dottore
08.02.2001, 19:04 |
EW-Treff. Hier die Ausstellungsstücke:Thread gesperrt |
Liebe Freunde, verehrte Damen, geehrte Herren,
falls sich jemand vorab informieren möchte, das Folgende wird gezeigt. Detaillierte Interpretationen gern vor Ort.
Also, falls es noch Unentschlossene geben sollte: Diese Dinge direkt vor Augen zu haben, sollte man sich nicht entgehen lassen - die vielen und sicher superguten Vorträge & Diskussionen schon erst Recht nicht.
Ich bin nun schon lange in Sachen Treffs & Tagungen unterwegs. Aber was JüKü da beinander hat, das macht ihm so schnell keiner nach.
Bis dann und Gute Anreise allen!
d.
AUSSTELLUNG von RARA und RARISSIMA zur Geld, Finanz- und Börsengeschichte anlässlich JüKüs EW-Treffs in Ochsenfurt.
(Die Nummern sind auch neben den Exponaten mit diesem Text beschrieben. Diverses Weitere ist auch vorhanden, z.B. Herstatt-Aktie. Wer Lust & Laune hat, kann sich alles ab Nr. 1 ausdrucken und ist dann schon in der Materie drin.)
1. Wie entsteht Geld als Forderung? Tontafel mit Keilschrift (nur Abb.). Altakkadisch (-2350 bis -2150). Über drei Anlieferungen von Getreide und einer weiteren von Mehl offenbar als Opfer oder Abgaben in Bronzegefäßen. Genannt sind Lieferant und Empfänger. Die Aufbewahrungsstelle (Lagerhaus, Tempel, Bank) konnte die Waren ausleihen (neben Getreide auch Metall, s.u.). So wurde aus der ersten Schuld (Abgabe) eine weitere (Kredit). Stützt Laums These vom Ursprung des Geldes aus dem Opfer.
2. SENSATION! H&S-Theorie durch Fund bestätigt. Tontafel mit Keilschrift. Altbabylonisch (-1900 bis -1700). Spuren eines Siegelabdrucks. Festgehalten ist eine Ausleihung von 6 Shekel Silber. Als Sicherheit dienen 5 Äcker Land eines Kaufmanns. Urkunde ist datiert (Monat, Jahr). Zwei Zeugen sind genannt. Gläubiger ist ein Tempel (Bank), er kann sich solange aus der Erträgen des Feldes bedienen, bis der Schuldner das Silber zurückgelegt hat. Der Shekel (griech."siglos") wird auf 5,6 g Silber gesetzt (Gold: Silber damals 1: 13,3). Stützt die Heinsohn-Steiger-These vom Ursprung des Geldes aus belastetem Eigentum (das vor dem Kredit belastet werden musste).
3. Wie entstehen Schuldner? Tontafel mit Keilschrift. Altbabylonisch (-1900 bis -1700). 15 Namen sind verzeichnet, die unterschiedliche Mengen Getreide an die"Nachbarschaft" (Genossenschaft?) abgeliefert haben, einer darunter zwei Mal. Ein einziger hat offenbar nichts abgeliefert, da er keine Forderung an die"Nachbarschaft" hat. Vorausgesetzt, dass die Verteilung des Landes in etwa gleich gewesen war, ein Hinweis, wie ein einzelner über eine Nicht-Gläubiger-Position in die eines Schuldners abgleiten kann.
4. Wie wird Eigentum tradiert? Hüllentafel mit Keilschrift. Erbteilungsurkunde, altbabylonisch. Dazu Prof. Dr. Brigitte Groneberg, Hamburg:"Das Besondere... ist die Erbteilung zu Lebzeiten, die ihn (Erblasser) vermutlich in die Position eines Empfängers einer Leibrente von Seiten seiner Söhne setzte. Er beanspruchte... neben Lebensmitteln und einem Zugtier auch einen Sklaven mit dem schönen Namen ‚Mein Herr ist meine Lebenskraft' für seinen Unterhalt." Klar zu erkennen also: Die Entwicklung der Schuld aus der Sache.
5. Wie wurde gebucht? Tontafel mit Keilschrift. Altbabylonisch. Sammelurkunde mit Angabe von Kaufvorhaben bzw. (verbliebene) Guthaben zweier Kaufleute."1 Shekel Silber, um Wolle zu kaufen, 40 Grän Silber (ca. 0,05 bis 0,06 g), um xxx zu kaufen, 1/6 Mine Silber (= 10 Shekel), um xxx zu kaufen. 2 Shekel Silber für Awak-tab, ½ Shekel Silber für Sin-nawir". Die Käufe und die offenbar jeweils noch verbliebenen Guthaben bzw. Forderungen sind gesammelt verbucht. Da Barkäufe (gegen Silber) nicht beurkundet werden müssen (konkludentes Handeln) und die Restguthaben (Dokumentierzwang!) frei verfügbar bleiben, ist dies eine Vorform der Banknote (bzw. einer Giralgeldbuchung oder eines Schecks).
6. Älteste Buchhaltungslehre in deutscher Sprache. Der aus Ã-sterreich stammenden Heinrich Schreiber (latinisiert"Grammateus") ließ 1518/19 dieses"New kunstlich Buech" in Druck gehen, worin er zum ersten Mal die Kunst der doppelten Buchführung vorstellt:"Buechhalten durch Zornal, Kaps und Schuldbuch auff alle kauffmannschaft", dies mit zehn Regeln für Journal, Soll & Haben und Rechenbeispielen. Dieses Büchlein enthält auch ein kaiserliches Privileg - Vorgänger des heutigen Copyrights. Aber wie stand es um Kaufmannschaft, Buchhalten und Copyright damals schon?
7. Ältestes gedrucktes deutsches Kaufmannsbuch. Unter dem Titel"Behende und hubsche Rechenung auf allen kauffmannschafft" druckte Konrad Kachelofen 1489 zu Leipzig das erste deutsche Kaufmannsbuch, das breitere Verbreitung fand. (Ein früherer Druck von Pfister Bamberg ist nur noch in einem Exemplar in Zwickau erhalten.) Autor war der aus Eger gebürtige Johann Widmann, der zu Leipzig als"Meister in den freyen Künsten" lehrte. Widmann war Mathematiker und erfand das Minuszeichen (einfacher Strich"-" anstatt des bis dahin üblichen m). Im Kaufmannsbuch behandelt er alle Rechenarten und Kalkulationen, hier: für Schiffs-, Schuh- und Heringgeschäfte.
8. Die Buchhaltung der Medici-Bank zu Florenz. Mit Umschlag, in dem das gebundene Handelsbuch bis heute steckt - der Banquier trug es stets mit sich. Die Medici führten zwei Bankgeschäfte, den banco grosso (vor allem Wechselhandel) und den banco a minuto (Tagesgeschäft mit jedermann gegen Pfand, vor allem Edelsteine und Schmuck, siehe dazu die Montes de Pietà ). Die Geschäfte des banco a minuto wurden von Francesco di Guiliano de' Medici zwischen 1470 und 1525 festgehalten. Im hier gezeigten"libro mastro" sind die Geschäftsvorfälle durchgestrichen, sobald sie sich erledigt hatten.
9. Der Borgia-Papst und die Leihhäuser. Alexander VI. gibt 1494 diesen Erlass zur Regelung der Geschäfte der Leihhäuser heraus. Sie hießen"montes pietatis" (Häufen der Frömmigkeit) und entstanden aus Zwangsanleihen italienischer Stadtrepubliken. Ihre eifrigsten Verfechter wurden die Franziskaner, die sich dadurch, das kirchliche Zinsverbot mit der Einführung"bescheidener Bearbeitungsgebühren" unterlaufend, eine gute Einnahmequelle verschafften, die von den Dominikanern erbittert bekämpft wurden. Diese"Montes" waren bis ins 19. Jh. üblich, wie eine Darstellung aus Paris zeigt.
10. Die Buchhaltung der Welser 1499. Darin sehr schön die Summe von fl. 186, einmal ins Soll von Anton Welser, einmal ins Haben. Es kann also kaum die Rede davon sein, dass die Kaufleute erst durch den Druck des Luca Paccioli von 1484 ("Summa de Arithmetica") auf diese Kunst aufmerksam gemacht wurden (zweiter Druck erst 1523). Die Bücher führte übrigens der Chef Anton Welser höchst selbst!
11. Und das Hamburger System im 17. Jh. Banco-Taler ("Portugalöser"). Die drei Stücke zeigen das Symbol des traditionellen Giralbankwesens. Das eingelieferte Metall wird genau gewogen, danach wird es in das Banco-Buch eingetragen. Über sein jeweiliges Guthaben verfügt der Gläubiger durch Abbuchen bzw. er stockt es auf durch Zubuchen.
12. Gesamtschau der Girobanken im 17. Jh. (Venedig, Nürnberg, Amsterdam, Hamburg). In der Mitte die Leipziger Börse. Dort wurden aber keine Aktien gehandelt, sondern die aufgelaufenen Forderungen und Verpflichtungen an festgelegten Tagen"skontriert" und die Salden in bar ausgezahlt (ähnlich das System in der bedeutenden Handelsstadt Augsburg).
13. Großsilbermünzen aus Griechenland. Eine Oktodrachme (ca. 28 g) aus Abdera (frühes -5. Jh., dazu: eine halbierte) und eine weitere Halbierte aus Nordgriechenland (aus dem berühmten Assyut-Fund in Oberägypten). Die ersten Münzen waren eindeutig Schwermünzen, was die These von der Einführung der Münzen zur"Erleichterung von Tauschvorgängen" widerlegt. Hätte man nicht mit Schwermünzen gearbeitet, wären auch Zerhackungen, um"Wechselgeld" zu haben, nicht notwendig gewesen.
14. Entstehung von Gold- bzw. Elektronmünzen aus Nuggets. Die ältesten Goldmünzen in Lydien (Kleinasien) waren offenbar in halbrunde Münzen (ohne Prägung!) gegossene Nuggets. Die Münzen wurden anschließend geriffelt (um das Gewicht dem Standard anzupassen?) und nach einer Übergangszeit schließlich geprägt. Die ältesten Münzbilder sind Löwen und Stiere (auch Schildkröten, vgl. Aigina, Krebs, Ähren. Delphine usw.). Die Vorstellung das alte Wort für Geld"pecunia" habe etwas mit den Münzbildern zu tun, ist abwegig.
15. Münzen des Kroisos (um -550). Der Lydierkönig beglückt uns gleich mit drei Neuerungen: Er baut die erste Affinerie, um die Elektronmünzen (siehe Löwenmünze von Milet) zu trennen; seine Goldstücke sind 99 % rein. Er schafft ein Münzsystem (Stater, 1/2, 1/3 und 1/12). Und er wertet ab (schwere Statere zu 10,8, neue leichtere - zwei daneben - zu 8,1 g). Die leichteren Statere wurden im Verhältnis 13,3: 1 in Silber-Statere umgerechnet. Die Abwertung macht deutlich, dass Kroisos einen ca. 20-%-Schuldenerlass anstrebte, von dem er selbst am meisten profitierte.
16. So einfach geht aber Abwerten nicht - oder doch? Zunächst gibt's großes Wehgeschrei, wenn die Münze wertloser wird. Es erscheinen im parallelen 17. Jh. Druckorte wie"im großen Jammerthal" oder es wird vom"unaussprechlichen Schaden durch das Teuflische Geldverfälschen" geschrieben (so in der berühmten Flugschrift"Wachtelgesang" (der Ruf der Wachtel"Kipp-di-wipp" ist auf die"Kipper und Wipper" zu deuten). Doch wenig später beginnen bereits die Juristen, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie man mit den vor der Zeit der Abwertung kontrahierten Schulden umzugehen habe (was sich bis 1923 und 1948 ff. als Problem durchzieht). Die Frage, ob"ein Debitor... seinem Creditori nicht par nichts zu bezahlen verbunden..." wird"allen... s e l b s t Mangel leidenden Creditoribus jetziger Zeit" mit nützlichen Tipps beantwortet.
17. Attische Münzen, die berühmten"Eulen" (-5. und -4. Jh.). Athen vermünzte das Silber der Bergwerke von Laurion und finanzierte dadurch Kultur (Parthenon) und Vormachtstellung. Als die Spartaner siegreich anrückten, wurde die Athena-Statue des Phidias eingeschmolzen. Das kleine Goldstück (im attischen Silberstandard absolut ungewöhnlich!) stammt aus dieser Operation. Danach kam es nur noch zu Notprägungen mit kaum sichtbarem Münzbild. Der Niedergang ist bestens sichtbar.
18. Römisches Aes Grave (angeblich vor -280). Römische Kupfermünze (Münzbild in Anlehnung an Silberstücke). Aes Grave (schweres Erz) sollen die ältesten römischen Münzen sein, was das"Tauschen" mit Hilfe von Münzen noch mehr zum Märchen macht. Denn die Hausfrauen gingen schwerer bepackt zum Markt als sie von dort zurückkehrten. Vermutlich handelt es sich bei dem"Aes Grave" jedoch nicht um"frühes" Geld (zumal Rom sein Cu aus Sardinien importieren musste), sondern um Notprägungen (Güsse) in den Punischen Kriegen.
19. Chinesische Ming-Noten. Kalibriert nach der C-14-Methode und auf um +1360 datiert (siehe Analyse). Die Noten waren nicht aus Papier, sondern aus einer Baumrinden-Maische fabriziert. Sie zeigen ihren"Gegenwert" in Bronze-Münzen an (sog."Käsh-Schnüre"). Verhältnis Silber: Kupfer ca. 1: 280. Wer das"Geld" nicht akzeptierte, so der Text, wurde gehenkt. Diese Noten wurden bis heute in alten Buddha-Statuen gefunden - offenbar hatten sie Bann-Charakter.
20. Das Liberalitas-System der Imperatoren. In Rom kamen Münzen über das staatliche Bergbausystem bzw. den Ablieferungszwang von Edelmetall via Fiscus und vor allem über die Besoldungen in Umlauf. Auch der kleine Mann wurde von den Cäsaren bedacht: Auf speziellen Prunksitzungen übergaben die Herrscher den Bewohnern Roms Geldstücke und verewigten diesen Großmut ("liberalitas" = Freigiebigkeit) auf Münzen. In der späteren Phase (+ 4. Jh.) wurde die Geldstücke vom auf der Quadriga durch die Stadt preschenden Herrscher unters Volk geworfen - wie heute beim Kölner Karnevalszug die"Kamelle" (seltener 1,5-Solidus von Constanz II. um +340).
21. Ältester Münzverruf und zugleich älteste Abbildung von Münzen in einem Druck (um 1484). Die Obrigkeit macht auf gefälschte Gulden aufmerksam, sonderlich solche von Göttinger Münzern, die ob ihrer Schandtaten bereits dem Feuer übergeben wurden. Beim großen Münzwirrwarr kannte sich der einfache Mann mit den Geprägen ohnehin nicht mehr aus, vgl. die um den Druck gruppierten unterschiedlichen Gepräge der Zeit um 1500.
22. Hinrichtung eines Goldmachers. Eine Spezialität beim Versuch, der Warengeldvermehrung, war das sog."Goldmachen", dem sich zunächst auch der Alchemist (= Chemiker) J.G. Böttger (1682-1712) hingegeben hatte. Am 23. August 1709 wurde im preußischen Küstrin sein erfolgloserer Zeitgenosse, der Goldmacher Graf Cajetan hingerichtet. Das Blatt beschreibt ausführlich Schandtat und Szene und lässt nicht unerwähnt, das Cajetan an einem"mit güldenem Lehm... beschlagenen Balcken" gerichtet wurde.
23. Sigismund der Münzreiche, das große"Berggeschrei" um 1500 und die zweite Einführung von silbernen Großmünzen. In den Jahren 1484/6 beginnt der Tiroler Herzog die Silbergruben im Inntal auszubeuten und beleiht kommende Erträge seiner Münze, die als Guldengroschen (später Taler) pari zum Goldgulden steht. Drei Münzen zeigen ihn als Herzog und Ritter. Die Goldstücke daneben sind zwei venezianische Dukaten des 15. Jh. (fast Parität), dazu ein"gefüttertes" Stück, also eine Fälschung.
24. Erste Währungsdebatte in Deutschland. Der berühmte sächsische Münzstreit, hier in der Eröffnungssalve aus der Feder des Albertinischen Schreibers, der für die Beibehaltung der soliden ("überwürdigen") Münze plädiert, gegen Inflationismus (noch dazu als Steuerersatz!), gegen die Verwechslung von Geld und Kapital, gegen die Vorstellung, Kaufleute würden die Menschen arm machen ("sondern dein hoffart und vorwitz macht dich arm"). Dazu Münzen aus Sachsen, der Grafen Schlick und des Albrecht von Brandenburg. Die Darstellung der Fabrikation von Münzen ist falsch! (Wahrung des Geschäftsgeheimnisses).
25. Verlust und Gewinn beleihungsfähiger Aktiva. VERLUST: Eine Urkunde von 1174 des Wilhelm von der Champagne, Bischofs von Chartres, eines engen Freundes von Thomas Becket, der 1170 im Dom von Canterbury erstochen wurde. Die Urkunde bestätigt vor Zeugen den Verkauf eines Grundstücks durch einen (verstorbenen) Harnischmacher, dessen Neffe es eigentlich erben sollte. Die Urkunde ist echt, der Vorgang selbst frei erfunden. Die Kirche erschwindelte sich mit solchen Dokumenten Reichtümer in Massen. Aber: Sie war die"Tote Hand", das Grundstück war damit der Beleihungsmöglichkeit entzogen. GEWINN: Im kalifornischen Goldrush wird auch neues Grundeigentum geschaffen. Die Urkunde von 1858 bestätigt, dass der berühmte John A. Sutter 640 Acres (= 260 ha)"Gold lands" abgetreten habe, das anschließend an eine Firma für 200.000 Dollar verkauft wurde. Das Dokument ist echt, der Vorgang komplett gefälscht. Immerhin ist das Land dadurch fungibel und beleihungsfähig geworden.
26. Inflation und Deflation, dieses Mal eine wenig anders. INFLATION: * Handschriftliche Preisliste aus Nürnberg 1632 (Dreißigjähriger Krieg). Durchscheinend der wahre Kern der Inflation: Es gibt weniger zu kaufen. Oben ein großer Kreis, links unten ein kleiner. Abgebildet jeweils der Umfang eines Laib Brotes, der (um 6 Pfennig) verkauft wurde. *"This Intended Bills" eröffnen die große Inflation in den englischen Kolonien in der ersten Hälfte des 18. Jhs., danach Wirtschaftskrise, Deflation und Revolution! * Französische Assignaten frisch vom Druckstock (Staatspapiergeld, durch"nationale Domänen" besichert - nur leider konnte niemand in die enteigneten Güter vollstrecken). * Schuldverschreibung der Stadt Schleswig vom 1. 8. 1923 über 1 Million Mark. Das Schreiben (Drucken lohnte sowieso nicht) war teurer als der erlöste Gegenwert und am ersten Zinstermin bereits komplett wertlos). Und Billionen waren nur einseitig bedruckt, weil das Rückseitenbedrucken zu teuer gewesen wäre. DEFLATION: * Eine der bekannten"Kredit ist tot"-Darstellungen:"Wer nur aus Übermuth kaufft und führt Häuser auf, Borgt Geld auf Zinß darzu, nach heutger Zeiten Lauf, der wird bald am Credit- und Schulden-Fieber matt, biß alle Prahlerey ein schimpflichs Ende hat." * Die Rede des französischen Königs zur Eröffnung der Generalstände, Versailles, 5. Mai 1789:"La dette de l'Etat, dejà immense à mon avénement au trône, s'est encore accrue sous mon règne...". * Ein Kollektiv aus Versteigerungen (über Aktien oder Lotterielose) überschuldeter Häuser, Güter, usw. aus der Deflation in den 1840er Jahren. Und das bekannte Deflationsheilmittel: * Das Freigeld, alias der"Tauscher" oder"Warengutschein", der sich selbst entwertet. Silvio Gesell!
27. Die Hatz auf die"Reichen". Die Systemprofiteure in gleicher Darstellung (Bauch voller Gold und Geld), einmal als jemand, der aus Gold Papier machen kann, ein zweites Mal als jemand, der den Arbeiter ausbeuten darf, Agitation gegen die Finanzleute, die sich der Bank von England bedienen und gegen den Kapitalisten mit semitischen Zügen. Beides geht auf Martin Luther zurück, der massiv gegen Kapital und Juden agitierte. Und aus dem 16. Jh. in Nürnberg stammt auch die Plakette, die sich Almosenempfänger ans Gewand nähen mussten - der Vorgänger des"Judensterns".
28. Börsen & Bubbles. Aktiengesellschaften existierten schon in der Antike. Cicero:"Partes illo tempore carissimae". Die AG's erlebten ihre Wiedergeburt durch die Bank zum Hl. Georg im 14. Jh. (ex Staatsbankrott Genua), die Amberger Zinngesellschaft (keine fungiblen Titel), bis dann mit den großen Handels-Compagnien zu Beginn des 17. Jh. die moderne AG entstand (reines Risikokapital, kein Gläubigerschutz, börsennotierte Papiere). Der bunte Reigen in einigen Highlights:
· Das Gesetz ("Octroy") der Generalstaaten für die Westindische Compagnie, erlassen 1621, gedruckt 1624; Reste der Gesellschaft noch heute in den niederländischen Besitzungen vor Südamerika, z.B. Curacao.
· Das älteste Buch über die Börse. Der aus der Provinz Corduba stammende Gelegenheitsdichter José de la Vega (1650-92) war mit seinem Vater in die Niederlande gekommen und verfasste dort seine"Confusion de Confusiones" (Verwirrung der Verwirrungen) in Form eines Dialogs zwischen einem Aktionär, einem Philosophen und einem Kaufmann. Erschienen 1688, noch in fünf Exemplaren erhalten. Beschreibt alle damaligen Geschäfte, die den heutigen in nichts nachstanden (Termingeschäfte, Leerverkäufe, Optionshandel). Seine wichtigste Regel:"Die Börsengewinne sind wie Koboldschätze: bald sind sie Karfunkelsteine, bald Kohle, bald Diamanten, bald Kiesel, bald Morgentau, bald Tränen."
· Der Tulpenschwindel. Ab 1635 begann dieser Mega-Bubble, als die längst bekannten Tulpen von einem Virus befallen zu extrem gesuchten"geflammten" Exemplaren mutierten. Makler zogen von Ort zu Ort und verkauften - auf Termin. Die teuerste Zwiebel"Semper Augustus" erreichte den Wert eines Stadthauses. Kursliste mit Preisen in damaligen Gulden (Kaufkraft heute: Ca. 200- bis 300fach). Das Tulpenfieber war noch im 19. Jh. Thema von Abhandlungen (hier eine aus Hamburg). Im Anfang 1637 folgenden großen Crash verlor auch Rembrandt sein gesamtes Vermögen.
· Der Südsee- und Mississippi-Schwindel. In der großen Disinflation nach dem Tode Ludwigs XIV. 1715 kam es in Paris und London zu zwei gewaltigen Exzessen: In Aktien der Compagnie des Indes, einem Bank- und Staatsmonopol mit fantastischem Kolonialbesitz am Mississippi ("Lousiana"); in Aktien der Company of Merchants Trading to the South Seas (= nichtspanisches Südamerika plus Pazifik). Die Aktien erreichten mehrere tausend Prozent Kursgewinn. Dazu kamen in London irrwitzige Haussen in Papiere, die alle möglichen Geschäfte versprachen: Wassermaschinen, Walfang, Banken, Rosenversicherungen, Seefahrtstickets, usw. Auch eine Gesellschaft war darunter,"deren Geschäftszweck erst noch bekannt gegeben wird". Hier: Register mit Bilanz der Mississippi-Gesellschaft, eine"Aktien-Directrice", der hektische Aktienhandel in der Pariser Rue de Quincampoix (nahe heutigem Center Pompidou), ein Spottblatt auf den Südseeschwindel, ein Kartenspiel, wo auch eine Gesellschaft für den Leinenhandel mit Harburg erscheint.
· Spottmedaille auf den Aktienwahn. Auch in Deutschland (Hamburg!) wurde mitgezockt und alles verloren. Der Zocker betrachtet die Papiere unter dem Vergrößerungsglas:"Dass sich die Klügsten auch (recte: durch!) die Geldsucht lassen blenden". Auf der Rückseite verzweifelte, erhängte, ertränkte, am Bettelstab gehende Zocker:"Das Blatt hat sich gewend... Betrug, ein schreckensvolles End."
· Die schönste Aktie aller Zeiten. 1746 wurde eine"Real (Königliche) Compania de San Fernando" für den Handel mit Südamerika in Sevilla gegründet, dem spanischen Monopolhafen (Archiv bis heute u.a. Hauptquelle für Schatztaucher). Prachtvoller hochbarocker Kupferstich auf Pergament mit religiösen, mythischen und aktuellen Szenen. Papiergedecktes Siegel (links, mit Scherenschnitt).
· Aktie der Bank of England. Datierter Transfer (die Aktien existierten nicht in realen Stücken) von 1776, Kurs 142 ¼."Interest or Share in the Capital Stock and Funds..."
· "Der Actien-Mann auf seiner Reise durch Sachsen". Aus den 1840er Jahren. Ein IPO-Händler zieht durch die Lande, die erste Gründerwelle rollt, vor allem für Eisenbahnen. Der Text rät:"Der schnell Entschlossene aber trage / Die Actien längstens fünf, sechs Tage."
· "Le Dieu d'aujourdhui" - der Gott von heute. Eine junger Mann betet den Börsentempel an - aus der Zeit Napoleons III. um 1860. Und was hat sich gegenüber heute verändert?
· André Kostolany war immer Haussier? MITNICHTEN. Er schreibt:"Meinem Freund und lieben Kollegen Dr. Paul C. Martin in Erinnerung an meinem ersten Börsencoup 1930: HOLFRA von 165 bis 0,50. Mit herzlichen Grüßen Ihr André Kostolany."
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JüKü
08.02.2001, 19:08
@ dottore
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Re: EW-Treff. Hier die Ausstellungsstücke: / SPRACHLOS!!!!!!!!!!!!!!! |
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>Liebe Freunde, verehrte Damen, geehrte Herren,
>falls sich jemand vorab informieren möchte, das Folgende wird gezeigt. Detaillierte Interpretationen gern vor Ort.
>Also, falls es noch Unentschlossene geben sollte: Diese Dinge direkt vor Augen zu haben, sollte man sich nicht entgehen lassen - die vielen und sicher superguten Vorträge & Diskussionen schon erst Recht nicht.
>Ich bin nun schon lange in Sachen Treffs & Tagungen unterwegs. Aber was JüKü da beinander hat, das macht ihm so schnell keiner nach.
>Bis dann und Gute Anreise allen!
>d.
>AUSSTELLUNG von RARA und RARISSIMA zur Geld, Finanz- und Börsengeschichte anlässlich JüKüs EW-Treffs in Ochsenfurt.
>(Die Nummern sind auch neben den Exponaten mit diesem Text beschrieben. Diverses Weitere ist auch vorhanden, z.B. Herstatt-Aktie. Wer Lust & Laune hat, kann sich alles ab Nr. 1 ausdrucken und ist dann schon in der Materie drin.)
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>1. Wie entsteht Geld als Forderung? Tontafel mit Keilschrift (nur Abb.). Altakkadisch (-2350 bis -2150). Über drei Anlieferungen von Getreide und einer weiteren von Mehl offenbar als Opfer oder Abgaben in Bronzegefäßen. Genannt sind Lieferant und Empfänger. Die Aufbewahrungsstelle (Lagerhaus, Tempel, Bank) konnte die Waren ausleihen (neben Getreide auch Metall, s.u.). So wurde aus der ersten Schuld (Abgabe) eine weitere (Kredit). Stützt Laums These vom Ursprung des Geldes aus dem Opfer.
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>2. SENSATION! H&S-Theorie durch Fund bestätigt. Tontafel mit Keilschrift. Altbabylonisch (-1900 bis -1700). Spuren eines Siegelabdrucks. Festgehalten ist eine Ausleihung von 6 Shekel Silber. Als Sicherheit dienen 5 Äcker Land eines Kaufmanns. Urkunde ist datiert (Monat, Jahr). Zwei Zeugen sind genannt. Gläubiger ist ein Tempel (Bank), er kann sich solange aus der Erträgen des Feldes bedienen, bis der Schuldner das Silber zurückgelegt hat. Der Shekel (griech."siglos") wird auf 5,6 g Silber gesetzt (Gold: Silber damals 1: 13,3). Stützt die Heinsohn-Steiger-These vom Ursprung des Geldes aus belastetem Eigentum (das vor dem Kredit belastet werden musste).
>3. Wie entstehen Schuldner? Tontafel mit Keilschrift. Altbabylonisch (-1900 bis -1700). 15 Namen sind verzeichnet, die unterschiedliche Mengen Getreide an die"Nachbarschaft" (Genossenschaft?) abgeliefert haben, einer darunter zwei Mal. Ein einziger hat offenbar nichts abgeliefert, da er keine Forderung an die"Nachbarschaft" hat. Vorausgesetzt, dass die Verteilung des Landes in etwa gleich gewesen war, ein Hinweis, wie ein einzelner über eine Nicht-Gläubiger-Position in die eines Schuldners abgleiten kann.
>4. Wie wird Eigentum tradiert? Hüllentafel mit Keilschrift. Erbteilungsurkunde, altbabylonisch. Dazu Prof. Dr. Brigitte Groneberg, Hamburg:"Das Besondere... ist die Erbteilung zu Lebzeiten, die ihn (Erblasser) vermutlich in die Position eines Empfängers einer Leibrente von Seiten seiner Söhne setzte. Er beanspruchte... neben Lebensmitteln und einem Zugtier auch einen Sklaven mit dem schönen Namen ‚Mein Herr ist meine Lebenskraft' für seinen Unterhalt." Klar zu erkennen also: Die Entwicklung der Schuld aus der Sache.
>5. Wie wurde gebucht? Tontafel mit Keilschrift. Altbabylonisch. Sammelurkunde mit Angabe von Kaufvorhaben bzw. (verbliebene) Guthaben zweier Kaufleute."1 Shekel Silber, um Wolle zu kaufen, 40 Grän Silber (ca. 0,05 bis 0,06 g), um xxx zu kaufen, 1/6 Mine Silber (= 10 Shekel), um xxx zu kaufen. 2 Shekel Silber für Awak-tab, ½ Shekel Silber für Sin-nawir". Die Käufe und die offenbar jeweils noch verbliebenen Guthaben bzw. Forderungen sind gesammelt verbucht. Da Barkäufe (gegen Silber) nicht beurkundet werden müssen (konkludentes Handeln) und die Restguthaben (Dokumentierzwang!) frei verfügbar bleiben, ist dies eine Vorform der Banknote (bzw. einer Giralgeldbuchung oder eines Schecks).
>6. Älteste Buchhaltungslehre in deutscher Sprache. Der aus Ã-sterreich stammenden Heinrich Schreiber (latinisiert"Grammateus") ließ 1518/19 dieses"New kunstlich Buech" in Druck gehen, worin er zum ersten Mal die Kunst der doppelten Buchführung vorstellt:"Buechhalten durch Zornal, Kaps und Schuldbuch auff alle kauffmannschaft", dies mit zehn Regeln für Journal, Soll & Haben und Rechenbeispielen. Dieses Büchlein enthält auch ein kaiserliches Privileg - Vorgänger des heutigen Copyrights. Aber wie stand es um Kaufmannschaft, Buchhalten und Copyright damals schon?
>7. Ältestes gedrucktes deutsches Kaufmannsbuch. Unter dem Titel"Behende und hubsche Rechenung auf allen kauffmannschafft" druckte Konrad Kachelofen 1489 zu Leipzig das erste deutsche Kaufmannsbuch, das breitere Verbreitung fand. (Ein früherer Druck von Pfister Bamberg ist nur noch in einem Exemplar in Zwickau erhalten.) Autor war der aus Eger gebürtige Johann Widmann, der zu Leipzig als"Meister in den freyen Künsten" lehrte. Widmann war Mathematiker und erfand das Minuszeichen (einfacher Strich"-" anstatt des bis dahin üblichen m). Im Kaufmannsbuch behandelt er alle Rechenarten und Kalkulationen, hier: für Schiffs-, Schuh- und Heringgeschäfte.
>8. Die Buchhaltung der Medici-Bank zu Florenz. Mit Umschlag, in dem das gebundene Handelsbuch bis heute steckt - der Banquier trug es stets mit sich. Die Medici führten zwei Bankgeschäfte, den banco grosso (vor allem Wechselhandel) und den banco a minuto (Tagesgeschäft mit jedermann gegen Pfand, vor allem Edelsteine und Schmuck, siehe dazu die Montes de Pietà ). Die Geschäfte des banco a minuto wurden von Francesco di Guiliano de' Medici zwischen 1470 und 1525 festgehalten. Im hier gezeigten"libro mastro" sind die Geschäftsvorfälle durchgestrichen, sobald sie sich erledigt hatten.
>9. Der Borgia-Papst und die Leihhäuser. Alexander VI. gibt 1494 diesen Erlass zur Regelung der Geschäfte der Leihhäuser heraus. Sie hießen"montes pietatis" (Häufen der Frömmigkeit) und entstanden aus Zwangsanleihen italienischer Stadtrepubliken. Ihre eifrigsten Verfechter wurden die Franziskaner, die sich dadurch, das kirchliche Zinsverbot mit der Einführung"bescheidener Bearbeitungsgebühren" unterlaufend, eine gute Einnahmequelle verschafften, die von den Dominikanern erbittert bekämpft wurden. Diese"Montes" waren bis ins 19. Jh. üblich, wie eine Darstellung aus Paris zeigt.
>10. Die Buchhaltung der Welser 1499. Darin sehr schön die Summe von fl. 186, einmal ins Soll von Anton Welser, einmal ins Haben. Es kann also kaum die Rede davon sein, dass die Kaufleute erst durch den Druck des Luca Paccioli von 1484 ("Summa de Arithmetica") auf diese Kunst aufmerksam gemacht wurden (zweiter Druck erst 1523). Die Bücher führte übrigens der Chef Anton Welser höchst selbst!
>11. Und das Hamburger System im 17. Jh. Banco-Taler ("Portugalöser"). Die drei Stücke zeigen das Symbol des traditionellen Giralbankwesens. Das eingelieferte Metall wird genau gewogen, danach wird es in das Banco-Buch eingetragen. Über sein jeweiliges Guthaben verfügt der Gläubiger durch Abbuchen bzw. er stockt es auf durch Zubuchen.
>12. Gesamtschau der Girobanken im 17. Jh. (Venedig, Nürnberg, Amsterdam, Hamburg). In der Mitte die Leipziger Börse. Dort wurden aber keine Aktien gehandelt, sondern die aufgelaufenen Forderungen und Verpflichtungen an festgelegten Tagen"skontriert" und die Salden in bar ausgezahlt (ähnlich das System in der bedeutenden Handelsstadt Augsburg).
>13. Großsilbermünzen aus Griechenland. Eine Oktodrachme (ca. 28 g) aus Abdera (frühes -5. Jh., dazu: eine halbierte) und eine weitere Halbierte aus Nordgriechenland (aus dem berühmten Assyut-Fund in Oberägypten). Die ersten Münzen waren eindeutig Schwermünzen, was die These von der Einführung der Münzen zur"Erleichterung von Tauschvorgängen" widerlegt. Hätte man nicht mit Schwermünzen gearbeitet, wären auch Zerhackungen, um"Wechselgeld" zu haben, nicht notwendig gewesen.
>14. Entstehung von Gold- bzw. Elektronmünzen aus Nuggets. Die ältesten Goldmünzen in Lydien (Kleinasien) waren offenbar in halbrunde Münzen (ohne Prägung!) gegossene Nuggets. Die Münzen wurden anschließend geriffelt (um das Gewicht dem Standard anzupassen?) und nach einer Übergangszeit schließlich geprägt. Die ältesten Münzbilder sind Löwen und Stiere (auch Schildkröten, vgl. Aigina, Krebs, Ähren. Delphine usw.). Die Vorstellung das alte Wort für Geld"pecunia" habe etwas mit den Münzbildern zu tun, ist abwegig.
>15. Münzen des Kroisos (um -550). Der Lydierkönig beglückt uns gleich mit drei Neuerungen: Er baut die erste Affinerie, um die Elektronmünzen (siehe Löwenmünze von Milet) zu trennen; seine Goldstücke sind 99 % rein. Er schafft ein Münzsystem (Stater, 1/2, 1/3 und 1/12). Und er wertet ab (schwere Statere zu 10,8, neue leichtere - zwei daneben - zu 8,1 g). Die leichteren Statere wurden im Verhältnis 13,3: 1 in Silber-Statere umgerechnet. Die Abwertung macht deutlich, dass Kroisos einen ca. 20-%-Schuldenerlass anstrebte, von dem er selbst am meisten profitierte.
>16. So einfach geht aber Abwerten nicht - oder doch? Zunächst gibt's großes Wehgeschrei, wenn die Münze wertloser wird. Es erscheinen im parallelen 17. Jh. Druckorte wie"im großen Jammerthal" oder es wird vom"unaussprechlichen Schaden durch das Teuflische Geldverfälschen" geschrieben (so in der berühmten Flugschrift"Wachtelgesang" (der Ruf der Wachtel"Kipp-di-wipp" ist auf die"Kipper und Wipper" zu deuten). Doch wenig später beginnen bereits die Juristen, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie man mit den vor der Zeit der Abwertung kontrahierten Schulden umzugehen habe (was sich bis 1923 und 1948 ff. als Problem durchzieht). Die Frage, ob"ein Debitor... seinem Creditori nicht par nichts zu bezahlen verbunden..." wird"allen... s e l b s t Mangel leidenden Creditoribus jetziger Zeit" mit nützlichen Tipps beantwortet.
>17. Attische Münzen, die berühmten"Eulen" (-5. und -4. Jh.). Athen vermünzte das Silber der Bergwerke von Laurion und finanzierte dadurch Kultur (Parthenon) und Vormachtstellung. Als die Spartaner siegreich anrückten, wurde die Athena-Statue des Phidias eingeschmolzen. Das kleine Goldstück (im attischen Silberstandard absolut ungewöhnlich!) stammt aus dieser Operation. Danach kam es nur noch zu Notprägungen mit kaum sichtbarem Münzbild. Der Niedergang ist bestens sichtbar.
>18. Römisches Aes Grave (angeblich vor -280). Römische Kupfermünze (Münzbild in Anlehnung an Silberstücke). Aes Grave (schweres Erz) sollen die ältesten römischen Münzen sein, was das"Tauschen" mit Hilfe von Münzen noch mehr zum Märchen macht. Denn die Hausfrauen gingen schwerer bepackt zum Markt als sie von dort zurückkehrten. Vermutlich handelt es sich bei dem"Aes Grave" jedoch nicht um"frühes" Geld (zumal Rom sein Cu aus Sardinien importieren musste), sondern um Notprägungen (Güsse) in den Punischen Kriegen.
>19. Chinesische Ming-Noten. Kalibriert nach der C-14-Methode und auf um +1360 datiert (siehe Analyse). Die Noten waren nicht aus Papier, sondern aus einer Baumrinden-Maische fabriziert. Sie zeigen ihren"Gegenwert" in Bronze-Münzen an (sog."Käsh-Schnüre"). Verhältnis Silber: Kupfer ca. 1: 280. Wer das"Geld" nicht akzeptierte, so der Text, wurde gehenkt. Diese Noten wurden bis heute in alten Buddha-Statuen gefunden - offenbar hatten sie Bann-Charakter.
>20. Das Liberalitas-System der Imperatoren. In Rom kamen Münzen über das staatliche Bergbausystem bzw. den Ablieferungszwang von Edelmetall via Fiscus und vor allem über die Besoldungen in Umlauf. Auch der kleine Mann wurde von den Cäsaren bedacht: Auf speziellen Prunksitzungen übergaben die Herrscher den Bewohnern Roms Geldstücke und verewigten diesen Großmut ("liberalitas" = Freigiebigkeit) auf Münzen. In der späteren Phase (+ 4. Jh.) wurde die Geldstücke vom auf der Quadriga durch die Stadt preschenden Herrscher unters Volk geworfen - wie heute beim Kölner Karnevalszug die"Kamelle" (seltener 1,5-Solidus von Constanz II. um +340).
>21. Ältester Münzverruf und zugleich älteste Abbildung von Münzen in einem Druck (um 1484). Die Obrigkeit macht auf gefälschte Gulden aufmerksam, sonderlich solche von Göttinger Münzern, die ob ihrer Schandtaten bereits dem Feuer übergeben wurden. Beim großen Münzwirrwarr kannte sich der einfache Mann mit den Geprägen ohnehin nicht mehr aus, vgl. die um den Druck gruppierten unterschiedlichen Gepräge der Zeit um 1500.
>22. Hinrichtung eines Goldmachers. Eine Spezialität beim Versuch, der Warengeldvermehrung, war das sog."Goldmachen", dem sich zunächst auch der Alchemist (= Chemiker) J.G. Böttger (1682-1712) hingegeben hatte. Am 23. August 1709 wurde im preußischen Küstrin sein erfolgloserer Zeitgenosse, der Goldmacher Graf Cajetan hingerichtet. Das Blatt beschreibt ausführlich Schandtat und Szene und lässt nicht unerwähnt, das Cajetan an einem"mit güldenem Lehm... beschlagenen Balcken" gerichtet wurde.
>23. Sigismund der Münzreiche, das große"Berggeschrei" um 1500 und die zweite Einführung von silbernen Großmünzen. In den Jahren 1484/6 beginnt der Tiroler Herzog die Silbergruben im Inntal auszubeuten und beleiht kommende Erträge seiner Münze, die als Guldengroschen (später Taler) pari zum Goldgulden steht. Drei Münzen zeigen ihn als Herzog und Ritter. Die Goldstücke daneben sind zwei venezianische Dukaten des 15. Jh. (fast Parität), dazu ein"gefüttertes" Stück, also eine Fälschung.
>24. Erste Währungsdebatte in Deutschland. Der berühmte sächsische Münzstreit, hier in der Eröffnungssalve aus der Feder des Albertinischen Schreibers, der für die Beibehaltung der soliden ("überwürdigen") Münze plädiert, gegen Inflationismus (noch dazu als Steuerersatz!), gegen die Verwechslung von Geld und Kapital, gegen die Vorstellung, Kaufleute würden die Menschen arm machen ("sondern dein hoffart und vorwitz macht dich arm"). Dazu Münzen aus Sachsen, der Grafen Schlick und des Albrecht von Brandenburg. Die Darstellung der Fabrikation von Münzen ist falsch! (Wahrung des Geschäftsgeheimnisses).
>25. Verlust und Gewinn beleihungsfähiger Aktiva. VERLUST: Eine Urkunde von 1174 des Wilhelm von der Champagne, Bischofs von Chartres, eines engen Freundes von Thomas Becket, der 1170 im Dom von Canterbury erstochen wurde. Die Urkunde bestätigt vor Zeugen den Verkauf eines Grundstücks durch einen (verstorbenen) Harnischmacher, dessen Neffe es eigentlich erben sollte. Die Urkunde ist echt, der Vorgang selbst frei erfunden. Die Kirche erschwindelte sich mit solchen Dokumenten Reichtümer in Massen. Aber: Sie war die"Tote Hand", das Grundstück war damit der Beleihungsmöglichkeit entzogen. GEWINN: Im kalifornischen Goldrush wird auch neues Grundeigentum geschaffen. Die Urkunde von 1858 bestätigt, dass der berühmte John A. Sutter 640 Acres (= 260 ha)"Gold lands" abgetreten habe, das anschließend an eine Firma für 200.000 Dollar verkauft wurde. Das Dokument ist echt, der Vorgang komplett gefälscht. Immerhin ist das Land dadurch fungibel und beleihungsfähig geworden.
>26. Inflation und Deflation, dieses Mal eine wenig anders. INFLATION: * Handschriftliche Preisliste aus Nürnberg 1632 (Dreißigjähriger Krieg). Durchscheinend der wahre Kern der Inflation: Es gibt weniger zu kaufen. Oben ein großer Kreis, links unten ein kleiner. Abgebildet jeweils der Umfang eines Laib Brotes, der (um 6 Pfennig) verkauft wurde. *"This Intended Bills" eröffnen die große Inflation in den englischen Kolonien in der ersten Hälfte des 18. Jhs., danach Wirtschaftskrise, Deflation und Revolution! * Französische Assignaten frisch vom Druckstock (Staatspapiergeld, durch"nationale Domänen" besichert - nur leider konnte niemand in die enteigneten Güter vollstrecken). * Schuldverschreibung der Stadt Schleswig vom 1. 8. 1923 über 1 Million Mark. Das Schreiben (Drucken lohnte sowieso nicht) war teurer als der erlöste Gegenwert und am ersten Zinstermin bereits komplett wertlos). Und Billionen waren nur einseitig bedruckt, weil das Rückseitenbedrucken zu teuer gewesen wäre. DEFLATION: * Eine der bekannten"Kredit ist tot"-Darstellungen:"Wer nur aus Übermuth kaufft und führt Häuser auf, Borgt Geld auf Zinß darzu, nach heutger Zeiten Lauf, der wird bald am Credit- und Schulden-Fieber matt, biß alle Prahlerey ein schimpflichs Ende hat." * Die Rede des französischen Königs zur Eröffnung der Generalstände, Versailles, 5. Mai 1789:"La dette de l'Etat, dejà immense à mon avénement au trône, s'est encore accrue sous mon règne...". * Ein Kollektiv aus Versteigerungen (über Aktien oder Lotterielose) überschuldeter Häuser, Güter, usw. aus der Deflation in den 1840er Jahren. Und das bekannte Deflationsheilmittel: * Das Freigeld, alias der"Tauscher" oder"Warengutschein", der sich selbst entwertet. Silvio Gesell!
>27. Die Hatz auf die"Reichen". Die Systemprofiteure in gleicher Darstellung (Bauch voller Gold und Geld), einmal als jemand, der aus Gold Papier machen kann, ein zweites Mal als jemand, der den Arbeiter ausbeuten darf, Agitation gegen die Finanzleute, die sich der Bank von England bedienen und gegen den Kapitalisten mit semitischen Zügen. Beides geht auf Martin Luther zurück, der massiv gegen Kapital und Juden agitierte. Und aus dem 16. Jh. in Nürnberg stammt auch die Plakette, die sich Almosenempfänger ans Gewand nähen mussten - der Vorgänger des"Judensterns".
>28. Börsen & Bubbles. Aktiengesellschaften existierten schon in der Antike. Cicero:"Partes illo tempore carissimae". Die AG's erlebten ihre Wiedergeburt durch die Bank zum Hl. Georg im 14. Jh. (ex Staatsbankrott Genua), die Amberger Zinngesellschaft (keine fungiblen Titel), bis dann mit den großen Handels-Compagnien zu Beginn des 17. Jh. die moderne AG entstand (reines Risikokapital, kein Gläubigerschutz, börsennotierte Papiere). Der bunte Reigen in einigen Highlights:
>· Das Gesetz ("Octroy") der Generalstaaten für die Westindische Compagnie, erlassen 1621, gedruckt 1624; Reste der Gesellschaft noch heute in den niederländischen Besitzungen vor Südamerika, z.B. Curacao.
>· Das älteste Buch über die Börse. Der aus der Provinz Corduba stammende Gelegenheitsdichter José de la Vega (1650-92) war mit seinem Vater in die Niederlande gekommen und verfasste dort seine"Confusion de Confusiones" (Verwirrung der Verwirrungen) in Form eines Dialogs zwischen einem Aktionär, einem Philosophen und einem Kaufmann. Erschienen 1688, noch in fünf Exemplaren erhalten. Beschreibt alle damaligen Geschäfte, die den heutigen in nichts nachstanden (Termingeschäfte, Leerverkäufe, Optionshandel). Seine wichtigste Regel:"Die Börsengewinne sind wie Koboldschätze: bald sind sie Karfunkelsteine, bald Kohle, bald Diamanten, bald Kiesel, bald Morgentau, bald Tränen."
>· Der Tulpenschwindel. Ab 1635 begann dieser Mega-Bubble, als die längst bekannten Tulpen von einem Virus befallen zu extrem gesuchten"geflammten" Exemplaren mutierten. Makler zogen von Ort zu Ort und verkauften - auf Termin. Die teuerste Zwiebel"Semper Augustus" erreichte den Wert eines Stadthauses. Kursliste mit Preisen in damaligen Gulden (Kaufkraft heute: Ca. 200- bis 300fach). Das Tulpenfieber war noch im 19. Jh. Thema von Abhandlungen (hier eine aus Hamburg). Im Anfang 1637 folgenden großen Crash verlor auch Rembrandt sein gesamtes Vermögen.
>· Der Südsee- und Mississippi-Schwindel. In der großen Disinflation nach dem Tode Ludwigs XIV. 1715 kam es in Paris und London zu zwei gewaltigen Exzessen: In Aktien der Compagnie des Indes, einem Bank- und Staatsmonopol mit fantastischem Kolonialbesitz am Mississippi ("Lousiana"); in Aktien der Company of Merchants Trading to the South Seas (= nichtspanisches Südamerika plus Pazifik). Die Aktien erreichten mehrere tausend Prozent Kursgewinn. Dazu kamen in London irrwitzige Haussen in Papiere, die alle möglichen Geschäfte versprachen: Wassermaschinen, Walfang, Banken, Rosenversicherungen, Seefahrtstickets, usw. Auch eine Gesellschaft war darunter,"deren Geschäftszweck erst noch bekannt gegeben wird". Hier: Register mit Bilanz der Mississippi-Gesellschaft, eine"Aktien-Directrice", der hektische Aktienhandel in der Pariser Rue de Quincampoix (nahe heutigem Center Pompidou), ein Spottblatt auf den Südseeschwindel, ein Kartenspiel, wo auch eine Gesellschaft für den Leinenhandel mit Harburg erscheint.
>· Spottmedaille auf den Aktienwahn. Auch in Deutschland (Hamburg!) wurde mitgezockt und alles verloren. Der Zocker betrachtet die Papiere unter dem Vergrößerungsglas:"Dass sich die Klügsten auch (recte: durch!) die Geldsucht lassen blenden". Auf der Rückseite verzweifelte, erhängte, ertränkte, am Bettelstab gehende Zocker:"Das Blatt hat sich gewend... Betrug, ein schreckensvolles End."
>· Die schönste Aktie aller Zeiten. 1746 wurde eine"Real (Königliche) Compania de San Fernando" für den Handel mit Südamerika in Sevilla gegründet, dem spanischen Monopolhafen (Archiv bis heute u.a. Hauptquelle für Schatztaucher). Prachtvoller hochbarocker Kupferstich auf Pergament mit religiösen, mythischen und aktuellen Szenen. Papiergedecktes Siegel (links, mit Scherenschnitt).
>· Aktie der Bank of England. Datierter Transfer (die Aktien existierten nicht in realen Stücken) von 1776, Kurs 142 ¼."Interest or Share in the Capital Stock and Funds..."
>· "Der Actien-Mann auf seiner Reise durch Sachsen". Aus den 1840er Jahren. Ein IPO-Händler zieht durch die Lande, die erste Gründerwelle rollt, vor allem für Eisenbahnen. Der Text rät:"Der schnell Entschlossene aber trage / Die Actien längstens fünf, sechs Tage."
>· "Le Dieu d'aujourdhui" - der Gott von heute. Eine junger Mann betet den Börsentempel an - aus der Zeit Napoleons III. um 1860. Und was hat sich gegenüber heute verändert?
>· André Kostolany war immer Haussier? MITNICHTEN. Er schreibt:"Meinem Freund und lieben Kollegen Dr. Paul C. Martin in Erinnerung an meinem ersten Börsencoup 1930: HOLFRA von 165 bis 0,50. Mit herzlichen Grüßen Ihr André Kostolany."
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Uluwatu
08.02.2001, 19:18
@ dottore
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Bin echt traurig nicht mit dabei zu sein. Dottore Sie sind eine Wucht |
Meine höchste Anerkennung!
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Jochen
08.02.2001, 19:27
@ dottore
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Re: Drachmen und C14 |
hi dottore,
>13. Großsilbermünzen aus Griechenland. Eine Oktodrachme (ca. 28 g) aus Abdera (frühes -5. Jh., dazu: eine halbierte) und eine weitere Halbierte aus Nordgriechenland (aus dem berühmten Assyut-Fund in Oberägypten).
Ich habe mal gelesen, daß bestimmte"griechische" Tetradrachmen nur in Ägypten gefunden wurden. Weißt du denn was darüber? Finde ich nämlich merkwürdig, daß gewisse griechische Münzen nur in Ä gefunden wurden.
>19. Chinesische Ming-Noten. Kalibriert nach der C-14-Methode und auf um +1360 datiert (siehe Analyse).
Wen es interessiert: der Grabstein der C-14-Datierungsmethode Blöss/Niemitz,"C-14-Crash" 1997.
Gruß und viel Spaß beim Treffen!
Jochen
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Ecki1
08.02.2001, 19:29
@ Uluwatu
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Dem kann ich mich nur anschliessen! Viel Erfolg auf dem Treffen! [owT] |
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sumima
08.02.2001, 20:02
@ Uluwatu
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Nicht traurig sein. |
Ich habe eine Digitalkamera, da gibt's dann zu dottore's Ausführungen die dazugehörenden Bilder im Web - dann kann es jeder begutachten.
dottore, vielen Dank für Deine Mühe. Das Treffen wird bestimmt einmalig.
Gruß,
sumima
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dottore
08.02.2001, 20:04
@ Jochen
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Re: Drachmen und C14 |
Aaah, Jochen, Du bist ja richtig gut drauf!
(Wie ich überhaupt oft das Gefühl habe, alle anderen wissen erheblich mehr als ich, der nun - objektiv - wahrlich nicht wenig weiß).
>hi dottore,
>>13. Großsilbermünzen aus Griechenland. Eine Oktodrachme (ca. 28 g) aus Abdera (frühes -5. Jh., dazu: eine halbierte) und eine weitere Halbierte aus Nordgriechenland (aus dem berühmten Assyut-Fund in Oberägypten).
>Ich habe mal gelesen, daß bestimmte"griechische" Tetradrachmen nur in Ägypten gefunden wurden. Weißt du denn was darüber? Finde ich nämlich merkwürdig, daß gewisse griechische Münzen nur in Ä gefunden wurden.
Exzellentes Argument. Bisher nicht entschieden. Die Kerle von Münzhistorikern können ja bis heute nicht erklären, wieso es den in die Alexanderzeit datierten Assyut-Hort im damals"münzlosen" Ägypten geben konnte. Es wird sogar die Theorie von einem"versprengten Soldaten" der Alexander-Truppen aufgetischt. Nur musste der dann sehr viel Silber (Gewicht) sehr weit schleppen, um es dann zu vergraben. Viele griechischen Münzen (Rätselprägungen) kann man bis heute nicht lokalisieren, z.B. die Mallos-Schoten und die"winged Carians". Das Problem ist in situ: Keiner weiß (weil Raub und Gangstertum), wo genau was ausgegraben wurde.
>>19. Chinesische Ming-Noten. Kalibriert nach der C-14-Methode und auf um +1360 datiert (siehe Analyse).
>Wen es interessiert: der Grabstein der C-14-Datierungsmethode Blöss/Niemitz,"C-14-Crash" 1997.
Blöss & Niemitz: Die beiden kenne ich natürlich allerbestens. Und ich hege keinen Zweifel an dem Gehalt ihrer Argumentationsketten. Aber wir reden hier von 640 und nicht von 1200 Jahren. Und da geht's noch grade.
>Gruß und viel Spaß beim Treffen!
Feigling! Komm' und höre! Komm' und schau! ;-)
Gruß und Danke, Jochen
d.
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dottore
08.02.2001, 20:08
@ Uluwatu
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Re: Bin echt traurig nicht mit dabei zu sein. Dottore Sie sind eine Wucht |
>Meine höchste Anerkennung!
Hi Uluwatu -
Kein Problem. Werde a) die Stücke hier optisch reinstellen (Hilfe, Uwe!) und b) kannst sie jederzeit bei mir betrachten oder ich komme Mal vorbei. Geht alles bequem in Koffer und Auto.
Und Danke für das Lob. Ich hab's halt Mal versucht,"through the ages" was zusammen zu tragen, weil ich mir a) sogar teure Stücke leisten konnte und b) auch billige als wichtig erkennen konnte.
Gruß und jederzeit bereit -
d.
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dottore
08.02.2001, 20:13
@ sumima
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Re: Nicht traurig sein. |
>Ich habe eine Digitalkamera, da gibt's dann zu dottore's Ausführungen die dazugehörenden Bilder im Web - dann kann es jeder begutachten.
>dottore, vielen Dank für Deine Mühe. Das Treffen wird bestimmt einmalig.
>Gruß,
>sumima
Yes, Sumima - ich habe obendrein so viel gescannt, was ich alles gar nicht mitbringen und zeigen kann. Aber das d o r t werden wir schon Mal so machen. Und ansonsten wird es hier in JüKüs Board alsbald eine Kolumne geben: Some interesting matters from history. Und die bestücke ich (mit Kommentar, denn der ist das Wichtigste!) ad Kalendas Graecas.
Lieben Dank und bis dann
d.
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Jochen
08.02.2001, 20:15
@ dottore
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Re: Drachmen und C14 |
>Aaah, Jochen, Du bist ja richtig gut drauf!
>(Wie ich überhaupt oft das Gefühl habe, alle anderen wissen erheblich mehr als ich, der nun - objektiv - wahrlich nicht wenig weiß).
Das ist ja wohl das Understatement des Jahres!
>>>13. Großsilbermünzen aus Griechenland. Eine Oktodrachme (ca. 28 g) aus Abdera (frühes -5. Jh., dazu: eine halbierte) und eine weitere Halbierte aus Nordgriechenland (aus dem berühmten Assyut-Fund in Oberägypten).
>>Ich habe mal gelesen, daß bestimmte"griechische" Tetradrachmen nur in Ägypten gefunden wurden. Weißt du denn was darüber? Finde ich nämlich merkwürdig, daß gewisse griechische Münzen nur in Ä gefunden wurden.
>Exzellentes Argument. Bisher nicht entschieden. Die Kerle von Münzhistorikern können ja bis heute nicht erklären, wieso es den in die Alexanderzeit datierten Assyut-Hort im damals"münzlosen" Ägypten geben konnte. Es wird sogar die Theorie von einem"versprengten Soldaten" der Alexander-Truppen aufgetischt. Nur musste der dann sehr viel Silber (Gewicht) sehr weit schleppen, um es dann zu vergraben. Viele griechischen Münzen (Rätselprägungen) kann man bis heute nicht lokalisieren, z.B. die Mallos-Schoten und die"winged Carians". Das Problem ist in situ: Keiner weiß (weil Raub und Gangstertum), wo genau was ausgegraben wurde.
Hatte mal in einer newsgroup eine Diskussion über sog."Fernhandelsmünzen" zur Karlszeit. Die sollten angeblich geprägt worden sein, um in fernen Ländern zu bezahlen. Das ist zwar Unsinn - wir prägen ja auch kein Geld extra fürs Ausland - aber Historiker und Wirtschaft = Paralleluniversum.
>>>19. Chinesische Ming-Noten. Kalibriert nach der C-14-Methode und auf um +1360 datiert (siehe Analyse).
>>Wen es interessiert: der Grabstein der C-14-Datierungsmethode Blöss/Niemitz,"C-14-Crash" 1997.
>Blöss & Niemitz: Die beiden kenne ich natürlich allerbestens. Und ich hege keinen Zweifel an dem Gehalt ihrer Argumentationsketten. Aber wir reden hier von 640 und nicht von 1200 Jahren. Und da geht's noch grade.
mit hängen und würgen:-)
>>Gruß und viel Spaß beim Treffen!
>Feigling! Komm' und höre! Komm' und schau!:-)
Muß arbeiten. Bin jung und brauche das Geld:-)
Thanx
Jochen
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dottore
08.02.2001, 20:57
@ Jochen
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Re: Drachmen und C14 |
>Hatte mal in einer newsgroup eine Diskussion über sog."Fernhandelsmünzen" zur Karlszeit. Die sollten angeblich geprägt worden sein, um in fernen Ländern zu bezahlen. Das ist zwar Unsinn - wir prägen ja auch kein Geld extra fürs Ausland - aber Historiker und Wirtschaft = Paralleluniversum.
Ja, das ist wahrer Quatsch.
>>Blöss & Niemitz: Die beiden kenne ich natürlich allerbestens. Und ich hege keinen Zweifel an dem Gehalt ihrer Argumentationsketten. Aber wir reden hier von 640 und nicht von 1200 Jahren. Und da geht's noch grade.
>mit hängen und würgen:-)
Erlaube bitte wenigstens das vorzutragen, denn wer zahlt schon für eine doofe C-14-Analyse freiwillig einen Tausender? Zumal ich nix davon habe, denn das war auch die traditionelle Datierung.
>Muß arbeiten. Bin jung und brauche das Geld:-)
Was machse denn? Kannste Mal was für mich machen?
>Thanx
>Jochen
Okay, Jochen, wir werden uns schon noch kennen lernen. The later the better. Aber bitte nicht erst 2030 - thats my deadline.
Aber - versprochen! - wenn ich mit Rat, Tat, Anwesen- oder Abwesenheit etwas für Dich tun kann - jederzeit und gern!
Gruß
d.
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dottore
08.02.2001, 21:05
@ JüKü
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Re: EW-Treff. Hier die Ausstellungsstücke: / SPRACHLOS!!!!!!!!!!!!!!! |
Ach, lieber JüKü, es war eine echt schwere Geburt. Es sollte ja nicht irgendwas"zeigen", sondern auch"weiter bringen". Nichts lehrt bekanntlich mehr als das Beispiel.
Theorie ist schon okay, aber wo bleibt die"Unterfütterung"?
Praktik, Praxis - that's the way the world works...
Plain evidence! And t h a n discussion.
Grüße!
d.
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Jochen
08.02.2001, 21:11
@ dottore
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Re: Drachmen und C14 |
>>Muß arbeiten. Bin jung und brauche das Geld:-)
>Was machse denn? Kannste Mal was für mich machen?
Wenn du mal unerlaubte Teile an deinem Auto legalisieren willst, gerne:-)
>Okay, Jochen, wir werden uns schon noch kennen lernen.
Wir haben in Aachen/Zeitenspringen schon ein Bier miteinander gekippt.
Dem Ingenieur war nix zu schwör:-)
>Aber - versprochen! - wenn ich mit Rat, Tat, Anwesen- oder Abwesenheit etwas für Dich tun kann - jederzeit und gern!
Vorsicht! Am Ende komme ich noch darauf zurück. Ist eigentlich der Knieper-Artikel per mail angekommen?
Grüßle
Jochen
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dottore
08.02.2001, 22:25
@ Jochen
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Re: Drachmen und C14 - sorry Jochen! |
>>>Muß arbeiten. Bin jung und brauche das Geld:-)
>>Was machse denn? Kannste Mal was für mich machen?
>Wenn du mal unerlaubte Teile an deinem Auto legalisieren willst, gerne:-)
>>Okay, Jochen, wir werden uns schon noch kennen lernen.
>Wir haben in Aachen/Zeitenspringen schon ein Bier miteinander gekippt.
>Dem Ingenieur war nix zu schwör:-)
>>Aber - versprochen! - wenn ich mit Rat, Tat, Anwesen- oder Abwesenheit etwas für Dich tun kann - jederzeit und gern!
>Vorsicht! Am Ende komme ich noch darauf zurück. Ist eigentlich der Knieper-Artikel per mail angekommen?
>Grüßle
>Jochen
Hi Jochen, so sorry, dass mir nicht gleich klar war, wer - und wie schön wir in Aachen zusammen hockten.
Danke für Deine herzhafte Mail und für den Knieper, den habe ich sofort ausgedruckt, aber noch nicht ganz genau durchforstet.
We'll see again, soon. Und Dank Dir auch ganz besonders für Deinen Kommenatr zum"Was las man..."-Beitrag.
Ich kann mich nur noch Mal entschuldigen und hoffe, bald in Deiner Gegend zu sein, um den ultimativen Trollinger zu leeren.
Grüßlesssimo zurück!
d.
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André
08.02.2001, 23:49
@ dottore
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Re: EW-Treff. Hier die Ausstellungsstücke: Danke! |
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Prima Zusammenstellung, danke, freue mich bereits auf die Exponate.
Fehlt nur noch John Locke und Casanovas Lotterielose zur"Sanierung" des französischen Staates.:-))
Grüße
André
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>Liebe Freunde, verehrte Damen, geehrte Herren,
>falls sich jemand vorab informieren möchte, das Folgende wird gezeigt. Detaillierte Interpretationen gern vor Ort.
>Also, falls es noch Unentschlossene geben sollte: Diese Dinge direkt vor Augen zu haben, sollte man sich nicht entgehen lassen - die vielen und sicher superguten Vorträge & Diskussionen schon erst Recht nicht.
>Ich bin nun schon lange in Sachen Treffs & Tagungen unterwegs. Aber was JüKü da beinander hat, das macht ihm so schnell keiner nach.
>Bis dann und Gute Anreise allen!
>d.
>AUSSTELLUNG von RARA und RARISSIMA zur Geld, Finanz- und Börsengeschichte anlässlich JüKüs EW-Treffs in Ochsenfurt.
>(Die Nummern sind auch neben den Exponaten mit diesem Text beschrieben. Diverses Weitere ist auch vorhanden, z.B. Herstatt-Aktie. Wer Lust & Laune hat, kann sich alles ab Nr. 1 ausdrucken und ist dann schon in der Materie drin.)
>
>1. Wie entsteht Geld als Forderung? Tontafel mit Keilschrift (nur Abb.). Altakkadisch (-2350 bis -2150). Über drei Anlieferungen von Getreide und einer weiteren von Mehl offenbar als Opfer oder Abgaben in Bronzegefäßen. Genannt sind Lieferant und Empfänger. Die Aufbewahrungsstelle (Lagerhaus, Tempel, Bank) konnte die Waren ausleihen (neben Getreide auch Metall, s.u.). So wurde aus der ersten Schuld (Abgabe) eine weitere (Kredit). Stützt Laums These vom Ursprung des Geldes aus dem Opfer.
>
>2. SENSATION! H&S-Theorie durch Fund bestätigt. Tontafel mit Keilschrift. Altbabylonisch (-1900 bis -1700). Spuren eines Siegelabdrucks. Festgehalten ist eine Ausleihung von 6 Shekel Silber. Als Sicherheit dienen 5 Äcker Land eines Kaufmanns. Urkunde ist datiert (Monat, Jahr). Zwei Zeugen sind genannt. Gläubiger ist ein Tempel (Bank), er kann sich solange aus der Erträgen des Feldes bedienen, bis der Schuldner das Silber zurückgelegt hat. Der Shekel (griech."siglos") wird auf 5,6 g Silber gesetzt (Gold: Silber damals 1: 13,3). Stützt die Heinsohn-Steiger-These vom Ursprung des Geldes aus belastetem Eigentum (das vor dem Kredit belastet werden musste).
>3. Wie entstehen Schuldner? Tontafel mit Keilschrift. Altbabylonisch (-1900 bis -1700). 15 Namen sind verzeichnet, die unterschiedliche Mengen Getreide an die"Nachbarschaft" (Genossenschaft?) abgeliefert haben, einer darunter zwei Mal. Ein einziger hat offenbar nichts abgeliefert, da er keine Forderung an die"Nachbarschaft" hat. Vorausgesetzt, dass die Verteilung des Landes in etwa gleich gewesen war, ein Hinweis, wie ein einzelner über eine Nicht-Gläubiger-Position in die eines Schuldners abgleiten kann.
>4. Wie wird Eigentum tradiert? Hüllentafel mit Keilschrift. Erbteilungsurkunde, altbabylonisch. Dazu Prof. Dr. Brigitte Groneberg, Hamburg:"Das Besondere... ist die Erbteilung zu Lebzeiten, die ihn (Erblasser) vermutlich in die Position eines Empfängers einer Leibrente von Seiten seiner Söhne setzte. Er beanspruchte... neben Lebensmitteln und einem Zugtier auch einen Sklaven mit dem schönen Namen ‚Mein Herr ist meine Lebenskraft' für seinen Unterhalt." Klar zu erkennen also: Die Entwicklung der Schuld aus der Sache.
>5. Wie wurde gebucht? Tontafel mit Keilschrift. Altbabylonisch. Sammelurkunde mit Angabe von Kaufvorhaben bzw. (verbliebene) Guthaben zweier Kaufleute."1 Shekel Silber, um Wolle zu kaufen, 40 Grän Silber (ca. 0,05 bis 0,06 g), um xxx zu kaufen, 1/6 Mine Silber (= 10 Shekel), um xxx zu kaufen. 2 Shekel Silber für Awak-tab, ½ Shekel Silber für Sin-nawir". Die Käufe und die offenbar jeweils noch verbliebenen Guthaben bzw. Forderungen sind gesammelt verbucht. Da Barkäufe (gegen Silber) nicht beurkundet werden müssen (konkludentes Handeln) und die Restguthaben (Dokumentierzwang!) frei verfügbar bleiben, ist dies eine Vorform der Banknote (bzw. einer Giralgeldbuchung oder eines Schecks).
>6. Älteste Buchhaltungslehre in deutscher Sprache. Der aus Ã-sterreich stammenden Heinrich Schreiber (latinisiert"Grammateus") ließ 1518/19 dieses"New kunstlich Buech" in Druck gehen, worin er zum ersten Mal die Kunst der doppelten Buchführung vorstellt:"Buechhalten durch Zornal, Kaps und Schuldbuch auff alle kauffmannschaft", dies mit zehn Regeln für Journal, Soll & Haben und Rechenbeispielen. Dieses Büchlein enthält auch ein kaiserliches Privileg - Vorgänger des heutigen Copyrights. Aber wie stand es um Kaufmannschaft, Buchhalten und Copyright damals schon?
>7. Ältestes gedrucktes deutsches Kaufmannsbuch. Unter dem Titel"Behende und hubsche Rechenung auf allen kauffmannschafft" druckte Konrad Kachelofen 1489 zu Leipzig das erste deutsche Kaufmannsbuch, das breitere Verbreitung fand. (Ein früherer Druck von Pfister Bamberg ist nur noch in einem Exemplar in Zwickau erhalten.) Autor war der aus Eger gebürtige Johann Widmann, der zu Leipzig als"Meister in den freyen Künsten" lehrte. Widmann war Mathematiker und erfand das Minuszeichen (einfacher Strich"-" anstatt des bis dahin üblichen m). Im Kaufmannsbuch behandelt er alle Rechenarten und Kalkulationen, hier: für Schiffs-, Schuh- und Heringgeschäfte.
>8. Die Buchhaltung der Medici-Bank zu Florenz. Mit Umschlag, in dem das gebundene Handelsbuch bis heute steckt - der Banquier trug es stets mit sich. Die Medici führten zwei Bankgeschäfte, den banco grosso (vor allem Wechselhandel) und den banco a minuto (Tagesgeschäft mit jedermann gegen Pfand, vor allem Edelsteine und Schmuck, siehe dazu die Montes de Pietà ). Die Geschäfte des banco a minuto wurden von Francesco di Guiliano de' Medici zwischen 1470 und 1525 festgehalten. Im hier gezeigten"libro mastro" sind die Geschäftsvorfälle durchgestrichen, sobald sie sich erledigt hatten.
>9. Der Borgia-Papst und die Leihhäuser. Alexander VI. gibt 1494 diesen Erlass zur Regelung der Geschäfte der Leihhäuser heraus. Sie hießen"montes pietatis" (Häufen der Frömmigkeit) und entstanden aus Zwangsanleihen italienischer Stadtrepubliken. Ihre eifrigsten Verfechter wurden die Franziskaner, die sich dadurch, das kirchliche Zinsverbot mit der Einführung"bescheidener Bearbeitungsgebühren" unterlaufend, eine gute Einnahmequelle verschafften, die von den Dominikanern erbittert bekämpft wurden. Diese"Montes" waren bis ins 19. Jh. üblich, wie eine Darstellung aus Paris zeigt.
>10. Die Buchhaltung der Welser 1499. Darin sehr schön die Summe von fl. 186, einmal ins Soll von Anton Welser, einmal ins Haben. Es kann also kaum die Rede davon sein, dass die Kaufleute erst durch den Druck des Luca Paccioli von 1484 ("Summa de Arithmetica") auf diese Kunst aufmerksam gemacht wurden (zweiter Druck erst 1523). Die Bücher führte übrigens der Chef Anton Welser höchst selbst!
>11. Und das Hamburger System im 17. Jh. Banco-Taler ("Portugalöser"). Die drei Stücke zeigen das Symbol des traditionellen Giralbankwesens. Das eingelieferte Metall wird genau gewogen, danach wird es in das Banco-Buch eingetragen. Über sein jeweiliges Guthaben verfügt der Gläubiger durch Abbuchen bzw. er stockt es auf durch Zubuchen.
>12. Gesamtschau der Girobanken im 17. Jh. (Venedig, Nürnberg, Amsterdam, Hamburg). In der Mitte die Leipziger Börse. Dort wurden aber keine Aktien gehandelt, sondern die aufgelaufenen Forderungen und Verpflichtungen an festgelegten Tagen"skontriert" und die Salden in bar ausgezahlt (ähnlich das System in der bedeutenden Handelsstadt Augsburg).
>13. Großsilbermünzen aus Griechenland. Eine Oktodrachme (ca. 28 g) aus Abdera (frühes -5. Jh., dazu: eine halbierte) und eine weitere Halbierte aus Nordgriechenland (aus dem berühmten Assyut-Fund in Oberägypten). Die ersten Münzen waren eindeutig Schwermünzen, was die These von der Einführung der Münzen zur"Erleichterung von Tauschvorgängen" widerlegt. Hätte man nicht mit Schwermünzen gearbeitet, wären auch Zerhackungen, um"Wechselgeld" zu haben, nicht notwendig gewesen.
>14. Entstehung von Gold- bzw. Elektronmünzen aus Nuggets. Die ältesten Goldmünzen in Lydien (Kleinasien) waren offenbar in halbrunde Münzen (ohne Prägung!) gegossene Nuggets. Die Münzen wurden anschließend geriffelt (um das Gewicht dem Standard anzupassen?) und nach einer Übergangszeit schließlich geprägt. Die ältesten Münzbilder sind Löwen und Stiere (auch Schildkröten, vgl. Aigina, Krebs, Ähren. Delphine usw.). Die Vorstellung das alte Wort für Geld"pecunia" habe etwas mit den Münzbildern zu tun, ist abwegig.
>15. Münzen des Kroisos (um -550). Der Lydierkönig beglückt uns gleich mit drei Neuerungen: Er baut die erste Affinerie, um die Elektronmünzen (siehe Löwenmünze von Milet) zu trennen; seine Goldstücke sind 99 % rein. Er schafft ein Münzsystem (Stater, 1/2, 1/3 und 1/12). Und er wertet ab (schwere Statere zu 10,8, neue leichtere - zwei daneben - zu 8,1 g). Die leichteren Statere wurden im Verhältnis 13,3: 1 in Silber-Statere umgerechnet. Die Abwertung macht deutlich, dass Kroisos einen ca. 20-%-Schuldenerlass anstrebte, von dem er selbst am meisten profitierte.
>16. So einfach geht aber Abwerten nicht - oder doch? Zunächst gibt's großes Wehgeschrei, wenn die Münze wertloser wird. Es erscheinen im parallelen 17. Jh. Druckorte wie"im großen Jammerthal" oder es wird vom"unaussprechlichen Schaden durch das Teuflische Geldverfälschen" geschrieben (so in der berühmten Flugschrift"Wachtelgesang" (der Ruf der Wachtel"Kipp-di-wipp" ist auf die"Kipper und Wipper" zu deuten). Doch wenig später beginnen bereits die Juristen, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie man mit den vor der Zeit der Abwertung kontrahierten Schulden umzugehen habe (was sich bis 1923 und 1948 ff. als Problem durchzieht). Die Frage, ob"ein Debitor... seinem Creditori nicht par nichts zu bezahlen verbunden..." wird"allen... s e l b s t Mangel leidenden Creditoribus jetziger Zeit" mit nützlichen Tipps beantwortet.
>17. Attische Münzen, die berühmten"Eulen" (-5. und -4. Jh.). Athen vermünzte das Silber der Bergwerke von Laurion und finanzierte dadurch Kultur (Parthenon) und Vormachtstellung. Als die Spartaner siegreich anrückten, wurde die Athena-Statue des Phidias eingeschmolzen. Das kleine Goldstück (im attischen Silberstandard absolut ungewöhnlich!) stammt aus dieser Operation. Danach kam es nur noch zu Notprägungen mit kaum sichtbarem Münzbild. Der Niedergang ist bestens sichtbar.
>18. Römisches Aes Grave (angeblich vor -280). Römische Kupfermünze (Münzbild in Anlehnung an Silberstücke). Aes Grave (schweres Erz) sollen die ältesten römischen Münzen sein, was das"Tauschen" mit Hilfe von Münzen noch mehr zum Märchen macht. Denn die Hausfrauen gingen schwerer bepackt zum Markt als sie von dort zurückkehrten. Vermutlich handelt es sich bei dem"Aes Grave" jedoch nicht um"frühes" Geld (zumal Rom sein Cu aus Sardinien importieren musste), sondern um Notprägungen (Güsse) in den Punischen Kriegen.
>19. Chinesische Ming-Noten. Kalibriert nach der C-14-Methode und auf um +1360 datiert (siehe Analyse). Die Noten waren nicht aus Papier, sondern aus einer Baumrinden-Maische fabriziert. Sie zeigen ihren"Gegenwert" in Bronze-Münzen an (sog."Käsh-Schnüre"). Verhältnis Silber: Kupfer ca. 1: 280. Wer das"Geld" nicht akzeptierte, so der Text, wurde gehenkt. Diese Noten wurden bis heute in alten Buddha-Statuen gefunden - offenbar hatten sie Bann-Charakter.
>20. Das Liberalitas-System der Imperatoren. In Rom kamen Münzen über das staatliche Bergbausystem bzw. den Ablieferungszwang von Edelmetall via Fiscus und vor allem über die Besoldungen in Umlauf. Auch der kleine Mann wurde von den Cäsaren bedacht: Auf speziellen Prunksitzungen übergaben die Herrscher den Bewohnern Roms Geldstücke und verewigten diesen Großmut ("liberalitas" = Freigiebigkeit) auf Münzen. In der späteren Phase (+ 4. Jh.) wurde die Geldstücke vom auf der Quadriga durch die Stadt preschenden Herrscher unters Volk geworfen - wie heute beim Kölner Karnevalszug die"Kamelle" (seltener 1,5-Solidus von Constanz II. um +340).
>21. Ältester Münzverruf und zugleich älteste Abbildung von Münzen in einem Druck (um 1484). Die Obrigkeit macht auf gefälschte Gulden aufmerksam, sonderlich solche von Göttinger Münzern, die ob ihrer Schandtaten bereits dem Feuer übergeben wurden. Beim großen Münzwirrwarr kannte sich der einfache Mann mit den Geprägen ohnehin nicht mehr aus, vgl. die um den Druck gruppierten unterschiedlichen Gepräge der Zeit um 1500.
>22. Hinrichtung eines Goldmachers. Eine Spezialität beim Versuch, der Warengeldvermehrung, war das sog."Goldmachen", dem sich zunächst auch der Alchemist (= Chemiker) J.G. Böttger (1682-1712) hingegeben hatte. Am 23. August 1709 wurde im preußischen Küstrin sein erfolgloserer Zeitgenosse, der Goldmacher Graf Cajetan hingerichtet. Das Blatt beschreibt ausführlich Schandtat und Szene und lässt nicht unerwähnt, das Cajetan an einem"mit güldenem Lehm... beschlagenen Balcken" gerichtet wurde.
>23. Sigismund der Münzreiche, das große"Berggeschrei" um 1500 und die zweite Einführung von silbernen Großmünzen. In den Jahren 1484/6 beginnt der Tiroler Herzog die Silbergruben im Inntal auszubeuten und beleiht kommende Erträge seiner Münze, die als Guldengroschen (später Taler) pari zum Goldgulden steht. Drei Münzen zeigen ihn als Herzog und Ritter. Die Goldstücke daneben sind zwei venezianische Dukaten des 15. Jh. (fast Parität), dazu ein"gefüttertes" Stück, also eine Fälschung.
>24. Erste Währungsdebatte in Deutschland. Der berühmte sächsische Münzstreit, hier in der Eröffnungssalve aus der Feder des Albertinischen Schreibers, der für die Beibehaltung der soliden ("überwürdigen") Münze plädiert, gegen Inflationismus (noch dazu als Steuerersatz!), gegen die Verwechslung von Geld und Kapital, gegen die Vorstellung, Kaufleute würden die Menschen arm machen ("sondern dein hoffart und vorwitz macht dich arm"). Dazu Münzen aus Sachsen, der Grafen Schlick und des Albrecht von Brandenburg. Die Darstellung der Fabrikation von Münzen ist falsch! (Wahrung des Geschäftsgeheimnisses).
>25. Verlust und Gewinn beleihungsfähiger Aktiva. VERLUST: Eine Urkunde von 1174 des Wilhelm von der Champagne, Bischofs von Chartres, eines engen Freundes von Thomas Becket, der 1170 im Dom von Canterbury erstochen wurde. Die Urkunde bestätigt vor Zeugen den Verkauf eines Grundstücks durch einen (verstorbenen) Harnischmacher, dessen Neffe es eigentlich erben sollte. Die Urkunde ist echt, der Vorgang selbst frei erfunden. Die Kirche erschwindelte sich mit solchen Dokumenten Reichtümer in Massen. Aber: Sie war die"Tote Hand", das Grundstück war damit der Beleihungsmöglichkeit entzogen. GEWINN: Im kalifornischen Goldrush wird auch neues Grundeigentum geschaffen. Die Urkunde von 1858 bestätigt, dass der berühmte John A. Sutter 640 Acres (= 260 ha)"Gold lands" abgetreten habe, das anschließend an eine Firma für 200.000 Dollar verkauft wurde. Das Dokument ist echt, der Vorgang komplett gefälscht. Immerhin ist das Land dadurch fungibel und beleihungsfähig geworden.
>26. Inflation und Deflation, dieses Mal eine wenig anders. INFLATION: * Handschriftliche Preisliste aus Nürnberg 1632 (Dreißigjähriger Krieg). Durchscheinend der wahre Kern der Inflation: Es gibt weniger zu kaufen. Oben ein großer Kreis, links unten ein kleiner. Abgebildet jeweils der Umfang eines Laib Brotes, der (um 6 Pfennig) verkauft wurde. *"This Intended Bills" eröffnen die große Inflation in den englischen Kolonien in der ersten Hälfte des 18. Jhs., danach Wirtschaftskrise, Deflation und Revolution! * Französische Assignaten frisch vom Druckstock (Staatspapiergeld, durch"nationale Domänen" besichert - nur leider konnte niemand in die enteigneten Güter vollstrecken). * Schuldverschreibung der Stadt Schleswig vom 1. 8. 1923 über 1 Million Mark. Das Schreiben (Drucken lohnte sowieso nicht) war teurer als der erlöste Gegenwert und am ersten Zinstermin bereits komplett wertlos). Und Billionen waren nur einseitig bedruckt, weil das Rückseitenbedrucken zu teuer gewesen wäre. DEFLATION: * Eine der bekannten"Kredit ist tot"-Darstellungen:"Wer nur aus Übermuth kaufft und führt Häuser auf, Borgt Geld auf Zinß darzu, nach heutger Zeiten Lauf, der wird bald am Credit- und Schulden-Fieber matt, biß alle Prahlerey ein schimpflichs Ende hat." * Die Rede des französischen Königs zur Eröffnung der Generalstände, Versailles, 5. Mai 1789:"La dette de l'Etat, dejà immense à mon avénement au trône, s'est encore accrue sous mon règne...". * Ein Kollektiv aus Versteigerungen (über Aktien oder Lotterielose) überschuldeter Häuser, Güter, usw. aus der Deflation in den 1840er Jahren. Und das bekannte Deflationsheilmittel: * Das Freigeld, alias der"Tauscher" oder"Warengutschein", der sich selbst entwertet. Silvio Gesell!
>27. Die Hatz auf die"Reichen". Die Systemprofiteure in gleicher Darstellung (Bauch voller Gold und Geld), einmal als jemand, der aus Gold Papier machen kann, ein zweites Mal als jemand, der den Arbeiter ausbeuten darf, Agitation gegen die Finanzleute, die sich der Bank von England bedienen und gegen den Kapitalisten mit semitischen Zügen. Beides geht auf Martin Luther zurück, der massiv gegen Kapital und Juden agitierte. Und aus dem 16. Jh. in Nürnberg stammt auch die Plakette, die sich Almosenempfänger ans Gewand nähen mussten - der Vorgänger des"Judensterns".
>28. Börsen & Bubbles. Aktiengesellschaften existierten schon in der Antike. Cicero:"Partes illo tempore carissimae". Die AG's erlebten ihre Wiedergeburt durch die Bank zum Hl. Georg im 14. Jh. (ex Staatsbankrott Genua), die Amberger Zinngesellschaft (keine fungiblen Titel), bis dann mit den großen Handels-Compagnien zu Beginn des 17. Jh. die moderne AG entstand (reines Risikokapital, kein Gläubigerschutz, börsennotierte Papiere). Der bunte Reigen in einigen Highlights:
>· Das Gesetz ("Octroy") der Generalstaaten für die Westindische Compagnie, erlassen 1621, gedruckt 1624; Reste der Gesellschaft noch heute in den niederländischen Besitzungen vor Südamerika, z.B. Curacao.
>· Das älteste Buch über die Börse. Der aus der Provinz Corduba stammende Gelegenheitsdichter José de la Vega (1650-92) war mit seinem Vater in die Niederlande gekommen und verfasste dort seine"Confusion de Confusiones" (Verwirrung der Verwirrungen) in Form eines Dialogs zwischen einem Aktionär, einem Philosophen und einem Kaufmann. Erschienen 1688, noch in fünf Exemplaren erhalten. Beschreibt alle damaligen Geschäfte, die den heutigen in nichts nachstanden (Termingeschäfte, Leerverkäufe, Optionshandel). Seine wichtigste Regel:"Die Börsengewinne sind wie Koboldschätze: bald sind sie Karfunkelsteine, bald Kohle, bald Diamanten, bald Kiesel, bald Morgentau, bald Tränen."
>· Der Tulpenschwindel. Ab 1635 begann dieser Mega-Bubble, als die längst bekannten Tulpen von einem Virus befallen zu extrem gesuchten"geflammten" Exemplaren mutierten. Makler zogen von Ort zu Ort und verkauften - auf Termin. Die teuerste Zwiebel"Semper Augustus" erreichte den Wert eines Stadthauses. Kursliste mit Preisen in damaligen Gulden (Kaufkraft heute: Ca. 200- bis 300fach). Das Tulpenfieber war noch im 19. Jh. Thema von Abhandlungen (hier eine aus Hamburg). Im Anfang 1637 folgenden großen Crash verlor auch Rembrandt sein gesamtes Vermögen.
>· Der Südsee- und Mississippi-Schwindel. In der großen Disinflation nach dem Tode Ludwigs XIV. 1715 kam es in Paris und London zu zwei gewaltigen Exzessen: In Aktien der Compagnie des Indes, einem Bank- und Staatsmonopol mit fantastischem Kolonialbesitz am Mississippi ("Lousiana"); in Aktien der Company of Merchants Trading to the South Seas (= nichtspanisches Südamerika plus Pazifik). Die Aktien erreichten mehrere tausend Prozent Kursgewinn. Dazu kamen in London irrwitzige Haussen in Papiere, die alle möglichen Geschäfte versprachen: Wassermaschinen, Walfang, Banken, Rosenversicherungen, Seefahrtstickets, usw. Auch eine Gesellschaft war darunter,"deren Geschäftszweck erst noch bekannt gegeben wird". Hier: Register mit Bilanz der Mississippi-Gesellschaft, eine"Aktien-Directrice", der hektische Aktienhandel in der Pariser Rue de Quincampoix (nahe heutigem Center Pompidou), ein Spottblatt auf den Südseeschwindel, ein Kartenspiel, wo auch eine Gesellschaft für den Leinenhandel mit Harburg erscheint.
>· Spottmedaille auf den Aktienwahn. Auch in Deutschland (Hamburg!) wurde mitgezockt und alles verloren. Der Zocker betrachtet die Papiere unter dem Vergrößerungsglas:"Dass sich die Klügsten auch (recte: durch!) die Geldsucht lassen blenden". Auf der Rückseite verzweifelte, erhängte, ertränkte, am Bettelstab gehende Zocker:"Das Blatt hat sich gewend... Betrug, ein schreckensvolles End."
>· Die schönste Aktie aller Zeiten. 1746 wurde eine"Real (Königliche) Compania de San Fernando" für den Handel mit Südamerika in Sevilla gegründet, dem spanischen Monopolhafen (Archiv bis heute u.a. Hauptquelle für Schatztaucher). Prachtvoller hochbarocker Kupferstich auf Pergament mit religiösen, mythischen und aktuellen Szenen. Papiergedecktes Siegel (links, mit Scherenschnitt).
>· Aktie der Bank of England. Datierter Transfer (die Aktien existierten nicht in realen Stücken) von 1776, Kurs 142 ¼."Interest or Share in the Capital Stock and Funds..."
>· "Der Actien-Mann auf seiner Reise durch Sachsen". Aus den 1840er Jahren. Ein IPO-Händler zieht durch die Lande, die erste Gründerwelle rollt, vor allem für Eisenbahnen. Der Text rät:"Der schnell Entschlossene aber trage / Die Actien längstens fünf, sechs Tage."
>· "Le Dieu d'aujourdhui" - der Gott von heute. Eine junger Mann betet den Börsentempel an - aus der Zeit Napoleons III. um 1860. Und was hat sich gegenüber heute verändert?
>· André Kostolany war immer Haussier? MITNICHTEN. Er schreibt:"Meinem Freund und lieben Kollegen Dr. Paul C. Martin in Erinnerung an meinem ersten Börsencoup 1930: HOLFRA von 165 bis 0,50. Mit herzlichen Grüßen Ihr André Kostolany."
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