysler nicht gelungen, sich neu zu positionieren und - verwechselbar wie sie blieben-wurde es eine Preisschlacht unter den amerikanischen Herstellern um den kleiner werdenen Kuchen, den die Japaner ließen. Vielleicht hätten sie sich entscheiden müssen: entweder auf billig (alle Werke in USA sofort schließen und alles aus China einführen?) oder aus Chrysler einen zweiten Daimler machen und jahrelange Imagekampagnen, um aus Chrysler alt Chrysler neu (der bessere Lexus?) zu machen. Und das in alten Fabriken mit schludrigen US Arbeitnehmern mit großer Gewerksschaftslobby? Wohl kaum möglich.
Also warum haben die eine solche Schrottentscheidung getroffen? Ganz nebenbei: Das Geld, das die bei Hyundai, Mitsubishi und Chrysler verbrannt haben hätte in Daimler Benz investiert den Kunden vermutlich nicht nur locker 5 Jahre Zusatz Garantie für jedes Auto gebracht (und ne Gratis Brasilianerin für Betriebsräte dazu), sondern Daimler Benz vielleicht zur Nummer 1 für Qualität und Fortschritt in der Welt gemacht. So wurde wertvolles Personal in der Welt rumgeschickt (wie schön der Jet Lag für die Techniker) statt in Sindelfingen am Entwicklungsbrett zu stehen.
Was hatte man sich versprochen von dem Kauf?
Nirgendwo eine klare Analyse, was da wirklich vor sich ging. Hallo Jürgen Schrempp. Klären Sie uns bitte auf. Und Hilmar Kopper bitte auch.
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poccolocco
11.04.2007, 00:07
@ albert
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Re: Gedanken zum Chrysler-Verkauf |
-->Hallo
Vielleicht bleibt wenigstens das Vertriebsnetz in US für Daimler erhalten?
So etwas kostet zwar keine 38Mrd., aber ganz gratis ist der Aufbau auch nicht.
poccolocco
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Wikinger
11.04.2007, 10:23
@ poccolocco
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Das selbe Spiel wie bei der Telekom? |
-->Hatten wir das nicht schon einmal? Ein gut dastehendes Unternehmen kauft einen Pleitegeier zu einem überhöhten Preis. Danach wird das ganze Unternehmen noch auf Kosten des"Mutterkonzerns" saniert, Schulden getilgt, Außenstände bezahlt, Renten überwiesen.....
Und dann wird sich überlegt, daß es doch besser ist wieder zu verkaufen.
Und das natürlich für"etwas" weniger? Man kann ja für so einen Pleitegeier nicht auch noch gutes Geld nehmen, nicht?
Etwas ähnliches wurde ja schon mit der Telekom veranstaltet. Siehe Link:
www.buergeranwalt.com/00-downloads/Der%20Welt-Geldbetrug.pdf
Selber sehe ich die Autobauer nur als Mobilitätsbremsen und Gelddruckmaschinen der Besitzer an.
Denn auf wirkliche Alternativen wie Wasserstofftechnologie oder Pflanzenölantrieb setzen diese immer noch nicht.
Der Konsument bleibt also nach wie vor erpressbar. Und das werden sich immer weniger Leute gefallen lassen.
So hat ja Kärcher schon Tanks entwickelt, welche gegen sämtliche Säuren beständig sind. Diese gehen zwar momentan noch verstärkt nach Japan, da deren Diesel anders aufbereitet ist.
Tüftler und Tuner besorgen sich diese neuen Tanks aber schon für ihre Umbauten.
Von daher haben die Eliten die Zeichen der Zeit mal wieder verschlafen.
Aber was erwartet man auch von denen? Die lernen eben nie aus der Geschichte. Dabei müßten sie bloß einmal zum Imperium Romanum rüberschauen:-)
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