Taktiker
28.06.2007, 14:16 |
In welcher Parallelwelt leben solche Spiegelschreiber? Thread gesperrt |
-->Eröffner:"Saturn findet Geiz nicht mehr geil: Der Elektromarkt verabschiedet sich von seinem berühmten Werbeslogan. Damit folgt das Unternehmen einem Trend - im Wirtschaftsaufschwung wünschen sich die Kunden wieder mehr Qualität."
Dass ich nicht lache! Weiter unten führt der Autor ja selbst an, dass private Haushalte rekordverschuldet und rekordinsolvent sind, dass die Einkommenschere sich weiter spreizt. Von dieser"brummenden Konjunktur" kommt doch bei der Masse der Stadt- und Land-Bevölkerung nichts an! Oder wo waren wir gerade, als sich die Regierung mit Mindestlöhnen beschäftigte? Das Problem ist doch aktuell, dass Arbeitende immer häufiger mit 3-5 €/Stunde abgespeist werden. Bei exorbitant steigenden Kosten für Energie, Wasser, Strom. Das will ich mal sehen, dass da genug übrig bleibt, um sich"eher am Service" zu orientieren... HA HA HA!
Dass bei Elektro- und Computerartikeln sehr genau auf Verarbeitung und Features geachtet werden muß und das absolut billigste Gerät oft rausgeschmissenes Geld ist, ist nichts neues. Aber mehr als zuvor wird um jeden Cent gefeilscht, wenn es um diese Güter geht. Kenne ich von mir: als Technik-Nerd bin ich (viel zu) oft auf Einkaufstour, aber lieber fahnde ich noch ne Stunde länger, um noch 5 oder 10€ bei Preis+Versand zu sparen. Es ist wie Sport und die Preisunterschiede sind derart hoch, dass man immer Verdacht schöpft, es geht noch günstiger. Und warum Geld verschenken? Mir doch egal, ob mir ein Laden aus Hong Kong oder aus Buxtehude meine Festplatte schickt. Das Zeugs ist heute idR so fehlerresistent wie Waschmaschinen oder Kühlschränke, da ist Garantie/Umtausch/Service oft kein Merkmal mehr, sofern es um Stücke mit Preisen bis 100-150€ geht: Falls sowas abrauscht, ist es eben Müll. Und im Falle des Falles ist der deutsche Händler vor Ort heute oft so störrisch, dass man da auch keinen Vorteil hat.
Dass die Geizkampagne den Margenjägern auf den Sack geht, wissen wir ja seit Jahren aus entsprechenden Kampagnen. Ist halt blöd, so ein reinrassiger Käufermarkt."Gier ist geil" und"Geiz ist geil" stehen sich halt unversöhnlich gegenüber.
Zum deutschen Konsumwunder: War heute gegen meinen Usus um 5:00 Uhr aufgestanden, weil um 6:00 ein neuer Saturn in der West-Berliner City eröffnete, mit absolut"geilen" Angeboten. Da mußte mein Nachtschlaf mal den kürzeren ziehen: Ziemlich voller Laden um 6:00 Uhr, absoluter Run auf XBoxen (250€ für die Premium + 2 Spiele + Extra-Wireless-Controller, üblich: 399€ + 120€ + 50€ = mehr als das Doppelte!)... Gruppen von 5 Pickelgesichtern, idR türkisch, jeder mit 4 Xboxen... das nenne ich mal richtig Multiplayer! Kurze Zeit später auf ebay... Genauso mit Toshiba-32''-LCDs (479 Takken für den sehr aktuellen und wertigen 32C3001!) - 3 bis 4 Geräte pro Käufer - In Neukölln sind jetzt alle Zimmer der 130 qm-Altbaukiezwohnungen (420€ warm/Monat) flatscreen-entertained: Der sagenhafte Wohlstand frißt sich rasend in die Unterschicht hinein *G*
...aber nein... Geiz ist nicht geil, lieber Spiegel.
<ul> ~ Artikel: Geiz war geil</ul>
|
Gabriela
28.06.2007, 15:36
@ Taktiker
|
Sehr genau beobachtet |
-->Der Kleinhändler um die Ecke ist nicht mehr der Servicebolzen. Manchmal bekommt man kein Rückgaberecht, im Onlinehandel immer. Das braucht man. Selbst wenn man sich tagelang durch Testzeitschriften quälte, weiß man nicht, ob das Gerät taugt. So schickte ich an Neckermann die hoch gelobte Fuji-Kamera für über 200 Euro zurück, weil sie generell zu unscharfe Fotos produzierte. Mein Glück fand ich in der zur Hälfte billigeren Olympus FE-120; günstige Zweikamera für Immer-dabei. Diese Auslaufmodell führt kein Geschäft um die Ecke, da ein Laden lange nicht die Angebotsbreite eines Internets besitzt. Damals kostete die Kamera bei Amazon über 50 Euro mehr als bei einem seriös erscheinenden Online-Kleinanbieter mit einigen Geschäften in Deutschland.
Ich wunderte mich, dass Klein-Buchhändler aus meiner Wohngegend manchmal kein Buch bestellen können. Bei Amazon könnte ich es kaufen, der Großhändler vom Buchladen führt es nicht.
Ich bin kein Tiefstzugreifer. Ebay meide ich, da Risiken hier zu hoch.
Ich suche mir Onlineshops, wo ich vermuten darf, dass sie meine Garantiekarte überleben.
Gruß, Gabriela
|
Milly
28.06.2007, 18:05
@ Gabriela
|
Re: Sehr genau beobachtet |
-->>Ich wunderte mich, dass Klein-Buchhändler aus meiner Wohngegend manchmal kein Buch bestellen können. Bei Amazon könnte ich es kaufen, der Großhändler vom Buchladen führt es nicht.
Hallo Gabriela,
es gibt zwei Buchgrossisten, Libri und KNV (früher KNO).
Für ein Listing eines Buches in Amazon ist es Voraussetzung, daß das Buch bei (mindestens) einem der beiden Grossisten verfügbar ist (die angehängten"Amazon-Marketplaces" sind etwas anderes!)
Folglich - Buchhändler und Amazon greifen im Grunde auf denselben Gesamtbestand an Büchern (nämlich den Lagern von Libri/KNV) zurück.
Grundsätzlich bestellen Buchhändler auch direkt bei den Verlagen; die Verlage sind auch verpflichtet, alle Buchhändler mit Rabatt zu beliefern. Allerdings blocken viele Buchhändler solche Bestellungen ab (wenn etwas nicht beim Grossisten verfügbar an dessen Lager ist) - dann können sie schon, aber wollen halt nicht. Sammelbestellungen an die Grossisten sind abwicklungstechnisch (Versandkosten, Rechnung, Verbuchung) halt praktischer.
Aber immer am besten: Direkt beim Verlag bestellen! (wenn es nicht gerade ein Verlagsmulti ist - aber deren Einheitsware mit Einheitsmeinung sollte man eh meiden ). Die kleinen und mittleren Verlage freuen sich grundsätzlich über Direktbestellungen, weil es den (dicken) Rabatt spart, den sie sonst an Zwischenhändler geben müssen, sie sind mithin meist kulant bei den Versandkosten, und am schnellsten geht's auch, weil beim Hersteller immer alles am Lager ist.
|