-->Eine Zeitenwende steht bevor
Das Ende des Papiergeld-Zeitalters
Von Roland Baader, WaghÀusel/Deutschland
Der Bankier Ferdinand Lips hat die GrĂŒndung der Fed (Federal Reserve System = Amerikanische Zentralbank) im Jahr 1913/14 - als das grösste UnglĂŒck in der Menschheitsgeschichte bezeichnet. Das war keine Ăbertreibung. Nur durch die Errichtung von Zentralbanken war es den Staaten der Erde möglich, sich sukzessive und schliesslich vollstĂ€ndig von ihren GoldwĂ€hrungen zu lösen und zu reinen PapierwĂ€hrungen ĂŒberzugehen. Erst damit wurde es ihnen möglich, sich uferlos zu verschulden, ihre BĂŒrger zu versklaven und verheerende Weltkriege zu fĂŒhren.
Mit Goldgeld hĂ€tte weder der Erste noch der Zweite Weltkrieg gefĂŒhrt werden können (weshalb es auch jeweils bei Kriegsbeginn abgeschafft wurde), noch hĂ€tten die Systeme des Todes und der Vernichtung - wie der Kommunismus und Sozialismus inklusive des Nationalsozialismus - lĂ€nger als ein paar Wochen ĂŒberdauern können. Auch der in den entwickelten Demokratien seit Jahrzehnten betriebene Samtpfotensozialismus des Wohlfahrtsstaates - ein schleichender Krieg gegen die eigene Bevölkerung - hĂ€tte mit echtem Geld schon frĂŒh sein Ende gefunden.
Kaufkraft schwindet
Als PrĂ€sident Nixon im Jahr 1971 die letzte schwache Verbindung zwischen Gold und Geld kappte, indem er die Einlösungsgarantie fĂŒr die Dollarguthaben auslĂ€ndischer Zentralbanken in Gold aufkĂŒndigte, hat er damit ein noch nie dagewesenes Experiment gestartet: Seither - seit 35 Jahren - befinden sich alle Nationen der Erde in einem reinen Papiergeldstandard. War die Kaufkraft des Dollars von 1800 hundert Jahre spĂ€ter - also 1900 - noch dieselbe, und war sie auch im Jahr 1970 noch nicht weit davon entfernt, so hat der reine Papiergelddollar seit 1971 rund neunzig Prozent seiner Kaufkraft verloren. Auch die angeblich so stabile D-Mark hatte bei ihrer Ablösung durch den Euro nur noch fĂŒnf Prozent ihres Tauschwertes von 1950. Dem Schweizer Franken erging es keineswegs besser. Und wie eine Studie der Deutschen Bundesbank in Zusammenarbeit mit der UniversitĂ€t Freibourg / Schweiz belegt, hat auch der Euro in seinem kurzen Leben schon wieder vierzig Prozent seiner Kaufkraft eingebĂŒsst.
Tragisches Spiel
Die Ă-konomen scheint das jedoch nicht zu stören. Mit ihren Weisheiten von einer"antizyklischen Geld- und Fiskalpolitik" und von einer"feingesteuerten Zentralbankpolitik" betreiben sie das tragische Spiel fleissig mit. Mit wenigen rĂŒhmlichen Ausnahmen vertreten sie die Ansicht, dass es zum heutigen reinen Papiergeldsystem"keine vernĂŒnftige Alternative" gebe. So unglaublich es klingen mag: Die meisten Ă-konomen wissen noch nicht einmal mehr, was Inflation ist. Sie definieren Inflation als Preisniveausteigerung. Das entspricht der Aussage eines Mediziners, Masern seien Pusteln auf der Haut. Bevor die Nationalökonomen die Irrlehren ihres Lieblings-Gurus Lord Keynes aufgesogen hatten, wussten sie noch, dass Inflation ein monetĂ€res PhĂ€nomen ist - also Geldmengenvermehrung heisst. Die Erhöhung des Preisniveaus, die sog. Preisinflation ist ein Symptom, eine Folgeerscheinung der eigentlichen Inflation - also der Erhöhung der Geld- und Kreditvolumina, die ĂŒber den Zuwachs der GĂŒterproduktion hinausgeht.
Diese Preisinflation kann nicht nur auf den Konsum- und InvestitionsgĂŒtermĂ€rkten auftreten, sondern auch auf den MĂ€rkten fĂŒr VermögensgĂŒter. Das, was die amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler"asset price inflation" nennen, trat in den letzten zwanzig Jahren in SchĂŒben auf: Erst rasten die Papierdollars um die Welt und ruinierten eine WĂ€hrung nach der anderen (Mexiko, Russland, Asien, Argentinien), dann bildeten sich gigantische Blasen, zuerst als High-Tech-Aktienblase, dann bei Immobilien und Hypotheken (vor allem in den USA, in Spanien, England und Irland), und derzeit bei den Rohstoffen (aufgesattelt auf den langfristigen AufwĂ€rtszyklus der Rohstoffe). Sie alle wurden aufgeblĂ€ht von der heissen Luft der masslosen Papier- und Kreditgeldvermehrung. Die Zentralbanken der Industrienationen und das in ihrem Schlepptau segelnde (und auf Bruchteilsreserven basierende) Bankensystem haben in den letzten zwei Jahrzehnten ganze Ozeane aus LiquiditĂ€t erzeugt, indem sie die Geldversorgung der Volkswirtschaften jahrein jahraus um ein Vielfaches des jeweiligen GĂŒterzuwachses erhöht haben. Allen voran die Fed mit ihrem langjĂ€hrigen KapitĂ€n Alan Greenspan. WĂ€hrend sich das GĂŒtervolumen in den letzten dreissig Jahren vervierfacht hat, wuchs die Geldmenge in derselben Zeit auf das Vierzigfache. Die diesem System immanente Perversion ist nicht mehr zu ĂŒberbieten. Sobald die vom papierenen Zentralbankwesen selber aufgepumpte Blase platzt und eine Rezession oder Depression droht, werden die Pumpen auf einen noch höheren Gang geschaltet, um der drohenden Krise entgegenzuwirken.
Papiergeld durch Verschuldung
Im gleichen Zuge und aus denselben Quellen gespeist wuchs die Staatsverschuldung ins Astronomische (aber auch die Schulden der privaten Haushalte). Papiergeld kann gar nicht anders entstehen als durch Verschuldung. Allein die deutsche Staatsschuld von offiziell 1,5 Billionen Euro ergĂ€be einen 300 km hohen Turm, wenn man sie in Form von 500-Euro-Scheinen flach aufeinanderstapeln wĂŒrde. Und in den USA hat George W. Bush mehr neue Staatsschulden angehĂ€uft als alle vorangegangenen PrĂ€sidenten in der Geschichte der USA zusammengenommen.
Die BĂŒrger kĂŒmmert das wenig, weil sie nicht wissen, dass sie die Staatsschulden permanent auf dem Inflationsweg - also durch unablĂ€ssigen Kaufkraftverlust ihrer Einkommen und Ersparnisse - bezahlen. Auch die nach der Hyperinflation der Zwanziger Jahre völlig verarmten Deutschen wussten nicht, dass sie mit dem Verlust ihrer Lebensersparnisse die Staatsschuld so weit abgetragen (entwertet) hatten, dass die riesigen Kriegsschulden des Reiches mit fĂŒnfzehn Vorkriegspfennigen hĂ€tten beglichen werden können.
Doch nun nĂ€hert sich das weltweite Papiergeldregime seinem bösen Ende. Nach jeder Blase im Weltfinanzsystem drĂ€ngen die MarktkrĂ€fte zurĂŒck zu einem gesunden Gleichgewicht der relativen Preise. Das könnte jedoch nur in Form einer deflationĂ€ren Rezession oder Depression geschehen. Und das will niemand, die Politik nicht, die Zentralbanken und Banken nicht, die Unternehmen nicht, und die Konsumenten auch nicht. Also wird beim ersten Krisenzeichen erst recht neues Geld (Inflation und Schulden) ins System gepumpt. Die Volkwirtschaften werden jedoch durch das Aufeinanderfolgen unbereinigter Blasen immer unfĂ€higer, das zusĂ€tzliche Geldangebot zu"verdauen".
Der neue Fed-Chef Bernanke hat verlauten lassen, dass er bei einer sich ankĂŒndigenden Weltwirtschafts- oder Weltfinanzkrise"um jeden Preis" inflationieren wird. Ob ihm das bei Bedarf gelingen wird - oder ob ihm nicht doch die fĂ€llige Depression entgleiten wird, ist eine offene Frage. Gelingt es ihm und spricht sich das beim Publikum einmal massenhaft herum, beginnt die Hyperinflation. Diese entstammt - auch das wissen die Ă-konomen nicht mehr - ab dann nicht mehr der Angebotsseite (Bankensystem), sondern der Nachfrageseite (Bevölkerung). Verbreitet sich in der Bevölkerung die Erwartung permanenter und zunehmender Inflation, so beginnen die Leute, geplante ZukunftskĂ€ufe vorzuziehen und ihr Geld rascher auszugeben,"bevor die Preise noch mehr gestiegen sind". Die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes erhöht sich - und somit auch die Preisinflation. Das Ungeheuer Inflation nĂ€hrt sich dann aus sich selbst heraus und schwillt zu furchtbaren Dimensionen an.
Rettungsring ĂŒber Bord?
In dieser Phase, die tĂ€glich nĂ€her rĂŒcken kann, wird offenbar, was das Zentralbankensystem und sein Papiergeld wirklich können, nĂ€mlich gar nichts ausser die Welt in den Abgrund zu stĂŒrzen. Und dort lauern nicht nur Armut und Verelendung, sondern auch Krieg und Revolution, der Verlust aller Sicherheit und ein Ersaufen der Nationen in einem Meer aus KriminalitĂ€t und Aggression. Der grosse Ă-konom und NobelpreistrĂ€ger Friedrich A. von Hayek, ein bedĂ€chtiger Wissenschaftler von Weltrang, wusste sehr wohl, warum er in seinem letzten Werk ("Denationalisation of Money", 1976) so dringlich die Entstaatlichung des Geldes gefordert und geschrieben hat, dass es dabei um nicht weniger als um das Ăberleben unserer Zivilisation geht. Wie wenig das von den Mainstream-Ă-konomen begriffen wird, zeigt der erneute Vorstoss des Lausanner Ă-konomen Thomas von Ungern-Sternberg fĂŒr einen Verkauf der verbliebenen 1,290 Tonnen Gold der Schweizer Nationalbank. Man kann nur hoffen, dass die Schweizer BĂŒrger klug genug sind, nicht den Rettungsring ĂŒber Bord zu werfen, bevor der Sturm beginnt.
Roland Baader
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