etoile
07.05.2007, 17:27 |
Debitismus a la Lisa, oder habe ich etwas falsch verstanden? Thread gesperrt |
-->@LISA
Moin woernie
vermutlich wirst Du die klassische Charttechnik vorerst vergessen mĂĽssen. Ergibt ja alles keinen Sinn...
Ich sehe die Problematik folgendermaĂźen:
Wir erleben keine Preisinflation (zumindest keine besorgniserregende) sondern eine"Debt"-Inflation,
bzw. Debt-Bubble. Die Spirale ist recht einfach konstruiert: Hedge Funds haben im Laufe der letzten Jahre
ihre Investitionshebel auf ca. 250%+ hochgefahren:
Das funktioniert folgendermaĂźen: Die Assets der Funds sind die sog."collaterals", also die"Sicherheiten", auf
Basis derer frisches Geld"geborgt" werden kann. Dieses geborgte Geld wird re-investiert, wodurch der Wert der
Assets des Funds steigt. Mit dem gestiegenen Wert der Assets kann noch mehr frisches Geld von Banken"geborgt"
werden. So entsteht eine umgekehrte Pyramide, die sich theoretisch immer stärker verbreitern kann. Solange die
Kurse steigen, besteht fĂĽr diesen Konstrukt keine Gefahr. Der PferdefuĂź an der Geschichte sind also die
"collaterals". Gekauft wird alles, was steigt: Aktien, Rohstoffe, Devisen, etc. Bis ca. 2000 sind normale
Mutual Funds"in" gewesen. Seit ca. 5-6 Jahren steigt die Popularität der Hedge Funds, die im Gegensatz zu
Mutual Funds auf Kredit investieren dĂĽrfen. Der Name"Hedge Funds" ist eigentlich irrefĂĽhrend. Kaum jemand, der
nicht in Hedge Funds investiert ist, bzw. keinen Kredit aufnimmt, um in Hedge Funds zu investieren. Das Volumen
ist gewaltig, und seit dem auch Carry Trades"in" geworden sind und die Zinsstruktur in vielen Industrienationen
sehr günstig ist, dürfte dieses Schneeballsystem recht gut und ungefährdet weiter funktionieren.
Wir haben es folglich nicht mit einer ĂĽblichen"Geldmengenausweitung" zu tun sondern mit einer"Kreditausweitung".
Geldmenge ist CASH, Kredit ist kein Cash. Die Werte, die auf Pump gekauft sind, gehören den Debitoren nicht, sieinflationieren lediglich die hinterlegten"Sicherheiten". Cash ist simple. Entweder man hat es, oder man hat es nicht.
Kritisch wird es also erst, wenn die Kreditkosten die Performance der"collaterals" ĂĽbersteigt, wenn der Wert der hin-
terlegten Assets abnimmt und die Hedge Funds ihre Annuitäten nicht mehr aus den Gewinnen der inflationierten
"collaterals" decken können. Dann passiert das, was im Housing Market unlängst passiert ist. Eine solche Entwicklung
wird aber in den Charts nicht erkennbar sein, sondern erst, wenn es zu spät ist. Denn involviert sind sie de facto
alle: die Notenbanken, die Kreditbanken, die Hedge Funds, die Versicherungen, Pensionskassen, etc.
Und ich fürchte, der Auslöser wird von der Devisenfront kommen. Vermutlich wird irgendeine asiatische Währung Schwie-
rigkeiten machen....
Aus EW-Sicht ist ein Ende kurzfristig noch nicht in Sicht. Mein Jahreplan läuft sehr zufriedenstellend.
Aber gewisse EW-Charts (Dollar-Index) warnen. We'll see....
Schönen Sonntag
Lisa
__________________
konby
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dottore
07.05.2007, 18:02
@ etoile
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Re: 36: 1 |
-->Hi,
sehr klar gesehen und fein dargestellt - Danke.
In: Hedge Fund Leverage - Worse Than You Think
(Autoren: T. Stein / S. McIntyre) wurde vor kurzem das Gesamt-Leveragen bis runter zum individuellen Investor dargestellt. Ergebnis:
"The leverage ratio of investor capital to assets from top to bottom is an astonishing 36-to-1. This means all you need is a 3% average drop in portfolio earnings and corresponding drop in portfolio value and some select end investors could be wiped out..."
Die ganze (kurze) Story - auch mit der Beachtung der Tatsache, dass diverse HFs sich auch auf die (Netto-)Shortseite lehnen oder lehnen koennen.
Aber der Grundgedanke ist justamente richtig: Uebersteigen die Kosten zusaetzlichen Leveragen die damit erzielten/erzielbaren Ertraege = FINALE!
Dank + Gruss!
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etoile
07.05.2007, 20:22
@ etoile
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Re: Debitismus a la Lisa, @Dottore |
-->>@LISA
>
>Wir haben es folglich nicht mit einer ĂĽblichen"Geldmengenausweitung" zu tun sondern mit einer"Kreditausweitung".
>Geldmenge ist CASH, Kredit ist kein Cash. Die Werte, die auf Pump gekauft sind, gehören den Debitoren nicht, sieinflationieren lediglich die hinterlegten"Sicherheiten". Cash ist simple. Entweder man hat es, oder man hat es nicht.
>Lisa
>_______________
Dieser Teil Ihrer AusfĂĽhrungen, kann doch so nicht bestehen bleiben.Ich meinte, es so verstanden zu haben, dass nur durch Kredit neues Geld enstehen kann, folglich mĂĽĂźte es doch heiĂźen: Kredit=Geld(Cash)
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weissgarnix
07.05.2007, 21:54
@ dottore
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schrieb auch al Erian bereits vor Wochen in der FT... Re: 36: 1 |
-->Hi,
dass die gesamte aktuelle Spirale durch den Leverage der PE-Häuser und Hedge Fonds getrieben wird und darüberhinaus die übrigen Marktteilnehmer noch"weitere Runden antizipieren" hat vor ein paar Wochen auch schon Mohammed al Erian, neben Bill Gross bekanntlich der Gott-sei-bei-uns der institutionellen Bond-Anleger und jetzige Chef des Harvard Endowment Trusts, in der Financial Times geschrieben.
Die allesentscheidende Conclusio muĂźte allerdings auch er offen lassen: wie lange noch?
gruss,
weissgarnix
>Hi,
>sehr klar gesehen und fein dargestellt - Danke.
>In: Hedge Fund Leverage - Worse Than You Think
>(Autoren: T. Stein / S. McIntyre) wurde vor kurzem das Gesamt-Leveragen bis runter zum individuellen Investor dargestellt. Ergebnis:
>"The leverage ratio of investor capital to assets from top to bottom is an astonishing 36-to-1. This means all you need is a 3% average drop in portfolio earnings and corresponding drop in portfolio value and some select end investors could be wiped out..."
>Die ganze (kurze) Story - auch mit der Beachtung der Tatsache, dass diverse HFs sich auch auf die (Netto-)Shortseite lehnen oder lehnen koennen.
>Aber der Grundgedanke ist justamente richtig: Uebersteigen die Kosten zusaetzlichen Leveragen die damit erzielten/erzielbaren Ertraege = FINALE!
>Dank + Gruss!
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Elmarion
08.05.2007, 11:17
@ etoile
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Re: Debitismus a la Lisa, oder habe ich etwas falsch verstanden? |
-->Passend dazu:
<ul> ~ Hier lang</ul>
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dottore
08.05.2007, 15:23
@ etoile
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Re: Zum Geld-Kredit-Zins-usw.-Phänomen - vertrackt... |
-->Hi etoile,
>Dieser Teil Ihrer AusfĂĽhrungen, kann doch so nicht bestehen bleiben.Ich meinte, es so verstanden zu haben, dass nur durch Kredit neues Geld enstehen kann, folglich mĂĽĂźte es doch heiĂźen: Kredit=Geld(Cash)
[Nicht von mir, dafĂĽr das:]
Cash (als Noten) kommt zusätzlich aus der ZB, indem diese entweder etwas zum permanenten Behalt ankauft (früher z.B. Gold, heute z.B. Grundstücke) oder zum vorübergehenden. „Vorübergehend“ bedeutet: Das betreffende Papier hat Laufzeit (Ausnahmen z.B. nach tier-2 der EZB: Aktien, die keine Laufzeit haben). Die ZB kassiert dann den verbrieften Zinssatz (bei Aktien: Dividenden). Den Verkäufern der Titel entstehen keine weiteren Kosten - sie sind ihr Papier los und erhalten eine entsprechende Gutschrift auf einem ZB-Konto. Mit dieser Gutschrift (jederzeit fällig, keine Verzinsung seitens der ZB) können sie nach Belieben verfahren (sie zedieren): Entweder mittels Käufen oder mittels Kreditierungsvorgängen.
Nach Ende der Laufzeit kann die ZB sich Cash andienen lassen, der bei inländischen Titeln genauso wieder spurlos in der ZB verschwindet wie er ursprünglich aus ihr gekommen ist (out of the blue sky). Oder sie geht in neue Titel, die (noch) Laufzeit haben. Der Ankauf von Titeln beim Emittenten direkt ist untersagt (z.B. bei den öffentlichen Händen).
Bei ausländischen Titeln (Devisen) kann die ZB diese spot in heimischen Cash verwandeln und behalten (Verschwindibus wie eben) oder sie in weitere (noch laufende) ausländische Titel verwandeln.
Die ZB kann die (bereits am Markt befindlichen) Titel auch „refinanzieren“, z.B. durch sog. „Repo-Geschäfte“ (= Kauf mit gleichzeitiger Ver- bzw. Rückkaufvereinbarung), dem heute gängigen Standardverfahren. Die Titelhalter (ausschließlich Banken als „Geschäftspartner“) reichen zum Kurswert ein, haben den Sicherheitsabschlag (Staatspapiere: 0,5 - 1 %, usw.) hinzunehmen und müssen die ZB-Steuer (Repo- oder Refi-Satz) bezahlen. Die Zinsen auf die zum Repo eingereichten Papiere bleiben bei ihnen. Mit dem so gewonnenen Cash (Guthaben bei der ZB, der dort als Clearingstelle hin- und hergeschoben wird; Laufzeiten dieser „Refis“ variieren bis zu 6 Monaten) können die Banken ihrerseits kaufen, was sie wollen oder die Summen kreditieren, dies mit entsprechenden Aufschlägen, welche die Kreditnehmer schuldig werden.
Soweit (in Kürze) die monetäre Seite des Kredits. Ansonsten kann jede Summe kreditiert werden (z.B. Lieferantenkredit usw.), wobei erst bei Fälligkeit dieser Summen wiederum Cash (bar oder Gutschrift) zu erscheinen hat. Der Bargeldhalter kann aus seinen Noten keinerlei Zins schlagen, allerdings ist sein Bares deshalb nicht „un-verzinslich“ unterwegs: Es kommt ausschließlich (Monopol!) aus der ZB und bezieht zu deren Gunsten entweder den Titel- oder Repo-Satz (s.o.).
Der Gutschrifthalter (jederzeit fällig) kann seinerseits einen „Tagesgeldsatz“ kassieren, was in der Regel angeboten wird, wobei dieser Satz unter dem ZB-Satz liegt, da die betreffende Bank sich sonst günstiger bei der ZB finanzieren könnte (muss aber auch nicht sein, hängt in der Gesamtkalkulation der Banken davon ab, wie hoch der übliche „Bodensatz“ ist).
Summa: Zusätzlicher Cash (Bar, Gutschrift) setzt grundsätzlich vorangegangenes Kreditieren innerhalb der Wirtschaft voraus, d.h. die Existenz von „marktgängigen“ Wertpapieren, die ihrerseits Kreditsummen und Laufzeiten benennen bzw. einen entsprechenden (Markt-)Kurs haben. Dasselbe gilt für (re-diskontierte) Handelswechsel, die allerdings heute kaum noch eine Rolle spielen.
Ausnahme 1: Der Kauf von „Substanz“ (Metall, Aktien u.ä.) durch die ZB. Ausnahme 2: Scheidemünzen, bei denen die Differenz zwischen Nominal und Herstellungskosten tatsächliches „Nettogeld“ darstellt.
Das Vertrackte am Geld- und/oder Kreditproblem: Einerseits muss „Geld“ erst existieren, bevor kreditiert werden kann (der Kredit muss auf etwas „lauten“). Andererseits kommt Geld (heute und zusätzlich) nur heraus, nachdem kreditiert wurde. Dieses Dilemma ist nicht theoretisch zu lösen - es sei denn, „man“ nimmt einen Ex-Ante-Geldbestand an, wobei sich das ex ante nicht bis zum Urknall zurückverfolgen lässt.
Historischer Lösungsversuch (wie hier schon ausführlich diskutiert): Am „Anfang“ stehen weder Geld noch Kredit, sondern eine Schuld „ex nihilo“ (Abgaben, Tribute, Steuern) der Bevölkerung(en) einem Herrscher/Herrscherclan mit Waffenmonopol gegenüber.
Um diese Schuld termingerecht zu leisten und damit empfindliche Sanktionen zu vermeiden, leihen sich (sonst säumige) Schuldner das Abgabengut (erst Gerste, dann standardisiertes Silber in Parität zum Getreide, vgl. ausführlich Mesopotamien, von wo aus eine direkte Linie zum heutigen weltweiten Zustand führt). Das Schulddokument selbst enthält wiederum Termin und kann vor diesem vom Gläubiger gegen Diskont (Abschlag) seinerseits wieder zu „Geld“ (Abgabengut) gemacht werden (Gläubiger-Zession).
Der Diskont, von „unten“ gerechnet, wird zum „Zins“ nach heutigem Verständnis. Also z. B. Schuld = 100, Diskont = 25 (z.B. 3 Monate vor Fälligkeit). Ergibt (ex 75, von dort aus gerechnet) einen „Zinssatz“ von 33,3 Prozent (25/75).
Ich wüsste nicht, wie man dem Geld/Kredit/Zins-usw.-Phänomen sonst auf die Schliche kommen könnte.
GruĂź!
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etoile
09.05.2007, 21:37
@ dottore
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- vertrackt..., @Dottore, herzlichen Dank |
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