Feuerblitz
06.02.2001, 14:41 |
Schuldentilgung oder Schuldenneuaufnahme durch die U.S.-Konsumenten? Thread gesperrt |
Hallo,
ich habe - nicht zuletzt durch die Beiträge in diesem Board inspiriert - eine Frage zu folgender Quelle: (speziell folgender Abschnitt:- Consumer & Mortgage Credit - Abbildung 17-20)
http://www.yardeni.com/public/S_010126.pdf
(Ich bitte als Fachunkundiger um Nachsicht, wenn ich etwas falsch dargestellt, da von mir falsch verstanden, habe.)
In Abbildung 18 ist seit Herbst 00 eine deutlich Abschwächung der Wachstumsrate der"Real Estate Loans" (Haus- bzw. Immobilienkredite) zu erkennen (Wachstumsrate gegenüber Vorjahr allerdings immer noch ca. 10%; Datum: 17.01.01)
Andererseits ist in Abbildung 20 der"Mortgage Applications" (Anträge auf Hypothekendarlehen; in der Abbildung als Refinanzierungsindex bezeichnet)eine deutliche Steigerung der Nachfrage (v.a. Januar01; Zinssenkung u.s.a.; Datum: 19.01.01)zu erkennen.
Werden hier nun Hypothekenkredite gekündigt (wenn möglich!?) und mit niedrigeren Zinssätzen neu aufgenommen? Dies würde dann doch eher die Bereitschaft zur Schuldentilgung der Konsumenten unterstreichen, oder?
Oder sind die Anträge auf Hypothekendarlehen"neue" Anträge, die auch mit"neuen" Schulden der Konsumenten gleichzusetzen sind, so daß mehr Geld für den privaten Konsum zur Verfügung steht? (geht aus den Tabellen - zumindestens für mich - nicht eindeutig hervor)
Die Wachstumsrate der Konsumentenkrediten (Abbildung 18; trotz eines Rückgangs im Spätjahr 00 immer noch Wachstumsrate von über 8% gegenüber Vorjahr; Datum 17.1) hat sich trotz Zinssenkung Anfang Januar bisher!? nicht spürbar erhöht bzw. haben die Konsumenten nicht auf diese Zinssenkung - im Sinne einer Neuverschuldung reagiert.
Für mich stellt sich jetzt die Frage?
Schuldentilgung oder Schuldenneuaufnahme durch die U.S.-Konsumenten?
Für Antworten dankbar.
Grüße
Sams
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Taktiker
06.02.2001, 15:48
@ Feuerblitz
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Umverteilung der Schulden? |
Vielleicht einfach so:
Die eigene Bude wird (stärker) beliehen, um bestehende Kredite (z.B.aus Konsum) zu bedienen bzw. notwendige Ausgaben (z.B. aufgrund stagnierender Einnahmen <- Aktien/Löhne) bestreiten zu können.
Wäre das nicht logisch?
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Kirsch
06.02.2001, 16:18
@ Feuerblitz
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= Sein oder Nichtsein |
Hallo!
Ich traue mir da keine Interpretation zu. Mich interessiert aber exakt der
selbe Punkt, denn es waren ja die Privaten, die Zunder gegeben haben.
Der Gesamt-Schuldendienst (Consumer & Mortage) liegt wieder bei 13,7%.(Wie 87)
Vor 87 wurden einmal > 14% erreicht, aber: da war viel mehr Hoffnung.
Ich glaube auch, daß die Hoffnung zuletzt stirbt. Sie ist bald an der Reihe.
Ich hoffe, daß Du jemand findest, der Deine Zahlen richtig interpretiert.
Gruß!
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dottore
06.02.2001, 16:32
@ Feuerblitz
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Re: Schuldentilgung oder Schuldenneuaufnahme durch die U.S.-Konsumenten? |
>Für mich stellt sich jetzt die Frage?
>Schuldentilgung oder Schuldenneuaufnahme durch die U.S.-Konsumenten?
Exzellente Beobachtung, vielen Dank!
1. Hypoetheken werden günstiger umgeschuldet, das geht. 2. Die Konsum-Kredite sind noch auf hohem Niveau, aber nicht mehr steigend. Fallen übrigens als letztes (wer gibt schon gerne zu, dass er sich den bisherigen Stil nicht mehr leisten kann?).
Aber es ist alles offen. Denn auch die Amis leben in einer freien Wirtschaft und können machen was sie wollen - bis zur Beleihungsgrenze eben. Leider sieht man dem geliehenen Geld nicht an, wohin es wandert. Haus beleihen - Börsenkredite abdecken. Haus beleihen - neues Auto kaufen. Auto auf Pump - dafür die Hypotheken runterfahren. Aktien anpumpen - dafür Hypotheken runterfahren (soll doch der Broker sehen wo er bleibt). Aktien anpumpen - neues Auto kaufen. Und so fort...
Gruß
d.
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contra
06.02.2001, 18:36
@ Feuerblitz
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Re: Schuldentilgung oder Schuldenneuaufnahme durch die U.S.-Konsumenten? |
>Die Wachstumsrate der Konsumentenkrediten (Abbildung 18; trotz eines Rückgangs im Spätjahr 00 immer noch Wachstumsrate von über 8% gegenüber Vorjahr; Datum 17.1) hat sich trotz Zinssenkung Anfang Januar bisher!? nicht spürbar erhöht bzw. haben die Konsumenten nicht auf diese Zinssenkung - im Sinne einer Neuverschuldung reagiert.
Vorsicht. Wenn eine im allgemeinen wirksame Massnahme (Zinssenkung) in einem konkreten Fall anscheinend keine Wirkung zeigt, dann liegt dies womoeglich nur daran, dass der Betrachter
eine falsche Vorstellung hat von dem was ohne die Massnahme geschehen waere.
Im gegebenen Fall wird vom Betrachter unterstellt, dass ohne die Zinsmassnahme, der Verlauf so gewesen waere, wie er ihn in der Zeichnung vorfindet.
Das ist aber im gegebenen Fall voellig unplausibel. Im vorliegenden Fall waere der Wert (mit grosser Wahrscheinlichkeit) unter 8%
gefallen, wenn die Zinsmassnahme nicht ergriffen worden waere. Dieser statistisch nicht beobachtbare Rueckgang ist verhindert worden durch die expansive Wirkung der Zinsmassnahme.
In dieser Sicht ist gerade die Konstanz (d.h. der verhinderte weitere Rueckgang) ein Zeichen fuer Wirksamkeit und nicht fuer Unwirksamkeit der Zinsmassnahme.
Die folgende Aussage waere dagegen korrekt gewesen:
"Die Zinssenkung hat nicht ausgereicht (Dosis war zu schwach), um einen Wiederanstieg zu erreichen."
Das ist aber eine ganz andere Aussage als die Behauptung, die Zinssenkung sei
wirkungslos gewesen.
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Feuerblitz
06.02.2001, 19:48
@ Feuerblitz
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Re: Schuldentilgung oder Schuldenneuaufnahme durch die U.S.-Konsumenten? |
Vielen Dank für eure Antworten,
letztendlich bleibt meine Frage unbeantwortet,
da ich einsehen muß, daß - gott (oder wem auch immer) sei dank - wir noch nicht die vollständige Einsicht darüber haben, wohin in den Einzelhaushalten Gelder fließen, sprich: wofür wird Geld ausgegeben, und wo wird gespart bzw. zurückgezahlt. Wenn das Niveau der Haushaltskasse wieder das Gleiche ist (z.B. wie dottore geschrieben hat:"Auto auf Pump - dafür die Hypotheken runterfahren"), ist man/frau hinterher genauso schlau wie vorher.
Allerdings: für Tendenzen sollten beschriebeneStatistiken doch durchaus tauglich sein, oder?
So wird - für mich, so denke ich - die Entwicklung und Beobachtung insbesondere der Konsumentenkredite in den nächsten Monaten ein wichtiges Detail für den Fortlauf der U.S.-amerikanischen Konjunktur liefern können.
(am besten noch in Rückbetrachtung mit vorangegangen Zinsmaßnahmen; inwieweit gibt es möglicherweise zeitversetzte korrelationen: sinkende Zinsen=steigende Konsumentenkredite, und wieweit ist es"heute" vielleicht anders)
@Kirsch: die von dir beschriebene Statistik finde ich sehr interessant.
es geht ja wohl um folgende Frage: Wo liegt - im statistischen Mittel - eine (psychologische) Schulden-Schwelle, ab der der Privathaushalt nicht mehr bereit ist, sich noch mehr zu verschulden?
Hmm, weiß ich auch nicht.
Es wäre interessant zu erfahren, ob Hypothekenkredite in dieser Statistik berücksichtigt sind.
Aber selbst wenn, schließlich und letztendlich bleiben Schulden gleich Schulden. Und wenn man/frau die"New and Existing Home Sales" (Abbildung Nr.19)über die letzten 10 Jahre betrachtet, und diese in Korrelation zu der Entwicklung der U.S.-amerikanischen Indizes setzt, so scheint ersichtlich zu sein -gerade vor dem Hintergrund der Performance selbiger Indizes in den letzten 10 Monaten -, daß die für übrige Ausgaben außer den Hypothekentilgungen der Spielraum immer kleiner wird. Die Entwicklung der Nettolöhne in den U.S.A. hat die schwachen Börsen respektive Opportunitätsverluste der Anleger (seit Februar 00) mitnichten kompensiert.
Na ja, vielleicht ist das auch nur ein Zufall und ich lese die Statistik so, wie ich sie lesen möchte.
@dottore: danke für dein lob
@contra: ich schrieb:"Die Wachstumsrate der Konsumentenkrediten (Abbildung 18; trotz eines Rückgangs im Spätjahr 00 immer noch Wachstumsrate von über 8% gegenüber Vorjahr; Datum 17.1) hat sich trotz Zinssenkung Anfang Januar bisher!? nicht spürbar erhöht bzw. haben die Konsumenten nicht auf diese Zinssenkung - im Sinne einer Neuverschuldung reagiert."
Ich schrieb ja nicht, daß die Zinssenkungsmaßnahmen in obigen Punkte keine Wirkung gezeigt hätten. Nur hätte ich im Schlußsatz korrekterweise"nicht auf diese Zinssenkung - im Sinne einer""steigenden"" Neuverschuldung reagiert." schreiben sollen. So betrachtet hättest du natürlich recht.
viele Grüße
F.
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Kirsch
07.02.2001, 11:37
@ Feuerblitz
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Ja, sind Tilgungen & Zins für Konsumentenkredite und Hypothekenkredite. owT |
>Vielen Dank für eure Antworten,
>letztendlich bleibt meine Frage unbeantwortet,
>da ich einsehen muß, daß - gott (oder wem auch immer) sei dank - wir noch nicht die vollständige Einsicht darüber haben, wohin in den Einzelhaushalten Gelder fließen, sprich: wofür wird Geld ausgegeben, und wo wird gespart bzw. zurückgezahlt. Wenn das Niveau der Haushaltskasse wieder das Gleiche ist (z.B. wie dottore geschrieben hat:"Auto auf Pump - dafür die Hypotheken runterfahren"), ist man/frau hinterher genauso schlau wie vorher.
>Allerdings: für Tendenzen sollten beschriebeneStatistiken doch durchaus tauglich sein, oder?
>So wird - für mich, so denke ich - die Entwicklung und Beobachtung insbesondere der Konsumentenkredite in den nächsten Monaten ein wichtiges Detail für den Fortlauf der U.S.-amerikanischen Konjunktur liefern können.
>(am besten noch in Rückbetrachtung mit vorangegangen Zinsmaßnahmen; inwieweit gibt es möglicherweise zeitversetzte korrelationen: sinkende Zinsen=steigende Konsumentenkredite, und wieweit ist es"heute" vielleicht anders)
>@Kirsch: die von dir beschriebene Statistik finde ich sehr interessant.
>es geht ja wohl um folgende Frage: Wo liegt - im statistischen Mittel - eine (psychologische) Schulden-Schwelle, ab der der Privathaushalt nicht mehr bereit ist, sich noch mehr zu verschulden?
>Hmm, weiß ich auch nicht.
>Es wäre interessant zu erfahren, ob Hypothekenkredite in dieser Statistik berücksichtigt sind.
>Aber selbst wenn, schließlich und letztendlich bleiben Schulden gleich Schulden. Und wenn man/frau die"New and Existing Home Sales" (Abbildung Nr.19)über die letzten 10 Jahre betrachtet, und diese in Korrelation zu der Entwicklung der U.S.-amerikanischen Indizes setzt, so scheint ersichtlich zu sein -gerade vor dem Hintergrund der Performance selbiger Indizes in den letzten 10 Monaten -, daß die für übrige Ausgaben außer den Hypothekentilgungen der Spielraum immer kleiner wird. Die Entwicklung der Nettolöhne in den U.S.A. hat die schwachen Börsen respektive Opportunitätsverluste der Anleger (seit Februar 00) mitnichten kompensiert.
>Na ja, vielleicht ist das auch nur ein Zufall und ich lese die Statistik so, wie ich sie lesen möchte.
>@dottore: danke für dein lob
>@contra: ich schrieb:"Die Wachstumsrate der Konsumentenkrediten (Abbildung 18; trotz eines Rückgangs im Spätjahr 00 immer noch Wachstumsrate von über 8% gegenüber Vorjahr; Datum 17.1) hat sich trotz Zinssenkung Anfang Januar bisher!? nicht spürbar erhöht bzw. haben die Konsumenten nicht auf diese Zinssenkung - im Sinne einer Neuverschuldung reagiert."
>Ich schrieb ja nicht, daß die Zinssenkungsmaßnahmen in obigen Punkte keine Wirkung gezeigt hätten. Nur hätte ich im Schlußsatz korrekterweise"nicht auf diese Zinssenkung - im Sinne einer""steigenden"" Neuverschuldung reagiert." schreiben sollen. So betrachtet hättest du natürlich recht.
>viele Grüße
>F.
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