-->Einleitung:
Ich würde mich nicht als"G8-Gipfel-Gegner" bezeichnen.
Die Globalisierung die seit Jahrzehnten statt findet hat positive, neutrale und nagative Auswirkungen. Doch wenn SIE von Globalisierung reden, so versteckt sich hinter all ihren schönen Worten nichts anderes, als die Medastasenverbreitung eines tödlichen Krebsgeschwürs auf der ganzen Erde.
G. Bush & Co machen eine Politik welche für unser aller Zukunft sehr gefährlich ist. Unsere Bundskanzlerin ist auf Schmusekurs mit diesem Kriegsverbrecher und den Sturm möchte ich nicht ernten, den Deutschland heute sät, in dem unsere Regierung sich immer mehr für Kriegsverbrechen einspannen läßt.
Deshalb bin ich da hoch gefahren, um allein mit meiner Präsenz vor Ort meine kritische Haltung gegenüber einer Globalisierung hauptsächlich im Interesse der Großkonzerne zu demonstrieren und ein alternatives Lebensgefühl mit anderen zusammen im Kleinen zu leben.
Ob es sinnvoll ist, daß sich die Regierungvertreter in diesem Rahmen treffen, darüber kann man sich streiten. Aber das sich solche Streithähne wie Bush und Putin an einen Tisch setzen, dagegen habe ich natürlich überhaupt nichts ein zuwenden.
Auch wenn meine Präsenz vor Ort im politischer Hinsicht rein garnichts gebracht haben sollte, so ist es doch so, daß ich noch nie innerhalb von knap zwei Tagen so viele Menschen kennen gelernt habe die so richtig gut drauf waren und mit denen es regelrecht ein Hochgenuß war sich zu unterhalten (zusammen Musik zu machen, zu tanzen,...)
-> So gesehen sollten die ruhig öfters solche G-8-Gipfel veranstalten!
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Bin am Donnerstag den 7. Juni 07 in Rostock mit dem Zug angekommen (hatte mich spontan entschieden ein Teil der Strecke von Berlin aus zu trempen).
Ich hatte vorher die Meldungen von schweren Ausschreitungen gerade am vorrangegangenen Wochenende in Rostock gelesen und war nicht sehr zuversichtlich da sonderlich viele Leute zu treffen die auf meiner Wellenlänge liegen.
Es war völlig anders als ich dachte!:
Ich kam an und hatte erste mal überhaupt keinen Plan was wo los ist. Es waren Massen von Menschen im und um den Bahnhof und alle die ich zuerst fragte meinten sie wollen zum Anti-G8-Konzert. Zum größten Teil machten für mich die Leute den Eindruck politisch recht uninteressiert zu sein und das es ihnen hauptsächlich darum geht in ein Konzert ihrer Stars für einen sehr niedrigen Eintritspreis zu gehen (?: Grönemeyer, Fanta4, Silbermond,...). Also ich finde das super das die das Konzert gemacht haben und selbst tausende politisch weniger interessierte dazu gebracht hatten nach Rostock zu fahren, doch im ersten Moment dachte ich mir nur:
"Hä, wo bist du hier den hingeraten? Ich kann jeden Tag in eine Konzert gehen, das ist nicht der Grund warum ich in Rostock bin."
Dann habe ich endliche eine Pankerin und jemand der wie ein ganz normaler Tourist aussah getroffen die auch eher an ganz konkreten politischen Aktionen interessiert waren und die mir die wichtigsten Orte und Termine für Veranstaltungen usw. sagen konnten.
Es hat sich schnell heraus gestellt, daß sich das Zentrum der Proteste in die Gegend um Heiligen Damm verlagert hatte, also änderte ich meinen Plan und fuhr mit den Zug
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... doch nach Bad Doberan (was zwischen Heiligendamm und Rostock liegt).
[Ich muß zu meinem Bericht noch sagen, daß eine einzelne Person wirklich nur einenen winzigen Bruchteil mitbekommen kann was da oben wirklich los ist, weil alles auf ziemlich weitem Raum verteilt ist und an einem konkreten Ort die Stimmung sich sehr schnell ändern kann.]
Ich kaufte im Zug mit 4 anderen zusammen ein Ticket. Sie verstanden sich als links, basisdemokratisch, feministisch,... aber ich hatte nicht den Eindruck das sie das sonderlich ernst nahmen, sie waren auf jeden Fall ziemlich lustig.
Anders als auf dem Bahnhof, hatte ich endlich das Gefühl am richtigen Ort zu sein, weil der ganze Zug voll war mit Leuten die an Protestaktionen interessiert waren. Was mir besonders gut gefallen hat war, daß das ein sehr, sehr bunter Haufen war, von so viel Strömungen und Richtungen das man das garnicht alles aufzählen kann.
Hatte mittler Weile eine Reihe von Leuten kennen gelernt und fand das ziemlich schade, daß anscheinend so gut wie niemand da zu sein schien der wie ich spirituell interessiert ist."Mal wieder ein bitter böses Armutszeugnis für die jenigen die den Worten nach am ehesten meiner Richtung zu zuordnen sind!!!", dachte ich mir so.
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... weil mir bisher noch keiner begegnet war der im entfernntesten den Eindruck eines gewaltbereiten Chaoten gamacht hat, verwickelte ich die vor und hinter mir sitzenden in ein Gespräch um Werbung für unser Demo-Projekt zu machen und so verteilte ich ein paar Plakate. Sie waren offen für das was ich zu sagen hatte, waren aber wiederum auch nicht restlos begeistert von der Projekt-Idee.
Ich wunderte mich schon die ganze Zeit warum mich eine Reihe von den im linken Teil des Zugabteils sitzenden, bei dem was ich sagte, so anlächelten ohne das wir bisher miteinander gesprochen hatten. Dann stellte sich heraus, daß sich alle im linken Teil als Christen, andere wieder Esoteriker oder als Hinduisten,... verstanden, zwei Frauen als weiße Engel verkleidet waren usw. und teilweise kleineren Gruppen angehörten die sich selbst erst im Zug kennen gelernt hatten.
Wir liefen dann zum Ortskern von Bad Doberan. Da war auf einer Wiese unter Bäumen eine Zentrale einrichtet, wo alle aktuellen Meldungen gesammelt und weitergeleitet wurden. Ich besorgte mir eine Karte der ganzen Umgebung um Heiligendamm und ließ mir mit einem Stift die Schwerpunkte einkreisen.
Rund um den Zaun gab es einen"Erweiterte Maßnahmenraum" bzw. Demoverbotszone" von schätzungsweise mal mehr oder weniger als 3 oder 4 km. Eigentlich wurden da Leute die nach Protest aus sahen und schon gar keine größeren Gruppen rein gelassen. Aber in den vorran gegangenen Tagen, vor allem am Mittwoch strömten da von allen Ecken so viele Leute hin, daß die Polizei keine Chance hatte die Demo-Verbots-zone zu halten. Zum mal hatten sich die G-8-Kritiker (wie mir berichtet wurde) super organisiert und ziemlich klevere Strategien angewand um die Polizei aus zutrichsen.
Mit Sitzblockaden besetzten sie alle Zufahrtsstraßen zum Hotel und weil es so viele waren, wäre es der Polizei höchstens mit einem sehr brutalen Großeinsatz gelungen die völlig friedlichen und gut gelaunten Protestler zu vertreiben (1.: Gate Wohld, 2. Börgerende,...).
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... Wir machten erst einmal eine Versammlung, wo jeder seine Meinung sagte und entschieden uns dann gemeinsam in die Nähe von Hinter Bollhagen zu gehen (westlich vom Zaun gelegen), weil dort erst 500 G-8-Kritiker versuchten eine Sitzblokade aufrecht zu halten, während es bei den anderen Zufahrtsstraßen bereits meist mehr als 5000 waren.
[Ich denke über passiven Widerstand so:
Z.B. Sitzblokaden sind laut Bundesversfassungsgericht keine Straftaten sondern es handelt sich um eine Ordnungswidrigkeit, vergleichbar mit Falschparken. Jeder sollte sich möglichst schon an die Straßenverkehrsordnung halten, sonst gibt es Chaos, aber manchmal ist eine Ordnungswidrigkeit das kleinere Übel.
Diesen Staat interessiert nicht (mal von wertlosen Versprechungen auf welche nie Taten folgen abgesehen) wie es mich ankotzt daß rund 200 amerikanische Atomwaffen in Deutschland lagern, fröhlich an Genen rum gepfuscht wird, wie krass ungerecht der Reichtum auf der Welt verteilt ist,............ und mich interessiert es eben manchmal nicht wenn ich auf der Straße sitze und Polizisten der Meinung sind, daß ich dies besser bleiben lassen sollte.] *²
Ich wollte erst mal die Lage vor Ort checken und dann entscheiden ob ich mich an der Aktion beteilige.
Auf dem Weg dort hin reihten sich immer mehr in den Zug ein.
Rund einen halben km. vor dem Zaun waren so viele Polizisten das kein weiterkommen möglich war, also suchten wir einen Weg durch den Wald.
Dann standen wir auf einem Feld, sah durch dieses zig hunderte andere sehr gut gelaunte Leute ziehen und auf einmal wurde es sehr laut.
Sehr tief fliegend waren über uns auf einmal rund 8 große Hubschrauber.
Diese landeten am Rande des Feldes und hektisch sprangen aus diesen Polizeitrups raus... Zugegeben, das war ziemlich beeindruckend, doch dann stellte sich heraus, daß sie uns nur einschüchtern wollten.
Etwa 30-40 Meter vor dem Zaun, also bereits innerhalb der 200-m-Zone, war dann an dieser Stelle wirklich kein Weiterkommen mehr möglich.
Wir ließen uns von den hunderten in Reih und Glied stehenden Polizisten mit Schlagstöcken, rund 10 Wasserwerfern, Panzerwagen,... nicht weiter stören und mehrere tausende Leute feirten eine ausgelassene Party.
Unter anderem ich spielte Gitarre, es wurde gesungen, getrommelt, getanzt, diskutiert, gechillt...
Irgend wann nahm ich meine Gitarre setzte mich ein Meter vor den Polizisten auf den Boden und sang ein Lied welches ich für solche Anlässe geschrieben hatte:
"Hallo ihr lieben Polizisten,
Wir sind keine Sternewerfer, Kriminelle oder Terroristen,
Wir sind Ritter mit rosa-rotem Visier -
Menschen auf einem Planeten so wie ihr..."
An der Stelle des Liedes als ich sang:"... wir hätten doch nur gern das es uns alle auch noch Morgen gibt und wir haben selbst unsere Feinde lieb..."
brachte einer hinter mir zurückhaltend zum Ausdruck das er keine Polizisten lieb hat, aber als ich fertig war jubelten hindert mir die ganzen Leute, es klatschten zwar nur ganz sachte 2 Polizisten, aber ich sah in den meisten ihrer Augen, daß die Botschaft angekommen war.
So nach 2-3 Stunden war die Party vorbei. Es hatten sich immer mehr gewaltbereite Chaoten unter uns gemengt, (ein Prozentual sehr geringer Teil). In dieser Frage sind sich nicht alle die vor Ort waren einig, aber aus meiner Perspektive sah es so aus:
Mal abgesehen von der Machtdemonstration am Anfang hatten sich, wenn man bedenkt das wir teilweise innerhalb der 200-m-Zone waren, die Polizeieinheiten recht zurückhaltend verhalten. Auf einmal flogen aus den Massen Flaschen und Stöcke auf die Uniformierten und an anderer Stelle versuchten einige einen Durchbruch. Die Folge waren Festnahmen und das die Wasserwerfer in Stellung gebracht wurden. Danach schaukelte sich die Gewalt immer mehr von beiden Seiten auf, immer mehr Chaoten strömten vor und Leute wie ich verließen (allerdings ohne jede Hast) den Platz.
Ich hatte dann auch keine Lust mehr auf eine Sitzblockade, weil ich über das Verhalten der militanten G-8-Gegner regelrecht entsetz war, die gute Stimmung war nachhaltig zerstört.
Ich unterhielt mich auf dem Rückweg noch mit ein paar Polizisten und sagte ihnen deutlich das ich das Verhalten der Leute aus dem schwarzen Block nur auf das schärfste verurteilen kann und auch die gemäßigteren G-8-Gegner nicht verstehe, welche einem völlig undiffernzierten schwarz-weiß denken verfallen sind, rumpöbeln so bald sie einen Polizisten sehen und sich nicht entschieden von den Steinewerfern distanzieren. Den meisten Reaktionen entnahm ich, daß viele Polizisten klar zwischen den Schwachköpfen die alles kaputt machen und dem aller größten Teil der friedlichen Globalisierungs-Kritiker unterscheiden können.
Auf dem Weg zum Camp Reddelich saß auf einer Steinmauer eine junge Frau aus Berlin, welche auf ihre Freunde wartete und welche sich bewußt nicht in die Demo-Verbotszone begeben hatte.
Sie war bereits am Wochenende zu vor in Rostock bei der Demo gewesen und hatte das selbe wie ich zu vor in grün erlebt.
Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und sangen dann noch mit ein paar anderen die sich dazu gesellten auf der Steinmauer spirituelle Songs bis es dunkel wurde.
... ich blieb dann im Camp bis Mittag des nächsten Tages und am Nachmittag war ich noch in Rostock (aber belassen wir es so weit mit dem Bericht).
Sven Mansfeld
http://tyana.de/
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-->Hi Zandow
>naja, einerseits gegen so alles mögliche demonstrieren,"ein Zeichen setzen" und protestieren, aber andererseits den Bauern die Ernte zertrampeln.
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Kleine Korrektur deiner Aussage, um bei der Wahrheit zu bleiben:
"Naja, einerseits gegen so alles mögliche demonstrieren,"ein Zeichen setzen" und protestieren, aber andererseits dem Bauern oder der Genossenschaft dem das Feld gehört mit Hunderten anderen rund 0,01 % der Ernte zertrampeln."
Wenn ich der Bauer wäre, würde ich sagen:"So `ne Sauerei, müssen die unbedingt neben meinen Acker so einen blöden Zaun bauen, ich will von diesem Verbrecherstaat Schadensersatz!"
Du wirst lachen, aber ich hab an"den Bauern gedacht" und nicht den kleinen Trampelfad verlassen den die Leute vor mir hinterlassen haben. Wenn die mit ihrer Klo-ballisierung so weiter machen, werden hier über kurz oder lang ganz andere Lüftchen wehen, die ganze Felder völlig platt machen und die Bauern können auf ihrern Feldern Kakteen züchten.
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>2000 Rinder von getrennten Weiden sind auch durchgegangen und haben just die Chance genutzt, dem Bauern seine Zucht zu versauen.
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Hoffentlich stellt das der Bauer denen auch in Rechnung.
(Wenn es sich dabei nicht auch um eines der zahllosen Falschmeldungen der Presse handelt.)
Für die in der Regel unter unzumutbaren Bedingungen gehaltene Tiere, freue ich mich natürlich das sie mal so richtig die Sau raus lassen konnten.
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>Die protestierenden Stadtkinder sollten mal zwei Jahre nur von dem leben müssen, was sie sich selbst angebaut haben. Dann lernen sie vielleicht mal a bissl Achtung vor'm Weizenacker und der Arbeit und dem Eigentum anderer Leute.
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Was mich anbelangt, so habe ich etwas mehr als 2 Jahre von 2003 bis 05 in einer Selbstversorger Ã-ko-Kommune in Thüringen gelebt und hatte auch schon vorher immer Achtung vor'm Weizenacker und der Arbeit und dem Eigentum anderer Leute.
Wir hatten abgesehen von ein paar privaten Solaranlagen kein Strom, Wasser aus dem Brunnen, Technik zum aller größten Teil wie vor hundert Jahren. Unter anderen haben wir auch verschiedene Getreide hergestellt: umpflügen des Ackers mit Pferden, Aussaat per Hand, sensen, ausdreschen, die Körner durch die Windpfege gedreht, Körner die da nicht rein gehöhren rausgelesen... Wenn man die Arbeitsstunden ausgerechnet hätte, wäre man pro Brot locker auf 20 € gekommen.
Wenn die damals den Zaun neben unseren Acker gebaut hätte und Protstler hätten selbst alles niedergetrampelt, so hätte ich mich bei ihnen nicht beschwert. Ganz im Gegenteil!
Ich habe mich mit einer Reihe von Anwohnern rund um Heiligendamm unterhalten, alle außer einer hatten gesagt, daß es der ganze Trubel usw. nach mehr als 14 Tagen etwas nervt, aber sie dies gerne ertragen weil es für eine gute Sache ist die unterstützenswert ist.
Es blieb nicht nur bei Geduld und guten Worten, sondern z.B. die Leute welche ganz frielich die Blockade vor Börgerende-Rethwisch hielten wurden von Anwohnern reichlich mit Essen, Wasser, Decken,... versorgt. Zur Strafe hat denen die Polizei für eine Zeit das Wasser abgedreht."Tja, auch daran waren die bösen G-8-Kritiker schuld und nicht dieses gottlose, babylonische Schweinesystem in dem wir leben, das sein Verfallsdatum längst überschritten hat", würde so ein Logiker wie du sicher sagen.
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>Wer mit 18 kein Revolutionär ist, hat kein Herz.
>Wer mit 30 noch Revolutionär ist, hat keinen Verstand.
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Du wirst mich sicher für einen herzlosen Menschen halten, aber ich war weder mit 18 ein Revolutionär, bin es heute mit 32 nicht und werde es wohl nie werden.
Ich kann vom Inhalt und den Mitteln mit den alten 68-er, mit allen Marx-Murx,"Freiheitm, Gleichheit, Brüderlichkeit" und auch allem religiösen Fundamentalismus rein gar nichts anfangen.
Sven
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