-->Hallo, dies habe ich gerade bei www.wallstreet-online.de gefunden. Sehr erhellend.
Das Futures-Spiel
Ich habe in den vergangenen Tagen zahlreiche Zuschriften erhalten, die sich allesamt auf die seltsam anmutenden Kursbewegungen des Dax bezogen. Während der Dax bis ca. März ein absoluter Dackel der US-Börsen war und brav - mit einem Hebel von ca. 1,5 bis 2, jede kleine Bewegung der US-Börsen mitmachte, änderte sich das Bild mit der scharfen Korrektur Ende Februar/Anfang März. Mittwoch, Donnerstag, Freitag... regelmäßig erschien der Dax in den letzten Tagen auf einmal „unfallbar“. Die anderen Börsen fallen, der Dax bleibt wo er ist - oder steigt sogar.
Mehrere Leser schreiben, der Dax wird manipuliert, manch einer vermutet finsterste Machenschaften. Ich habe das Wort „Manipulation“ auch einmal verwendet, aber es trifft die Sache nicht ganz. Zumindest nicht, wenn man unter Manipulation etwas verbotenes verstehen würde. Was da vor sich geht, ist völlig legal. Dass wir normale Investoren dabei machtlos zusehen müssen, ist etwas anderes... aber verboten ist das Ganze keineswegs. Ich will versuchen, Ihnen das, was da vorgeht, so gut ich es kann zu erklären, da viele von Ihnen das zu Recht sehr beschäftigt.
Erst einmal beantworten wir die anderen „W“-Fragen, bevor wir an das „wie“ herangehen.
Warum der Dax?
Aus zwei Gründen: Der Dax hat auch jetzt noch das höchste Aufwärts-Momentum seit Jahresbeginn, verglichen mit den anderen etablierten Börsen. Das lockt so genannte „Momentum-Player“ an. Das sind Investoren, vor allem Hedge-Funds, aber durchaus eventuell auch Banken im Eigenhandel und normale Fonds, die von ihrer Strategie her die Börse mit dem höchsten Momentum nach oben übergewichten und die mit dem schwächsten Momentum untergewichten - oder dort sogar Short gehen.
Ein Beispiel: Man geht im Dax Future Long und im S&P-Future in den USA Short. Hintergrund: Geht es rauf, wird der Markt mit dem bisher höchsten Momentum wahrscheinlich am stärksten steigen, der mit dem schwächsten Momentum am wenigsten. Die Gewinne in der Long-Position im Dax werden also vermutlich höher sein als die Verluste aus der Short-Position im S&P. Fallen die Börsen, werden die Gewinne aus der Short-Position im S&P höher sein als die Verluste aus der Long-Position im Dax. Das haut keineswegs immer hin, keine Frage. Aber es gibt große Adressen, die strikt nach dieser Theorie arbeiten.
Der zweite Grund ist: Der Dax ist ein relativ kleiner Markt, verglichen mit den USA. Hier kann man mit weitaus weniger Kapitalaufwand die Kurse dominieren. Vor allem im nachbörslichen Handel, wo die Umsätze im Dax Future meist so schön gering sind, dass schon mittelgroße Hedge Funds hier agieren können wie sie wollen.
Warum überhaupt?
Ganz einfach: Entweder, um andere Positionen abzusichern, das können durchaus Positionen in anderen Börsen sein. Oder einfach, um daraus Geld zu scheffeln. Es geht durchaus nicht darum, die Kurse auf ein bestimmtes Niveau hin zu manipulieren. Davon hat eigentlich keiner was. Vor allem, wenn die Börsen rundherum in die andere Richtung laufen. Und wie am Freitagmorgen gesehen: Derjenige, der am Donnerstagabend den Dax über den Future über 7.430 gehalten hatte, lag am nächsten Morgen gleich 100 Punkte hinten. Das funktioniert nicht auf Dauer... nein, es geht hier um Gewinne durch Marktdominanz!
Wer?
Das kann man kaum herausfinden. Da bekannt ist, dass der Dax ein einigermaßen leichtes Opfer für größere Adressen ist, dürften das mehrere Akteure sein. Wahrscheinlich Hedge-Funds, das muss aber nicht zwingend sein. Da man zwar die Orderbücher des Dax Future sehen kann, selbstredend aber nicht dahinter steht, wer was kauft oder verkauft, kann man das nicht beantworten. Aber: Es ist eigentlich auch nicht wichtig.
Wie?
Das ist des Pudels Kern! Wie! Nun, Haupt-Zutat zu diesem Gericht ist Geld. Und zwar reichlich, nach Hausfrauenart. Diejenigen, die dort schalten und walten, dürfen nicht Gefahr laufen, dass ihnen das Geld ausgeht. Es müssen nach Möglichkeit unbegrenzt viele Futures-Kontrakte eingegangen werden können um sicher zu stellen, dass diese Aktionen nicht zum Debakel werden. Und das Spielchen läuft so:
Sie setzen sich einfach mal mit z.B. je 4x 100 Dax-Futures (mit einer „Großhandels“-Margin um 4 Millionen Euro) auf die Kaufseite, sagen wir bei 7.369, 7.369,5, 7.370 und 7.370,5. Wenn die Kurse des Dax Future unter dieses Level fallen sollen, müssen die erst an Ihnen vorbei.
Solange also nicht 400 Kontrakte (an Sie, der Sie auf der Kaufseite stehen) verkauft werden, wird der Dax Future nicht unter 7.369 fallen. Wenn sie das auch weiterhin verhindern wollen, na, dann füllen Sie dieses Kissen von 4x100 Futures auf der Kaufseite einfach auf wenn es so aussieht, als würde genug Druck herrschen, dass ihre Barriere durchbrochen werden könnte. Werden 50 bei 7.370,5 an Sie verkauft, packen sie einfach wieder 50 neue als Kaufgesuch dazu. Damit ist der Dax Future nach unten dicht... sie brauchen nur genug Geld.
In extremen Situationen können das auch gerne mal tief zweistellige Millionenbeträge sein, die man da einsetzt... das sind also keine kleinen windigen Typen, die so vorgehen, sondern große Adressen.
Die kleinen Fische spielen mit
Wenn ein solcher Sperrriegel auftaucht, lockt das die kleinen Spieler im Future an. Die, welche mal 5, 10 oder höchstens 20 Kontrakte handeln. Die versuchen, quasi als Parasiten, von Ihnen als großem Fisch zu profitieren. Das tun sie, indem sie sich z.B. mit 10 Kontrakten auf der Kaufseite (Geld) einen halben Punkt über ihr „Kissen“ setzen, also bei 7.371.
Jeder, der verkaufen, also aus einer Long-Position aussteigen oder Short gehen will, muss dann zuerst den kleinen Fisch bei 7.371 bedienen. Der hat jetzt seine 10 Futures-Kontrakte gekauft und direkt unter ihm ein „Kissen von 400 Futures Geld auf engem Raum. Steigen die Kurse, verkauft er irgendwo mit kleinem Gewinn und stellt sich wieder vor den großen Fisch, um das Spiel erneut zu spielen. Kommt Druck auf, kann er blitzschnell in die 4x100 Future Geld des großen Fisches hinein verkaufen und riskiert so nur einen minimalen Verlust. Denn der große Fisch wird nicht zulassen, dass der Riegel bricht, bevor er das will.
Wo liegt nun der Sinn hinter diesem Spiel? Nun, die Trader erkennen, dass da jemand einen Sperrriegel aufgebaut hat. Short gehen ist für die meisten also sinnlos. Selbst, wenn 400 Kontrakte Short zusammenkommen würden - sie wissen ja, dass dieser große Fisch diesen Sperrriegel nach Belieben erneuert. Nach unten geht also nichts.
Alle, die bereits Short sind, sehen das auch und werden nervös. Dieser Riegel verhindert, dass sie Gewinne machen können. Das dumme ist dabei: Wer Short ist und aussteigen will muss das tun, indem er Long geht und seine Position so neutralisiert. Das erzeugt also Druck hin zu steigenden Kursen. Und:
Nach oben kann der Dax Future ja laufen, da ist er offen. Wenn also die anderen Börsen steigen und jemand über den Future mitspielen will, muss er halt auf dem Level einsteigen, das der Dax Future gerade hat. Bei jedem Impuls anderer Börsen nach oben geht es also rauf. Fallen die anderen Börsen, bleibt der Dax Future durch den Sperrriegel, wo er ist.
Ein (fast) risikoloses Spielchen
Der Gag dabei für die kleinen Parasiten und den großen Fisch ist: Immer, wenn ein Schub nach oben kommt, verkaufen kleiner und großer Fisch ein paar von den ihnen vorher angedienten Futures mit kleinem Gewinn. Je höher es raufgeht, desto höher der Reibach. Und es kommt noch besser:
Dieser Sperrriegel muss ja nicht einfach bleiben, wo er ist! Der große Fisch kann diese 4x100 Kaufgesuche ja, wenn es sowieso gerade nach oben geht, immer weiter nachziehen, also z.B. einfach 5 oder 10 Punkte höher. Und schon ist der Dax Future 10 Punkte weiter oben „unfallbar“. Und das Spiel geht von vorne los. Der kleine Fisch muss mitziehen und legt sich weiter oben wieder vor den großen... und so weiter.
Sie sehen: sie brauchen nur genug Geld. Und das Ganze geht nur dann in die Hose, wenn extremer Druck aufkommt, so stark, dass der große Fisch nicht mehr genug nachlegen kann, er seine zahllosen Dax Futures nicht mehr in der Gewinnzone loswird und der Future am nächsten Morgen 100 Punkte tiefer aufmacht. Aber eben nur, wenn er zuvor nicht genug „oben“ verkaufen konnte und seine existenten Kauforders bei aufkommendem extremen Druck nicht rechtzeitig löscht.
Das kann aber dennoch, gerade in solch volatilen Phasen, daneben gehen. Aber nehmen wir als Akteur an, wen wir wollen: Es geht, egal, wer da vor sich hin wurstelt, immer um das Geld der Anleger. Denn niemand Privates würde einfach mal zig Millionen Euro so „arbeiten“ lassen, wenn er sie denn hätte.
Sie sehen: Es ist wie ein Spiel. Ein Spiel mit irgend jemandes Geld, gespielt von Akteuren, die wir nicht kennen. Es ist unschön und es macht klar, wie leicht man die Kurse relativ gut kontrollieren kann, wenn man nur genug Geld hat. Und diese genannten Adressen haben das Geld. Es kann, wie gesagt, auch daneben gehen. Doch das kostet die Schuldigen „Zocker“ dann bestenfalls den Job... aber die Anleger ihr Geld. Das sollte man bedenken, wenn man sich mit Hedge Funds einlässt, denn hier wird oft auf diese Weise gearbeitet. Nicht nur bei Aktien, auch bei Devisen, Anleihen, Rohstoffen.
Es sind schon zahlreiche von diesen Funds pleite gegangen. Doch der Fanatismus, mit dem diesen Adressen vor allem von US-Anlegern das Geld von die Tür gekippt wird zeigt, dass es offenbar noch nicht genug waren. Und das liegt sicherlich nicht zuletzt daran, dass man dort auf die erzielten Spekulationsgewinne keine Steuern zahlen muss. Das wurde in den USA immer heftiger gefordert... aber die Regierung lehnt eisern ab. Es wäre nicht der letzte Treppenwitz der Geschichte, wenn sie sich durch diesen Starrsinn selbst in die Bedrouille bringen würde... warten wir ab, was die Schlagzeilen in den kommenden Wochen noch bringen werden!
Quelle: www.wallstreet-online.de (User FutureTrend) Beitrag Nr. 31.166.635 -Otionsscheine- Nr. 412
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