-->Verkäufer ihrer selbst
Von Siegfried Weischenberg
Viele Medien bringen sich durch Spektakelmacherei und Nebengeschäfte um ihren Kredit beim Publikum.
Der Erfolg des Journalismus basierte lange Zeit auf einer idealistischen Illusion: dass er letztlich doch kein Geschäft ist, sondern von edlen Menschen betrieben wird, die sich um offene Kommunikation, demokratische Ã-ffentlichkeit, sogar um Kultur kümmern, um Kritik und Kontrolle der Politik, um Orientierung - und damit gerade noch eben auf ihre Kosten kommen. Der Grundwiderspruch zwischen gesellschaftlichem Auftrag der Medien und ihrer Wirtschaftlichkeit wird durch das Ethos der Verantwortlichen aufgelöst, lautete die frohe Botschaft.
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Arbeitslosigkeit wurde erst zum Thema, seit es arbeitslose Journalisten gibt. Bei der Kinderbetreuung ist es, so muss man vermuten, ähnlich: Wenn Journalistinnen und Journalisten überhaupt Kinder haben (das ist die Minderheit), dann haben sie Betreuungsprobleme und setzen sie auf die Medienagenda. Da hat es das Thema »Unterschicht« beziehungsweise »abgehängtes Prekariat« schon schwerer. Es erlebte nur eine kurze Konjunktur, bis Journalisten, deren große Mehrheit aus der Mittelschicht stammt, entdeckten, dass es in der Unterschicht kaum Promis gibt. Grandiosen Erfolg als Spitzennachricht hat hingegen zurzeit die Klimakatastrophe - spätestens seit Knut auf einer Titelbild-Collage zusammen mit Brad Pitt dagegen kämpfte.
<ul> ~ Das Ende der vierten Gewalt >>></ul>
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