weissgarnix
22.09.2007, 15:12 |
Neues aus Großbritannien... Thread gesperrt |
-->Hi,
ich war letzte Woche in UK bei einem Trustee-Meeting unseres englischen Pensionsfonds. In UK muß jährlich eine sogenannte"Valuation exercise" durchgeführt werden, in der das Vermögen und die zukünftig darauf erzielbaren Renditen als auch die Rentenverpflichtungen neu bewertet, gegenübergestellt und für ein allfälliges Defizit Tilgungspläne mit dem"Sponsoring Employer", in der Regel also dem Unternehmen, um dessen Mitarbeiter es bei dem Pensionsfonds geht, vereinbart werden müssen.
Man kann kurz sagen: es ist alles ein wenig härter geworden, unser"neues" Defizit ist wegen steigender Lebenserwartung, niedrigeren Returns und vor allem des Umstandes, dass die Gesamtpopulation des Fonds (also alle noch aktiven Arbeitnehmer als auch die bereits in Rente befindlichen Personen) im Durchschnitt deutlich gealtert ist. Das führt einerseits zu anderen versicherungsmathematischen Rechengrundlagen als auch einer zwangsweisen Verschiebung der asset allocation weg von Aktien hin zu Bonds, und damit notwendigerweise einer Veringerung der auf die assets zu erzielenden zukünftigen Rendite (weil Aktien eben langfristig höher als Anleihen rentieren).
Außerdem, und das ist der Anlaß für dieses Posting, kalkuliert unser externer Berater, die auf diesem Gebiet weltweit führende Firma Watson Wyatt, für die UK mittlerweile mit einer zukünftigen Inflationsrate von 3,2% (!). Und da Watson Wyatt garantiert nicht nur für unseren Mini-Fonds mit lachhaften 200 Mio Pensionsverpflichtungen zuständig ist, sondern reihenweise auch die großen englischen Blue Chips mit Dutzenden Milliarden in solchen Fonds betreut, darf man davon ausgehen, dass viele von denen auch demnächst mit 3,2% Inflation kalkulieren werden. Was bedeutet das aber? Nach meiner Ansicht, dass die zukünftige Inflation in UK mindestens genau diesen Wert betragen, vermutlich aber sogar höher ausfallen wird.
Ich denke daher, Europa wird insgesamt demnächst deutlich höhere Inflationsraten sehen, als die 2,x% die aktuell immer kolportiert werden. Nota bene: offizielle Inflationsraten, nicht irgendwelche"gefühlten" oder sonstwie zusammengestöpselten Raten.
Bemerkung am Rande: bei dieser Übung ist mir das erste mal auch schwarz und weiss vor Augen geführt worden, wie sich die Rentenverpflichtungen einer in ihrer Gesamtheit alternden Population im Zeitablauf ändern werden, ohne dass ansonsten auch nur irgendwas passiert. Bei unserem Fonds findet diese"Überalterung" aus rein technischen Gründen statt, i.e. weil er für neue, junge Mitarbeiter geschlossen ist. Im deutschen und diversen anderen Rentensystemen findet exakt derselbe Effekt aber statt, weil die Gesellschaft als ganzes überaltert und keine jungen Neumitglieder (sei es durch Geburt oder Zuwanderung) nachkommen. Wir werden als in den nächsten 2-3 Jahrzehnten immer wieder staunend zur Kenntnis nehmen dürfen, dass die Pensionsverpflichtungen, die letztens noch mit - sagen wir mal - 100 Mrd. berechnet wurden, ganz plötzlich 150 Mrd. betragen, und beim nächsten Mal auf einmal 200 Mrd... ohne dass sich auch nur irgendwas geändert hat, außer eine versicherungsmathematische Verschiebung zugunsten des ältesten Teils der Rentenpopulation.
Ähnliches wird übrigens auch die ganzen privaten Lebens- und Rentenversicherungen ereilen. Wer also heute noch eine deutsche Kapitallebens- oder Rentenversicherung abschliesst, unterschreibt einen Erlaubnisschein zur Konfiskation seiner Beiträge...
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Miesespeter
22.09.2007, 16:40
@ weissgarnix
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Re: Neues aus Großbritannien... |
-->>Ähnliches wird übrigens auch die ganzen privaten Lebens- und Rentenversicherungen ereilen. Wer also heute noch eine deutsche Kapitallebens- oder Rentenversicherung abschliesst, unterschreibt einen Erlaubnisschein zur Konfiskation seiner Beiträge...
Nun sind die grossen Lebensversicherer doch auch global unterwegs, steht es da nicht anzunehmen, dass man dort baldigst dazu uebergeht, nicht mehr national zu rechnen, sondern interational zu glaetten?
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dottore
22.09.2007, 17:50
@ weissgarnix
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Re: Neues aus Großbritannien... |
-->Hi weissgarnix,
Danke für den interessanten Bericht.
>Außerdem, und das ist der Anlaß für dieses Posting, kalkuliert unser externer Berater, die auf diesem Gebiet weltweit führende Firma Watson Wyatt, für die UK mittlerweile mit einer zukünftigen Inflationsrate von 3,2% (!).
Was wird/sollte die BoE da tun? Alles weiter laufen lassen?
>Und da Watson Wyatt garantiert nicht nur für unseren Mini-Fonds mit lachhaften 200 Mio Pensionsverpflichtungen zuständig ist, sondern reihenweise auch die großen englischen Blue Chips mit Dutzenden Milliarden in solchen Fonds betreut, darf man davon ausgehen, dass viele von denen auch demnächst mit 3,2% Inflation kalkulieren werden. Was bedeutet das aber? Nach meiner Ansicht, dass die zukünftige Inflation in UK mindestens genau diesen Wert betragen, vermutlich aber sogar höher ausfallen wird.
>Ich denke daher, Europa wird insgesamt demnächst deutlich höhere Inflationsraten sehen, als die 2,x% die aktuell immer kolportiert werden. Nota bene: offizielle Inflationsraten, nicht irgendwelche"gefühlten" oder sonstwie zusammengestöpselten Raten.
Frage: Wie entwickelt sich die Infla-Rate bei steigender, stagnierender oder abnehmender Bevölkerung?
>Bemerkung am Rande: bei dieser Übung ist mir das erste mal auch schwarz und weiss vor Augen geführt worden, wie sich die Rentenverpflichtungen einer in ihrer Gesamtheit alternden Population im Zeitablauf ändern werden, ohne dass ansonsten auch nur irgendwas passiert. Bei unserem Fonds findet diese"Überalterung" aus rein technischen Gründen statt, i.e. weil er für neue, junge Mitarbeiter geschlossen ist. Im deutschen und diversen anderen Rentensystemen findet exakt derselbe Effekt aber statt, weil die Gesellschaft als ganzes überaltert und keine jungen Neumitglieder (sei es durch Geburt oder Zuwanderung) nachkommen. Wir werden als in den nächsten 2-3 Jahrzehnten immer wieder staunend zur Kenntnis nehmen dürfen, dass die Pensionsverpflichtungen, die letztens noch mit - sagen wir mal - 100 Mrd. berechnet wurden, ganz plötzlich 150 Mrd. betragen, und beim nächsten Mal auf einmal 200 Mrd... ohne dass sich auch nur irgendwas geändert hat, außer eine versicherungsmathematische Verschiebung zugunsten des ältesten Teils der Rentenpopulation.
Ja, das leuchtet ein.
Frage 1: Hat das damit zu tun, dass die Jüngeren sich herzlich wenig um ihre Altersvorsorge (private, nicht Riester usw.) kümmern?
Frage 2: Ließe sich das irgendwie mit einem Tontinen-System koppeln, wobei die relativ später Sterbenden relativ mehr erhalten als jene, die früher abgehen?
>Ähnliches wird übrigens auch die ganzen privaten Lebens- und Rentenversicherungen ereilen. Wer also heute noch eine deutsche Kapitallebens- oder Rentenversicherung abschliesst, unterschreibt einen Erlaubnisschein zur Konfiskation seiner Beiträge...
Auch klar. Deshalb oben Frage 1.
Gruß!
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Mephistopheles
22.09.2007, 18:30
@ Miesespeter
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Re: Jau, seh ich auch so. |
-->>>Ähnliches wird übrigens auch die ganzen privaten Lebens- und Rentenversicherungen ereilen. Wer also heute noch eine deutsche Kapitallebens- oder Rentenversicherung abschliesst, unterschreibt einen Erlaubnisschein zur Konfiskation seiner Beiträge...
>Nun sind die grossen Lebensversicherer doch auch global unterwegs, steht es da nicht anzunehmen, dass man dort baldigst dazu uebergeht, nicht mehr national zu rechnen, sondern interational zu glaetten?
Fragt sich nur, in welcher Richtung geglättet wird?
Rechne mal besser mit einer international geglätteten Durchschnittsrente entsprechend dem Ansprüchen eines chinesischen Wanderarbeiters.
Gruß
Mephistopheles
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prinz_eisenherz
22.09.2007, 18:56
@ weissgarnix
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Mal eine Einschätzung bitte... |
-->Hallo weissgarnix,
du schreibst zu den privaten Lebens- und Rentenversicherungen.
Eigentlich gefällt mir das deutsche staatliche Rentensystem dagegen besser, denn die schon praktizierten Rentenkürzungen, der demographische Faktor, klar benannt: Je älter, desto weniger Rente, das schafft Entlastung, ist vertretbar und ist wohl kaum in dieser flexiblen, abgestuften Art und Weise bei privaten Sicherungssystemen umsetzbar.
Wie beurteilst du die beiden Modelle unter dem Gesichtspunkt, irgendwie eine altersverträgliche Rentenkürzung zu praktizieren?
bis denne
eisenherz
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Tassie Devil
23.09.2007, 01:40
@ Mephistopheles
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Re: Das"Schicksal" setzt den Hobel an... |
-->>>>Ähnliches wird übrigens auch die ganzen privaten Lebens- und Rentenversicherungen ereilen. Wer also heute noch eine deutsche Kapitallebens- oder Rentenversicherung abschliesst, unterschreibt einen Erlaubnisschein zur Konfiskation seiner Beiträge...
>>Nun sind die grossen Lebensversicherer doch auch global unterwegs, steht es da nicht anzunehmen, dass man dort baldigst dazu uebergeht, nicht mehr national zu rechnen, sondern interational zu glaetten?
>Fragt sich nur, in welcher Richtung geglättet wird?
>Rechne mal besser mit einer international geglätteten Durchschnittsrente entsprechend dem Ansprüchen eines chinesischen Wanderarbeiters.
...und hobelt alle(s) gleich.
Die passend zurechtgefraeste Rente des chinesische Wanderarbeiters, ja, das ist die naheliegende richtige Bezugsgroesse des DDR 2.0 Rentenbeziehers in der BRD.
Jeder zusaetzlich darueber hinaus gehende Span, z.B. durch zuvor erbrachte Eigenleistung, wird automatisch durch Kuerzung der Bezugsgroesse und Steuerkonfiszierung weggehobelt.
>Gruß
>Mephistopheles
Gruss!
TD
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Tassie Devil
23.09.2007, 03:40
@ prinz_eisenherz
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Re: Das ist ja logisch, Prinz,... |
-->>Hallo weissgarnix,
>du schreibst zu den privaten Lebens- und Rentenversicherungen.
>Eigentlich gefällt mir das deutsche staatliche Rentensystem dagegen besser,
...dass Dir das deutsche staatliche Rentensystem, ein Super-Betrugssystem zu Lasten der von der BRD-Staatsmafia vergewaltigten Zwangsbeitragszahler, besser gefallen muss!
Ein Beamter oder pensionierter Beamter, der absolut NIX und NULL mit dem BRD/DDR 2.0-Staatsmafia-Super-Betrug des Renten-[/b]Versicherungssystems[/b] deshalb am Hut hat, weil er selbst dem Pensionssystem angegliedert ist,
dessen Finanzierung voellig anders fundiert ist und verlaeuft, [/b]muss[/b] ganz einfach ein Interesse daran haben, dass sein bankrotter und die Insolvenz verschleppender Broetchengeber (als staatsmafioser Arbeitgeber und Pensionsauszahler) noch moeglichst lange und moeglichst problemlos die Kohlen erpressen und abzocken kann.
Einmal ganz abgesehen davon, dass ICH selbst aus mehreren Gruenden heraus von solcharart privaten Lebens- und Rentenversicherungssystemen seit langer Zeit voellig geheilt bin (im Jahre 1992 habe ich radikal alles abgeraeumt, die 6-stellige links vor dem Komma DM-Restsumme war ueber eine Laufzeit von knapp 18 Jahren erwirtschaftet worden), bereiten solche privaten Versicherungssysteme der BRD/DDR 2.0-Staatsmafia im Hinblick auf das Abzocken erheblich groessere Probleme und Kopfschmerzen, weil diese Fonds sich nicht so ganz einfach ueber den Tisch ziehend abkassieren lassen, wie sich der Sport mit dem laufenden Ueber-den-Tisch-ziehen der staatsmafios erpressten Zwangsbeitragszahler des Rentenversicherungssystems gestaltet: Zwangseinzug der Rentensteuer, laue wie halbgare Versprechungsgefasel, und ansonsten zur jeweiligen Rentenunzeit die Stinkefinger beider Haende postulieren.
>denn die schon praktizierten Rentenkürzungen, der demographische Faktor, klar benannt: Je älter, desto weniger Rente, das schafft Entlastung, ist vertretbar und ist wohl kaum in dieser flexiblen, abgestuften Art und Weise bei privaten Sicherungssystemen umsetzbar.
Ja klar, logisch, ist das staatsmafios perspektivisch alles vertretbar.
Und wie ich soeben bereits schrieb, ist, mit Deinen Worten, die flexible abgestufte Art und Weise des staatsmafios erpressten Zwangs-Abzockens in welcher Phase auch immer bei privaten Sicherungssystemen kaum so umsetzbar.
Entlastung schafft primaer vor allem zunaechst eines: das systemkonforme Terminieren der zionistisch gesteuerten hoechstleistungskriminellen BRD-Staatsmafia, darunter selbstverstaendlich auch das gesamte Beamtentum gleichgueltig seiner Lebensumstaende und Altersstufen.
Ich habe mich soeben aeusserst konservativ und neutral verbal geoutet, um letztendlich auch Elli ein Loeschen in meinem Beitrag zu ersparen.
>Wie beurteilst du die beiden Modelle unter dem Gesichtspunkt, irgendwie eine altersverträgliche Rentenkürzung zu praktizieren?
Ich beurteile das Modell der effektiv-leistungsvertraeglichen und vor allem altersunabhaengigen Pensionskuerzungen fuer sehr praktikabel.
>bis denne
>eisenherz
Salu!
TD
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Tassie Devil
23.09.2007, 10:45
@ weissgarnix
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Re: Das Ende dieser Geschichte |
-->>Bemerkung am Rande: bei dieser Übung ist mir das erste mal auch schwarz und weiss vor Augen geführt worden, wie sich die Rentenverpflichtungen einer in ihrer Gesamtheit alternden Population im Zeitablauf ändern werden, ohne dass ansonsten auch nur irgendwas passiert. Bei unserem Fonds findet diese"Überalterung" aus rein technischen Gründen statt, i.e. weil er für neue, junge Mitarbeiter geschlossen ist. Im deutschen und diversen anderen Rentensystemen findet exakt derselbe Effekt aber statt, weil die Gesellschaft als ganzes überaltert und keine jungen Neumitglieder (sei es durch Geburt oder Zuwanderung) nachkommen.
Moooment bitte, das deutsche Rentensystem (sic!) ist ein Umlagesystem, deshalb ist es weder vergleichbar mit steuerfinanzierten (deutsches Pensionsystem!) noch vor allem mit kapitalfundierten Altersicherungen jeglicher Art!
>Wir werden als in den nächsten 2-3 Jahrzehnten immer wieder staunend zur Kenntnis nehmen dürfen, dass die Pensionsverpflichtungen, die letztens noch mit - sagen wir mal - 100 Mrd. berechnet wurden, ganz plötzlich 150 Mrd. betragen, und beim nächsten Mal auf einmal 200 Mrd... ohne dass sich auch nur irgendwas geändert hat, außer eine versicherungsmathematische Verschiebung zugunsten des ältesten Teils der Rentenpopulation.
Du vergisst bei Deinem kapitalfundierten geschlossenen Fond zunaechst einmal den Umstand, dass sich dieser im Zeitablauf leert, d.h. die Fondpopulation stirbt altershalber weg, und mit ihnen auch deren lfd. Fondentnahmen. Letztendlich ist es ein Frage der Kapitalstock-Policy, welches Ausmass die monetaer-inflationaer bedingten wachsenden Pensionsverpflichtungen umfassen, und nur der Fall der vollen Kapitalstockerhaltung wuerde ab Schliessung des Fonds natuerlich die volle Infla-Wirkung nach sich ziehen, ansonsten geraten die Upgrades der Verpflichtungen in grosser variabler Breite stets geringer.
>Ähnliches wird übrigens auch die ganzen privaten Lebens- und Rentenversicherungen ereilen. Wer also heute noch eine deutsche Kapitallebens- oder Rentenversicherung abschliesst, unterschreibt einen Erlaubnisschein zur Konfiskation seiner Beiträge...
Die Pferdefuesse aller Rentenversicherungssysteme fuer BRD-ler ist deren staatsmafiamaechtlich induzierte Steuernachhaltigkeit.
Es ist voellig wurscht, was in der Phase des Altersicherungs-Anspruchaufbaus individuell jeweils veranstaltet wird und wurde, bei Faelligkeit erfolgt dann der jeweils individuelle steuerliche Abgriff.
Mit der Individualitaet ist automatisch das eligible Elitaerstum der Pensionsysteme verbunden, denn schliesslich will sich das exekutiv abgreifende Krigsverlierer-Vasallentum auch im Alter ordentlich bezahlt wissen.
Gruss!
TD
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LenzHannover
23.09.2007, 15:15
@ Tassie Devil
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Den Beamten geht es auch an den Kragen, weil die Kassen einfach leer sind.... |
-->Es wird eigentlich fast alles 1:1 übernommen.
Hier in Nds. wurde z.B. das"Weihnachtsgeld" auch für die Pensionäre gestrichen.
Was wirklich nur noch fehlt, ist eine Pension, die sich am"Lebenseinkommen" und nicht an der letzten Besoldung orientiert. Für neue Beamte gilt das wohl schon.
Immerhin werden die meisten Beamten fit für einen Nebenjob ab dem 65 / 67 Lj. sein - hat auch einen Geldwertenvorteil.
Wo der Staat wirklich"fitter" als die Verbrecherbude Rentenversicherung ist: So ab 65 entsteht durch Hochzeit kein Anspruch auf Witwen/Witwerpension .
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weissgarnix
23.09.2007, 19:15
@ dottore
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@dottore- Re: Neues aus Großbritannien... |
-->>Was wird/sollte die BoE da tun? Alles weiter laufen lassen?
Was wird sie tun? - Ich glaube, die Geldschleusen sind weltweit geöffnet. Auch der gute Mervyn wird wohl seine Lektion gelernt haben. Alle ZBs im Westen werden also demnächst glaube ich kräftiges"pushing at the string" betreiben. Ob's freilich was nutzt (i.S. von Stabilisierung von Output und Beschäftigung ist eine ganz andere Frage). Auch für die EZB ist es nur eine Frage der Zeit... Spätestens, wenn der Euro bei 1,50 Dollar steht, werden alle ausflippen und einstimmig"Senkt die Zinsen!" rufen.
Was sollte sie tun? Vielleicht am besten gar nichts. Mein Eindruck ist, dass"fiscal policy" jetzt am ehesten noch was ausrichten könnte. Monetäre Maßnahmen werden glaube ich alle ausgehen, wie das Hornberger Schiessen. Aber die Inflationsraten werden rasant zulegen, davon bin ich ziemlich überzeugt. Stagflation erscheint mir ein ziemlich realistisches Szenario.
>Frage: Wie entwickelt sich die Infla-Rate bei steigender, stagnierender oder abnehmender Bevölkerung?
Ich meine zu wissen, worauf du hinauswillst, glaube aber, die Bevölkerungsentwicklung ist dafür mittelfristig völlig egal. Wenn Ã-lpreis, Mieten, Energie und diverse andere Konsumgüterpreise steigen, dann tun sie das, egal ob die Bevölkerung wächst, stagniert oder schrumpft. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die relativen Preise innerhalb gewisser Konsumgütersegmente langfristig anders entwickeln, wenn die Bevölkerung wächst oder schrumpft, aber in toto macht das glaube ich keinen riesigen Unterschied. Allenfalls sehr langfristig, sagen wir mal auf Sicht von 50 Jahren oder so.
>Frage 1: Hat das damit zu tun, dass die Jüngeren sich herzlich wenig um ihre Altersvorsorge (private, nicht Riester usw.) kümmern?
Nein. Hauptgrund für die obige Feststellung steigender Verpflichtungen liegt schlicht und ergreifend darin, dass - vereinfach gesprochen - eine Horde 60 Jähriger mit durchschnittlich bereits 35 anrechenbaren Beitragsjahren, statistisch mit ungleich höherer Wahrscheinlichkeit eine gewisse Lebenserwartung und die volle Anzahl Beitragsjahre erreicht, als eine vergleichbare Gruppe 30 Jähriger. Wenn man also für eine sich ständig neu durchmischende Rentenpopulation eine Rentenverbindlichkeit für die Zukunft prognostiziert, dann kan man da versicherungsmathematisch einiges zum Abzug bringen, was sich bis zum Renteneintritt noch"günstig" (iSv rentenmindernd) auswirkt: Sterbefälle, Arbeitslosigkeit, Wegzug, usw. Eine Rentenpopulation, die aber bereits kurz vor der (maximalen) Rente steht, und damit bereits ein gewisses Alter erreicht hat, repräsentiert somit quasi den"worst case". Dementsprechend hoch die errechnete Rentenverbindlichkeit.
>Frage 2: Ließe sich das irgendwie mit einem Tontinen-System koppeln, wobei die relativ später Sterbenden relativ mehr erhalten als jene, die früher abgehen?
Defacto haben wir das ja, oder? Die Rentenverbindlichkeit entwickelt sich ja so wie oben beschrieben, völlig losgelöst von ihrer"Deckung". Im Falle meines UK Pensionsfonds marschiere ich jedes mal erneut zum"Employer", erzähle ihm was von"Defizit" und verlange, dass selbiges binnen 5-10 Jahre abgebaut wird (durch Sonderzuzahlungen, sog."deficit contributions"). Wenn der Arbeitgeber das nicht kann, weil zB kurz vor der Pleite, dann: traurig, aber die Jüngsten trifft's am schlimmsten. Die bereits pensionierten Members hätten kaum Einbußen, aber alle noch aktiven und"deferreds" (die die zwar Anwartschaften haben, aber mittlerweile woanders arbeiten) könnten sich im Zweifel brausen gehen.
Das deutsche Rentensystem funktioniert ja im Prinzip genauso: die jeweils bereits pensionierte Generation bekommt relativ am meisten gegenüber allen zukünftigen. Dass die Versorgungsleistungen der Rentenversicherung in den letzten Jahren zunehmend erhöht und verbessert wurden, wird ja wohl im Ernst niemand behaupten, das exakte Gegenteil ist der Fall. Und wenn der Staat demnächst mal nicht mehr kann, dann ist das sehr traurig für alle, aber ohne jeden Zweifel werden die dann bereits Pesnionierten besser fahren, als die noch nicht pensionierten: zwar kriegen erstere eventuell deutlich weniger, aber letztere kriegen schlicht gar nichts! Und @Tassie täuscht sich: ob Umlage- oder Kapitaldeckungsverfahren für das"Funding" genutzt wird, ist in diesem Zusammenhang Jacke wie Hose.
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Tassie Devil
24.09.2007, 04:19
@ LenzHannover
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Re: Den Beamten geht es auch an den Kragen, weil die Kassen einfach leer sind.... |
-->>Es wird eigentlich fast alles 1:1 übernommen.
>Hier in Nds. wurde z.B. das"Weihnachtsgeld" auch für die Pensionäre gestrichen.
Das ist doch hoffentlich wohl selbstverstaendlich, dass auch fuer die Pensionaere das"Weihnachtsgeld" weg ist!
>Was wirklich nur noch fehlt, ist eine Pension, die sich am"Lebenseinkommen" und nicht an der letzten Besoldung orientiert. Für neue Beamte gilt das wohl schon.
Wieso schon?
Wieso nicht schon viiiel frueher?
Im uebrigen, auch das Fehlen eines jeglichen Arbeitsplatzrisikos, an welchem sich jeder Beamte erfreuen darf, ausnaehmlich er wird kriminell, ist einbezueglich aller Aspekte letztendlich ein alles in allem sehr hoch zu bewertender geldwerter Vorteil.
>Immerhin werden die meisten Beamten fit für einen Nebenjob ab dem 65 / 67 Lj. sein - hat auch einen Geldwertenvorteil.
Richtig, auch das, allerdings muss auch der Beamte das seine dazu tun, um fit zu bleiben.
>Wo der Staat wirklich"fitter" als die Verbrecherbude Rentenversicherung ist: So ab 65 entsteht durch Hochzeit kein Anspruch auf Witwen/Witwerpension .
Die allergroesste Schweinerei und der allergroesste Betrug im Hinblick auf Rentensystem und Pensionsystem findet aber dort statt, wo oekonomische und demographische Probleme zu Gunsten des Pensionssystems und gleichzeitig zu Lasten des Rentensystems geloest sind.
Mir ist z.B. nicht bekannt, dass ein sog. Demographiefaktor bei der Pensionsberechnung zu beruecksichtigen ist, wie mir auch nicht bekannt ist, dass gleiches auch fuer sog. Kindererziehungszeiten oder andere pensionsfremde Aderlaesse zutrifft, beides aber, Demographie wie rentenfremde Netto-Entnahmen, sind im Rentensystem z.T. seit Jahrzehnten gang und gebe.
Auch die Folgen aus staatsmafioser oekonomischer Misswirtschaft und kriminellster Verschleppung der Staatsinsolvenz schlaegt primaer im Rentensystem und nicht im Pensionssystem negativ zu Buche, obwohl es der staatsmafiose Broetchengeber der Beamten ist, der die Misswirtschaft betreibt, unter der dann auch zumindest zuweilen groessere Teile im privaten Wirtschaftsumfeld zu leiden und zu loehnen haben, soweit sie hierdurch noch nicht in ihren Untergang gezwungen wurden!
Auch im Hinblick auf Renten- und Pensionssysteme ist in der BRD/DDR 2.0 alles schwerstkorrupt und hochkriminell, aber auch das ist absolut nichts neues.
Und komme mir bloss keiner und erzaehle mir, ich sei ein uebler Neider!
Gruss!
TD
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weissgarnix
24.09.2007, 10:37
@ prinz_eisenherz
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@Prinz - Re: Mal eine Einschätzung bitte... |
-->>Hallo weissgarnix,
>du schreibst zu den privaten Lebens- und Rentenversicherungen.
>Eigentlich gefällt mir das deutsche staatliche Rentensystem dagegen besser, denn die schon praktizierten Rentenkürzungen, der demographische Faktor, klar benannt: Je älter, desto weniger Rente, das schafft Entlastung, ist vertretbar und ist wohl kaum in dieser flexiblen, abgestuften Art und Weise bei privaten Sicherungssystemen umsetzbar.
Du ziehst hier die richtigen Schlüsse aus den falschen Tatsachen: die Kürzungen im deutschen Rentensystem betreffen zuallererst und vordergründig nicht aktuelle oder demnächst folgende Rentnergenerationen. Die"Flexibilität" besteht also in Wahrheit nur darin, den schwarzen Peter auf irgendein armes Schwein in der Zukunft abzuschieben, sonst gar nichts.
Wir hatten hier mal die Diskussion, wo sich einer (weiss nicht mehr, wer's war) über die ausbleibende Überschussbeteiligung seiner privaten RV beschwerte, weil die diese Erträge benötigte, um die Garantieverzinsung über die gesamte Laufzeit sicherzustellen. DAS nenne ich"fair", wenn es im Einzelfall auch schmerzen mag.
Die deutsche Rentenversicherung ist legalisierter Betrug an aktuellen Beitragszahlen mit Renteneintritt erst in den nächsten 20-30 Jahren. Anders läßt es sich leider nicht formulieren. Die privaten Rentenversicherungen kommen unterm Strich auch auf keinen grünen Zweig, aber zumindest kannst du das dort im Vertragswerk vorher lesen (zumindest im Kleingedruckten).
Kurzum: in einer stagnierenden Population gibt es keine finanzierbare Rente! Gesetzlich nicht und privat auch nicht. So einfach ist das. Klappe zu, Katze tot!
>Wie beurteilst du die beiden Modelle unter dem Gesichtspunkt, irgendwie eine altersverträgliche Rentenkürzung zu praktizieren?
Zur gesetzlichen siehe oben:"gemacht" wird wohl, aber nur so, dass es möglichst wenigen (Wählern) allzusehr weh tut. Zukünftige Wähler, denen man damit voll ans Schienbein tritt, können sich dann in 30 Jahren eh nicht mehr erinnern, oder gehen zu Wahlen, von denen man selbst eh nicht mehr betroffen ist.
Zur Privaten: Kürzungen werden laufend praktiziert, zuerst immer defacto (Kürzung der Überschussbeteiligung), dann sogar de jure (Verringerung der Garantieverzinsung). Geschrei immer sehr groß (vgl. Debatte hier im Forum), weil Auswirkungen demographischer Entwicklungen im Großen und Ganzen noch immer nicht verstanden bzw. akzeptiert.
Wer in 30-40 Jahren in Westeuropa in Rente gehen will und bis dahin nicht die entsprechenden Summen auf seinem Konto hat UND/ODER auf ein intaktes Familienverhältnis bauen kann (zumindest teilweise), der hat ein - aktuell völlig unterschätztes - Problem. Einzige Alternative: Arbeiten bis zum sprichwörtlichen Umfallen (wie in USA übrigens gang und gäbe, selbst in"White Collar"-Berufen wie zB Flugbegleiter oder Sekretärin).
Zur vergleichsweise bescheidenen Aussicht, seine Rente"anzusparen", habe ich hier schon mal was gepostet. Geringe Realverzinsung als auch Besteuerung machen dies defacto unmöglich, zumindest für die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung. Und mit der ab 2009 eiinsetzenden Kapitalbesteuerung wird es meines Erachtens komplett gekillt, zumal schon die Symbolik des neuen Gesetzes jeden Anreiz dafür nimmt.
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