weissgarnix
29.09.2007, 14:13 |
@dottore et al. - Gucken wir alle in die falsche Richtung? Thread gesperrt |
-->Hi,
guter Artikel gestern in der FT, der andeutungsweise eine"Bankenkrise" in Ost-und Zentraleuropa in den Raum stellte, die von dort aus über stark CEE-lastige Länder wie Ã-sterreich, oder Baltic-Banker in Skandinavien (Stichwort:"Riksbank") auch ratzfatz nach Europa schwappen könnte.
Thema: wachsende private Kreditausweitung mit zunehmender Kreditverschlechterung. Man wuß wissen, dass zB die russische Zentralbank Junk-Bonds als Sicherheit für Offenmarktgeschäfte akzeptiert. Bis auf Russland sind diese Länder alles Netto-Importeure von Kapital, und in den meisten Fällen handelt es sich nicht um ausländische Direktinvestitionen im großen Stil, sondern relativ"bewegliches" Geldkapital, das auch ganz schnell wieder weg sein kann. Zudem scheint ein Großteil der privaten Verschuldung in Niedrigzins-Währungen wie Yen und Franken aufgenommen worden zu sein, zur Bonitätsfrage gesellt sich also auch die FX-Exposure. Letzteres übrigens ganz schnell ein Thema für meine"säääähr verähhrten" österreichischen Landsleute, die Baufinanzierungen im großen Stil in Franken und Yen laufen haben, und damit bislang exzellent gefahren sind. Nur galten die Ã-sis, mit einer noch deutlich stärkeren"Sparbuch"-Tradition als selbst ihre piefkinesischen Nachbarn, bislang nicht unbedingt als Finanzgenies. Insoferne schreit das Setup eigentlich nach der baldigen Umkehr des schon viel zu lange geradeaus fliegenden Boomerangs.
Vergleiche mit der Asien-Krise 1997 drängen sich daher auf. Kann es also sein, dass wir uns viel zu sehr auf die Amis, die Chinesen und den Dollar versteifen, und das sich abzeichnenden Disaster vor der eigenen Haustür nicht sehen?
|
dottore
29.09.2007, 15:05
@ weissgarnix
|
Re: Gut möglich! Ã-sterreich wäre ein Geheimtipp |
-->Hi weissgarnix,
>guter Artikel gestern in der FT, der andeutungsweise eine"Bankenkrise" in Ost-und Zentraleuropa in den Raum stellte, die von dort aus über stark CEE-lastige Länder wie Ã-sterreich, oder Baltic-Banker in Skandinavien (Stichwort:"Riksbank") auch ratzfatz nach Europa schwappen könnte.
Ja, das war ein guter Schuss der FT.
>Thema: wachsende private Kreditausweitung mit zunehmender Kreditverschlechterung. Man wuß wissen, dass zB die russische Zentralbank Junk-Bonds als Sicherheit für Offenmarktgeschäfte akzeptiert. Bis auf Russland sind diese Länder alles Netto-Importeure von Kapital, und in den meisten Fällen handelt es sich nicht um ausländische Direktinvestitionen im großen Stil, sondern relativ"bewegliches" Geldkapital, das auch ganz schnell wieder weg sein kann. Zudem scheint ein Großteil der privaten Verschuldung in Niedrigzins-Währungen wie Yen und Franken aufgenommen worden zu sein, zur Bonitätsfrage gesellt sich also auch die FX-Exposure.
Die Yen- und CHF-Kredite in Ã-sterreich sollen Legion sein. Wurde früher von dort Ansässigen ausführlich geschildert. Habe leider weder Zahlen noch Details. Ich weiß nur von einer deutschen Großstadt, dass dort die ganze Crème sich ihre Immos mit CHF-Krediten genehmigt hat. Bisher konnten sie sich ja totlachen.
>Letzteres übrigens ganz schnell ein Thema für meine"säääähr verähhrten" österreichischen Landsleute, die Baufinanzierungen im großen Stil in Franken und Yen laufen haben,
Ja, sorry, hatte mich oben wiederholt.
>und damit bislang exzellent gefahren sind. Nur galten die Ã-sis, mit einer noch deutlich stärkeren"Sparbuch"-Tradition als selbst ihre piefkinesischen Nachbarn, bislang nicht unbedingt als Finanzgenies. Insoferne schreit das Setup eigentlich nach der baldigen Umkehr des schon viel zu lange geradeaus fliegenden Boomerangs.
Die österreichische"Spar"-Mentalität ist - das nebenbei - eine Uralttradition, die auf das von Franz Josef vor mehr als 100 Jahren eingeführte"absolute" Bankgeheimnis zurückgeht. Damit wollten die Habsburger, den Untergang vor Augen, noch"schnell" das Geld im Lande halten. Nur Konten mit Decknamen"Marie Vetsera" u.ä. wurde abgelehnt.
>Vergleiche mit der Asien-Krise 1997 drängen sich daher auf. Kann es also sein, dass wir uns viel zu sehr auf die Amis, die Chinesen und den Dollar versteifen, und das sich abzeichnenden Disaster vor der eigenen Haustür nicht sehen?
Sehr guter Gedanke! Wie wir wissen begann die Bankenkrise 1931 en gros mit dem Zusammenbruch der Ã-sterreichischen Creditanstalt. Danat-Bank etc. kam als follow-up. Warum sollte die Euro-Bank, die sich letzte Woche so groß und anonym bei der EZB bedient hat, nicht eine aus dieser"östlichen" Gegend sein?
Gruß!
|
Miesespeter
29.09.2007, 18:50
@ weissgarnix
|
Re: @dottore et al. - Gucken wir alle in die falsche Richtung? |
-->>Hi,
>guter Artikel gestern in der FT, der andeutungsweise eine"Bankenkrise" in Ost-und Zentraleuropa in den Raum stellte, die von dort aus über stark CEE-lastige Länder wie Ã-sterreich, oder Baltic-Banker in Skandinavien (Stichwort:"Riksbank") auch ratzfatz nach Europa schwappen könnte.
>Thema: wachsende private Kreditausweitung mit zunehmender Kreditverschlechterung. Man wuß wissen, dass zB die russische Zentralbank Junk-Bonds als Sicherheit für Offenmarktgeschäfte akzeptiert. Bis auf Russland sind diese Länder alles Netto-Importeure von Kapital, und in den meisten Fällen handelt es sich nicht um ausländische Direktinvestitionen im großen Stil, sondern relativ"bewegliches" Geldkapital, das auch ganz schnell wieder weg sein kann.
Eher unwahrscheinlich. Insgesamt ist die Verschuldung in Osteuropa im Verhaeltnis zum BIP nur halb so hoch wie in Westeuropa (40-50%). Desweiteren existiert eine Unmenge unbelasteten Eigentums, das noch darauf wartet, als Besicherung fuer zusaetzliche Kredite herangezogen zu werden (Hypothekenkredite sind in Osteuropa erst seit 3-10 Jahren erhaeltlich). In der Tat verleihen die Banken Konsumentenkredite vergleichsweise leichtfertig, diskontieren dabei aber nur die Lohn-und Gehaltsentwicklung mit Steigerungsraten zwischen 10-25% pro anno in der Region. Und berechnen dabei Wahnsinnszinsen (15% auf Euro keine Seltenheit). Daher arbeiten die Banken in Osteuropa auch hoechst profitabel trotz massiver Wachstumsinvestitionen.
|
dottore
30.09.2007, 15:08
@ dottore
|
Re: Nochmal Ã-sterreich |
-->Hi,
die Ã-NB hat (Zahlen per Ende Juno) dieses zum Besten gegeben:
"Das Gesamtvolumen von Fremdwährungs-Ausleihungen an inländische Nichtbanken sank gegenüber März 2007 um 2,6 Mrd EUR (bzw. 5,1%) auf 48,7 Mrd EUR deutlich.
Vor allem die FW-Ausleihungen in Schweizer Franken (CHF) zeigten sich mit einem Minus von 2,7 Mrd EUR (oder 5,7%) rückläufig. Auch die Ausleihungen in japanischen Yen (JPY) sanken gegenüber dem Vorquartal deutlich - um 9,9% (oder 0,2 Mrd EUR). [Aha, also doch nur geringe Yen-Exposure].
Eine Wachstumsdynamik (+10% gegenüber dem Vorquartal bzw. +75% gegenüber Dezember 2006) war bei den Ausleihungen in sonstigen EU-Währungen (exklusive EUR) - insbesondere bei den Tschechischen Kronen (CZK) - zu beobachten. Insgesamt konnte bei den privaten Haushalten (-1,4 Mrd EUR) der stärkste Rückgang verzeichnet werden, aber auch im Unternehmensbereich betrug der Rückgang 0,8 Mrd EUR."
Spricht für sich selbst. So mancher dort hatte ein glückliches Händchen, denn mit 1,66 war damals EUR/CHF on top (inzwischen - nach der August-Delle - wieder in dieser Gegend, aber noch keine neueren Ã-NB-Zahlen).
[img][/img]
Von den FW-Ausleihungen in toto (noch 48,7 Mrd Euro umgerechnet) sind 33 an Private vergeben, davon 69 % für Wohnungsbau. Also kömmt's jetzt auf den CHF an. Würde der sich wieder auf die 1,55 zubewegen, wäre das ein nächster Schreck für die CT-Hauseigentümer.
Während ich den EUR/CHF noch"fundamental" nachvollziehen kann, bleibt mir der SMI ein Rätsel. Warum keine Abwertungs-Hausse bei derart blendenden Binnendaten? @ELLIs SMI-Analyse selbst ist dagegen gut nachvollziehbar.
Weil die Schweizer in Gelddingen nicht die Dümmmsten sind, ist mir das alles nicht geheuer.
Meine Ratlosigkeit gern weiterreichend + Gruß!
|