Taktiker
05.02.2001, 14:30 |
Zurück aus dem Urlaub und heute meinen ersten 1 kg- Kookaburra abgeholt Thread gesperrt |
Yeah, was für ein dolles Teil! Sieht sooo super aus, man möchte es sich vor die Stirn schrauben... Die G/B-Spanne ist ja schon finster, aber immer noch erträglich ggü den kleinen Münzchen.
War echt toll, mal 14 Tage nicht auf Kurse und Charts zu starren. Dem strandlichen Studium der Idiotenwirtschaftspresse in Form von Welt/Faz/Handelsblatt konnte ich mich allerdings nicht entziehen:
Wenn man erstmal ordentlich ausgespannt hat, bemerkt man die Hirnrissigkeit der dort anzutreffenden Wirtschaftsberichterstattung besonders gut! In einem Fort das selbe Credo (sinngemäß):
"2000 war ein mieses Jahr. Aber für 2001 ist der Börsenexperte Herr XY wieder optimistisch" - W A R U M?
"Langfristig gibt es ja keine Alternative zu Aktien" - Was ist hier langfristig? Nach 50 Jahren wieder breakeven ex infla?
"Man darf wieder Technologiewerte kaufen. Das Internet wird weiter existieren" - Auf welchen Bewertungen und in welchem Umfeld wir uns dort bewegen, ist scheinbar völlig egal.
"Die Prognosen der BuRe sind weiter optimistisch. Sie geht weiter von 2 und DREIVIERTEL Prozent Wachstum in 2001 aus." - Waren es nicht mal 3% oder 3,5%? Darf man fragen, wie und ob ein scharfer US-Einbruch eventuell durchschlagen könnte?
"Greenspan wird es schaffen, ein Soft Landing hinzubekommen" - Der für dumm befundene Leser fragt hier nicht weiter nach, worauf sich diese Hoffnung stützt.
"Wir sind zuversichtlich für 2001! Der Dax wir die 7250 schaffen." - Na klar! Warum auch nicht?
Am besten dann noch eine ganze Seite (DIE WELT vom letzten Freitag) mit Thema Alterssicherung: Vorgestellt werden 4 Modellfälle.
1. Singlefrau, 30 Jahre, nach 4 Berufsjahren verfügbares Jahresnettoeinkommen 55000 DM (klasse oder!!!), dazu"30.000 DM-Aktiendepot vom Onkel geerbt", Deren Renteneinzahlungen haben sie mit Schmackes in Aktienfonds und Renten reingepfeffert.
2. Familie (Mann 40, Frau 36) mit 150.000 verfügbarem Haushaltseinkommen und Mann Alleinverdiener (hossa!!!, unsere Welt besteht aus RolandBerger-Consultants). Dazu schuldenfreie Eigentumswohnung (na klar, in diesem Alter!) und dazu noch ein 100.000 DM -Depot.
3. Ein Fortgeschrittener, 50 Jahre, 200.000 DM Bruttojahreseinkommen etc... (Jetzt wissen wir, wer DIE WELT liest). Diesem Exemplar haben sie eine risikofreudige Anlagestrategie zugeschrieben und sein bestehendes Wertpapierfepot auch fett 6-stellig unterstellt (dabei hätte der Kollege mit dem ausgeprägten Spieltrieb im vergangenen Jahr am Neuen Markt/Nasdaq wohl sogar seinen verpfändeten 500SEC verloren)
4. Ein Rentnerehepaar, fette 120.000 DM Rente pro Jahr und ein pralles 800.000-DM - Depot. Sogar denen geben sie noch Empfehlungen, wie sie die laaange angesparte Kohle noch verpfeffern können.
Unglaublich! Man hat den Eindruck, die Redakteure dieser Artikel leben auf dem Mond!
Was kümmerts mich?! Ich lese dieses Forum und bin unendlich dankbar, es gefunden zu haben. Ihr seid Spitze! Ã-ffnet den Leuten die Augen, denn"da draußen" gibt es kein Jota halbwegs angemessener Berichterstattung über die aktuelle wirtschaftliche Lage.
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Tobias
05.02.2001, 15:09
@ Taktiker
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Re: Zurück aus dem Urlaub und heute meinen ersten 1 kg- Kookaburra abgeholt |
Hi Taktiker!
Schön, dass Du wieder da bist!
>Yeah, was für ein dolles Teil! Sieht sooo super aus, man möchte es sich vor die Stirn schrauben...
***Ja, prima - allerdings solltest Du die Schrauben vor der EW-Tagung nochmal richtig fest anziehen (Es kommen wohl auch ein paar Leute mit Silberblick):-)!!!
Die G/B-Spanne ist ja schon finster, aber immer noch erträglich ggü den kleinen Münzchen.
***Wenn ich groß bin, mache ich auch eine Bank auf.
>War echt toll, mal 14 Tage nicht auf Kurse und Charts zu starren. Dem strandlichen Studium der Idiotenwirtschaftspresse in Form von Welt/Faz/Handelsblatt konnte ich mich allerdings nicht entziehen:
>Wenn man erstmal ordentlich ausgespannt hat, bemerkt man die Hirnrissigkeit der dort anzutreffenden Wirtschaftsberichterstattung besonders gut! In einem Fort das selbe Credo (sinngemäß):
>"2000 war ein mieses Jahr. Aber für 2001 ist der Börsenexperte Herr XY wieder optimistisch" - W A R U M?
>"Langfristig gibt es ja keine Alternative zu Aktien" - Was ist hier langfristig? Nach 50 Jahren wieder breakeven ex infla?
>"Man darf wieder Technologiewerte kaufen. Das Internet wird weiter existieren" - Auf welchen Bewertungen und in welchem Umfeld wir uns dort bewegen, ist scheinbar völlig egal.
>"Die Prognosen der BuRe sind weiter optimistisch. Sie geht weiter von 2 und DREIVIERTEL Prozent Wachstum in 2001 aus." - Waren es nicht mal 3% oder 3,5%? Darf man fragen, wie und ob ein scharfer US-Einbruch eventuell durchschlagen könnte?
>"Greenspan wird es schaffen, ein Soft Landing hinzubekommen" - Der für dumm befundene Leser fragt hier nicht weiter nach, worauf sich diese Hoffnung stützt.
>"Wir sind zuversichtlich für 2001! Der Dax wir die 7250 schaffen." - Na klar! Warum auch nicht?
>Am besten dann noch eine ganze Seite (DIE WELT vom letzten Freitag) mit Thema Alterssicherung: Vorgestellt werden 4 Modellfälle.
>1. Singlefrau, 30 Jahre, nach 4 Berufsjahren verfügbares Jahresnettoeinkommen 55000 DM (klasse oder!!!), dazu"30.000 DM-Aktiendepot vom Onkel geerbt", Deren Renteneinzahlungen haben sie mit Schmackes in Aktienfonds und Renten reingepfeffert.
>2. Familie (Mann 40, Frau 36) mit 150.000 verfügbarem Haushaltseinkommen und Mann Alleinverdiener (hossa!!!, unsere Welt besteht aus RolandBerger-Consultants). Dazu schuldenfreie Eigentumswohnung (na klar, in diesem Alter!) und dazu noch ein 100.000 DM -Depot.
>3. Ein Fortgeschrittener, 50 Jahre, 200.000 DM Bruttojahreseinkommen etc... (Jetzt wissen wir, wer DIE WELT liest). Diesem Exemplar haben sie eine risikofreudige Anlagestrategie zugeschrieben und sein bestehendes Wertpapierfepot auch fett 6-stellig unterstellt (dabei hätte der Kollege mit dem ausgeprägten Spieltrieb im vergangenen Jahr am Neuen Markt/Nasdaq wohl sogar seinen verpfändeten 500SEC verloren)
>4. Ein Rentnerehepaar, fette 120.000 DM Rente pro Jahr und ein pralles 800.000-DM - Depot. Sogar denen geben sie noch Empfehlungen, wie sie die laaange angesparte Kohle noch verpfeffern können.
>Unglaublich! Man hat den Eindruck, die Redakteure dieser Artikel leben auf dem Mond!
>Was kümmerts mich?! Ich lese dieses Forum und bin unendlich dankbar, es gefunden zu haben. Ihr seid Spitze! Ã-ffnet den Leuten die Augen, denn"da draußen" gibt es kein Jota halbwegs angemessener Berichterstattung über die aktuelle wirtschaftliche Lage.
***Deine Urlaubs-Zusammenfassung der Wirtschaftspresse bringt's wirklich auf den Punkt - wenn man mitten drin sitzt, rafft man's manchmal wirklich nicht mehr, was da eigentlich für ein gewaltiges brainwashing abgeht...Was soll man denn auch lesen? - außer dem Forum natürlich!
Welcome back + Gruß,
Tobias
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ufi
05.02.2001, 15:15
@ Taktiker
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Hm, irgendwie mach ich anscheinend was falsch!.... |
Mein Dad geht in kürze in Rente, ich werde ihn mal nach seinen 120.000 Rente fragen, er kann mir dann sicher etwas davon abgeben.
Dabei dachte ich, ich würde ganz gut dastehen, aber irgendwie scheint bei meinem Gehalt doch noch eine 0 zu fehlen. Unglaublich!
Und was mir meine Frau immer auftischt, was sie verdienen würde ( jetzt 25, Bankangestellte bei der Deutschen Bank in der Zentrale, abgeschlossenes Studium ). Ich glaube ich werde sie mal zur Rede stellen!! Und die soll mir ja nicht kommen sie hätte Brutto und Netto verwechselt!!
Unglaublich!! Ich glaube, unsere Politiker stellen sich das auch so vor!!
Was verdienen eigentlich die Redakteure? Sicher alle 7-stellig. Netto versteht sich!
Gruß
ufi
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Baldur der Ketzer
05.02.2001, 18:22
@ Taktiker
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Re: Gedanken zur Lage |
Hallo, Taktiker,
vielen Dank für Deinen tollen Beitrag.
ich frag mich auch immer, ob wir denn so bescheuert sind, weil die Vorzeige-Yuppies doch derart fette Kohle einstreichen, und wir uns ganz schön nach der Decke strecken müssen.
Diese Beispiele sind m.E. haarsträubend und gegen an der Wirklichkeit total vorbei.
120.000 Jahresrente, daß ich nicht lache. Doch, halt. Einen solchen Fall kenne ich, er und sie waren höhere Beamte und scheinen in diese Region zu kommen, wenn es stimmt, was man hört. Einen Kontoauszug hab ich aber noch nicht gesehen.
Mein Vater hat zeitlebens immer die höchstmöglichen Rentenbeiträge gezahlt, weil ihm der Rentenfuzzy eingeschwafelt hat, man könne ja nie wissen, und überhaupt, und sowieso, und nichts gewisses weiß man nicht.
Meine Mutter kriegt jetzt davon soviel raus, daß nach Abzug der Krankenversicherung nicht mal mehr 800 Mark bleiben.
Ich krieg nen Lachkrampf, nein, eher einen Weinkrampf aus Wut und Zorn.
Ob über das gutgläubig-blinde Vertrauen der/ des Zahlenden, oder über den Beschiss nach Nobbi-Art, sei dahingestellt.
Es ist doch Hohn und Spott.
Dann noch Versicherungen, was zum Anziehen, Heizung, was zu essen.
Nicht eingerechnet Urlaub, Auto, Miete, Rücklagen für Reparaturen.
Und dabei kriegt meine Mutter wahrscheinlich noch etwas mehr raus als andere Witwen.
Na ja, ich hab heute Gunter Sachs laufen sehen, der ist auch nicht mehr so frisch, wie er mal war, und Prof.Heinrich Harrer sah auch schon mal agiler aus, als er heute erschien.
Was zeigt, auch Geld ist irgendwie relativ.
Das kann man aber nur sagen, wenn es einigermaßen langt.
Zurück zu den Wischiwaschi-Schmierern.
Ich lese derzeit ein Buch von Günter Ogger, des heiß"absahnen und abhauen", ist aus 1998, und beruht auf dem Kenntnisstand von 1997, also mit dem Dicken und dem Augenbrauen-Theo dran.
Es ist erstaunlich, aus heutiger Sicht die damalige Stimmung nachzuempfinden.
Unzufriedenheit aller Orten, Angst vor Kriminalität, Problemchen, Reformstau bis zur Fäulnis, Staatsverschuldung, Steuererhöhung die Fünfzehnte, und so weiter.
Was ist heute die Stimmung?
Big Brother Zladko, Babs und Borrrris, äh, Samenraub und der Molliwurf vom Fischer-Joschua, ein leicht angepaßtes altes Foto mit dem Tritt-Ihn-Meister in der Bild, ja, Jenny Elvers und ihr Nachwuchs, dann natürlich BSE und die unmögliche Massenabschlachtung und -vernichtung auf des Bürgers Kosten, ist doch alles wunderbar, die Aktie Gelb und die Gottschalk-Brüder, wat is dat toll.
Vergessen sind die schlummernden Zeitbomben der Beamtenpensionen,
die Bahn-Infrastruktur,
die Staatsverschuldung,
der affige Euro,
der 630-Mark-Geistesblitz und die
Scheinselbständigkeit, vergessen sind
Benzinpreisexplosion und die
Argumentationslücke (Lüge?) für den Kosovoangriff.
Nichts mehr zu hören ist von Pfahls und Holzer, die
Leuna-Schmiergeldaffaire ist schön unterm Teppich verschwunden, die dubiosen Spender interssieren niemanden mehr, der
Vorschlag, Häuser von Rentnern gegen Rentenzahlung an Banken abzutreten, erzeugt nur noch ein müdes Achselzucken, und von schillernden Gestalten wie
Hürland-Büning oder
Cornelia Yzer (damals 35, 5 Amtsjahre als parl. Staatssekretärin im BMBWFT, dann raus als neue Hauptgeschäftsführerin beim Verband forschender Arzneimittelhersteller, ohne das BT-Mandat aufzugeben, mit Pensionsansprüchen, für die Otto Normalno 120 Jahre lang malochen müßte)
ist nichts mehr zu hören.
Der deutsche Michel zahlt brav und dumm, man kann ja eh nix dran ändern, und aufregen sorgt nur für zu viel Magensäure, gell.
Bravo, gut gelungen, alle heißen Eisen sind raus aus dem öffentlichen Blickfeld.
Demnach sind sie verschwunden.......ausgesessen..........
What shalls, was mich verwundert, ist nur die Zeitspanne, die verstreicht, ohne daß sich offen sichtbare Sünden und Kardinalsfehler irgendwie rächen würden.
In der täglichen Praxis würde einem selbst das Job und Freiheit kosten.
Vielleicht bin ich auch zu dumm dafür, sehe die Zusammenhänge nicht.
Aber das wird schon noch werden, schließlich haben wir endlich am Board auch ein paar Optimisten, und dann hört vielleicht sogar mal der Baldur auf, ein notorischer Ketzer zu sein.........
Ich grüße Euch
>Am besten dann noch eine ganze Seite (DIE WELT vom letzten Freitag) mit Thema Alterssicherung: Vorgestellt werden 4 Modellfälle.
>1. Singlefrau, 30 Jahre, nach 4 Berufsjahren verfügbares Jahresnettoeinkommen 55000 DM (klasse oder!!!), dazu"30.000 DM-Aktiendepot vom Onkel geerbt", Deren Renteneinzahlungen haben sie mit Schmackes in Aktienfonds und Renten reingepfeffert.
>2. Familie (Mann 40, Frau 36) mit 150.000 verfügbarem Haushaltseinkommen und Mann Alleinverdiener (hossa!!!, unsere Welt besteht aus RolandBerger-Consultants). Dazu schuldenfreie Eigentumswohnung (na klar, in diesem Alter!) und dazu noch ein 100.000 DM -Depot.
>3. Ein Fortgeschrittener, 50 Jahre, 200.000 DM Bruttojahreseinkommen etc... (Jetzt wissen wir, wer DIE WELT liest). Diesem Exemplar haben sie eine risikofreudige Anlagestrategie zugeschrieben und sein bestehendes Wertpapierfepot auch fett 6-stellig unterstellt (dabei hätte der Kollege mit dem ausgeprägten Spieltrieb im vergangenen Jahr am Neuen Markt/Nasdaq wohl sogar seinen verpfändeten 500SEC verloren)
>4. Ein Rentnerehepaar, fette 120.000 DM Rente pro Jahr und ein pralles 800.000-DM - Depot. Sogar denen geben sie noch Empfehlungen, wie sie die laaange angesparte Kohle noch verpfeffern können.
>Unglaublich! Man hat den Eindruck, die Redakteure dieser Artikel leben auf dem Mond!
>Was kümmerts mich?! Ich lese dieses Forum und bin unendlich dankbar, es gefunden zu haben. Ihr seid Spitze! Ã-ffnet den Leuten die Augen, denn"da draußen" gibt es kein Jota halbwegs angemessener Berichterstattung über die aktuelle wirtschaftliche Lage.
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ufi
05.02.2001, 18:46
@ Baldur der Ketzer
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NEIN!! Bitte nicht: |
" Aber das wird schon noch werden, schließlich haben wir endlich am Board auch ein paar Optimisten, und dann hört vielleicht sogar
mal der Baldur auf, ein notorischer Ketzer zu sein........."
Gruß
ufi
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Tobias
05.02.2001, 20:34
@ Baldur der Ketzer
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Re: Gedanken zur Lage |
Hi Baldur!
>Hallo, Taktiker,
>vielen Dank für Deinen tollen Beitrag.
>ich frag mich auch immer, ob wir denn so bescheuert sind, weil die Vorzeige-Yuppies doch derart fette Kohle einstreichen, und wir uns ganz schön nach der Decke strecken müssen.
>Diese Beispiele sind m.E. haarsträubend und gegen an der Wirklichkeit total vorbei.
>120.000 Jahresrente, daß ich nicht lache. Doch, halt. Einen solchen Fall kenne ich, er und sie waren höhere Beamte und scheinen in diese Region zu kommen, wenn es stimmt, was man hört. Einen Kontoauszug hab ich aber noch nicht gesehen.
***Und nicht vergessen: Klimmt, Oskar, etc. (bislang 7 Schrödi-Minister abgetreten) - die Kategorie hat in der Welt-Aufzählung noch gefehlt:
"Sie sind ehemaliger Bundesminister: xxx,- (Euro) Jahresrente, netto, vier Ehen, x Kinder, ledig,...";-)
>Mein Vater hat zeitlebens immer die höchstmöglichen Rentenbeiträge gezahlt, weil ihm der Rentenfuzzy eingeschwafelt hat, man könne ja nie wissen, und überhaupt, und sowieso, und nichts gewisses weiß man nicht.
>Meine Mutter kriegt jetzt davon soviel raus, daß nach Abzug der Krankenversicherung nicht mal mehr 800 Mark bleiben.
>Ich krieg nen Lachkrampf, nein, eher einen Weinkrampf aus Wut und Zorn.
>Ob über das gutgläubig-blinde Vertrauen der/ des Zahlenden, oder über den Beschiss nach Nobbi-Art, sei dahingestellt.
>Es ist doch Hohn und Spott.
***Ja, und das ist besonders toll, wenn man (wie ich und einige andere aus dem Forum) am BEGINN des Arbeitslebens steht: Das MEISTE zahlen für die Alten, den GERINGSTEN Anspruch erwerben und GLEICHZEITIG privat vorsorgen. Dazu die HÃ-CHSTEN Steuersätze. Ich habe jetzt schon keinen Bock für den fettesten Nachkriegsstaatsapparat, destruktive Elementen wie Trittin, für die korrupte Brüssel-Garde und, und, und, zu malochen.
>Was zeigt, auch Geld ist irgendwie relativ.
***Ja, das stimmt. Auch Reichtum ist eine Frage der Definition und des persönlichen Erlebens! Mein Opa z.B. war Pfarrer und er war 'megareich' und zufrieden mit seiner Gemeinde, der Kirche und Gott. Viel besessen hat er allerdings nie.
>Es ist erstaunlich, aus heutiger Sicht die damalige Stimmung nachzuempfinden.
>Unzufriedenheit aller Orten, Angst vor Kriminalität, Problemchen, Reformstau bis zur Fäulnis, Staatsverschuldung, Steuererhöhung die Fünfzehnte, und so weiter.
***Die Medien spielen hier eine zentrale Rolle, denn Deine (ganz persönliche) Wahrnehmung wird massivst beeinflusst - allein durch die Themenauswahl. Aber gute Nachrichten verkaufen sich eben schlecht. Mann, Du kannst richtig Quote machen mit einem Unglück, mit radikalen Banden, Castor-Transport-Live-Übertragungen...Es gibt aber auch gute Nachrichten und manchmal sogar sehr gute Nachrichten. Manche Leute schauen zum Beispiel Fussball (Religionsersatz?) und freuen sich, wenn der oder der gewinnt. Da sind die Menschen emotional und plötzlich innerlich ganz reich. Evtl. bringt es etwas, auf ein kritisches Buch ein fröhliches (optimistisches?) zu lesen. Tipp:"Freude durch Stress." 150. S., 11,90 DM.
>Was ist heute die Stimmung?
>Big Brother Zladko, Babs und Borrrris, äh, Samenraub und der Molliwurf vom Fischer-Joschua, ein leicht angepaßtes altes Foto mit dem Tritt-Ihn-Meister in der Bild, ja, Jenny Elvers und ihr Nachwuchs, dann natürlich BSE und die unmögliche Massenabschlachtung und -vernichtung auf des Bürgers Kosten, ist doch alles wunderbar, die Aktie Gelb und die Gottschalk-Brüder, wat is dat toll.
***Die Medien, die Medien. Schließ' die Augen und stell' Dir vor, wie es ohne Presse und Fernsehen wohl wäre - na, besser?
>Vergessen sind die schlummernden Zeitbomben der Beamtenpensionen,
>die Bahn-Infrastruktur,
>die Staatsverschuldung,
>der affige Euro,
>der 630-Mark-Geistesblitz und die
>Scheinselbständigkeit, vergessen sind
>Benzinpreisexplosion und die
>Argumentationslücke (Lüge?) für den Kosovoangriff.
>Nichts mehr zu hören ist von Pfahls und Holzer, die
>Leuna-Schmiergeldaffaire ist schön unterm Teppich verschwunden, die dubiosen Spender interssieren niemanden mehr, der
>Vorschlag, Häuser von Rentnern gegen Rentenzahlung an Banken abzutreten, erzeugt nur noch ein müdes Achselzucken, und von schillernden Gestalten wie
>Hürland-Büning oder
>Cornelia Yzer (damals 35, 5 Amtsjahre als parl. Staatssekretärin im BMBWFT, dann raus als neue Hauptgeschäftsführerin beim Verband forschender Arzneimittelhersteller, ohne das BT-Mandat aufzugeben, mit Pensionsansprüchen, für die Otto Normalno 120 Jahre lang malochen müßte)
>ist nichts mehr zu hören.
***Aufstand? Es ist zum heulen, aber man kann sich mit dem Zeugs nur begrenzt selbst zuladen. Ich tue im kleinen Kreis was, weil ich denke, dass ich so am besten etwas ändern kann. Derzeit helfe ich ein wenig in der Stadt Wolfsburg, zu verhindern, dass ein OB-Kandidat durchkommt, der nach 16 Semestern Studium und ohne irgendeinen Schulabschluss Bürgermeister werden will. Diese Pfeife hat zudem die Goldene Zitrone im niedersächischen Landtag erhalten für die folgende Glanzleistung: Drei Reden in sechs Jahren. Er tritt gegen einen Kandidaten an, der sein Leben lang für eine Spedition geackert und zuvor Jura+BWL-Abschluss gemacht hat. Den finde ich besser und ein klein wenig kann man da schon mitwirken.
>Der deutsche Michel zahlt brav und dumm, man kann ja eh nix dran ändern, und aufregen sorgt nur für zu viel Magensäure, gell.
***Baldur, auch hier hab' ich's versucht - z.B. im vermieften Uni-System. Aber das ist hochgefährlich - wenn Du was versuchst gegen's System zu ändern, konstruktiv, (an den Uni's gibt's z.B. so etwas wie eine"Rausprüfkultur", wo vor dem Prüfungstermin festgelegt wird, wieviel % durchfallen werden), dann bringst Du Dich selbst in Gefahr - besonders, wenn Du in der schwächeren Position bist (z.B. Student, Angestellter, etc.). Viele Menschen können sich es einfach nicht erlauben, aufzustehen, weil ihre Existenz auf dem Spiel steht! Und das, das macht mich noch viel trauriger, weil sich da viel zu viel anstaut bei den Bürgern - kollektive Ohmacht. Ein Fass, das irgendwann eben hochgeht. Irgendwann Explosion, Revolution.
>Bravo, gut gelungen, alle heißen Eisen sind raus aus dem öffentlichen Blickfeld.
>Demnach sind sie verschwunden.......ausgesessen..........
>What shalls, was mich verwundert, ist nur die Zeitspanne, die verstreicht, ohne daß sich offen sichtbare Sünden und Kardinalsfehler irgendwie rächen würden.
>In der täglichen Praxis würde einem selbst das Job und Freiheit kosten.
>Vielleicht bin ich auch zu dumm dafür, sehe die Zusammenhänge nicht.
>Aber das wird schon noch werden, schließlich haben wir endlich am Board auch ein paar Optimisten, und dann hört vielleicht sogar mal der Baldur auf, ein notorischer Ketzer zu sein.........
***Du musst ja nicht gleich zum Optimisten mutieren, aber im kalten Winter hilft gegen allzu trübe Gedanken folgendes: Jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen sollte man einmal auf ein Schild sehen, auf dem mit fettem Edding draufsteht:"Aus einem traurigen Arsch kommt kein fröhlicher Furz!", anschließend kalt duschen und dabei laut singen! Dann freuen, das man lebt.
Vielen Dank für die detaillierte Erinnerung an die grauslige Staatskrake!
>Ich grüße Euch
Freue mich auf Samstag,
Tobias
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Baldur der Ketzer
05.02.2001, 21:21
@ Tobias
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Re: Gedanken zur Lage |
Hallo, Tobias,
>***Und nicht vergessen: Klimmt, Oskar, etc. (bislang 7 Schrödi-Minister abgetreten) - die Kategorie hat in der Welt-Aufzählung noch gefehlt:
>"Sie sind ehemaliger Bundesminister: xxx,- (Euro) Jahresrente, netto, vier Ehen, x Kinder, ledig,...";-)
ja, klar, da kommt"Freude" auf...........
>***.......ist besonders toll, wenn man (wie ich und einige andere aus dem Forum) am BEGINN des Arbeitslebens steht: Das MEISTE zahlen für die Alten, den GERINGSTEN Anspruch erwerben und GLEICHZEITIG privat vorsorgen. Dazu die HÃ-CHSTEN Steuersätze. Ich habe jetzt schon keinen Bock für den fettesten Nachkriegsstaatsapparat, destruktive Elementen wie Trittin, für die korrupte Brüssel-Garde und, und, und, zu malochen.
wenn viele der Alten, die immerhin geschuftet haben, die überwiegende Mehrzahl jedenfalls (ich könnte jetzt auch was über Fremdrenten und deren Bemessungsgrundlagen posten, aber dann hätte ich mich nicht mehr unter Kontrolle), nur Renten mit Almosencharakter kriegen, dann können wir uns vorstellen, was für uns mal übrig bleiben wird...nahe nix (zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel, oder so).
Ja, ich frage mich, wie lange die Betroffenen das hinnehmen werden.
Ich war bisher nicht sozialversicherungspflichtig und bin da recht froh drüber.
Meine aktuellen Rentenbeiträge laufen in die schweizerische AHV (CHF-Basis), und die wird hoffentlich besser sein, als die der BRD - hoffe ich mal, auch die Rentenfinanzen der Missis Dreyfus sind ja, na, zerrüttet wäre geprahlt, sagt man.
>***Auch Reichtum ist eine Frage der Definition und des persönlichen Erlebens! Mein Opa z.B. war Pfarrer und er war 'megareich' und zufrieden mit seiner Gemeinde, der Kirche und Gott. Viel besessen hat er allerdings nie.
Er hatte eine Sicherheit, die wir nicht haben - als Hirte der Kirche (wir sind ja die Schafe) lebt es sich doch ganz berechenbar.
Aber nicht jeder will ja Pfarrer sein.
>***Derzeit helfe ich ein wenig in der Stadt Wolfsburg, zu verhindern, dass ein OB-Kandidat durchkommt, der nach 16 Semestern Studium und ohne irgendeinen Schulabschluss Bürgermeister werden will. Diese Pfeife hat zudem die Goldene Zitrone im niedersächischen Landtag erhalten für die folgende Glanzleistung: Drei Reden in sechs Jahren. Er tritt gegen einen Kandidaten an, der sein Leben lang für eine Spedition geackert und zuvor Jura+BWL-Abschluss gemacht hat. Den finde ich besser und ein klein wenig kann man da schon mitwirken.
Ich halte Euch den Daumen, da tust Du ein gutes Werk, denke ich, denn völlig unabhängig von einer Parteizugehörigkeit ist mir ein Berufstätiger immer lieber als ein ahnungsloser Dummschwätzer.
>***Baldur, auch hier hab' ich's versucht - z.B. im vermieften Uni-System. Aber das ist hochgefährlich - wenn Du was versuchst gegen's System zu ändern, konstruktiv, (an den Uni's gibt's z.B. so etwas wie eine"Rausprüfkultur", wo vor dem Prüfungstermin festgelegt wird, wieviel % durchfallen werden), dann bringst Du Dich selbst in Gefahr - besonders, wenn Du in der schwächeren Position bist (z.B. Student, Angestellter, etc.). Viele Menschen können sich es einfach nicht erlauben, aufzustehen, weil ihre Existenz auf dem Spiel steht! Und das, das macht mich noch viel trauriger, weil sich da viel zu viel anstaut bei den Bürgern - kollektive Ohmacht. Ein Fass, das irgendwann eben hochgeht. Irgendwann Explosion, Revolution.
Das kenne ich gut, dieses Nicht-aufmucken-dürfen gibt es ja sogar unter den Professoren.
Wer querschießt, kriegt halt weniger Mittel bewilligt, oder wird im Kollegenkreis so lange gemobbt, bis er auch die Schnauze voll hat und Dienst nach Vorschrift macht, also unterste Schublade unterhalb Hiwi-Repetitor-Niveau.
Man ist ja Prof. C3 oder so, da hat man ausgesorgt, ob man was macht oder nicht.
Wozu exponieren und sich anfeinden lassen?
Ich traue mich zu sagen, daß mancher Professor nur noch den Anschein aufrechterhält, im Bewußtsein, über Dinge zu schwafeln, die vollkommen fiktiv sind.
Man weiß zum Teil, daß man Blödsinn reden muß.
Nur sagen, nein, unmöglich.
Dann macht man halt weiter, Seminare, Arbeiten korrigieren (lassen), Referate anhören, bis die Ohren qualmen, durchhalten, durchbeißen, bloß nix merken lassen, hoffen, daß es bald Feierabend ist.
Das mit dem Rausprüfen non-konformer Leute ist mir bekannt, und nur ganz ganz wenige herausragende Profs. von Format standen darüber. Ein paar durfte ich kennenlernen und als Prüfer vor mir haben, Ihnen gilt mein Respekt.
Den Rest vergleiche ich mit schrulligen, eingebildeten, unfähigen, vorlauten, freizeitorientierten, verantwortungslosen, völlig überbezahlten Fachidioten, die weder einen Nagel in die Wand schlagen können noch eine einzige Mark selber am freien Arbeitsmarkt verdienen könnten, wie in Watte gepackten Prinzesschen auf der Erbse, die die Realität nur vom Hörensagen kennen, im Wolkenkuckucksheim hausen, der steuerzahlenden Allgemeinheit dafür die Rechnung präsentieren, über Dinge schwafeln, die keinen interssieren, und über Sachen urteilen, die sie nie zu Gesicht bekamen.......in der Beziehung finde ich die Kulturrevolution von Mao-dse-Dong nicht ganz unsympathisch.....
Und wer sonst aufmuckt und auffällt, wird schnell zur persona-non-grata, an die man sich zu gegebener Zeit erinnert.......
>***Du musst ja nicht gleich zum Optimisten mutieren, aber im kalten Winter hilft gegen allzu trübe Gedanken folgendes: Jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen sollte man einmal auf ein Schild sehen, auf dem mit fettem Edding draufsteht:"Aus einem traurigen Arsch kommt kein fröhlicher Furz!", anschließend kalt duschen und dabei laut singen! Dann freuen, das man lebt.
>Vielen Dank für die detaillierte Erinnerung an die grauslige Staatskrake!
Ich stelle mir vor, wie es so einem neunmalklugen Würstchen ergehen würde, wenn er/sie sich mal in einer menschlichen Peinlichkeit befände:
ohne Klopapier mit Durchfall in der vollbesetzen U-Bahn, oder mit defektem Auto in einem Mobilnetzfunkloch bei Frostnacht in der Prärie, oder am Tag X, wenn der Geldautomat nix mehr ausspuckt, der Kühlschrank leer ist, der Mob vor der Tür steht, die Leibwächter zur eigenen Familie geflüchtet sind, die Alarmanlage keinen Saft mehr hat und so mancher Stimmvieh-Vertreter eine alten Steuerbescheid herauskramt und sich überlegt, wer die Kohle eingesackt hat.....
dann schauen die in Unterhosen nicht anders aus als wir.
Und sollte es dereinst, wenn wir diese Welt verlassen, eine Rückschau auf unser Verhalten geben, welches über die weiteren Geschicke bestimmt, dann fühle ich mich wieder recht wohl in meiner Haut. Und beneide jene nicht, die uns jetzt verspotten und geringschätzen.
Das Problem bei meiner Einstellung ist, daß man geneigt ist, Dinge passiv und fast ergeben hinzunehmen, in der Hoffnung, die große Gerechtigkeit werde jedem einzelnen irgendwann mal die Rechnung präsentieren, was dazu führt, sich selbst zu wenig selbst gegen empfundenes Unrecht und Mißstände zu engagieren.
Wie Du weißt, bin ich der Sache ja ausgewichen und ausgewandert, weil ich nicht wie Sysiphus gegen Windmühlen anrollen wollte ;-).
Die Erfolgsquote engagierter Bürger tut ein übriges, die Euphorie kleinzuhalten. Wenn ich an das Ergebnis der Anti-Euro-Kampagne denke, hätte ich mich besser ins Gehölz auf eine Leiter gesetzt und den Amseln zugeguckt.
Ich freue mich aufs Treffen und grüße Dich!
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